Paris
[* 2] zurück und trat in die
Kriegsschule. Nach dem
Ausbruch der
Revolution (1791) begab er sich nach
Koblenz
[* 3] zum Condéschen
Korps, ging nach dessen
Auflösung nach
Florenz,
[* 4] später nach
Venedig
[* 5] und kehrte erst nach dem
Sturz der Schreckensherrschaft
nach
Paris zurück, wo er
Chef der ersten Abteilung im
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten wurde.
Doch nahm er bald seine Entlassung. Des Einverständnisses mit den Ausgewanderten verdächtig, entging er mit Mühe der
Haft
und lebte eine Zeitlang verborgen in
Marseille.
[* 6]
Nach dem 18.
Brumaire ward er
Professor der Geschichte an der
Kriegsschule zu St.-Germain. Er schrieb:
»Histoire générale de
la diplomatie française depuis la fondation de la monarchie jusqu'au 10 août 1792« (Par.
1808, 6 Bde.; 2. Aufl. 1811, 7 Bde.).
Da die
Regierung unangenehme Enthüllungen fürchtete, verlieh sie Flassan dafür, daß er das Werk nicht bis zum ersten
PariserFrieden fortsetzte, eine
Pension von 12,000
Frank. 1814 begleitete er die französische Gesandtschaft
zum
Wiener Kongreß, und die
Frucht seiner Anwesenheit in
Wien
[* 7] war die
»Histoire du congrès de
Vienne« (Par. 1829, 3 Bde.),
ein ziemlich oberflächliches Werk von geringem geschichtlichen Wert. Flassan starb in
Paris.
HeinrichTheodor,
Historiker, geb. zu Tanneberg bei
Nossen, besuchte 1840-1845 die
Fürstenschule in
Meißen,
[* 8] studierte in
Leipzig
[* 9]
Philologie und namentlich unter
Wachsmuths Leitung Geschichte, ward 1850 als
Gymnasiallehrer in
Plauen
[* 10] i. V. angestellt und wirkt seit 1866 als
Professor an der
Fürstenschule zu
Meißen.
Sein Hauptwerk
ist die Umarbeitung und Fortsetzung (bis 1866) von K. W.
Böttigers »Geschichte des Kurstaats und
KönigreichsSachsen«
[* 11] (neue
Aufl., Gotha
[* 12] 1867-1873, 3 Bde.). Das
Werk ist durch die Bearbeitung Flathes zum großen Teil ein neues geworden, das den
Stoff nicht vom partikularistischen,
sondern vom allgemein deutschen Standpunkt aus auffaßt und auf
Grund sorgfältiger Quellenforschung ein treues
Bild der politischen
Ereignisse und Zustände
Sachsens gibt. Er schrieb ferner: »Allgemeine
Weltgeschichte« (2. Aufl., Leipz. 1883),
»Das
Zeitalter der
Restauration und
Revolution
1815-1851« (in
Onckens »Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen«, Berl.
1883) u. bearbeitet in der von der Groteschen Verlagshandlung herausgegebenen »Allgemeinen
Geschichte« die Neuzeit.
(spr. flätt-hedds,»Flachköpfe«,
Selish), nordamerikan. Indianerstamm, westlich von den
Rocky Mountains am obern
Oregon und dessen Nebenflüssen
wohnhaft, östlich von den
Pend d'Oreilles. Sie werden als friedliebend und fleißig geschildert. Zu
Bitter Root Valley in
Montana, südlich vom
FlatheadLake, haben sie eine
Reservation mit einer von katholischen
Missionären geleiteten
Schule.
Ihre
Zahl betrug 1883 nur noch 1400. EineGrammatik ihrer
Sprache
[* 13] schrieb der
Jesuit G. Mengarini.
Vgl.
Hale,
Ethnography and philology of the
United States exploring expedition (Philad. 1846).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Marienwerder,
[* 14] zwischen drei
Seen an der Glumia und an derLinieSchneidemühl-Konitz-Dirschau der Preußischen Staatsbahn, hat ein
Amtsgericht, ein
Schloß mit
Park und
Tiergarten, eine evangelische
und eine kath.
Kirche sowie eine kath. St. Rochuskapelle, eine
Synagoge, eine Maschinenfabrik, Bierbrauerei,
[* 15] ansehnliche Tischlerei
und (1885) 3883 Einw. (darunter 1400 Katholiken und 530
Juden). Flatow bildet eine zum preußischen
Kronfideikommiß gehörige
Herrschaft mit großen Waldungen, deren
Nießbrauch immer dem nach dem
Kronprinzen der
Krone am nächsten
stehenden
Prinzen zusteht.
einer der obersten Innzuflüsse rechterseits, entsteht aus der Vereinigung des Berninawassers
mit Gletscherbächen der Berninagruppe.
Der Berninabach entsteht in dem kleinen
LagoNero auf der
Höhe des
Berninapasses, nimmt
den Abfluß des
Morteratschgletschers auf, durchbraust in der
PuntOta
(Pontresina) eine Felsenspalte, vereinigt sich gleich
nachher mit dem Rosegbach und nimmt alsdann für die kurze
Strecke seines Unterlaufs den
Namen an. Er mündet
bei
Samaden, 1724 m ü. M.
(spr. flobähr),Gustave, franz. Romanschriftsteller, geb. zu
Rouen
[* 21] als der Sohn eines angesehenen
und vermögenden
Arztes, studierte anfangs ebenfalls
Medizin, ging dann aber, seiner
Neigung folgend, zur
Litteratur über und verlegte sich mit
Eifer auf poetische
Arbeiten, wobei ihm besonders
VictorHugo und
Byron zum Vorbild dienten.
Dieser romantischen
Richtung später entsagend, wandte er sich der entgegengesetzten Seite zu, indem er nun das wirkliche
Leben auf das sorgfältigste darzustellen suchte.
Ein Ergebnis dieser Bestrebungen war der
Roman
»Madame Bovary« (1847; deutsch, Stuttg. 1858),
der ungemeines
Aufsehen machte und in der That als bahnbrechend für die ganze spätere naturalistische
Schule der
Goncourt,
Zola etc. bezeichnet
werden muß. Es ist die lamentable Geschichte einer »Unverstandenen« der
Provinz, welche der Dichter mit unerbittlicher Naturtreue und einer so überlegenen
Kälte und
Ironie erzählt,
daß dadurch die tragikomische, sentimental-
¶
mehr
bitterliche Wirkung noch erhöht wird. Ein besonders effektvolles, etwas gewagtes Kapitel des Romans gab Anlaß zu einer strafgerichtlichen
Verfolgung, aus welcher der Dichter indessen siegreich hervorging. Bald darauf machte Flaubert eine Reise nach Tunis, wo er die Anregung
und den Stoff zu dem historisch-archäologischen Roman »Salammbô« (1862; deutsch, Frankf. a. M.
1863) empfing, der im großen Publikum wenig Anklang fand, die Kritik dagegen vielfach beschäftigte.
Gegenstand desselben ist der Aufstand der Mietstruppen gegen Karthago
[* 23] zur Zeit Hamilkars, des Vaters von Hannibal, und das Ganze
eine Schilderung des innern und äußern Wesens der alten Punierstadt, mit glänzender Pracht entworfen, aber doch ohne wirkliches
Leben. Späterhin erschienen: »L'éducation sentimentale. Histoire d'un jeune homme« (1869),
ein noch trostloserer Roman als
»Madame Bovary«, der auf das Publikum einen geradezu unheimlichen Eindruck machte;
Ein politisches
Schauspiel von Flaubert: »Le
[* 24] Candidat«, war auf dem Vaudevilletheater 1874 ohne
allen Erfolg vorübergegangen. Durch diese wiederholten Enttäuschungen verbittert, auch vom Gang
[* 25] der politischen Dinge niedergedrückt,
zog sich in die Einsamkeit auf seine Besitzung Croisset, unfern Rouen, zurück und schrieb noch den menschenfeindlichen
und unerquicklichen satirischen Roman »Bouvard et Pécuchet« (1880), nach
dessen Vollendung er starb. Flaubert war bei allen Absonderlichkeiten eine hochbegabte und vornehme Dichternatur,
dabei von edlem Charakter und seltener Originalität; sein Stil ist durchaus gefeilt und oft klassisch-musterhaft. Eine Gesamtausgabe
seiner Werke erschien 1885 in 8 Bänden.