bewirken, zugleich antiseptische. Wenn
Aufgüsse auf animalische oder vegetabilische
Substanzen auf 100° erwärmt werden und
darauf das
Gefäß
[* 2] mit
Baumwolle
[* 3] verstopft wird, so entstehen keine
Bakterien, und es tritt auch keine ein.
Wohl aber geschieht
dies, wenn unter sonst gleichen Umständen nur bis 40-60° C. selbst stundenlang erwärmt wird. Eine
einstündige Erwärmung bei höherer
Temperatur tötet dagegen die
Bakterien und verhindert die Fäulnis; bei 100° C. hat schon
eine Dauer von 20
Minuten diesen Erfolg.
Die allgemeine Verbreitung der
Keime dieser
Pilze
[* 4] erklärt es, warum es nur schwer gelingt, dieselben von
fäulnisfähigen
Stoffen fern zu halten und damit die
Zersetzung der letztern zu vereiteln. Die Fäulnisprozesse sind für
den
Haushalt der
Natur von höchster Bedeutung, indem sie die beständig sich anhäufenden abgestorbenen
Pflanzen und
Tiere beseitigen
und deren elementare
Bestandteile wieder in den allgemeinen
Kreislauf des
[* 5]
Stoffes zurückführen. Für den
lebenden
Organismus aber sind Fäulnisprozesse oft verderblich, und es entstehen tödliche Erkrankungen, wenn faulende
Substanzen
ins
Blut gelangen.
Die eigentlichen Fäulnisbakterien sind wohl unschädlich, aber faulende
Stoffe bieten den
Boden für die
Entwickelung andrer
schädlicher
Bakterien, und deshalb ist es dringend notwendig, die
Wohnungen der
Menschen von allen faulendenSubstanzen
frei zu halten, zumal auch die aus letztern sich entwickelnden
Gase
[* 6] die
Luft verderben und zum Teil direkt giftig wirken. Die
Technik macht von der Fäulnis bei der Flachsbereitung, der Papierfabrikation,
[* 7] der
Gerberei und bei der Düngerbereitung
Gebrauch.
Bei den Alten, namentlich von
Aristoteles, wurde die Fäulnis
(Putrefaktion) als ein geheimnisvoller
Prozeß angesehen,
durch welchen nicht nur die bestehenden organischen
Körper zersetzt, sondern auch neue, lebende erzeugt würden.
Maden,
Fliegen,
[* 8] ja selbst
Bienen und
Frösche
[* 9] sollten im faulenden
Fleisch oder gärenden Schlamm entstehen, und von den sogen. Jatrochemikern
und
Ärzten des ausgehenden
Mittelalters
(Paracelsus, van
Helmont u. a.) wurden diesemProzeß noch andre
Wunderwirkungen durch das Entstehen der natürlichen
Mumie zugeschrieben,
ja man hoffte mit
Hilfe der in einer
Phiole durch die
sogen. spagyrische
Kunst sogar einen kleinen lebenden
Menschen (Homunkulus) zuwege zu bringen. Erst Franziskus
Redi machte diesen
Phantastereien ein Ende, indem er durch zahlreiche
Versuche erwies, daß in fäulnisfähigen organischen
Substanzen niemals
Tiere entstehen, wenn man durch sorgfältigen
Abschluß verhindert, daß
Keime oder
Eier
[* 10] von
Tieren hinein gelangen
können.
(BradypusL.), Säugetiergattung aus der
Ordnung derZahnlücker
[* 12]
(Edentata) und der
Familie
der Faultiere
(Bradypoda), gedrungen gebaute
Tiere mit rundem, affenähnlichem
Kopf, kleinem
Mund, kleinen
Augen und
Ohren, verhältnismäßig
langem
Hals, kaum sichtbarem Schwanzstummel und drei gewaltigen Sichelkrallen an den Extremitäten, von denen die vordern
bedeutend länger sind als die hintern. Das
Gebiß besteht aus fünf cylindrischen Backenzähnen in jeder
Reihe, Schneidezähne fehlen vollständig.
Der
Körper ist mit langen, dürren
Haaren bedeckt, welche den
Strich von der Bauchseite nach dem
Rücken zu haben. Die Faultiere
leben als unbehilfliche Baumtiere in den großen Urwäldern der feuchten
NiederungenSüdamerikas, höchstens zu einer
Familie
von wenigen Mitgliedern vereinigt. Sie sind äußerst träge, beharren stumpfsinnig in gleicher
Stellung,
den Leib nach unten gerichtet, in den dichtesten Baumkronen, an einem
Ast hängend, klettern langsam, aber ziemlich geschickt,
während sie auf der
Erde sich nur schwerfällig fortbewegen.
Sie leben von Blättern und
Früchten, lecken den
Tau und hungern unter Umständen sehr lange; ihreSinne
sind stumpf, und besonders das
Auge
[* 13] ist blöde und ausdruckslos.
Ihre geistigen Fähigkeiten sind gering, und die
Mutter bekümmert
sich kaum um das eine
Junge, welches sie wirft. Bei der
Verteidigung umklammern
sie den Feind, pressen ihn mit großer
Gewaltan sich und halten ihn tagelang fest. Sie sind gegen Verwundungen sehr unempfindlich und bekunden
selbst gegen
Pfeilgift große Lebenszähigkeit.
Das
Fleisch riecht und schmeckt unangenehm, wird aber von den Eingebornen und
Negern gegessen. Das sehr zähe, dauerhafte,
starke
Fell wird gegerbt und dient zu Überzügen und
Taschen. Das dreizehige Faultier.
(Ai,
BradypuspallidusWagn. B. tridactylus Pr. W.), 48
cm lang, mit 4
cm langem
Schwanz, ist blaßrötlich, aschgrau, am
Bauch
[* 14] silbergrau, mit einem dunkeln und zwei
weißen Längsstreifen auf dem
Rücken und einer breiten, weißlichen
Binde von den
Augen zu den
Schläfen; es bewohnt die Ostküste
Brasiliens bis
Rio de Janeiro;
[* 15] andre
Arten leben im östlichen
Brasilien
[* 16] undPeru,
[* 17] eine Art besonders im nordwestlichen
Brasilien. Zur
GattungCholoepus Illig.
mit zweizehigen Vorderfüßen u. ohne
Schwanz, gehört der
Unau
(Ch. didactylus Illig.,
s. Tafel
»Zahnlücker«),
(neulat., nach dem
Feld- und Waldgott
Faunus), die Gesamtheit der in einem Land oder Gebiet einheimischen
Tiere
und das Verzeichnis derselben. Die Vogelfauna eines Gebiets wird auch wohl als
Ornis bezeichnet. - Die Fauna eines
Landes, Meeresteils
etc. wird zwar in vieler Beziehung von den klimatischen Verhältnissen bestimmt, hängt
jedoch in ebenso hohem
Grad von der geologischen Vergangenheit desselben ab und wird auch stark von dem Zustand der
Flora beeinflußt,
so daß Änderungen der letztern stets
Wechsel in der Fauna zur
Folge haben. Bei faunistischen
Beobachtungen muß auf diese drei
Hauptfaktoren Rücksicht genommen werden, um die oft sehr eigentümlichen Einzelfälle zu erklären.
Von großem
Interesse ist die Fauna der
Inseln, namentlich derjenigen, welche dem
Festland nahe sind; hier lassen sich die Besonderheiten
der heutigen Fauna meist nur durch Vergleichung mit derjenigen des benachbarten
¶
mehr
Kontinents und durch Annahme eines frühern Zusammenhanges mit ihm deuten. Die Fauna der größern Süßwasserseen scheint auf
Bevölkerung
[* 20] aus dem Meer hinzuweisen. Ein Beispiel auffälliger faunistischer Verhältnisse liegt im Ostindischen Archipel vor,
wo die InselnSumatra, Borneo und Java nebst Bali in Bezug auf ihre Tierwelt zu Indien, die Inseln östlich
von Lombok zu Australien
[* 21] gehören, und wo doch die Grenze nur von einem schmalen, allerdings sehr tiefen Meeresarm zwischen
Bali und Lombok gebildet wird. S. auch die Besprechung der geographischen Verbreitung der Tiere im Artikel »Tier« und vgl. Wallace,
Die geographische Verbreitung der Tiere (deutsch, Dresd. 1876, 2 Bde.).