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abfließt, die Grenze gegen den nördlichen Teil des Böhmerwaldes, den sogen. Oberpfälzer Wald. Um das Fichtelgebirge herum liegen im Flußniveau die Orte Baireuth [* 2] 341, Neuenmarkt 350, Münchberg 537, Rehau 520, Eger [* 3] 412, Mitterteich 520 und Kemnath 473 m ü. M. Des Ölsnitzthal, streckenweise auch das Saalthal verlaufen längs einer merkwürdigen Naturgrenze, welche das eigentliche Fichtelgebirge von dem nordwestlichen niedrigen Gneisplateau von Münchberg trennt. Dieses, oft noch zum Fichtelgebirge gerechnet, aber äußerlich mehr mit dem Frankenwald zusammenhängend, ist ein wellenförmiges Hochland von nur 550 m mittlerer Höhe und mit wenigen Kuppen über 700 m (Weißenstein über Stambach 712 m). Wie einst die Leipzig-Nürnberger Straße über diese kalte Hochebene führte, so nimmt gegenwärtig die Eisenbahn ihren Weg hinüber, indem sie aus dem Saalthal von Hof [* 4] nach Neuenmarkt im Maingebiet führt.
Auf dieser Eisenbahnlinie, von
Schwarzenbach bis
Markt-Schorgast, erblickt der Reisende zu seiner
Linken, im O., eine hohe
,
waldige
Gebirgskette mit einzelnen höhern
Bergen;
[* 5] es sind die
Höhen des
Großen (830
m) und
Kleinen Kornbergs,
dann der Zug
des Epprechtsteins (817 m), des
Kleinen und des in seiner höchsten
Klippe 890 m erreichenden
Großen
Waldsteins. Der
lange
Rücken der
Hohen
Heide, welche das Südwestende des
Zugs bildet, legt sich vor die höchsten
Höhen des
Gebirges,
den
Schneeberg im N. (1055
m) und den gewölbten
Ochsenkopf (1016 m) im
S., und setzt sie in
Verbindung mit jener von
NO. nach
SW. streichenden
Gebirgskette des
Waldsteins.
Letztere bildet die Nordwestseite eines Gebirgsvierecks, welches das Quellgebiet der Eger im Innern umschließt. Schneeberg und Ochsenkopf gehören der Südwestbegrenzung dieses innern Kessels an; die tiefe Schlucht der Seelohe, welche beide Hochgipfel voneinander scheidet, enthält den Fichtelsee (779 m), ein Torfmoor, dessen schwankende Decke [* 6] bei trockner Zeit ohne Gefahr zu überschreiten ist, und aus dem Main und Fichtelnab Wasser empfangen. An der südwestlichen Innenseite jenes Kessels setzt der Zug des Schneebergs in einer Reihe steil ins Nabthal abfallender granitischer, auf ihren Höhen klippen- und trümmerreicher Waldberge, des Nußhardt (972 m), der Farnleite (970 m), des Plattenbergs (820 m) und der Hohen Matze (831 m), fort; durch einen flachen Bergsattel mit der Hohen Matze verbunden, springt die Kössein (942 m) in das Innere vor, die mit der Luchs- oder Luisenburg (789 m) zu Alexandersbad bei Wunsiedel abfällt, während der Rudolfstein (880 m) im N. als kurzer Vorsprung gegen Weißenstadt abstürzt.
Nach außen aber, vom Ochsenkopfgipfel westwärts, stufen sich die Waldhöhen rasch zum Fuß ab. An der Ostseite der Schlucht, durch welche die Fichtelnab aus dem Gebirge tritt, erhebt sich als südlicher Eckpfeiler der Steinwald, der noch bis zu 969 m ansteigt. In weiterer Fortsetzung nach NO. bilden die niedern Höhenzüge des Reichsforstes und Kohlwaldes (nur noch 700 m hoch) den Südostrand. Mit dem Liebensteiner Wald zum Egerland abfallend, folgt nördlich von dem felsigen Egerdurchbruch bei Hohenberg der Hengstberg (668 m), das Südostende des Selber Waldes, der nach NO. hin den Schluß des innern Kessellandes vollendet, dessen höchste Höhen beinahe 700 m erreichen, während sein mittleres Niveau fast 600 m beträgt (Weißenstadt liegt 630 m, Wunsiedel 531 m hoch).
Das Fichtelgebirge besteht vorzugsweise aus Granit, Gneis, Glimmer- und Urthonschiefer und Basalt. Der Granit tritt in zwei Gebieten auf: das eine, im Anschluß an den Granit des Oberpfälzer Waldes, umfaßt in der südöstlichen Kette den Steinwald und Reichsforst und ist vielfach von Basalt durchbrochen;
das andre erstreckt sich von Asch über Selb bis zur Eger und nach Weißenstadt, wo in demselben eine große Granitwarenfabrikation sich befindet, und auf die südwestliche Kette, die, vom Schneeberg bis zur Kössein, ebenso wie der benachbarte Ochsenkopf dem Granit angehört.
In der nordwestlichen Kette ist der Granit im Waldstein und Kornberg vertreten. Weit ausgebreitet sind die Trümmerhaufen im Gebiet des Granits, die nicht allein die Gehänge bedecken, sondern auch die Höhen überlagern und am großartigsten auf der Luchs- oder Luisenburg bei Alexandersbad erscheinen, hier durch Promenadenwege aufgeschlossen. Der Gneis ist nicht stark entwickelt. Er begrenzt in schmalen Zonen das Granitgebirge an der Eger u. füllt innerhalb des Granits das Becken von Wunsiedel bis Weißenstadt aus.
Außerhalb des eigentlichen Fichtelgebirges liegt an der Nordseite das schon erwähnte Gneisgebiet von Münchberg, das sich nördlich bis zur Steinach und nordöstlich beinahe bis Hof hinzieht. Ebenso ist der Glimmerschiefer nur wenig verbreitet, wogegen das Gebiet des Urthonschiefers von besonderer Ausdehnung [* 7] ist. An der Wondreb, unterhalb der Nab-Wondreb-Ebene, tritt es vom Bärnauer Gebirge des Böhmerwaldes in das Gebiet des Fichtelgebirges über; bei Eger ist es auf beiden Seiten der Eger von Tertiärschichten (Oligocän) bedeckt.
Von hier reicht es einerseits nördlich in das Erzgebirge in Sachsen, [* 8] anderseits nach W. in das innere Becken des Fichtelgebirges hinein, wo es den Raum zwischen den beiden Granitzonen ausfüllt und sich durch die Lücke zwischen Steinwald und Kössein zur Fichtelnab zieht, worauf es dann nach NW. den Ochsenkopf umgeht und mit der nordwestlichen Kette, deren Hauptpunkte aber, wie schon gezeigt, Granit enthalten, sich an das gleichartige Gestein des Erzgebirges anschließt.
Mit diesem
Gestein ist vorzüglich im W. und
NW. ein glimmerschieferartiges verbunden; auch gehören hierher die
Lager
[* 9] körnigen
Kalkes im Wunsiedler Ländchen, die durch ihren
Reichtum an
Brauneisenstein (bei
Arzberg etc.) bekannt sind, ferner ein
Lager
von
Speckstein bei Göpfersgrün, nordöstlich von
Wunsiedel.
Rotliegendes in schmaler
Zone begleitet das
Fichtelgebirge im W.,
Basalte gibt es im
Granit in der südöstlichen
Kette und im Innern südlich von der
Eger, Tertiärschichten
(Oligocän)
zu beiden Seiten der
Eger bei
Eger, in einem
Becken bei
Redwitz, am
Rande der
Nab-Wondreb-Ebene etc. Außer
Eisenerzen findet man,
wiewohl nur in geringer
Menge,
Zinnerze im
Granit,
Antimon im
Urthonschiefer, Bleierze und
Steinkohlen bei
Erbendorf. Neben
Antimon führen die
Thonschiefer bei
Goldkronach auch
Spuren von
Gold,
[* 10] die früher bergmännisch gewonnen wurden
und eine Zeitlang das in den
Ruf eines erzreichen
Gebirges gebracht
haben.
Torf gibt es in großen
Lagern, namentlich in den
Forstämtern
Marktleuthen und
Wunsiedel. Unter den
Mineralquellen sind die
Eisensäuerlinge zu
Alexandersbad
am bekanntesten.
Die hohe
Lage des Fichtelgebirges bringt ein rauhes Gebirgsklima mit sich; in den höhern Teilen stellen sich schon Ende
August
die ersten
Reife ein, und oft fällt schon Ende
September
Schnee.
[* 11] Selten schmilzt dieser vor Anfang Mai von den
Feldern
weg, und im
Wald und zwischen den Felsklippen halten sich wohl bis Ende Juni noch Schneewehen.
Noch um
Johannis stellen sich
zuweilen
Nachtfröste ein; nur
August und
September bringen schöne, warme
Tage. Bei dem
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Reichtum des Gebirges an Wald und Sümpfen steigen häufige Nebel auf; umhüllen sie die Berggipfel, dann verkünden sie Regen.
Die leicht verwitternden Schiefer und besonders der zu Gneis zerfallende grobkörnige Granit liefern guten Waldboden, wenn auch der thonige Untergrund anderseits Ursache weitverbreiteter Moorbildung ist. Ausgedehnt, allerdings oft versumpft sind die Wiesen, während das Klima [* 13] den Feldbau fast nur auf Sommerfrüchte, Kartoffeln, Flachs, Futterkräuter etc. beschränkt; in den höchsten Lagen gedeihen nur Hafer [* 14] und Kartoffeln. Im Innern ist das Röslauthal der am meisten begünstigte Teil, dort gedeihen selbst Weizen und Obst. Reich ist der Wald an Heidel-, Preißel- und Wacholderbeeren, welche Gegenstände des Exports sind, wie das isländische Moos auf den Höhen des moos- und flechtenreichen Gebirges. Von Interesse ist die Verbreitung der deutschen Perlenmuschel im Quellgebiet des Weißen Mains, besonders in der Ölsnitz und in mehreren Seitenbächen der Saale, so in der Schwesnitz östlich von Rehau, Lamitz etc.
Gegenwärtig ist die ganze Bevölkerung [* 15] des Fichtelgebirges germanisiert; zahlreiche Orts-, Fluß-, Flur- und Bergnamen beweisen aber die frühere weite Verbreitung wendischer Stämme und Sprache [* 16] im F. (Redwitz, Ölsnitz, Lamitz, Selbitz u. a.). Der größere Teil der Bevölkerung, die Bewohner des alten obergebirgischen Fürstentums Baireuth und die des österreichischen Asch, ist protestantisch; was dagegen zu Bamberg [* 17] im SW., zur Oberpfalz im S. und SO., zu Eger im O. gehört, ist katholisch.
Der gegenwärtigen politischen Einteilung nach gehört der größte Teil zum bayrischen Regierungsbezirk Oberfranken, ein kleinerer zum Regierungsbezirk Oberpfalz, der äußerste Osten zu Böhmen. [* 18] Die Bevölkerung ist dicht; man rechnet über 80 Menschen auf 1 qkm. Wenn auch vielfach eine rege industrielle Thätigkeit herrscht, Spinnerei und Weberei, [* 19] Verarbeitung des Eisens, auch Glasfabrikation, [* 20] Glasbäserei ^[richtig: Glasbläserei], Spiegelglasschleiferei und Knopffabrikation, so ist das Fichtelgebirge doch nicht in dem Maß Fabrikland wie das benachbarte Erzgebirge.
Viele Menschen ernährt die Arbeit im Wald (Holzhauen, Kohlenbrennen), die Ausbeutung der Marmor- und Kalklager, im Granitgebiet der Kaolingruben und die Bearbeitung des Serpentins (Markt Leugast). Am meisten tritt Berg- und Hüttenbau gegen früher zurück und beschränkt sich fast nur auf Eisen. [* 21] Rings um das Gebirge herum führen Eisenbahnen; doch führt auch eine Linie (Nürnberg-Eger) durch dasselbe, die sich bei Redwitz nach Hof verzweigt. Dieser Umstand trägt wesentlich dazu bei, daß das Fichtelgebirge seit neuerer Zeit einem regen Touristenverkehr geöffnet worden ist.
Vgl. Goldfuß und Bischof, Physikalisch-statistische Beschreibung des Fichtelgebirges (Nürnb. 1817, 2 Tle.);
Münnich, Das Fichtelgebirge (Dresd. 1859);
»Bavaria«, Bd. 3, 1. Abt. (Münch. 1865);
Zapf, Der Sagenkreis des Fichtelgebirges (Hof 1874);
Gümbel, Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges und Frankenwaldes (mit Atlas, [* 22] Gotha [* 23] 1879);
»Reiseführer« von Ruchdeschel, Körber, Pertsch (Wunsiedel 1881), Horn (Berl. 1882) u. a.