(im
PluralFerverdin, altpers. Fravartis, im
Zendavesta Fravashisch), Bezeichnung der
Schutzgeister in der Zoroastrischen
Religion.
Ihre Verehrung ist uralt und scheint ursprünglich mit dem
Ahnenkultus zusammenzuhängen.
Daher wird sogar den
Göttern,
z. B. auch dem
Ormuzd, ein an die Seite gestellt.
Ihnen ist im
Zendavesta einer der sogen.Jashts gewidmet,
der Ferverdin-Jasht, der für die Kenntnis der mythologischen
Vorstellungen über die Ferverdin besonders wichtig ist. Im
spätern
Parsismus wohnen die Ferverdin über dem Himmelsgewölbe und werden mit den 486,000
Sternen identifiziert.
In dem jetzigen
Kalender der Mohammedaner in
Persien
[* 2] ist der
MonatFerverdin, mit dem 20. März beginnend, der erste des
Jahrs,
und auf den ersten
Tag desselben fällt das Neujahrsfest.
(Fas, arab.
Fâs), eine der beiden
Haupt- und Residenzstädte des Sultanats
Marokko, am wasserreichen Ued Fes, einem
Nebenflüßchen des
Sebu, in einem schönen, wohlbewässerten
Thal,
[* 10] das mit Fruchtgärten und Gehölzen
von
Zitronen- und
Granatbäumen bedeckt ist, zerfällt in die alte und die neue Stadt, die jenes Flüßchen scheidet.
Alt-Fes
el
Bâli) bildet den nördlichen Teil und liegt an den
Bergen
[* 11] hinauf, Neu-Fes el
Dschedid) in der
Ebene. Beide sind mit 10 m hohen
Lehmmauern umgeben, die mit viereckigen
Türmen versehen, aber sowenig wie zwei verfallene
Forts außerhalb
der Stadt und einige
Lünetten im stande sind, europäischen
Waffen
[* 12] zu widerstehen.
Die Stadt wird in 18
Quartiere geteilt, von denen 2 auf die
Neustadt,
[* 13] die übrigen auf die
Altstadt kommen. Sie hat zahlreiche,
aber sehr kleine
Plätze; die
Straßen sind eng, krumm, höchst schmutzig; kein
Haus hat
Fenster nach der
Straße hinaus, daher das düstere Ansehen der Stadt. Das
Innere der
Häuser ist dagegen meist hübsch und sauber. Unter den
öffentlichen Gebäuden nimmt der große
Palast des
Sultans, ein gewaltiges, indessen teilweise in
Ruinen liegendes Gebäude,
den ganzen Südwesten von Neu-Fes ein.
Ein zweiter
Palast, Bu Dschelad (das »Gerberhaus«),
liegt zwischen
Alt- und Neu-Fes. Sonst ist nur noch erwähnenswert die Dschama
Karubin
(»Moschee der Cherubim«),
die größte
Moschee in ganz Nordafrika, welche auf 360
Säulen
[* 14] ruht, mit plumpem, viereckigem
Minaret, sehr niedrigem
Schiff
[* 15] und herrlichen Marmorspringbrunnen, aber ohne alle
Symmetrie. Mit ihr verbunden
sind eine an arabischen
Manuskripten reiche
Bibliothek und eine einstmals sehr berühmte, heute ganz gesunkene
Hochschule, an
welche sich eine Anzahl ebenso verkommener
Elementarschulen anschließt. Fes besitzt auch eine
Irrenanstalt, in welcher die
Geisteskranken in
Fesseln wie Gefangene verwahrt
werden. -
Fes ist, obwohl in zunehmendem
Verfall, noch immer die bedeutendste Handelsstadt Nordwestafrikas, deren
in vorzüglichem
Ruf stehende Großhändler direkten Wechselverkehr mit
Marseille,
[* 16]
Lissabon,
[* 17]
Cadiz
[* 18] etc. unterhalten und nach
diesen
Städten Handelsreisen unternehmen. Die
Waren, welche sie im großen aus
Europa
[* 19] beziehen, bestehen in
Seide,
[* 20] Baumwollenstoffen,
Tuch,
Papier,
Waffen,
Pulver,
Thee,
Droguen, Zucker
[* 21] und
Gewürzen, die im Handelsquartier, der Kessaria in
Alt-Fes,
in ungeheuern
Massen aufgestapelt sind und über ganz Nordwestafrika von hier aus verbreitet werden.
Auch die
Industrie der Stadt ist nicht unbedeutend, namentlich blüht noch die alte
Saffian- oder Maroquinfabrikation.
Verfallen
dagegen ist die Fabrikation der nach der Stadt benannten türkischroten
Kappen. Auch
Fayencen und
Thonwaren
[* 22] werden in großer
Menge und in schönen
Mustern geliefert; die
Gold- und Silberwarenindustrie sowie die Münzprägung sind in
den
Händen der
Juden. Auch in geistiger Beziehung ist Fes heute noch der
Mittelpunkt des wenigen, kaum noch pulsierenden wissenschaftlichen
Lebens in
Marokko. Über die
Größe der
Bevölkerung
[* 23] schwanken die Angaben zwischen 50,000 und 150,000
Seelen.
Etwa 10,000 sind
Juden, die in dem Mellah, einem besondern
Quartier der
Neustadt, wohnen; die übrigen Araber und
Berber nebst
einigen
TausendNegern.
Gouverneur der Stadt ist ein
Pascha, der über eine
Garnison von 5000 Mann gebietet. -
Daß an derStelle des heutigen Fes schon eine römische Stadt gestanden hat, als die
Landschaft unter dem
Namen Mauritania Tingitana einen Teil der römischen
Provinz Hispania bildete, dürfen wir aus den
Ruinen schließen, welche
sich in der Umgebung befinden. Wahrscheinlich wurde die römische Stadt von den
Vandalen zerstört, als sich dieselben Nordafrikas
bemächtigten, und während der darauf folgenden drei
Jahrhunderte dauernden Herrschaft des oströmischen
Reichs nicht wieder
aufgebaut.
Als die Araber auf ihrem Eroberungszug im 7. Jahrh. auch hierher kamen und das nordwestliche
Afrika unter dem
Namen Magreb el Aksa oder
Sus beherrschten, gründete Edris, der flüchtige Enkel Hassans, des
SohnsAlis, 788 die
Stadt Walyly als Hauptstadt seines
Reichs, an deren
Stelle sein Sohn Edris II. 793 das von ihm erbaute Fes setzte. Nach wechselvollen
Schicksalen, in denen Stadt und Land einige Zeit von den
KalifenSpaniens abhängig waren, stiftete der
AlmorawideJussufIbn Taschfin 1086 das
Reich undMarokko. Im J. 1202 machte sich die
Landschaft Fes unabhängig und gelangte danach schnell zu hoher
Blüte,
[* 24] so daß die Stadt Fes nicht weniger als 780
Moscheen und
Kapellen, 93 öffentliche
Bäder und allein innerhalb der Ringmauern 472
Mühlen
[* 25] zählte. Um die Mitte des 16. Jahrh. wurde das
Reich Fes abermals mit
Marokko vereinigt, bei dem es seitdem
verblieb; die Stadt aber teilte fortan den
Rang einer
Haupt- und Residenzstadt mit
Marokko, dem Fes jedoch durch den
Ruf großer
Heiligkeit (es kommt in Westafrika gleich nach
Mekka) weit voransteht. Seit dieser Zeit datiert aber auch der
Verfall von Fes.