gar keine
Beschwerden. Nur wenn sie sehr groß werden, können sie durch
Druck auf die Nachbarschaft
Beschwerden verursachen.
Die Fettgeschwulst kommt am häufigsten in den mittlern Lebensjahren, doch auch als angebornes Übel vor. Sie gehört
zu den gutartigsten
Geschwülsten, stellt stets ein lokales Übel dar und kehrt nicht wieder, wenn sie
einmal vollständig mit dem
Messer
[* 2] entfernt worden ist. - Als Fettgeschwulst der
Nieren sind vielfach bösartige
Gewächse beschrieben worden,
die zu den Adenomen oder
Sarkomen zu zählen sind. Echte Fettgeschwülste sind auch bei
Tieren nicht selten.
(Hepar adiposum), ein abnormer Zustand der
Leber, wobei übermäßige
Massen von
Fett im Innern
der Leberzellen abgelagert sind und die
Leber gewissermaßen zu einem Fettdepot umgebildet wird. Die Fettleber ist zwei- bis dreimal
größer als normal, weich, blutarm, sehr blaß; von ihrer Schnittfläche läßt sich ein dicker, talgähnlicher Brei abstreifen.
Die Gallenabsonderung der Fettleber ist vermindert. Ausgesprochene
Beschwerden sind nur mit den höhernGraden
von Fettleber verbunden und bestehen in einem
Gefühl von
Druck und Vollsein in der Lebergegend, ferner in allerhand
Verdauungsbeschwerden,
Appetitlosigkeit etc. Die Fettleber kommt sowohl bei allgemeiner
Fettsucht (s. d.) als auch bei sonst magerm
Körper, z. B. bei Schwindsüchtigen,
ganz besonders aber bei Säufern vor (daher ist die Fettleber zumal im
Verein mit interstitieller
Entzündung
die eigentliche
Säuferleber).
Sie ist hier ein chronisches Übel, welches durch entsprechende
Diät (Entfettungskuren), Vermeidung alkoholischer
Getränke,
leichte Abführmittel etc. beseitigt werden kann. Namentlich werden die
Quellen von
Karlsbad,
Marienbad,
Kissingen
[* 7] etc. mit Erfolg
zur Beseitigung der Fettleber angewendet. Ist Fettleber mit
Gelbsucht verbunden, so heißt sie Safranleber. Nicht mit
der Fettleber zu verwechseln ist die Fettentartung der
Leber, die zuweilen als
Ausgang einer schweren, sogen. parenchymatösen
Leberentzündung
bei
Vergiftungen mit
Phosphor,
Arsenik und einigen unbekannten organischen
Giften beobachtet wird.
(Korpulenz,Obesitas,
Lipomatosis universalis, Polysarcia,
Pimelosis), übermäßige Anhäufung von
Fett, welche
den
Körper schwerfällig macht, seine
Funktionen behindert und das
Leben in mehr als einer Hinsicht bedroht.
Die
Stellen des menschlichen
Körpers, an denen sich im normalen Zustand Fettgewebe befindet, dienen bei Fettleibigkeit zunächst
zur hochgradigen
Ablagerung von
Fett, und erst bei höhern
Graden von Fettsucht finden die Fettablagerungen auch
an solchen Lokalitäten
statt, an denen sich im normalen Zustand wenig oder kein
Fett befindet.
Demgemäß findet sich das
Fett unter der
Haut
(Panniculus adiposus), besonders unter der des
Bauches, in großer
Menge, ferner
im
Gekröse, im
Netz, im
Dickdarm und um die
Nieren herum; selbst auf dem
Herzen, im Innern der Leberzellen
(Fettleber), zwischen
den
Muskeln
[* 9] und in andern
Organen häuft es sich an. Die leichtern
Grade der Fettsucht, welche man als
Embonpoint oder Korpulenz bezeichnet,
verursachen kaum einige
Beschwerde. Selbst bei schon beträchtlichem
Umfang erfreuen sich die Leute oft noch eines vortrefflichen
Wohlseins, eines sehr guten
Appetits, einer sehr heitern
Stimmung und ihrer vollen Körperkraft.
In den höhern
Graden jedoch, namentlich wenn sich die Fettsucht sehr schnell ausbildet, stellen sich mehr oder weniger beträchtliche
Störungen der
Gesundheit ein, z. B.
Muskel- und Gehirnschwäche,
Verdauungsbeschwerden,
Atemnot,
Störungen in der Herzbewegung,
Schwindel etc. In Bezug auf das
Gewicht und den
Umfang des
Körpers fettsüchtiger
Personen finden sich unglaublich
scheinende Angaben. Ein
Kind von vier
Jahren wog 41, ein andres ebenso altes 68, ein zehnjähriges 109, ein vierjähriges Mädchen
sogar 128 kg etc. Der
EngländerBright wog in seinem zehnten Jahr 70 und bei seinem
Tod 308 kg, ein andrer
Engländer 250 kg;
ein in der
»Neuen Sammlung medizinischer
Wahrnehmungen« (Bd. 3, S. 370) beschriebener Mann
wog 400 kg und hatte 2,5 m im
Umfang; ein von Wadd (»Die Korpulenz als
Krankheit, ihre
Ursachen und ihre
Heilung etc.«, aus dem
Englischen, Weim. 1839) gesehener Mann wog 490 kg. Bei der
Leichenöffnung fand man eine unglaublich starke Fettschicht,
die in dem
Menschen von 400 kg 16-18
cmHöhe hatte. Unter den prädisponierenden
Ursachen ist am wichtigsten die
Erblichkeit.
In gewissen
Familien werden alle Mitglieder sehr fettleibig, und »Fettkinder« sind
nicht allzu selten. Die Fettsucht tritt zuweilen schon in den ersten Lebensjahren, bald nach dem 20., am häufigsten
bei Männern um das 40., bei
Frauen um das 45.-50. Lebensjahr auf.
Neben der erblichen
Anlage ist die fehlerhafte und unzweckmäßige
Ernährung der häufigste
Grund zur Fettleibigkeit; eine
zu reichliche Nahrungszufuhr, welche zu große
MengenFett,
Eiweiß und
Kohlehydrate
(Zucker,
[* 10]
Stärke)
[* 11] bietet, oder einseitige
fehlerhafte
Ernährung bedingen die pathologische Fettansammung ^[richtig: Fettansammlung], welche auch
durch übermäßigen Alkoholgenuß erzeugt werden kann. Dazu kommen als begünstigende
Momente Mangel an körperlicher
Bewegung,
anhaltende Unthätigkeit, träger
Stoffwechsel etc. Hieraus erklärt sich, daß gewisse
Gewerbe
(Schlächter,
Brauer) Fettansammlung
zur
Folge haben, daß Phlegmatische mehr zur Fettsucht neigen und
Frauen im klimakterischen
Alter besonders häufig davon betroffen
werden.
Auch gewisse ethnologische und klimatische Verhältnisse (feuchtes
Klima)
[* 12] spielen eine gewisse
Rolle. Angeerbte oder erworbene
Disposition, zu reichliche Nahrungsaufnahme, unzweckmäßige
Ernährung und unzweckmäßige Lebensweise sind demnach als Entstehungsursachen
anzusehen. Das im
Körper sich bildende
Fett wird aus verschiedenen
Stoffen gebildet; einmal kann aus dem
Fette der
NahrungFett im
Körper zur
Ablagerung kommen
(Liebig, Toldt, Radziejewsky,
Hofmann), sodann steht fest, daß die vom
Körper aufgenommenen tierischen und pflanzlichen
Albuminate zur Fettbildung beitragen
(Hoppe,
Pettenkofer,
Voit), indem bei der
Eiweißzersetzung
Fett entsteht, und daß wahrscheinlich bei großen
Gaben auch die
Kohlehydrate zur
¶
mehr
Fettbildung beitragen. Schließlich hat Munk auch die synthetische Fettbildung aus Fettsäuren nachgewiesen. Der Fettansatz
erfolgt demgemäß 1) aus zu großem Fettreichtum der Nahrung,
2) durch Überschuß von Fett, welches aus zersetztem Eiweiß abgespalten ist,
3) aus unzerstört gebliebenem Fett, welches durch Kohlehydrate geschützt oder aus ihnen gebildet ist, und
4) endlich dadurch, daß die Fähigkeit der Zellen zur Stoffzersetzung verringert wird, wie es bei Alkoholgenuß
und geringer Körperbewegung der Fall ist (Voit). Diesen verschiedenen Ursachen der Fettbildung entsprechen nun auch die Mittel,
das abgelagerte Fett zum Verschwinden zu bringen, und der jedesmaligen individuellen Ursache der Fettentstehung muß die Fettentziehungskur
entsprechen. Wo ein Überschuß gewisser Nahrungsstoffe die Ursache der Fettleibigkeit ist, muß dieser
beseitigt werden.
Man wählt demnach fettarmes Fleisch und gibt den Leidenden in den vegetabilischen Nahrungsmitteln (z. B.
grünen Gemüsen) Fett und Kohlehydrate in so geringer Menge, daß Tag für Tag eine kleine Quantität von Körperfett abgegeben
werden muß. Die Fettzersetzung wird dann noch unterstützt durch Körperbewegung, wenig Schlaf, kalte Bäder etc. Örtel und
Schweninger stellen die Beschränkung der Getränkezufuhr in den Vordergrund, speziell in den Fällen, wo
es sich um Zirkulationsstörungen infolge der Fettsucht handelt.
Die Verdauung und Resorption der zugeführten Nahrungsmittel soll bei Beschränkung des Getränks bedeutend schneller vor sich
gehen, und es wird häufigere Zuführung kleinerer Quantitäten von Nahrungsmitteln empfohlen. Stokes und Örtel kombinieren
die Methode mit forcierten, mit Schweißbildung verbundenen Muskelbewegungen, welche besonders bei Herzschwäche
mit großer Vorsicht und steter Rücksichtnahme auf die übrigen Organe und den Kräftezustand gehandhabt und geregelt werden
müssen.
Eventuell sind sie durch Wasserentziehungen (römisch-irische Bäder) zu ersetzen. Ebstein entzieht in der Nahrung fast ganz
die Kohlehydrate (Zucker, Stärke), während er bei hinreichender Eiweißmenge Fett geben läßt. Das Gefühl
des Sattseins wird dabei erreicht, der Durst aber herabgesetzt. Die relativ geringe Fettmenge leistet nach ihm als kraftgebender
Nahrungsstoff soviel wie eine 2,5mal so große Menge von Kohlehydraten. Tarnier verordnet ausschließlich Milchgenuß.
Dazu kommen noch Mineralwasserkuren, besonders in Marienbad, Karlsbad, Kissingen und Homburg,
[* 15] wo aber neben dem
Wassergebrauch systematische diätetische Kuren und geeignete Lebensweise (Kisch-Marienbad) durchaus erforderlich sind. Abführmittel
und Jodpräparate sind veraltet und nutzlos. Alle verschiedenen Methoden haben, in richtiger Weise angewandt, Erfolg; aber sie
können nur da wirksam sein, wo sie den gerade gegebenen Ursachen der Fettbildung im einzelnen Fall entsprechen.
Sie müssen je nach der Individualität und nach den Ursachen der Fettvermehrung gewählt und
eingeschlagen
werden, bedürfen aber der ärztlichen Auswahl und Überwachung, da alle Kuren von der Bantingkur bis zur Wasserentziehungskur
in gewissen Fällen recht gefährlich werden können.
Vgl. Banting, Letter on corpulence addressed to the public (Lond. 1864, 4. Aufl.
1881);