Stuhl für den Fetisch und eine Art
Lager
[* 2] für ihn. Auch werden ihm wohl morgens und abends
Opfer, in
Milch,
Tabak
[* 3] und
Rum bestehend,
dargebracht, und der Fetischdiener spricht mit ihm wie mit einem
Freund, stellt ihn als
Wächter auf seine
Felder und ruft ihn
in
Zeiten der
Gefahr laut und ernstlich an. Fetische besitzen die meisten ethnographischen
Museen. Dem eigentlichen
Fetischismus nahe verwandt ist die Verehrung von
Tieren und
Pflanzen, deren schädliche oder nützliche
Wirkung der Naturmensch höhern
sie beherrschenden und bewohnenden Geistern zuschreibt, welche die
Neger Wongs nennen.
Bei den nordamerikanischen
Indianern wählt sich jeder ein während der Pubertätszeremonien (s.
Pubertät)
ihm im
Traum erscheinendes
Tier als Fetisch oder
Totem (s. d.), welches er hinfort niemals töten oder verspeisen darf. Daß
sich auch in die monotheistischen
Religionen, selbst in das
Christentum, Fetischismus als Rest oder
Rückfall eingeschlichen hat, mag
hier bloß angedeutet bleiben.
Vgl.
Fr.
Schultze, Der Fetischismus (Leipz. 1871);
Roskoff, Das Religionswesen der
niedersten Naturvölker (das. 1880);
(Jahja), ein im
Orient sehr gefeierter pers. Dichter, aus
Nischapur gebürtig, starb 1448. Zart und sinnig
ist sein kleiner allegorischer
Roman
»Husn u Dil«
(»Schönheit und
Herz«),
der von W.
Price ins
Englische
[* 8] übersetzt worden ist
(Lond. 1828). Das Unglaublichste aber in
Wort- und Verskünstelei, in Zahl- und Namenwitzeleien leistet
der
Autor in seinem zweiten Werk: »Schabistân i Chajâl« (»Das
Schlafgemach der
Phantasie«),
einer Art von
Encyklopädie des gesamten menschlichen
Lebens in acht
Kapiteln, dessen erstes: »Vom
Glauben und
Islam«, in
Text und Übersetzung von H. Ethé veröffentlicht wurde (Leipz. 1868).
Man gewinnt die Pflanzenfette aus dem zerkleinerten, bisweilen erwärmten Rohmaterial gewöhnlich durch
Pressen, auch durch
Auskochen mit
Wasser oder durch
Extrahieren mit guten Lösungsmitteln des Fettes, namentlich
Schwefelkohlenstoff
und leichten
Teerölen
(Benzin,
Canadol), im kleinen auch mit
Äther.
Das extrahierte Fett ist oft sehr rein, das gepreßte enthält
meist
Eiweiß- und Schleimstoffe und wird durch Absetzenlassen und Behandlung mit einer geringen
Menge konzentrierter
Schwefelsäure
[* 14] gereinigt (raffiniert), auch durch Sonnenlicht,
Tierkohle,
Wärme
[* 15] oder
Chemikalien (chromsaures
Kali) entfärbt.
Tierische Fette gewinnt man durch
Pressen, meist aber durch Ausschmelzen aus den vorher genügend zerkleinerten
Geweben, mit oder
ohne Zusatz von
Wasser.
Die Fette sind bei gewöhnlicher
Temperatur starr
(Talg), weich
(Butter,
Schmalz) oder flüssig
(Öle); ihr
Geruch, bedingt durch
geringe Beimischungen, ist oft angenehm
(Palmöl,
Kakaobutter etc.), weicht aber bei längerer
Aufbewahrung
meist einem sehr unangenehmen (die Fette werden ranzig); reine Fette sind stets geruch- und geschmacklos. Oft
wird der
Geschmack durch Beimischungen modifiziert und beim
Ranzigwerden sehr widerwärtig.
Alle reinen Fette sind farblos und
reagieren neutral; sie sind leichter als
Wasser, kristallisieren meist in
Schuppen, lösen sich nicht in
Wasser und werden von demselben nicht benetzt, können aber darin bei Gegenwart schleimiger
Stoffe äußerst fein verteilt
werden und bilden dann eine
Emulsion.
Sie sind löslich in
Äther,
Schwefelkohlenstoff,
Benzin, manche auch in
Alkohol; sie geben auf
Papier einen bleibenden Fettfleck;
alle schmelzen unter 100°, erstarren bei einer mehr oder weniger tief unter dem
Schmelzpunkt liegenden
Temperatur (Unterschied
von
Wachs und
Walrat), nehmen bisweilen nur sehr langsam ihre ursprüngliche
Härte wieder an und schmelzen, solange sie weich
sind, sehr viel leichter. Die flüssigen Fette
(Öle) erstarren meist unter 0°,
Leinöl erst bei -27°.
Alle
Fette sind nicht flüchtig, sie beginnen bei etwa 300° unter
Zersetzung zu sieden und geben bei höherer
Temperatur flüssige
und gasförmige Zersetzungsprodukte, von welchen das die
Augen zu
Thränen reizende
Acrolein besonders charakteristisch ist.
Bei starker Erhitzung an der
Luft entzünden sich die und verbrennen mit leuchtender, rußender
Flamme.
[* 17] Reine Fette halten sich an der
Luft unverändert oder trocknen unter
Aufnahme von
Sauerstoff ein (trocknende
Öle), und zwar erfolgt
das Austrocknen um so schneller, je vollständiger
Schleim und Eiweißstoffe abgeschieden worden waren, während die nicht
trocknenden Fette bei Gegenwart von eiweißartigen
Körpern, welche vielleicht alsFermente wirken, sich an der
Luft schnell zersetzen,
Sauerstoff aufnehmen und unter
Bildung flüchtiger fetter
Säurenranzig werden. Bei feiner Verteilung
der Fette, z. B. wenn
Gewebe damit getränkt sind, kann die Sauerstoffabsorption so energisch verlaufen, daß die dabei entwickelte
Wärme zur
Selbstentzündung hinreicht.
Man unterscheidet danach Mono-, Di- und Triglyceride; in der Natur kommen aber nur Triglyceride vor und niemals einzeln, sondern
stets in Mischungen. Die meisten Fette bestehen aus Tristearin, Tripalmitin und Triolein (vgl.
Glyceride); außerdem kommen häufiger vor Triglyceride der Buttersäure, Kapronsäure, Pelargonsäure, Laurostearinsäure, Myristinsäure,
Krotonsäure, Hypogäasäure, Erucasäure. Das Mischungsverhältnis der genannten Glyceride bedingt die
Konsistenz der Fette: die starren sind reich an Stearin und Palmitin, die flüssigen an Olein.
Die Fette von verschiedenen Körperstellen desselben Tiers differieren in ihrer Zusammensetzung nur um 0,5 Proz. Kohlenstoff und
0,3 Proz. Wasserstoff, aber trotzdem ist ihr Gehalt an flüssigem und starrem Fett sehr verschieden. Nierenfett
ist im allgemeinen am festesten, das Fett aus dem Panniculus adiposus am flüssigsten. Der Einfluß des Mästungszustandes
auf die Beschaffenheit der Fette ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt, doch scheinen anfangs die flüssigen Fette vorzuherrschen.
Die Zersetzung der Fette durch Alkali nennt man Verseifung, das bei derselben erhaltene Gemisch von fettsauren
Alkalien bildet die Seife, und wenn man Fett mit Bleioxyd verseift, so entsteht ein Gemisch entsprechender Bleisalze, das Bleipflaster;
in beiden Fällen tritt als Nebenprodukt Glycerin auf. Auch durch Schwefelsäure und überhitzten Wasserdampf kann man die in
Fettsäuren und Glycerin zerlegen. Über die Entstehung der in den Pflanzen ist wenig bekannt, auch die
Fettbildung im Tierkörper bietet noch viele dunkle Stellen dar.