welcher nach und nach immer grobkörniger wird und sich zuletzt zu Gletschereis verdichtet.
Daher der Firn als
Substantiv
(Mehrzahl:
Firne, bei
Schiller: Firnen) oder Firner (in
Tirol
[* 2]
Ferner), ein mit solchem
Schnee
[* 3] und
Eis
[* 4] bedeckter Berggipfel. Firnlinie, die
untere
Grenze der zusammenhängenden Schneedecke bei den großen
Gletschern (vgl.
Gletscher).
(firnsiger
Wein), abgelagerter
Wein, der eine etwas dunklere
Farbe und einen eigentümlichen
Geschmack
(Firnse)
angenommen hat. Bei süßen
Weinen macht sich zuweilen ein sogen.
Spagniolgeschmack bemerklich, ein eigentümliches
Boukett,
welches von der
Edelfäule guter Jahrgänge und dem dadurch erzeugten
Aroma herrührt. Firneweine lassen sich lange in diesem
Zustand erhalten, wenn von Zeit zu Zeit kohlensäurehaltiger, geistiger
Wein hinzugegeben wird, was jedoch
in dem
Maß geschehen muß, daß die
Firnse vorherrschend bleibt. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch nennt man
Firn auch jeden
ältern, ruhig gewordenen
Wein.
eine
Flüssigkeit, welche in dünner
Schicht an der
Luft schnell trocknet und eine glänzende, meist durchsichtige,
harte
Decke
[* 5] auf den damit überzogenen Gegenständen bildet. Man unterscheidet fette Firnisse,
Terpentinöl- und alkoholische
Firnisse. Die erstern sind weitaus am dauerhaftesten, widerstehen der
Wärme
[* 6] und
Feuchtigkeit am besten, trocknen aber am langsamsten.
Die einfachen fetten Firnisse sind trocknende
Öle
[* 7] (besonders
Lein- und
Mohnöl), deren Fähigkeit, an der
Luft zu
trocknen, durch Behandeln mit
Bleiglätte,
Braunstein, borsaurem
Manganoxydul oder
Bleizucker erhöht worden ist.
Zur
Darstellung von Leinölfirnis
(Ölfirnis) kocht man am besten kalt geschlagenes, möglichst helles und altes
Leinöl etwa 2
Stunden,
fügt dann 1,5 Proz.
Mennige, 1,5 Proz.
Bleiglätte und etwas
Umbra hinzu und kocht noch 3
Stunden. Hellern
(aber weniger guten) Firnis erhält man durch längeres
Macerieren von
Leinöl mit
Bleiessig. Da der Bleigehalt des Leinölfirnisses
bisweilen nachteilig ist, so stellt man auch Firnis mit Manganverbindungen dar, indem man z. B.
Leinöl mit 0,66 Proz. borsaurem
Manganoxydul 2-3
Tage bei 100° digeriert.
Außer diesen einfachen fetten Firnissen sind auch
Lösungen von
Kopal oder
Bernstein
[* 10] in
Leinöl gebräuchlich. Zur
Darstellung
des Kopalfirnisses wird der
Kopal geschmolzen und in das siedende
Öl eingetragen, worauf die
Lösung unter
Zusatz von
Bleiglätte bis zur erforderlichen
Konsistenz gekocht und schließlich mit
Terpentinöl vermischt wird. Man kann
auch den
Kopal in einem Destillationsapparat schmelzen und auf 360° erhitzen, bis er etwa 25 Proz.
seines
Gewichts verloren hat, worauf er sich ohne weiteres in
Leinöl löst.
Oder man setzt feines Kopalpulver an einem trocknen
Ort in dünner
Schicht 6
Wochen der
Luft aus, erhitzt
es dann mit
Terpentinöl und setzt siedend heißen Leinölfirnis zu. Dieser Firnis ist wasserhell und für alle feinern Gegenstände,
auch in der
Malerei, verwendbar.
Bernsteinfirnis wird ganz ähnlich wie Kopalfirnis dargestellt; einen sehr schnell trocknenden
Firnis erhält man durch
Lösen von rohem oder geschmolzenem
Bernstein
in
Chloroform. Der billige Harzfirnis
(Harzlack) ist eine
Lösung von
Fichtenharz oder
Kolophonium in heißem Leinölfirnis und dient zu gröbern
Arbeiten, z. B. zum
Tränken von
Mauerwerk, welches mit
Ölfarbe gestrichen werden soll.
Gleiche Teile weißes
Harz und
Leinöl geben den Leinölharzlack
(Harzbeize), welcher zu
Anstrichen auf
Holz
[* 11] benutzt wird. Die Harzölfirnisse sind
Lösungen von
Kopal,
Bernstein,
Kolophonium od. andern
Harzen in schwerflüchtigen
Harzölen.
Zur
Klasse der Terpentinölfirnisse gehört hauptsächlich der Dammarafirnis, zu dessen
Darstellung man
Dammaraharz in kochendem
Terpentinöl löst. Bisweilen wird der Firnis mit 2-3 Proz.
Leinöl versetzt, um ihn weniger spröde zu machen,
während man anderseits auch
Alkohol zusetzt oder, um den Firnis härter und widerstandsfähiger zu machen, geschmolzenen
Kopal
darin löst. Ein aus
Mastix,
Sandarach und
Kolophonium bereiteter Terpentinölfirnis, der mit
Aloe, Kurkuma,
Drachenblut,
Gutti,
Orlean,
Pikrinsäure,
Sandelholz etc. gefärbt wird, bildet den Goldfirnis
(Goldlack, Goldlackfirnis), der auf
Metall einen
glänzenden, goldgelben Überzug gibt.
Solcher Goldfirnis erhält sehr allgemein einen Zusatz von Leinölfirnis,
Bernstein und Kopallack und gewinnt dadurch bedeutend
an Haltbarkeit. Der
Isochromfirnis zum Überziehen von Gemälden und kolorierten Kupferstichen ist eine
Lösung von
Mastix und
venezianischem
Terpentin in
Terpentinöl. Die Terpentinölfirnisse hinterlassen das
Harz in weniger sprödem Zustand
als die Weingeistfirnisse, sie werden indes meist nur in Mischung mit fetten Firnissen (als Lackfirnis,
Öllack, fetter
Lack)
benutzt.
Häufig wird in den Firnissen das
Terpentinöl durch
Spiköl,
Lavendelöl,
Harzöl und leichtes Steinkohlenteeröl vom spez. Gew.
0,85 ersetzt. So erhält man Asphaltfirnis, der in dünnen
Schichten gelb und durchsichtig, in stärkern
schwarz erscheint, durch
Lösen von
Asphalt in einem dieser Lösungsmittel. Einen Firnis zum Anstreichen von
Eisen
[* 12] erhält man durch
Lösen von Steinkohlenteerpech in erwärmtem, schwererem oder leichterm Steinkohlenteeröl, je nachdem der
Anstrich dicker
oder dünner ausfallen soll.
Die alkoholischen Firnisse werden hauptsächlich für
Holz-,
Papier- und Buchbinderarbeiten, auch für
Vergolder- und Metallarbeiten benutzt und durch einfaches
Lösen der gepulverten und mit Glaspulver vermischten
Harze in
Alkohol
dargestellt. Einen vielfach verwendbaren Universalfirnis erhält man z. B. aus 4 Teilen
Sandarach, 2 Teilen
Mastix, 2 Teilen
Kolophonium, 1 Teil
Kampfer und 24 TeilenAlkohol von 90 Proz.
Tr. Dieser Firnis wird härter, wenn man die Hälfte
des
Sandarachs durch gebleichten
Schellack ersetzt und die
Menge des
Kampfers verdoppelt. Alkoholischer Kopalfirnis wird durch
Lösen von westindischem
Kopal in einem Gemisch von sehr starkem
Alkohol,
Äther und
Terpentinöl dargestellt. Auf
Metall haften
die alkoholischen Firnisse sehr gut, wenn man ihnen 0,5 Proz.
Borsäure zusetzt. Diese Firnisse werden häufig mit
Anilinfarben gefärbt, liefern aber nur dann brillante
Effekte, wenn sie
völlig klar sind.
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mehr
Die Weingeistfirnisse sind am wenigsten dauerhaft; sie trocknen sehr rasch und geben einen stark glänzenden Überzug, werden
aber auch leicht rissig und lösen sich in Form eines weißen Pulvers ab, wenn man ihnen nicht durch Mastix, Elemi, Terpentin
hinreichende Zähigkeit gibt. Die Lösung der Harze befördert man durch Beimischung von grobem Glaspulver,
welches die Bildung kompakter Massen verhindert; man benutzt zur Darstellung dieser Firnisse am besten eine Destillierblase,
welche derartig mit einem Kühlapparat verbunden ist, daß der in letzterm verdichtete Alkohol in die Blase zurückfließt.
Im kleinen benutzt man einen Glaskolben, der mit feuchter, mehrmals durchstochener Blase verbunden wird.
Zur Klärung werden die Firnisse nach vollständigem Absetzen durch einen in den Hals gesteckten Baumwollbausch
filtriert, auch kann man sie durch Digerieren mit frisch ausgeglühter Knochenkohle mehr oder weniger entfärben.
Vgl. Creuzburg,
Lehrbuch der Lackierkunst etc. (10. Aufl., Weim.
1884);
Winckler, Lack- und Firnisfabrikation (3. Aufl., Leipz. 1876);
Andés, Jahresbericht über Neuerungen
etc. (das. 1877);
Derselbe, Die trocknenden Öle etc. (Braunschw. 1882). -
Im übertragenen Sinn ist Firnis s. v. w. äußerer Schein oder Anstrich, der einen Gegenstand bedeutender oder glänzender, als
er in der That ist, erscheinen läßt.