gemachten
Studien war das Werk
»Lettres sur les chemins de fer en Russie« (2. Aufl., Berl.
1858; deutsch,
Riga
[* 2] u.
Dresd. 1858). Als Schriftsteller wurde er in weitern
Kreisen bekannt durch seine ȃtudes sur l'avenir
de la Russie« (Berl. 1858 ff.),
von denen insbesondere der erste Teil: »La libération des paysans« (4.
Aufl., das. 1859),
dann der neunte: »Le
[* 3] nihilisme en Russie« (das.
1867), Aufsehen erregten.
LetztereSchrift ist reich an interessanten Mitteilungen über die russische
Gesellschaft, über die
Deutschen in Rußland etc. In derselben bezeichnete
er den russischen Unterrichtsminister
Golowin als den
»Vater des
Nihilismus«.
Nachdem Fircks inzwischen eine
Stellung als diplomatischer
Handelsagent Russlands in
Brüssel
[* 4] erhalten hatte,
mußte er 1863, als er in einer im
InteressePolens veröffentlichten
Broschüre: »Lettre d'un patriote polonais au gouvernement
national de la Pologne« (Berl. 1863),
die gegen dieses Land angewandte
Politik angriff, seinen
Abschied nehmen. Er lebte hierauf
in
Dresden,
[* 5] wo er starb. Von seinen zahlreichen
Schriften nennen wir noch: »Le patrimoine du
peuple« (Berl. 1868),
worin er die Aufhebung des Gemeindeeigentums vorschlug;
»Lettres sur l'instruction populaire en Russie«
(Leipz. 1869) und »Die internationale Arbeiterbewegung«
(Berl. 1872).
(Firdausi,Firdosi), Abulkâsim Mançûr (oder
Hasan) ben Ishâk, der größte epische
Dichter der
Perser, geboren um 940 im Dorf Schadab in der
Nähe von
Tûs in
Chorasan, begann schon früh sich mit der dichterischen
Gestaltung der alten epischen
TraditionenPersiens zu beschäftigen. Erst im 58. Lebensjahr gelang es ihm, an den
Hof
[* 6] des
SultansMahmud von
Ghasni zu kommen und von diesem mit der Fortsetzung des von
Dakîkî (s. d.) begonnenen historischen
Gedichts über die persischen
Könige beauftragt zu werden.
Nach zwölfjährigem Aufenthalt daselbst, und nachdem er im ganzen eine mehr denn 30jährige
Arbeit darauf verwandt, vollendete
er, 71 Jahre alt, sein großes
Heldengedicht, das »Schâhnâme« (»Königsbuch«),
das in
ca. 60,000 Doppelversen in glücklichster
Verbindung der altnationalen
Heldensage mit der Geschichte
die Thaten der iranischen und persischen Herrscher und
Heroen bis zum
Untergang derSassaniden (632
n. Chr.) mit unvergleichlicher
Meisterschaft besingt.
Da er hierfür statt der versprochenen 60,000 Goldstücke nur ebenso viele Silberstücke (etwa 10,000
Thlr.) erhielt, legte er dem für den
Sultan bestimmten
Exemplar eine bittere
Satire auf denselben bei und
entfloh über
Ispahan nach
Bagdâd.
Hier erwarb er sich an dem
Wesir des
Kalifen einen
Gönner, doch mußte ihn derselbe um
Mahmud Ghasnawis willen wieder entlassen.
Durch
Freunde wieder in des
SultansGunst gelangt, lebte er fortan in
Tûs, wo er 1020 starb.
Gerade bei seiner
Beerdigung soll ein
Geschenk vom
Sultan von 60,000 Goldstücken auf zwölf
Kamelen angelangt sein, wofür Firdusis
Schwester eine
Wasserleitung
[* 7] baute (eine andre
Version dieser Geschichte enthält
Heines »Romanzero«). Den Anfang des »Schâhnâme«
im persischen Originaltext gab Lumsden
(Kalkutta
[* 8] 1811), das ganze Gedicht nebst Glossarium und Firdusis
BiographieTurner Macan (das. 1829, 4 Bde.)
heraus. Eine kritische
Ausgabe des
Originals nebst französischer Übersetzung lieferte
Julius v.
Mohl (Par. 1838-78, 7 Bde.),
den Anfang einer neuen
Vullers
(Leid. 1876-84, 3 Bde.), einen
Auszug in englischer
Sprache
[* 9]
Champion
(Kalkutta 1785, Bd. 1; Lond.
1790) und
Atkinson (das. 1832), einen in deutscher
Prosa unter
dem
Titel: »Das
Heldenbuch von
Iran« (Berl.
1820, 2 Bde.)
Görres;
eine kleinere
Partie enthält
Rückerts Gedicht »Rostem und Suhrab«.
Der deutschen Litteratur aber wirklich
gewonnen wurde das großartige
Epos erst durch Firdusi v.
Schacks vortreffliche metrische Übersetzung der hervorragendsten und
berühmtesten
Partien desselben, die als
»Heldensagen von Firdusi« (Berl. 1851) und
»EpischeDichtungen aus dem
Persischen des Firdusi« (das. 1853, 2 Bde.)
erschienen (beide Werke später vereinigt unter dem
Titel:
»Heldensagen von Firdusi« 3. Aufl., Stuttg. 1877, 3 Bde.).
Ein zweites großem
Epos von Firdusi: »Jusuf und Salîcha«
(Suleika), das er inBagdâd, schon hoch bei
Jahren,
verfaßte, ist bis jetzt noch unediert. Eine
Reihe lyrischer Gedichte von ihm entdeckteHerm. Ethé in
OxforderHandschriften
und veröffentlichte sie in
Text und metrischer Übersetzung in den Sitzungsberichten der bayrischen
Akademie (1872 und 1873).
ein Amerikanismus, s. v. w.
Hotspur (»Heißsporn«),
ein leidenschaftlicher, übereilt handelnder
Mensch,
wurde im
Bürgerkrieg besonders von gewissen hitzigen
Führern der südstaatlichen
Politik viel gebraucht.
Agnolo, eigentlich
GiovanniNannini, ital. Schriftsteller, geb. zu
Florenz, studierte in
Siena
und
Perugia und begab sich dann nach
Rom,
[* 11] wo er am
HofClemens' VII. lebte. Eine Zeitlang scheint erMönch gewesen, aber später
von seinem
Gelübde entbunden worden zu sein. Nach
Clemens'
Tod nahm er seinen
Wohnsitz in
Prato, wo er auch die meisten seiner
Werke verfaßte. Er starb vor 1548, nach einigen in
Prato, nach andern in
Rom. Wir haben von ihm, außer einer Anzahl Gedichte,
zwei
Lustspiele, acht
Novellen, eineÜbertragung des
»GoldenenEsels« von
Apulejus, einen »Dialogo della bellezza
delle donne« und den didaktischen
Roman »Discorsi degli animali«, die sich sämtlich durch echt florentinische
Sprache und große
Eleganz des
Stils, meist aber auch durch schmutzige Unsittlichkeit des
Inhalts auszeichnen. Die beste
Ausgabe
seiner Werke erschien
Florenz 1848, 2 Bde.
pers. Geschichtschreiber, mit seinem eigentlichen
NamenMohammed Kasim Hinduschah, ward um die Mitte des 16. Jahrh.
zu
Astrabad geboren und lebte bis in die ersten Dezennien des 17. Jahrh. Er stand zuerst
in
Diensten des Murtaza Nizamschah zu
Ahmednagar, begab sich nach dessen
Tod 1589 nach
Bidschapur und begann
daselbst auf
Wunsch des dortigen Herrschers
Ibrahim Adilschah die Abfassung eines großen Universalwerks über indische Geschichte,
das er 1609 seinem
Souverän und
Gönner widmete.
Bald »Tarîch-i-Firischtah«
(»Chronik des Firischtah«),
bald »Gulschan-i-Ibrâhîmî«, bald
auch »Naurasnâma« betitelt, enthält es in zwölf
Büchern eine anerkennenswert unparteiische Geschichte sämtlicher mohammedanischer Dynastien in
Indien, von den ersten
Ghasnawiden
an bis auf die Zeit, wo der
Autor schrieb, eingeleitet durch kurze
Daten über die frühern
KönigeIndiens, die verschiedenen
Ären¶
mehr
der Hindu etc. Der persische Text des Werkes ist lithographiert erschienen (Bombay
[* 14] 1831); eine vorzügliche englische Übersetzung
des Ganzen veröffentlichte JohnBriggs: »The history of the rise of the Muhammedan power in India til 1612« (Lond. 1829, 4 Bde.).
Einzelne Partien desselben waren übrigens schon vor Briggs ins Englische
[* 15] übertragen, z. B. die Geschichte
des Dekhan von JonathanScott (1794, 3. Aufl. 1800).