mehr
Nervatur daher fast allein zur Bestimmung der Gattungen und Arten benutzt wird. Die wichtigsten jetzt ausgestorbenen Familien der fossilen Farne [* 2] sind die Sphenopteriden mit der Gattung Sphenopteris. Bgt. [* 1] (Fig. 13) u. a., die Neuropteriden mit den Gattungen Cyclopteris. [* 1] (Fig. 14), Neuropteris, Bgt. und Odontopteris Bgt. (O. Brardii, Zahnfarn, s. Tafel »Steinkohlenformation II«), [* 3]
die Pekopteriden mit den Gattungen Pecopteris Bgt. [* 1] (Fig. 15; P. Meriani und P. angusta, Kammwedel, s. Tafel »Triasformation [* 4] II«; [* 5] P. cyathea, s. Tafel »Steinkohlenformation II«) [* 3] und Goniopteris Presl. die Täniopteriden mit der Gattung Taeniopteris Bgt. (T. marantacea, Bandfarn, s. Tafel »Triasformation II«) [* 5] und die Diktyopteriden mit den Gattungen Dictyopteris Gutb. u. Clathropteris Bgt. (s. Tafel »Triasformation II«). [* 5] Auch von jetzt lebenden Farngattungen finden sich fossile Repräsentanten in Jura-, Kreide- und in Tertiärschichten (Lygodrum, Gleichenia, Lindsaea, Alsophila, Asplenium, Cyathea, [* 6] Osmunda, Pteris, Aspidium, Woodwardia u. a.). Außer den Blätterabdrücken finden sich aber auch fossile Stämme, welche als von Farnen herrührend betrachtet werden, obgleich es nicht möglich ist, sie auf bestimmte Wedelabdrücke zu beziehen, weil sie getrennt von diesen gefunden werden. Auch einzelne Blattstiele und Wurzelgeflechte kommen vor. Bei den wenigsten fossilen Farnen sind die Sporenhäufchen erkennbar, u. die Bestimmung derselben leidet daher an großer Unsicherheit.
Die Wedel der meisten Farne sind schleimhaltig und gelind adstringierend, manche auch mehr oder weniger gewürzhaft, und wurden daher früher als Heilmittel benutzt. Die unterirdischen Stämme sind dagegen meist bitter, adstringierend, selbst scharf, enthalten oft fettes oder ätherisches Öl und zeichnen sich bei einigen durch ihre vorzüglich wurmvertreibende Kraft [* 7] aus (Wurmfarn, Aspidium Filix mas Sw.). Bei manchen Arten enthält der Wurzelstock auch Zucker [* 8] neben Gerbstoff und Äpfelsäure (Engelsüß, Polypodium vulgare L.).
Die Stämme und Wurzelstöcke der meisten Farne enthalten hauptsächlich in ihrem Mark Stärkemehl. Darum liefern einige auch Nahrungsmittel [* 9] (Cyathea medullaris Sw., C. spinulosa Wall.). Der durch seine goldbraunen Haare [* 10] ausgezeichnete Wurzelstock von Cibotium Baromez J. Sm. des berühmten Agnus scythicus, steht in China [* 11] wegen der blutstillenden Eigenschaften der Haare in hohem Ansehen. Eine viel bedeutendere Rolle aber spielen die Farne als Zierpflanzen. Viele krautartige Farne werden in Parken an schattigen Partien, an künstlichen Felsen, Kaskaden etc. angepflanzt; die exotischen Arten zieht man in Gewächshäusern.
Sie verlangen feuchte Luft, mäßiges Licht [* 12] und leichten, humusreichen Boden. Die Vermehrung geschieht durch Aussaat frischer Sporen, welche leicht auf feuchtem Boden und in feuchter Luft keimen; doch muß die Erde, in welche man säet, frei von andern Farnkrautsporen sein und durch überdecken von Glasglocken vor späterer Verunreinigung mit solchen geschützt werden, worauf besonders in farnreichen Gewächshäusern zu achten ist, weil man sonst die guten Farne schwer herausfindet. Die größte Liebhaberei an der Farnzucht herrscht gegenwärtig in England. Auf dem Festland sind wegen ihres Reichtums an Farnkrautarten der botanische Garten [* 13] zu Leipzig [* 14] und die Gärtnereien bei Potsdam [* 15] berühmt.
[Einteilung.]
1) Die Hymenophyllaceen haben Sporangien mit einem schiefen oder quer liegenden Ring (Annulus obliquus und A. transversalis); dieselben sitzen auf einer über den Wedelrand hinausragenden, säulchen- oder fadenförmigen Verlängerung [* 16] des Nervs, welche von einem becherförmigen Schleier umgeben ist. Kleine und zarte, den Moosen am nächsten stehende Farne mit meist einfach gebauten Wedeln und dünnem, meist kriechendem Stamm; viele Arten haben statt echter Wurzeln nur blattlose Sprosse mit dickem Haarfilz. Diese Familie enthält die Gattungen Hymenophyllum Sm. Trichomanes L. und Loxsoma R. Br. und gehört vorzugsweise den Tropen und wärmern Klimaten an; im mittlern Europa, [* 17] in Belgien, [* 18] der Sächsischen Schweiz, an den Küsten Englands und Nordfrankreichs kommt nur das Hymenophyllum tunbrigense Sw. vor.
2) Die Gleicheniaceen haben Sporangien mit vollständigem, transversalem Ring, auf der Unterseite der Wedel befindliche, rückenständige Sori, die nur wenige Sporangien zählen und keinen Schleier besitzen. Krautartige Farne mit kriechendem Wurzelstock, welche sämtlich ausländisch sind und meist der heißen Zone, besonders der südlichen Halbkugel, angehören, zum größten Teil dem Kap und Neuholland. Es gehören hierher die Gattungen Gleichenia Sm., Stromatopteris Mett. Platyzoma R. Br.
3) Die Schizäaceen. Die Sporangien haben einen turbanartigen Annulus apicalis, springen mit einer Längsspalte auf und sind sitzend. Die fertilen Wedelabschnitte sind ährenförmig, auf ihrer Unterseite stehen die Sporangien in je zwei Reihen. Hierher gehören die eigentümlichen und schönen Gattungen Schizaea Sm. Aneimia Sw., Mohria Sw. desgleichen die Gattung Lygodium Sw. mit ihren schlingenden, an andern Gewächsen emporklimmenden Wedeln. Sie finden sich meist in den tropischen Ländern Asiens und Amerikas, einige auch am Kap, in Neuholland und Neuseeland.
4) Die Osmundaceen, mit Sporangien ohne Ring, indem nur unter dem Scheitel des Sporangiums an einer Seite eine Gruppe anders geformter Zellen die Andeutung eines Ringes darstellt; auf der entgegengesetzten Seite springt das Sporangium mit einer Längsspalte auf.
[* 1] ^[Abb.: Fig. 13. Sphenopteris Bgt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 14. Cyclopteris Bgt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 15. Pecopteris Bgt.] ¶
mehr
Diese Familie besteht nur aus den beiden zum größten Teil exotischen Gattungen Osmunda L. und Todea Willd., deren erstere aber auch in Europa vertreten und durch besondere fertile Wedel von rispenartiger Gestalt mit schmalen Abschnitten ausgezeichnet ist.
5) Die Cyatheaceen haben Sporangien mit einem vollständigen, schiefen Ring und springen der Quere nach auf; die Fruchthaufen haben verschieden gestaltete, meist unterständige Schleier oder sind schleierlos. Hierher gehören die meisten eigentlichen Baumfarne mit säulenförmigem Stamm und riesenhaften, oft vielfach gefiederten Wedeln, wie sie in den vornehmlich tropischen Gattungen Cyathea Sm. [* 19] (Fig. 16), Alsophila R. Br. Hemitelia R. Br. und Cibotium Kaulf. vorkommen.
6) Die Polypodiaceen haben quer aufspringende Sporangien mit einem unvollständigen, vertikalen Ring. Diese an Arten und Gattungen reichste und in ihrer geographischen Verbreitung ausgedehnteste Familie, zu welcher auch fast alle europäischen Farne gehören, zerfällt wieder in folgende Unterfamilien: a) Akrosticheen, mit gleichmäßig über die Nerven [* 20] und die Blattmasse verbreiteten, keine umschriebenen Fruchthaufen bildenden Sporangien, ohne Schleier; dazu gehören die Gattungen Acrostichum L., Polyhotrya H. B. b) Polypodieen, mit meist schleierlosem Sorus, welcher auf dem Rücken oder dem verdickten Ende des Nervs oder auf gewissen, am Wedelrand stehenden Anastomosen der Nerven sitzt.
Gattungen: Polypodium L., Niphobolus Kaulf., Adiantum L., Cheilanthes Sw., Pteris L. c) Asplenieen, mit seitlich am Nerv sitzenden, oft lang hingezogenen Fruchthaufen, welche meist von einem seitlichen Indudium bedeckt sind. Gattungen: Asplenium L., Blechnum L., Scolopendrium Sm., Diplacium Sw. etc. d) Aspidieen, mit rückenständigem, von einem Indusium bedecktem, selten mit endständigem, schleierlosem Sorus. Gattungen: Aspidium Sw., Phegopteris Presl. e) Davallieen, mit endständigem oder in der Gabelung der Nerven oder auch an einer am Wedelrand befindlichen Nervenanastomose stehendem Fruchthaufen, welcher mit einem am äußern Rand freien Schleier bedeckt ist.
Gattungen: Davallia Sm., Nephrolepis Schott. Hieran würden sich auch die eigentümlichen Parkerieen reihen, einjährige, zart krautartige, im Wasser lebende Farne, welche ebenfalls einen unvollständigen, vertikalen Ring haben, bei denen aber die großen, kugeligen Sporangien zerstreut auf der ganzen Länge der Nerven sitzen und von einem Schleier bedeckt sind, der von den umgerollten Rändern der schmalen Wedelabschnitte entspringt. Dazu gehört die Gattung Ceratopteris Brongn. in Ostindien. [* 21]
7) Die Marattiaceen, meist stattliche, mit knolligen, manchmal baumförmigen, unverzweigten Stämmen und sehr großen, am Grund fleischige Nebenblattschuppen tragenden Wedeln versehene, in den Tropen Asiens, Amerikas und der Inseln einheimische Farne, zu denen die Gattungen Marattia Sw., Angiopteris Hoffm., Danaea Sm., Kaulfussia Bl., Alsophila R. Br., gehören, und welche von den eigentlichen Farnen am meisten abweichen und sich bereits den Ophioglosseen nähern, indem ihre Sporangien einzeln auf den Nerven sitzen und gefächerte, aus mehrschichtigem Zellgewebe gebildete Behälter darstellen, die gar keine Andeutung eines Ringes mehr besitzen, sondern durch besonders sich ausbildende Spalten am Scheitel der Fächer [* 22] geöffnet werden.
Meist werden die Marattiaceen nicht mehr zu den eigentlichen Farnen gezählt. Früher stellte man auch die Ophioglosseen (s. d.) zu den Farnen, von denen sie aber als eine selbständige Klasse getrennt werden müssen, weil ihre Sporangien keine bloßen Erzeugnisse der Epidermis [* 23] mehr sind, sondern metamorphosierte Blattabschnitte selbst darstellen.
Vgl. Schkuhr, Die kryptogamischen Gewächse, Bd. 1: Die Farnkräuter (Wittenb. 1809);
Presl, Tentamen pteridographiae (Prag [* 24] 1836);
Kunze, Die Farnkräuter in kolorierten Abbildungen (Leipz. 1840-51);
W. J. ^[William Jackson] Hooker, Genera filicum (Lond. 1842) und Species filicum (das. 1846-64);
Mettenius, Filices horti botanici Lipsiensis (Leipz. 1856);
J. ^[John] Smith, Historia filicum (Lond. 1877);
Hooker, Filices exoticae (das. 1859);
Fée, Mémoires sur la famille des fougères (Straßb. 1844-69);
Eaton, Ferns of North America (Bost. 1879, 2 Bde.);
Waldner, Deutschlands [* 25] Farne (Heidelb. 1879-83);
Lürssen, Die Farnpflanzen Deutschlands (in Rabenhorst, »Kryptogamenflora«, Bd. 3, Leipz. 1885).
Über die Entwickelung der Farne vgl. die Abhandlungen von Hofmeister, Mettenius, Kny, Kienitz-Gerloff, Prantl, Lürssen u. a.
[* 19] ^[Abb.: Fig. 16. Habitusbild eines Baumfarns (Cyathea)]