von schwefelsaurem oder phosphorsaurem Ammoniak. Doch dürfen solche Gewebe wegen der Zersetzbarkeit der genannten Salze nicht
in höherer Temperatur geglättet werden. Ist letzteres nicht zu umgehen, so benutzt man eine Lösung von 1 Teil wolframsaurem
Natron in 5 Teilen Wasser mit 3-4 Proz. phosphorsaurem Natron. Die gewaschenen Stücke werden in die Lösung
eingetaucht und ausgewrungen. Soll die Wäsche gestärkt werden, so setzt man die Lösung der Appreturmasse hinzu.
Das Mittel verändert selbst die zartesten Farben nicht, macht sich überhaupt in keiner Weise bemerkbar; aber die damit getränkten
Stoffe verkohlen in einer Flamme, ohne sich zu entzünden. Patera empfiehlt für feinste Stoffe und zarte
Farben eine frisch bereitete Lösung von 3 Borax und 2,5 Bittersalz in 20 Wasser (welche mit der erforderlichen Menge Stärkemehl
zu versetzen ist). Die Stoffe werden damit getränkt, zwischen Tüchern ausgewrungen und dann getrocknet.
Für gröbere Stoffe eignen sich Mischungen von schwefelsaurem Ammoniak und Gips in verschiedenen Verhältnissen,
als Holzanstrich eine Mischung von 33,3 schwefelsaurem Ammoniak, 66,6 Gips und 100 Wasser. Holz imprägniert man mit Alaun, Eisenvitriol,
Borax, Wasserglas oder streicht es mit einer heiß gesättigten Lösung von 3 Teilen Alaun und 1 Teil Eisenvitriol, worauf man es
mit einer Mischung von verdünnter Eisenvitriollösung und Töpferthon streicht.
Vgl. Versmann u. Oppenheim,
On rendering fabrics noninflammabe (Lond. 1859);
(lat.), eine in spätrömischer Zeit bei einzelnen Reiterregimentern übliche
Fahne von gelber Farbe, die an einem Querholz an der Fahnenstange hing und unten flammenartig gezackt war.
(spr. flämmstid), John, Astronom, geb. zu Derby, ward durch Sacroboscos Buch »De sphaera« dem Studium
der Astronomie zugeführt. Seit 1668 Observator zu Derby, seit 1674 in London, ward er hier mit Newton und
Halley näher bekannt und 1676 vom König Karl II. zum Astronomen auf der neuerrichteten Sternwarte zu Greenwich ernannt, wo
er starb. Flamsteed eröffnete seine Laufbahn mit einer wichtigen Abhandlung über die Bestimmung der Zeitgleichung.
Seine »Historia coelestis britannica« (Lond. 1712, 2 Bde.;
nach seinem Tod in vervollkommter Gestalt von Halley herausgegeben, das. 1725, 3 Bde.)
enthält ein Verzeichnis von 2848 Fixsternen. Auf diese Grundlage folgte der große »Atlas coelestis« (Lond. 1729, mit 25 Karten,
und 1753, mit 28 Karten, von dem Fortin eine kleinere Ausgabe (Par. 1776) besorgte.
Vgl. Baily, Account of
Flamsteed (Lond. 1835, Suppl. 1837).
(vläm. Vlaenderen, span. Flandes), ehemalige niederländische
Grafschaft an der Nordsee, welche an Zeeland, Brabant, Hennegau, die Picardie und Artois grenzte (welch letzteres aber seit langer
Zeit im Besitz der Grafen von Flandern war) und jetzt teils zu Belgien (nämlich das ehemalige österreichische
Flandern, gegenwärtig die zwei Provinzen Ostflandern und Westflandern bildend, s. unten), teils zu Holland (der südliche Teil der
Provinz Zeeland, das sogen. Staatsflandern, mit den Städten Sluys, Hulst, Axel etc.), teils zu Frankreich gehört, wo es einen
Teil des jetzigen Departements Nord bildet
und in Seeflandern, vom Meer bis zur Lys (mit der Hauptstadt Cassel),
und Wallonisch-Flandern, von der Lys bis zur Scarpe (mit der Hauptstadt Lille), zerfiel. Die spätere französische Provinz Flandern umfaßte
dazu noch die Landschaften Cambrésis und Hainaut.
Die belgische Provinz Ostflandern (s. Karte »Belgien«) begreift den östlichen Teil der ehemaligen österreichischen
Grafschaft Flandern, grenzt gegen N. an die niederländische Provinz Zeeland (Staatsflandern), gegen O. an Antwerpen und Südbrabant,
gegen S. an Hennegau und gegen W. an Westen-Flandern und umfaßt ein Areal von 3000 qkm (54,5 QM.). Das Land ist ganz eben, fast
waldlos und wird von der Schelde durchflossen, welche hier rechts die Dender, links die Lys aufnimmt.
Kanäle führen von Gent nach Brügge, nach Damme und nach Terneuzen (Kanal von Sas). Das Klima ist feucht, aber gesund und der Vegetation
sehr zuträglich. Die Zahl der Einwohner betrug Ende 1884: 915,464; in Bezug auf die Dichtigkeit der Bevölkerung (305 auf 1 qkm)
nimmt die Provinz die zweite Stelle in Belgien ein. Obwohl der Stand der Volksbildung sich seit zwei Jahrzehnten gehoben hat,
ist derselbe niedriger als in den übrigen Provinzen, da 1880 von den Personen über 7 Jahren nur 62 Proz. des Lesens und Schreibens
kundig waren.
Dagegen ist die Zahl der Mitglieder geistlicher Körperschaften (1880: 6066) die höchste im Königreich.
Der Boden, von dem 77,5 Proz. aus Sand, 16,4 aus Lehm bestehen und 6 Proz. Polders sind, ist durch Spatenkultur und vortreffliche
Düngung ungemein fruchtbar. Außer Getreide werden Ölpflanzen, Krapp, Tabak, Hopfen, Futterkräuter, Hülsenfrüchte, Gartenfrüchte,
Kartoffeln und Blumen in Menge gebaut. Besonders aber ist die Flachskultur sehr vollkommen, mit der sich
vorzugsweise das Nordostviertel der Provinz zwischen Antwerpen und Gent, das sogen. Land von Waes, beschäftigt.
Letzteres war zur Zeit der Bürgerkriege nur dürre Heide, ist aber jetzt eine der bestkultivierten Gegenden Europas. Die Viehzucht,
besonders die des Hornviehs, steht in schönster Blüte. 1880 zählte man 29,819 Pferde, 215,408 Stück
Rindvieh, 37,452 Schafe, 107,406 Schweine. Die Pferde sind groß und schwer, aber nur zum Ziehen geeignet. Andre Produkte sind:
Geflügel, Wild (nur Hasen), Fische, Bienen;
Thonerde, Torf. Ostflandern ist der Sitz der vollkommensten Flachsspinnerei und Leinwandweberei
in Europa;
Märkte für den Absatz der Leinwand sind hauptsächlich St.-Nicolas, Lokeren, Eecloo und Gent.
Letztere
Stadt ist zugleich Hauptsitz der belgischen Baumwollspinnerei. Die Tuchfabriken liefern meist grobe Ware (z. B. den sogen.
Waerschoot); zahlreich sind die Papierfabriken, Gerbereien, Branntweinbrennereien, Ölmühlen, Hutfabriken, Zucker- und Salzraffinerien,
Spielkarten-, Stärke- und Wachsfabriken etc. Die Ausfuhr besteht in Getreide, Vieh, Öl, Leinwand, Spitzenzwirn,
baumwollenen Waren, Leder, Papier, Wachs und chemischen Fabrikaten. Die Provinz Ostflandern wird in sechs Arrondissements: Gent, Alost,
St.-Nicolas, Oudenaarde, Termonde u. Eecloo, eingeteilt. Die Hauptstadt ist Gent.
Die Provinz Westflandern, die westlichste des Königreichs, enthält den westlichen Teil der ehemaligen österreichischen Grafschaft
Flandern, grenzt im N. an die Nordsee, im O. an die niederländische Provinz Zeeland und an Ostflandern, im SO.
an Hennegau, im S. und W. an Frankreich und im NW. an die Nordsee. Der Flächenraum beträgt 3235 qkm (58,7 QM.). Das
Land wird von der Schelde, Lys und Yperle durchflossen, im N. von dem Kanal, welcher Gent und
mehr
Brügge mit Ostende und Nieuport verbindet, und einem andern Kanal, der von Gent nach der Schelde (Terneuzen) führt, durchschnitten.
Längs der Küste zieht sich eine zum Teil mit Fichtenwald bedeckte Reihe von 16-20 m hohen und 1300-2000 m breiten Sanddünen
hin. Das Klima ist unbeständig und erzeugt sehr häufig Wechselfieber. Die Einwohner, deren Zahl Ende
1884: 714,785 (221 auf 1 qkm) betrug, stehen auf einer etwas höhern Bildungsstufe als in Ostflandern. Die Kanäle und das
die Äcker und Wiesen umschließende Laubholz und Heckengewächs mildern den einförmigen Charakter der flachen Landschaft und
geben ihr das Ansehen eines Gartens. 42,2 Proz. des Bodens bestehen aus Sand, 36,3 aus Lehm, 21,4 Proz. sind
Polders.
Der Getreidebau ist ergiebig, dennoch sind Kartoffeln die Hauptnahrung des Landmanns. Der Flachs gerät vortrefflich, besonders
um Courtrai und Menin, ebenso der Hopfen (um Poperinghe) und Tabak. 1880 zählte man 29,736 Pferde, 185,888 Stück Rindvieh, 22,944
Schafe, 86,931 Schweine. Der treffliche Wieswachs fördert eine vorzügliche Rindviehzucht, besonders um
Furnes; viel Butter (besonders von Dixmuyden) wird ausgeführt. Bedeutend ist auch die Geflügelzucht (Kapaune von Brügge).
Die Strandbewohner treiben starke Fischerei, besonders um Ostende (hier Austernzucht), Nieuport, Blankenberghe und La Panne.
Den Holzmangel ersetzt Torf. Garnspinnerei, Leinwandweberei und Bleicherei sind auch hier die Hauptgegenstände
der Industrie; ferner Damastweberei, Spitzenklöppelei, Fabrikation von Woll- und Baumwollwaren, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei,
Gerberei, Färberei, Seifensiederei, Salzraffinerie, Schiffbau etc. Der Handel ist wegen der günstigen Lage der Provinz an der
See bedeutender als in Ostflandern; insbesondere ist Ostende in dieser Beziehung ein wichtiger Platz geworden. Die Ausfuhr besteht
in Getreide, besonders Weizen und Roggen, Hülsenfrüchten, Vieh, Butter, Leinwand, Zwirn, Spitzen, Tabak, Hopfen, Leder, Rüböl, Baumwollfabrikaten
etc. Westflandern zerfällt in die acht Arrondissements: Brügge, Ostende, Ypern, Furnes, Courtrai, Rousselaere (Roulers), Thielt und
Dixmuyden. Die Hauptstadt ist Brügge.
[Geschichte.]
in ältester Zeit von belgischen Stämmen, Morinern, Atrebaten und Menapiern, bewohnt, gehörte
nach deren Unterwerfung durch Cäsar zu der römischen Provinz Belgica secunda. Nachdem das Land unter die Herrschaft der Franken
gekommen war, bildete die Lys, ein Nebenfluß der Schelde, die Grenze zwischen Neustrien und Austrasien, und auch nach der Teilung
von Verdun 843 ward noch lange der nördliche und südwestliche Teil Flanderns, obschon vorzugsweise
deutsch, zu Frankreich, der südöstliche aber, obschon vorzugsweise welsch, zum Deutschen Reiche gerechnet.
Die Benennung Flandern kommt seit dem 7. Jahrh. vor und umfaßte ursprünglich nur
das Gebiet von Brügge und Sluys (municipium flandrense), dessen Grafen den Namen Flandern gegen das Ende des 9. Jahrh. auch
über den nordfranzösischen Küstenstrich, den sie als Mark zur Beschützung gegen die Normannen erhielten, und später auch
über einige angrenzende deutsche Besitzungen ausdehnten. Der erste jener Markgrafen ist Balduin I., Eisenarm, ein französischer
Ritter, welcher die Tochter Kaiser Karls des Kahlen, Judith, entführte, aber dennoch 862 von demselben jene
neugeschaffene Mark als Lehen erhielt und so den Grund zur Größe seines Hauses legte. Er starb 879. Sein Sohn Balduin II., der
Kahle (879-918), befestigte Brügge, Ypern und St.-Omer gegen die
Normannen. Dessen Sohn Arnulf I. (918-966) nahm seinen Sohn Balduin
III. (der die ersten Webereien in Flandern einführte) und nach dessen Tod seinen Enkel Arnulf II. (gest. 989)
zum Mitregenten an. Des letztern Sohn Balduin IV., Schönbart (989-1036), riß 1006 Valenciennes, eine Stadt des Deutschen Reichs,
an sich, wurde daher von Kaiser Heinrich II. bekriegt, erhielt aber durch Vertrag 1007 Valenciennes, Stadt und Burggrafschaft
Gent, Walcheren und die zeeländischen Inseln (das sogen. Reichsflandern) von Kaiser Heinrich II. zu Lehen.
Sein Sohn Balduin V., der Fromme (1036-67), führte mehrere Kriege gegen Kaiser Heinrich III., welcher der Machterweiterung der
Markgrafen Einhalt thun wollte, behauptete sich jedoch, besiegte die Friesen und vermehrte seine Besitzungen durch Erwerbung
der zum Herzogtum Niederlothringen gehörigen deutschen Gebiete zwischen der Schelde und Dender (des Landes
Aalst), Tournais, der Hoheit über das Bistum Cambrai, welchem die Grafschaft Flandern bis zur Gründung des neuen Bistums Arras in kirchlicher
Hinsicht unterstellt war, und der Grafschaft Hennegau.
Nach seinem Tod erhielt sein jüngerer Sohn, Robert I., der Friese, die Länder an der Mündung des Rheins
und der Waal und die zeeländischen Inseln, während die Hauptländer, und Hennegau, an den Erstgebornen, Balduin VI., den Guten
(1067-70), fielen. Nach dem frühen Tode des letztern kam es zu längern Kämpfen um die Erbfolge zwischen Balduins Witwe Richildis
und Robert dem Friesen, welche damit endigten, daß Robert Flandern, dagegen der Sohn Balduins VI., Balduin (I.),
Hennegau erhielt, während ein Teil von Friesland an Gottfried von Lothringen kam.
Roberts I. Sohn und Nachfolger Robert II. (1093-1111) machte den ersten Kreuzzug mit und führte zahlreiche Kämpfe mit seinen
Nachbarn und mit dem Kaiser. Sein Sohn Balduin VII., mit dem Beil (oder der Strenge), so genannt wegen der
Strenge, mit welcher er die Landfriedensbrecher bestrafte, starb 1119 kinderlos und hinterließ das Land seinem Vetter, dem
dänischen Prinzen Karl I., dem Guten, dessen Mutter eine Tochter Roberts I. war, der jedoch wegen seiner Strenge in Handhabung
der Gesetze schon 1127 zu Brügge ermordet wurde.
Der von den Ständen auf Betrieb Ludwigs VI. von Frankreich zum Grafen berufene Sohn Roberts von der Normandie, Wilhelm Clinton (Clito),
machte sich durch Willkür verhaßt und verlor im Kampf gegen den von den Ständen berufenen Landgrafen Dietrich von Elsaß, einen
Seitensproß des alten flandrischen Hauses, Sohn Gertruds, der Tochter Roberts des Friesen, 1129 das Leben,
worauf Dietrich Elsaß seinem jüngern Bruder, Simeon, überließ, von Flandern Besitz nahm und einen Krieg mit Hennegau führte. Er
starb 1168. Sein Mannesstamm erlosch schon mit seinem Sohn Philipp, welcher Vermandois gewann, dagegen das später sogen. Artois 1180 als
Mitgift seiner Nichte Isabelle von Hennegau an den König Philipp August von Frankreich überließ; Philipp, der sich um die materielle
Wohlfahrt von in Bezug auf Handel und Industrie unleugbare Verdienste erworben hatte, starb 1191 vor St.-Jean d'Acre an der Pest.
Nun wurden durch die Vermählung seiner Schwester und Erbin Margarete mit Balduin VIII. (gest. 1194) von der
hennegauischen Linie der alten flandrischen Grafen und Hennegau wieder vereinigt. Ihr Sohn Balduin IX., der Stifter des lateinischen
Kaiserreichs zu Konstantinopel, hinterließ 1205 zwei Erbtöchter, von denen die älteste, Johanna, Flandern, die jüngere, Margarete
(genannt die Schwarze),
mehr
Hennegau erhielt. Fast das ganze Jahrhundert hindurch dauerten Erb- und Thronstreitigkeiten, in welche sich bereits die Könige
von Frankreich in eigennütziger Absicht einmischten. Nach Margaretes Tod 1279 erhielt von ihren Söhnen Johann Hennegau, Guido von
Dampierre Flandern. Letzterer verband sich 1291 mit dem Kaiser Adolf von Nassau und mit England gegen Philipp IV., den
Schönen, von Frankreich; doch vermittelte Papst Bonifacius VIII. 1295 den Frieden. König Philipp IV. von Frankreich fiel jedoch 1297 abermals
in ein, eroberte den größten Teil des Landes, das er als französisches Lehen in Anspruch nahm, und nahm Guido und dessen
Sohn Robert gefangen.
Als jedoch Philipp IV. durch seinen Statthalter Jakob von Châtillon die Freiheiten der Flandrer unterdrückte,
erhoben sich diese unter dem Vorsteher der Wollweber von Brügge, Pieter de Koninck (Pierre le Roi), vernichteten die französisch
gesinnte Partei der Leliaerts unter dem seither in Flandern oft vernommenen Feldgeschrei »Wat walsch is, valsch is.
Slaet al dood!« und besiegten das überlegene französische Heer in der »Sporenschlacht« bei Kortryk (Courtrai) Sie
wurden dann zwar bei Mons en Puelle zwischen Lille und Douai geschlagen, erlangten aber gleichwohl einen Frieden,
wonach Guido gegen Abtretung einiger Städte nach Flandern zurückkehren sollte. Da derselbe aber schon 1305 starb,
folgte ihm sein Sohn Robert.
Dessen Enkel und Nachfolger Ludwig II. (1322-46), zu gleich Herr von Nevers und Rethel und somit der mächtigste unter allen
Grafen von Flandern, gab 1336 durch seine Härte gegen die nach größerer Freiheit strebenden reichen und industriellen Städte Veranlassung
zu dem allgemeinen Bürgeraufstand, welchen der kühne Genter Brauer Jakob van Artevelde (s. d.) mit englischer
Unterstützung leitete. Zugleich wurde der Parteihaß dadurch gesteigert, daß der Graf und der Adel an Frankreich, die Städte
an England sich anschließen wollten.
Aus seinem Land vertrieben, suchte Ludwig Hilfe bei Frankreich, konnte aber erst nach Arteveldes Tod (1345)
zurückkehren und fiel 1346 in der Schlacht bei Crécy. Unter seinem leichtsinnigen Sohn Ludwig III., genannt von Male, empörten
sich die Städte, namentlich Gent und Brügge, die reichsten und mächtigsten derselben, von neuem Ludwig belagerte Gent vergebens,
schlug aber 1382 die Genter bei Roosebeke, wo auch deren Führer Philipp van Artevelde, der Sohn Jakobs, fiel.
Vermittelst englischer Hilfe trugen jedoch die Städter bei Dünkirchen einen Sieg über Ludwig davon, und 1384 kam durch Frankreichs
Vermittelung ein Friede zu stande. Ludwig starb 1384 als der letzte Graf von Flandern aus dem Haus Dampierre. Durch die Vermählung
seiner Erbtochter Margarete mit Philipp dem Kühnen von Burgund wurde das Land 1385 mit Burgund vereinigt und
teilte seitdem die Schicksale dieses Reichs (s. Burgund). Als nach dem Tod Karls des Kühnen von Burgund dessen Länder durch seine
Erbtochter Maria von Burgund 1477 an das habsburgische Haus fielen, suchte die französische Krone umsonst
ihre alte Lehnshoheit über Flandern geltend zu machen; im Frieden von Madrid 1526 mußte Frankreich auf seine Oberlehnshoheit über
Flandern verzichten.
Bei der Kreiseinteilung des Deutschen Reichs ward Flandern zum burgundischen Kreis geschlagen. Nachdem dieser jedoch an König Philipp
II. und damit an die spanische Linie des Hauses Habsburg gekommen war, erlitt er bedeutende Schmälerungen;
die Generalstaaten erhielten im Westfälischen Frieden 1648 das sogen. Holländisch Flandern (Staatsflandern), und Ludwig XIV.
brachte durch
den Pyrenäischen, Aachener, Nimwegener und Utrechter Frieden beträchtliche Teile von an sich (Dünkirchen, Lille,
Douai, Valenciennes, Cambrai u. a.). Durch den Utrechter und den Rastatter Friedensschluß fielen die Reste
der spanischen Niederlande wieder an das Haus Österreich.
Seit 1794 war ganz Flandern gleich den übrigen belgischen Provinzen der französischen Republik und später dem Kaiserreich einverleibt
und bildete die Departements Lys (die jetzige Provinz Westflandern) und Schelde (die Provinz Ostflandern). Der Wiener Kongreß teilte
die beiden erstern Stücke dem neugebildeten Königreich der Niederlande zu. Durch die belgische Revolution
von 1830 kamen Ost- und Westflandern an das neukonstituierte Königreich Belgien.
Vgl. die von der Historischen Gesellschaft zu
Brüssel herausgegebene Sammlung flandrischer Chroniken (Brüssel 1837-65, 4 Bde.);
van Praet, Histoire de la Flandre (das. 1828);
Derselbe, De l'origine des communes flamandes (das. 1828);
Warnkönig, Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte
(Tübing. 1835-39, 3 Bde.; französisch von Ghedolf, Brüssel 1835-64, 5 Bde.);
Le Glay, Histoire des comtes de Flandre jusqu'à
l'avénement de la maison de Bourgogne (Par. 1844, 2 Bde.);
Kervyn de Lettenhove, Histoire de Flandre (3. Aufl., Brügge 1874, 4 Bde.);
Derselbe, La Flandre pendant les trois derniers siècles (Brüssel 1875);
Derselbe, Histoire et chroniques
des Flandres (das. 1879 ff.).
Graf von, nach Verordnung des Königs Leopold der Belgier vom Titel des zweitgebornen Sohns des Königs
oder des nächsten Thronfolgers nach dem Kronprinzen;
jetzt ist Graf von Flandern Prinz Philipp (geb.
jüngerer Bruder des Königs Leopold II.