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nahrungsreiche Teiche verteilt. Im Herbst werden die Fischchen (Brut, Samen, [* 2] Strich) als einsömmerige Karpfen durch Trockenlegen des Teichs, der im Winter seiner Flachheit wegen ausfrieren würde, abgefischt und in einen tiefen Winterteich gesetzt, in dem sie eine Art von Winterschlaf halten. Im nächsten Frühjahr wird derselbe abgefischt, und die einsömmerigen Karpfen werden in flache und warme Streckteiche gesetzt (300-800 Stück pro Hektar), in denen sie bis zum Herbst 0,25-0,5 kg schwer werden können.
Dann wieder abgefischt und in den Winterteich gebracht, kommen sie im folgenden Frühjahr als zweisömmerige Fische [* 3] abermals in Streckteiche (200-400 Stück pro Hektar), in denen sie 0,60-0,90 kg schwer werden, bis sie im Herbst wieder in den Winterteich gesetzt werden. Im folgenden Frühjahr kommen die dreisömmerigen in die Abwachsteiche (150-250 Stück pro Hektar), welche tief genug sind, um über Winter besetzt zu bleiben, und in welchen die Fische in 1-2 Jahren 1-1,5 kg schwer werden.
Die Nahrhaftigkeit der Teiche kann durch Trockenlegen während des Winters, Umackern des Bodens und abwechselnde Benutzung desselben zum Futterbau gesteigert werden; auch kann man die Karpfen mit allerlei tierischen und pflanzlichen Stoffen füttern, wo diese billig zu haben sind. Besonders werden dazu gekochte Kartoffeln, Rüben, Malzkeime, Treber, gekochtes Blut, Molkereiabfälle mit Kleie, Stärkemehl u. dgl. zu einem Teige gemischt, klein geschabtes Fleisch, Schnecken, [* 4] Regenwürmer, Maikäfer, Schaf- und Rindermist verwandt.
Durch häufige Abfischung und Verteilung in immer größere und zahlreichere flache Teiche kann man die Karpfen schon in 2-3 Jahren so schwer ziehen, wie sie sonst in 4 oder 5 Jahren werden (Dubisch). Sie schwerer als 2-2,5 kg werden zu lassen, ist nicht zweckmäßig, da die großen Fische das Futter schlechter verwerten als die kleinen. Besondere Sorgfalt ist darauf zu verwenden, den Streichteichen Frösche, [* 5] Enten [* 6] und andre Liebhaber von Brut und Laich fern zu halten; auch in den Streckteichen dürfen keine andern Fische neben den Karpfen gehalten werden, in Abwachsteichen sind kleine Hechte zur Vertilgung der etwa durch Gräben aus andern Gewässern auswandernden Weißfischbrut, der Frösche etc. nützlich. In dem Winterteich muß durch Schlagen von Eislöchern für Lüftung des Wassers gesorgt werden, wenn sie nicht regelmäßigen Zufluß von Wasser haben.
Während Karpfenteiche warmes Wasser haben müssen, erfordern Forellen und Saiblinge kühle Teiche mit reichlichem Durchfluß und werden am besten in oder an kleinen, schnell fließenden Bächen oder Flüßchen angelegt. Eine Trennung der verschiedenen Jahrgänge ist hier noch nötiger als bei den Karpfen, da die ältern den kleinern nicht nur das Futter fortnehmen, sondern sie selber auffressen.
Künstliche Fischzucht.
Während die Fortpflanzung der im Sommer laichenden Fische, wie des Karpfens, der Natur überlassen werden kann, wenn man sie nur in geeignete geschützte Teiche bringt, wird für die der im Winter laichenden Lachse, Forellen, Saiblinge, Maränen besser durch die künstliche Fischzucht gesorgt. Die Sommerlaicher haben sehr zahlreiche Eier, [* 7] aus denen die Fischchen in wenigen Tagen ausschlüpfen und schnell fähig werden, umherzuschwimmen und Nahrung zu suchen. Bei den Winterlaichern ist die Zahl der Eier viel geringer; ein 10-15pfündiger Lachs hat etwa 10,000, eine Forelle 500-2000 Eier, und die Entwickelung derselben erfordert bis zum Ausschlüpfen mehrere Monate, wonach die jungen Fischchen noch viele Wochen lang höchst unbehilflich sind. Es wird daher in der Natur nur ein sehr kleiner Teil der von einem Rogener abgelegten Eier zu schwimmfähigen Fischen, die künstliche Fischzucht bringt dagegen die große Mehrzahl aller entwickelungsfähigen Eier eines Fisches bis zu dieser Entwickelungsstufe.
Ein deutscher Landwirt, Stephan Ludwig Jacobi aus Hohenhausen (Lippe-Detmold), übte nach langer Beobachtung des natürlichen Laichvorganges bei den Forellen die künstliche Befruchtung der [* 8] Eier schon 1725, teilte seine Entdeckung vielen Gelehrten mit und veröffentlichte sie 1765 im »Hannöverschen Magazin«. Dieselbe wurde indessen vergessen und erst durch den Pariser Embryologen Coste wieder angeregt und von Napoleon III. durch Anlage der Fischzuchtanstalt bei Hüningen gefördert.
Die künstliche Fischzucht zerfällt in die Gewinnung und Befruchtung der Eier, ihre Ausbrütung und die Pflege der jungen Fischchen bis zu ihrer Aussetzung. Bekanntlich werden die Eier der Fische mit wenigen Ausnahmen erst nach ihrem Austritt aus dem mütterlichen Körper im Wasser durch die Samenflüssigkeit des Männchens befruchtet. In der Laichzeit, welche bei Lachsen, Forellen, Saiblingen und Maränen in die Wintermonate fällt, treten die Eier der reifen Weibchen bei ganz gelindem Druck auf den Bauch [* 9] hervor; ebenso läßt sich beim Männchen die Samenflüssigkeit (Milch) durch sanftes Streichen des Bauches aus der, wie beim Rogener, hinter dem After gelegenen Geschlechtsöffnung entleeren.
Zur künstlichen Befruchtung der Eier wird am vorteilhaftesten die nach dem russischen Fischzüchter Wraskij benannte trockne Methode, die übrigens auch von Jacobi schon beschrieben wurde, angewandt. Die Eier eines oder mehrerer Rogener werden in eine trockne Schale abgestrichen, mit der Milch eines oder mehrerer Männchen gemischt, mit den Fingern oder einer Federfahne vorsichtig umgerührt und dann mit Wasser übergossen, welches die Temperatur des zur Speisung des Brutapparats benutzten Gewässers hat.
Nach 5-10 Minuten wird das milchig getrübte Wasser abgegossen und werden die Eier, nochmals abgespült, in einen der verschiedenen Brutapparate gelegt. Die trockne Befruchtungsmethode liefert viel bessere Resultate als die früher meistens angewandte nasse Methode, nach welcher Milch und Eier gleichzeitig oder nacheinander in Wasser abgestrichen wurden. Eier und Milch brauchen nicht von lebenden Fischen genommen zu werden, bei kühler Temperatur bleiben sie in den getöte-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1. Brutkiste von Jacobi.] ¶
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ten Tieren mehrere Tage lang vollkommen brauchbar. Da bei der natürlichen Laichablage der lachsartigen Fische immer ein sehr großer Teil der Eier unbefruchtet bleibt, würde die künstliche Befruchtung allein schon von großem Vorteil sein, wenn man die Eier nachher auf den natürlichen Laichstellen ausschüttete. Das ist auch vielfach geschehen, und man hat auch wohl solche Laichstrecken durch Absperren mit Gittern gegen Raubfische geschützt. Viel besser ist es aber, die Eier in eignen Brutapparaten unterzubringen. Die Jacobische Brutkiste [* 10] (Fig. 1) ist ein flacher, mit einem Deckel verschließbarer Kasten von Holz, [* 11] dessen Seitenwände teilweise durch Metallsiebe ersetzt sind, um das Wasser durchströmen zu lassen.
Auf dem Boden der Kiste werden die Eier in einfacher Schicht auf einer Unterlage von Kies ausgebreitet. Die Kiste kann in Bächen oder Flüssen schwimmend aufgestellt oder auf den Boden versenkt werden. Der Kuffersche Bruttiegel, in runder Form aus gebranntem Thon hergestellt und ringsum siebartig durchlöchert, wird in kleinen Bächen auf den Grund gestellt; auch in ihm liegen die Eier gewöhnlich auf Kies. Natürlich lassen sich diese Apparate nur da anwenden, wo man vor plötzlichen Hochwassern und namentlich vor starker Eisbildung sicher ist. Im allgemeinen ist es vorteilhafter, die Eier in frostfreien Räumen aufzustellen, in welche das Wasser hineingeleitet wird.
Solche Brutanstalten, in welchen zur Aufnahme der Eier gewöhnlich andre als die oben besprochenen Apparate benutzt werden, können, sofern es sich nicht um sehr große Eiermengen handelt, überall, wo die Zuleitung guten Wassers möglich ist, mit geringen Mitteln eingerichtet werden. Zur Aufstellung der für 10,000 Lachs- oder Forelleneier erforderlichen Apparate genügen ein paar Quadratfuß in einem Keller, einem Viehstall, einer Meiereistube; in einem kleinen Zimmer können Hundertausende ^[richtig: Hunderttausende] von Eiern erbrütet werden, und selbst wo der Bau eigner Bruthäuser erforderlich ist, verursacht derselbe doch nur geringe Kosten, wenn man das Gebäude aus doppelten Holzwänden herstellt, deren Zwischenraum, um die Kälte abzuhalten, mit trocknem Moos, Torf, Stroh oder Sägespänen gefüllt ist.
Der älteste zur Aufnahme der Eier in geschlossenen Brutanstalten angewandte Apparat waren die Costeschen Kacheln, viereckige Kasten von gebranntem Thon, in welchen die Eier auf einem beweglichen Glasrost gelagert wurden, und die, wie [* 10] Fig. 2 zeigt, staffelförmig aufgestellt wurden, um mit einer geringen Wassermenge viele Kacheln zu speisen. Man hat diese Kacheln, da sie außer andern Übelständen namentlich den Nachteil haben, daß das Wasser über die Eier nur fortläuft, ohne sie allseitig zu umspülen, fast allgemein aufgegeben. Von den zahlreichen aus Glas, [* 12] Porzellan, Schiefer, Thon, Holz und Metall konstruierten Apparaten, deren jeder Fischzüchter gewöhnlich einen neuen erfindet, verdienen nur wenige erwähnt zu werden. Wo der Raum es gestattet, ist die Aufstellung sogen. Bruttische [* 10] (Fig. 3) am meisten zu empfehlen, d. h. langer, in Tischhöhe angebrachter Tröge von mehreren Metern Länge, 30 cm Breite [* 13] und 15 cm Tiefe, durch welche das Brutwasser der Länge nach hindurchströmt, und in denen die Eier auf viereckigen, aus verzinktem Drahtgewebe angefertigten Siebtellern mit 1 cm hohem Rand in einfacher Schicht gelagert werden. Die Siebe müssen so aufgestellt werden, daß das Wasser über und unter ihnen fortfließt, die Eier also von allen Seiten umspült. Bei sehr reichlichem Wasserzufluß können die Siebe mehrfach übereinander gestellt werden. Eine solche Einrichtung ist sehr billig und zur Revision der Eier, dem Auslesen der abgestorbenen, wozu man sich am besten breiter Pinzetten bedient, am bequemsten. Wo es an Raum mangelt, kann man die Siebe, wie es in dem von Holton [* 10] (Fig. 4) konstruierten Apparat geschieht, statt nebeneinander, übereinander in einem
[* 10] ^[Abb.: Fig. 2. Glasrost. Brutkachel. Kachelapparat.]