Die Weingeistfirnisse sind am wenigsten dauerhaft; sie trocknen sehr rasch und geben einen stark glänzenden Überzug, werden
aber auch leicht rissig und lösen sich in Form eines weißen
Pulvers ab, wenn man ihnen nicht durch
Mastix,
Elemi,
Terpentin
hinreichende
Zähigkeit gibt. Die
Lösung der
Harze befördert man durch Beimischung von grobem Glaspulver,
welches die
Bildung kompakter
Massen verhindert; man benutzt zur
Darstellung dieser Firnisse am besten eine Destillierblase,
welche derartig mit einem
Kühlapparat verbunden ist, daß der in letzterm verdichtete
Alkohol in die
Blase zurückfließt.
Im kleinen benutzt man einen Glaskolben, der mit feuchter, mehrmals durchstochener
Blase verbunden wird.
Zur Klärung werden die Firnisse nach vollständigem
Absetzen durch einen in den
Hals gesteckten Baumwollbausch
filtriert, auch kann man sie durch
Digerieren mit frisch ausgeglühter
Knochenkohle mehr oder weniger entfärben.
Vgl. Creuzburg,
Lehrbuch der Lackierkunst etc. (10. Aufl., Weim.
1884);
Winckler,Lack- und Firnisfabrikation (3. Aufl., Leipz. 1876);
Andés, Jahresbericht über Neuerungen
etc. (das. 1877);
Derselbe, Die trocknenden
Öle
[* 2] etc. (Braunschw. 1882). -
Im übertragenen
Sinn ist Firnis s. v. w. äußerer
Schein oder
Anstrich, der einen Gegenstand bedeutender oder glänzender, als
er in der That ist, erscheinen läßt.
in der
Baukunst
[* 4] die oberste
Kante einer Dachfläche oder zweier zusammenstoßender Dachflächen
(s.
Dach);
[* 5]
Firstbalken oder Firstpfetten dienen zur Unterstützung und Längsverbindung der an jener
Kante
befindlichen Sparrenenden. ImBerg- und Tunnelbau ist Firste die
Decke
[* 6] eines unterirdischen
Grubenbaues.
[* 1]
(Giebelähre), in der
Architektur eine aus Schmiedeeisen angefertigte, auf einer
Stange befindliche, stilisierte
Blume, welche in der gotischen und Renaissancezeit zur Bekrönung von
Giebeln, Spitzdächern,
Türmen etc. diente und heute
wieder allgemein angewendet wird (s. Abbildung).
(spr. förß), in
SchottlandName für tief in das Land eindringende
Meerbusen
(Fjorde), wofür von Engländern
häufig die Form
Frith (v. lat. fretum) gebraucht wird.
(Ferozepur), Hauptort des gleichnamigen
Distrikts in der britisch-ind.
ProvinzPandschab, am
Satledsch, der durch
den 1882 vollendeten Sirhindkanal mit der
Dschamna in
Verbindung steht, hat (1881) 20,870, inkl.
Garnison und Vorstädte 39,570
Einw.
(Hindu und Mohammedaner), eine evangelische
Mission und bedeutenden
Schiffbau und Durchgangsverkehr. Die Stadt war früher
eine starke
Festung
[* 8] und hat noch heute eine respektable
Citadelle. Östlich davon das Dorf Firuzschah, bei dem
1845 die zweitägige
Schlacht geschlagen wurde, nach welcher das
Pandschab in die
Hände der
Engländer fiel.
in der altchristlichen
Bildersprache das
SymbolChristi mit Bezug auf das Buchstabenspiel, nach welchem die Anfangsbuchstaben
der
Worte: Iesoûs Chrístós Theoû Yiós
Sotér ^['Ιησους Χριστος Θεου Υιος Σωτηρ]
(»JesusChristus,
Gottes Sohn,
Heiland«) das griechische
WortIchthys (ΙΧΘΥΣ »Fisch«) ergeben. Ein solcher Fisch erscheint
häufig auf
Gemmen
[* 10] und Grabsteinen und trägt bisweilen ein
Schiff
[* 11] (die
Kirche) auf dem
Rücken. Diesem
Symbol entsprechend, welches
übrigens auch auf die
Christen gedeutet wird, da
Jesus die
Apostel Menschenfischer
(Matth. 4, 18). genannt
hat, ward das Taufwasser als das rechte Lebenselement betrachtet, daher auch die Wasserbehälter der
TaufsteinePiscinae (Fischteiche)
hießen.
südlicher, Sternbild des südlichen
Himmels von 21 h 20 m bis 23 h 0 m ^[21h 20m
bis 23h 0m]
Rektaszension und 25-37° südlicher
Deklination, enthält 75
Sterne bis zur siebenten
Größe, unter diesen
einen erster
Größe
(Fomahaud) und sechs vierter
Größe.
Fluß in
Niederösterreich, entspringt auf dem
Neustädter Steinfeld, fließt in nördlicher
Richtung, verstärkt
sich durch die längere und wasserreichere Piesting und ergießt sich nach einem
Laufe von 38 km unterhalb
Fischamend in die
Donau.
Marktflecken in
Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft
Bruck an der
Leitha, am Einfluß der
Fischa in die
Donau und an der
LokalbahnSchwechat-Mannersdorf, mit Mühlenbetrieb, Tuchfabrik, besuchten Getreidemärkten, einem Flußhafen
und mit Einschluß des anstoßenden
Dorfs Fischamend (1880) 2794 Einw. Fischamend ist
das römische Äquinoctium und hat noch
Spuren einer Römerstraße.
der gewaltigste protestantische Publizist seiner Zeit, deren Liebhabereien und Polemiken er nach jeder Richtung hin teilte.
Neben Biederkeit und Charaktertüchtigkeit war ihm ein seltener Reichtum an Geist wie an Kenntnissen zu eigen. Er besaß nicht
nur klassische Gelehrsamkeit, sondern auch Bekanntschaft mit der französischen und der altheimatlichen Litteratur, und seine
staunenswürdige Kenntnis aller Äußerungen des deutschen Lebens im 16. Jahrh. macht seine Werke für die Geschichte der
Sitten zu einer noch lange nicht ausgebeuteten Fundgrube.
Als Dichter zeichnete er sich besonders durch Sprachgewalt und ungewöhnliche Bildlichkeit der Rede aus; nur Maß und Geschmack
gehen ihm ab. Mit Ausnahme des Schauspiels hat sich in jedem nur einigermaßen bedeutenden Litteraturzweig
versucht. Er übersetzte die »Daemonomania magorum« von Bodin, versifizierte den »Eulenspiegel« (»Eulenspiegel Reimensweiß«)
und schloß sich hiermit ebenso an die Litteratur der Volksbücher an, wie seine tollkomische Dichtung »Flöhhatz, Weibertratz«
(Straßb. 1573 u. öfter; neu hrsg.
von Wendeler, Halle
[* 20] 1877), worin er einen Rechtsstreit der Flöhe mit den Weibern schildert, mit dem Tiergedicht
zusammenhängt, das er in demselben satirischen Geist erfaßt, wie wir ihn bereits in den mittelalterlichen Tierdichtungen
finden.
Die Verse sind die gewöhnlichen deutschen, aber mit Gewandtheit und Lebendigkeit behandelt und voll von komischen Wort- und
Reimspielen. In dem »Podagrammisch Trostbüchlein« (Straßb. 1577 u.
öfter) stellt Fischart das Podagra als einen Verschoner der arbeitsamen Armut und als wohlthätige Züchtigung der Reichen dar, die
den Geist freiläßt zu Witz und Heiterkeit. Das Glück des häuslichen Lebens schildert das »Philosophisch Ehzuchtbüchlein«
(Straßb. 1578),
das übrigens, wie das »Podagrammisch Trostbüchlein«, hauptsächlich nur
Übersetzungen enthält. In der Satire »Aller Practick Großmutter« (1572; auch in denHaller »Neudrucken«, 1876),
»Beschreibung des vierhörnigen Hütleins« (zuerst 1580; neu hrsg. von Chr. Schad, Leipz.
1845; modernisiert von Pannier, das. 1879) u. a. bekämpft er auf
burleske Weise den neugestifteten Jesuitenorden (dessen Anhänger er »Jesuwider, die
Schüler des Ignaz Lugiovoll, die Sauiter, Jesseer, Götzsuiter« etc. nennt) sowie die ältern Orden
[* 21] der
Franziskaner und Dominikaner. Das Gegenstück zu diesen Satiren bilden seine ernsten und würdigen Paraphrasen einiger Psalmen,
seine Kirchenlieder (im StraßburgerGesangbuch von 1576; neue Ausg., Berl. 1849), in denen er Luthers gewaltige Sprache
[* 22] mit Glück
handhabte, und eine Anzahl trefflicher kleinerer Gedichte: das »Lob der Laute«, die »Ermahnung an die lieben
Teutschen«, die »Ermahnung zu christlicher Kinderzucht«, das
»Lob des Landlusts« (aus »SiebenBücher von dem Feldbau«, 1579) u. a. Ernst gehalten ist auch die poetische Erzählung »Das glückhafft
Schiff von Zürich"
[* 23] (1576; neue Ausg. von Halling, mit einleitendem Beitrag über die
Geschichte der Freischießen von Uhland, Tübing. 1828; auch in Gödekes »ElfBüchern deutscher Dichtung«, Bd. 1, Leipz.
1849),
welche die bekannte, damals großes Aufsehen erregende Ruderfahrt der Züricher mit dem Hirsebrei feiert, welchen
sie
von Zürich
noch warm nach Straßburg brachten. Sein Hauptwerk aber ist die »Affentheurliche und ungeheurliche Geschichtschrift
vom Leben, Rhaten und Thaten der vor langen weilen vollenwolbeschreiten Helden und Herren Grandgusier, Gargantoa und Pantagruel«
(1575; dann unter verändertem Titel: »Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung von Thaten und Rahten etc.«,
1582; darauf bis 1631 noch acht Ausgaben),
das nach Rabelais' »Gargantua« gearbeitet ist, jedoch bei weitem mehr als eine
bloße Nachbildung der Rabelaisschen Dichtung darbietet. Es ist ein satirischer Heldenroman, der gegen
den Ritterroman komische Opposition machte, indem er, »dem Charakter der Reformationszeit getreu, die Natur der Unnatur, den
gesunden Menschenverstand der übertriebenen Idealistik, die plebejische Derbheit und Roheit der aristokratisch-romantischen
Verschrobenheit entgegensetzte« und zugleich den geistigen Fortschritt verherrlichte.
Bedeutend sind besonders die Stellen, wo er seine Ergüsse über die Gebrechen der Zeit anbringt und Spott
und Witz frei spielen läßt. Auch in sprachlicher Beziehung ist das Buch höchst bemerkenswert, insofern darin ein Übermut
und eine Unerschöpflichkeit im Erfinden neuer Worte und Wendungen entwickelt sind, welche das Buch zu einem
Unikum in der Litteratur machen. Freilich schoß dabei der Verfasser oft über das Ziel hinaus und hat sowohl hierdurch als
durch die bunt wechselnde Häufung der verschiedenartigsten Beziehungen und Anspielungen die Lesbarkeit seines Buches erschwert,
das mehr als jedes andre der Erklärung bedarf.
Von seinen übrigen im allgemeinen sehr selten gewordenen Schriften sei nur noch das satirische Bücherverzeichnis
»Catalogus catalogorum perpetuo durabilis« (1590) erwähnt. Eine vollständige
Ausgabe von Fischarts Werken wurde vom Freiherrn v. Meusebach vorbereitet, dessen reiche Fischart-Bibliothek jetzt der königlichen
Bibliothek in Berlin
[* 24] einverleibt ist. Die poetischen Werke gab H. Kurz (Leipz. 1866-68, 3 Bde.),
eine Auswahl derselben Gödeke (das. 1880) neu heraus.
»Neue Originalpoesien« Fischarts veröffentlichte Weller (Halle 1854).