mehr
Erfolg. Die preußische Infanterie erreichte fünf Salven in der Minute. In den Feuerpausen näherte man sich und suchte den Gegner durch Feuer zum Weichen zu zwingen; gelang dies nicht, so folgte der Bajonettangriff. 300 Schritt hinter dem ersten stand das zweite Treffen in Linie. Gegen Kavallerieangriffe wurde Karree formiert.
Die Reiterei erhielt durch Friedrich II. einen heute kaum wieder erreichten Grad taktischer Ausbildung. Mit Säbel, Pistole und Karabiner bewaffnet, sollte sie vorzugsweise durch die Kraft [* 2] ihres Anlaufs und den Gebrauch ihrer blanken Waffe gegen Kavallerie wirken, aber auch die Infanterie im Aufrollen feindlicher Linien unterstützen; auch im Fußgefecht war sie geübt. Um mit ihr gemeinsam zu kämpfen, schuf Friedrich d. Gr. 1759 die reitende Artillerie, mit 6pfündigen Kanonen bewaffnet, während die Infanterie 3pfündige Bataillonsgeschütze führte. Die Fußartillerie, welche 6-, 12 und 24-Pfünder führte, eröffnete, in Batterien vereinigt, das Gefecht. Man bevorzugte ebenes Terrain, weil es die Bewegung langer, geschlossener Linien begünstigte.
Mit dem Ende des 18. Jahrh. beginnt die
Epoche der zerstreuten Fechtart.
[* 3] Sie kam aus
Nordamerika,
[* 4] wo bei Beginn des
Befreiungskriegs
die Landleute in naturwüchsiger
Weise das
Gefecht in dieser Form gegen die englischen
Truppen begannen. Dies
Beispiel fand erfolgreiche
Nachahmung bei den
Franzosen in ihren
Revolutionskriegen und zwang deren Gegner zu gleicher Fechtart.
Die mit gezogenen
Gewehren
(Büchsen) bewaffnete
Infanterie eröffnete als
Voltigeure das
Gefecht in aufgelöster
Linie unter Benutzung der
Deckungen,
die das
Terrain bot.
Hinter ihr standen als Rückhalt die geschlossenen Abteilungen in Kolonnen. Dem durchschnittenen Terrain ging man jetzt nicht mehr aus dem Weg, sondern suchte es der Deckung wegen, ebenso wie die Wälder und Dörfer, auf. Hiermit trat die Bedeutung der Kavallerie für den Kampf zwar zurück, aber es bahnte sich gleichzeitig ihre Verwendung für den Aufklärungs- und Sicherheitsdienst an, die erst im Verlauf des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 zu voller Geltung gekommen ist.
Zu immer weiterer
Durchführung und
Ausbildung kam die zerstreute Fechtart
infolge Einführung der Hinterladungsgewehre
und durch die in technischer Beziehung so außerordentlich vervollkommte
Artillerie, die an
Schnelligkeit und Manövrierfähigkeit
hinter der
Kavallerie nicht zurückblieb, und im
Verein mit ihrer in gleicher
Weise verbesserten
Munition gewann sie eine so
gewaltige
Wirkung und Gefechtsstärke, daß sie seit 1870 als dritte Hauptwaffe ebenbürtig neben die
Infanterie und
Kavallerie trat. Sie eröffnet schon auf weiten
Entfernungen das
Gefecht gegen die feindliche
Artillerie und die
sich entwickelnde
Infanterie. Diese nimmt, sobald sie in den feindlichen Feuerbereich kommt, in der
Ebene 600-700 m vom Feinde,
die zerstreute
Ordnung an. Der Schützenlinie
[* 1]
(Fig. 4) folgen auf etwa 150
Schritt kleine Unterstützungstrupps, 100
Schritt
hinter diesen ein Vortreffen und etwa 150
Schritt dahinter das Haupttreffen (erstes
Treffen), der Rest der
Bataillone, in
Linie
oder Doppelkolonne; je 150-300
Schritt rückwärts folgen ein zweites
Treffen und die
Reserve.
Diese Abstände werden sich, je nach den Terrainverhältnissen, häufig vergrößern, wenn die Rücksicht auf Deckung unter lebhaftem feindlichen Feuer dies erfordert. Dagegen werden sie in Verteidigungsstellungen häufig sich vermindern. Unter sprungweisem Vorgehen im Laufschritt, Niederlegen und Feuern wird das Vortreffen in die Schützenlinie geführt, sobald dieselbe auf etwa 200-300 Schritt an den Feind gekommen ist, nach kurzem Schnellfeuer bricht es dann im Sturmschritt hervor gegen den Feind; wartet dieser den Anprall ab, so kommt es zum Handgemenge.
Der Sieger verfolgt den Weichenden durch Schützenfeuer. Bei der Verteidigung liegt die vordere Linie feuernd in Schützengräben oder hinter natürlichen Deckungen; Unterstützungstrupps befinden sich nicht fern hinter ihnen; die rückwärts aufgestellten Kompanien treten erst gegen den letzten Anlauf [* 5] des Feindes in Thätigkeit. Die Kavallerie findet ihre Hauptaufgabe, wie erwähnt, im Aufklärungs- und Sicherheitsdienst und ist durch ihre Bewaffnung mit dem Karabiner und Übung im Fußgefecht befähigt worden, sich selbst gegen feindliche Unternehmungen an Brücken, [* 6] Engwegen, Wäldern etc. zu schützen und Bahn zu brechen.
Die Gefechtsform der Kavallerie ist die Linie. Die Kavalleriedivisionen bestehen in Deutschland [* 7] und Frankreich aus 6, in Rußland und Österreich [* 8] aus 4 Regimentern, von denen je 2 eine Brigade bilden. Jeder Division sind 3 reitende Batterien zugeteilt. In der Schlacht ist die Angriffsform der Kavallerie die Attacke (s. d.). Die Feldartillerie tritt in großen Massen (Massentaktik) auf, beginnt ihr Feuer auf 2000-2500 m mit Granaten [* 9] und geht staffelweise in eine zweite Stellung auf etwa 1200 m vor, um den Feind zu erschüttern. An der Verfolgung hat sie den thätigsten Anteil, da sie, ohne ihre Stellung zu wechseln, dem weichenden Feind ihr Feuer auf 4-5000 m nachschicken kann.
Vgl. Jähns, Geschichte des Kriegswesens von der Urzeit bis zur Renaissance (Leipz. 1880);
v. Boguslawski, Die Fechtweise aller Zeiten (Berl. 1880).