Der
Leinsamen wird 3,5-5,5mm lang, ist gelbbraun, glänzend, riecht schwach unangenehm, schmeckt schleimig-fettig. Unausgereifte
Samen,
[* 2] die man gewissermaßen als Nebenprodukt bei der Flachsgewinnung erhält, sind kleiner, leichter, meist auch mehr
grünlich gefärbt. Diese
Samen sind wohl für die Ölgewinnung (Schlaglein), aber nicht zur
Aussaat (Saatlein) tauglich. Der
Samen enthält
ca. 8 Proz.
Wasser, 33 Proz. fettes
Öl, 25 Proz. Eiweißstoffe,
Spuren von
Gerbsäure und 4-5
Proz. mineralische
Stoffe. Man benutzt ihn auch zur
Darstellung eines starken
Schleims (1 Teil
Samen, mit 50 Teilen
Wasser maceriert),
der als einhüllendes
Mittel Anwendung findet; gepulverter
Leinsamen dient zu erweichenden, schmerzlindernden
Umschlägen; doch
versteht man unter Leinmehl gewöhnlich gepulverte Leinölkuchen, die Rückstände vom
Pressen des
Leinöls. Vgl.
Ölkuchen.
(Flachsbaumwolle, kotonisierte Flachscellulose), ein aus
Flachs bereitetes
Surrogat der
Baumwolle,
[* 8] wurde zuerst 1774 von
LadyMorgan darzustellen versucht.
Später verfolgten denselben
GedankenBaron Meiding in
Schweden
[* 9] (1775), einige Fabrikanten aus
Wiesbaden
[* 10] (Siemoise-Fabriken) 1796, de Fallois (1803) und noch später
Claußen (1853) und ein Amerikaner,
Knoles, der sein
Produkt »Fibrilia« nannte. Nach
Claußen wird der
Flachs einige
Stunden in Ätznatronlauge gekocht, dann in
mit
Schwefelsäure
[* 11] angesäuertes
Wasser gelegt, getrocknet, gebrochen, geschwungen, hierauf in
Stücke von erforderlicher
Länge
geschnitten, in Sodaauflösung eingeweicht, in sehr verdünnte
Schwefelsäure gebracht, gebleicht, getrocknet
und endlich wie
Baumwolle gekrempelt und bearbeitet.
Der von der englischen
Regierung ausgesetzte
Preis von 20,000 Pfd. Sterl. auf die
Erfindung des Kotonisierens der Flachsfaser
wurde aber
Claußen nicht zuerkannt, was die Unbrauchbarkeit seines
Verfahrens beweist. In jüngster Zeit tauchte dieser
Gedanke
abermals auf, um die heimische Baumwollindustrie von der amerikanischen
Produktion unabhängig zu machen,
und Spazier suchte aus den Flachswergabfällen ein
Surrogat der
Baumwolle darzustellen. Dasselbe ist gebleicht vollkommen weiß,
die einzelnen
Zellen sind so fein wie die feinste Sea
Island-Baumwolle und 60-80
mm lang, übertreffen daher die meisten
Sorten
der
Baumwolle. Die Flachswolle ist aber durch die Herstellung so verteuert, daß eine
Konkurrenz mit
Baumwolle aussichtslos
erscheint.
Auch als er 1557 zumProfessor an der streng lutherischen
UniversitätJena
[* 18] berufen war, bekämpfte er sofort
mit seinen Amtsgenossen
(Musäus,
Wigand u. a.) den philippistischen oder kursächsischen
Synergismus (s. d.). Auf seine Rechnung
kommt namentlich das sogen. Konfutationsbuch (»Solida
confutatio et condemnatio praecipuarum corruptelarum, sectarum etc.«, 1559), eine als
Symbol auftretende
Protestation der herzoglich sächsischenRegierung gegen alle
Abweichungen von der lutherischen
Lehre.
[* 19]
Als in
Jena selbst in Vikt.
Strigel (s. d.) ein Verteidiger des
Synergismus erstand, bewirkte Flacius dessen
Verhaftung, konnte jedoch
auf einem
Kolloquium zu
Weimar
[* 20] die Verdammung
Strigels nicht durchsetzen. Flacius ging, 1561 seines
Amtes entsetzt, nach
Regensburg,
[* 21] von da nach
Antwerpen,
[* 22] wo er einer Verfolgung weichen mußte, endlich nach
Straßburg,
[* 23] geriet aber auch
hier mit den
Geistlichen schließlich in einen so heftigen Streit, daß der
Rat ihn 1573 aus der Stadt verwies.
Einst das
Orakel aller strengen
Lutheraner, wurde er nun um seiner auf der weimarischen
Disputation geschehenen Äußerung,
daß die
Erbsünde zum
Wesen des
Menschen gehöre, des Manichäismus beschuldigt. Überall vertrieben und
vom Unglück verfolgt, starb Flacius 1575 in
Frankfurt
[* 24] a. M. Unter den wissenschaftlichen
Arbeiten ist zunächst die Redaktion der
»Magdeburgischen
Centurien« zu nennen, außerdem sein »Catalogus testium veritatis«
(Basel
1556) und die
»Clavis Scripturae
Sacrae« (das. 1567).
Vgl.
Preger, Matth. Flacius Illyricus und seine Zeit
(Erlang.
1859-61, 2 Bde.).
Sie wurde zu
Grimma
[* 28] durch die Vermittelung
Philipps vonHessen
[* 29] sowie
Luthers
schnell geendet, worauf das aufgebotene Kriegsvolk mit Osterfladen beschenkt wurde.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Unterfranken, Bezirksamt
Mellrichstadt, am
Fuß der
HohenRhön, 403 m ü. M.,
hat eine kath.
Pfarrkirche, ein sehr reiches
Spital und (1885) 797 Einw., die Forellenfischerei und Flachshandel
betreiben.
Erst als der SchwarzeTod 1348 aus Asien
[* 34] durch Europa
[* 35] zog, wurde auch in Deutschland
[* 36] die Geißelwut durch jenes vermeintliche
göttliche Strafgericht überall geweckt. In der Gegend von Straßburgi. E., Magdeburg, Speier
[* 37] etc. bildeten sich Geißlergesellschaften.
In Scharen von 100-300 und mehr zogen diese Geißlerpaarweise, Kreuz
[* 38] und Fahne voran, von Dorf zu Dorf,
überall mit Glockengeläute empfangen und lawinenartig wachsend. Zweimal täglich büßten sie, indem sie sich unter eigens
dazu geschaffenen geistlichen Gesängen (Leisen) bis aufs Blut geißelten.
Auch VincentiusFerrerius (s. d.) wurde auf seinen Reisen als Bußprediger von einer Gemeinde von Flagellanten begleitet und bedurfte,
um davon abzustehen, einer ausdrücklichen Abmahnung von seiten des KonstanzerKonzils. Einige Flagellantenvereine trieb die
Verfolgung selbst zu einer feindseligen Stellung gegen die Kirche; mit häretischen Begharden vermischt,
bildeten sie Sekten, welche den Klerus für den Antichrist erklärten und die Bluttaufe der Geißel an die Stelle aller kirchlichen
Sakramente setzten.
Die Inquisition baute ihnen zahlreiche Scheiterhaufen, ohne jedoch, namentlich in Thüringen, ihre gänzliche Vernichtung bewirken
zu können.
Vgl. Förstemann, Die christlichen Geißlergesellschaften (Halle
[* 41] 1828);