Sekretär
[* 2] am
GermanischenMuseum, sodann 1862
Sekretär und 1864 Archivar am Hauptstaatsarchiv in
Dresden,
[* 3] wo er starb. 1856 gab
er im
Verein mit J.
^[Johannes]
Müller die
»Zeitschrift für deutsche
Kulturgeschichte« heraus, die aber bloß vier Jahre bestand.
Er schrieb eine »Geschichte des deutschen
Handels« (Leipz. 1859-60, 2 Bde.)
und »Die
Hansa als deutsche
See- und Handelsmacht« (Berl. 1862). Mit der »Geschichte
des
KurfürstenAugust von
Sachsen
[* 4] in volkswirtschaftlicher Beziehung« gewann er 1868 den
Preis der Jablonowskischen
Gesellschaft.
Seine letzten
Arbeiten waren die »Geschichte des deutschen Zollwesens« (Leipz.
1869),
Mit A. v.
Eye gab er heraus:
»Kunst und
Leben der Vorzeit« (3. Aufl., Nürnb. 1868). Anläßlich
einer
Reise nach
Schweden,
[* 12] wo Falke die königlichen Sammlungen zu
Stockholm
[* 13] und Ulriksdal ordnete, erschien ein
Katalog derselben
(Wien 1870).
(Edelfalken,Falconinae), Unterfamilie der Falken (Falconidae) aus der
Ordnung der
Raubvögel,
[* 14] kleine oder mittelgroße
Vögel
[* 15] mit gedrungenem, proportioniertem
Körper, großemKopf, kurzem
Hals, relativ kurzem, kräftigem,
auf der
Firste stark gerundetem, spitzhakigem, mit einem mehr oder weniger deutlichen
Zahn versehenem
Schnabel, dessen Unterschnabel
kurz ausgebuchtet ist. Die
Flügel sind lang und spitz, die zweite
Schwinge pflegt die längste zu sein; der
Schwanz ist mittellang,
mehr oder minder abgerundet, die
Füße sind kurz- oder mäßig langläufig und langzehig.
Die Edelfalken sind weit verbreitet, finden sich in allen
Erdteilen und allen Gegenden und wandern oder streichen weit umher;
viele sind Zugvögel;
sie leben
in Waldungen, auf
Felsen und alten Gebäuden, selbst in
Städten, fliegen ungemein schnell,
anhaltend und geschickt, und die wahren Edelfalken können sich durch zitternde
Bewegung (Rütteln) längere
Zeit auf derselben
Stelle schwebend erhalten;
IhreNahrung, besonders
Vögel, fangen
sie meist im
Flug, indem sie von
oben herab auf dieselben stoßen (so daß sich die
Vögel durch Übersteigen zu retten suchen),
tragen sie an einen passenden
Ort und rupfen und enthäuten sie auch zum Teil vor dem Fressen; niemals
fressen sie in der
FreiheitAas. Die Hauptjagdzeit fällt in die
Morgen- und Abendstunden. Sie horsten am liebsten in passenden
Höhlungen steiler Felswände, auf hohen
Bäumen oder Gebäuden. Das Weibchen, welches etwas größer als das
Männchen ist, legt 3-7 rundliche, mehr oder minder rauhschalige, blaß rötlichbraune, dunkler punktierte und gefleckte
Eier
[* 16] und brütet sie allein aus.
Die Jagdfalken
(HierofalcoCuv.) sind groß, mit verhältnismäßig starkem, in scharfem
Bogen
[* 17] gekrümmtem
Schnabel, bis zu zwei
Dritteln der
Länge befiederten Fußwurzeln und im
Vergleich zu den
Flügeln langem
Schwanz. Der Gierfalke
(H. gyrofalcoL., s. Tafel
»Raubvögel«, junges Weibchen), 60
cm lang, 126
cm breit, ist auf der Oberseite dunkel graublau, auf
dem
Rücken und
Mantel schwarz gebändert, am
Schwanz licht graublau, dunkler gebändert, auf den
Schwingen braunschwarz.
Sie horsten in einer
Höhle der unzugänglichen Felswand und legen vier in Gestalt und
Farbe vielfach wechselnde
Eier. In
Island
und
Grönland stellt man dem Jagdfalken eifrig nach, und in Nordasien wird er für die
Beize gefangen.
In der Gefangenschaft gleicht er dem
Wanderfalken; erreicht aber selten ein höheres
Alter, da er sehr anspruchsvoll ist und
eine
Pflege verlangt, wie sie ihm früher die Falkner angedeihen ließen. Die
Wanderfalken
(FalcoVig.) sind kleiner als die
Jagdfalken, haben einen verhältnismäßig kleinern, stärker gebogenen
Schnabel, minder weit befiederte
Fußwurzeln u. einen kurzen
Schwanz.
die
Stirn ist grau, die mit schwarzen Backenstrichen eingefaßte
Kehle und die Oberbrust weißgelblich,
Unterbrust und
Bauch
[* 24] rötlichgelb, erstere braungelb gestrichelt und gefleckt, der
Bauch ist durch dunklere
Flecke gebändert;
die
Schwingen sind schieferschwarz, die Steuerfedern hell aschgrau gebändert und an der
Spitze der¶
mehr
Seitenfedern gelblich gesäumt; das Auge ist dunkelbraun, der Schnabel hellblau, an der Spitze schwarz, die Wachshaut, die nackte
Augenstelle und der Fuß gelb. Er findet sich im ganzen nördlichen kalten Gürtel,
[* 26] geht im Winter bis Südafrika,
[* 27] Südasien
und Westindien,
[* 28] überwintert aber auch (namentlich das Männchen) in höhern Breiten und brütet in fast
ganz Europa,
[* 29] Mittelasien und Nordamerika.
[* 30] Er lebt in großen Waldungen, auch in waldlosen Gebirgen und kommt selbst in die Städte;
am meisten bevorzugt er steile Felswände;
er ist ungemein mutig, stark und gewandt, weiß sein Betragen durchaus den Verhältnissen
anzupassen, nährt sich fast ausschließlich von Vögeln und richtet unter Tauben,
[* 31] Rebhühnern, Kiebitzen
arge Verheerungen an;
auch Krähen, Enten,
[* 32] Wildgänse sind vor ihm nicht sicher.
Doch vermag er keinen Vogel vom Boden oder vom
Wasser aufzunehmen. Er nistet in Felshöhlungen oder auf hohen Waldbäumen in Nestern andrer Vögel und legt im Mai oder Juni
3-4 gelbrötliche, braun gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 25]
Fig. 38). Das Weibchen brütet allein und wird
vom Männchen gefüttert. Der Wanderfalke wird höchst schädlich, zumal er für zahlreiche andre Raubvögel jagt, indem er
diesen sofort seine Beute überläßt, wenn sie herbeifliegen, um sie ihm abzunehmen.
In der Gefangenschaft hält er sich recht gut, wenn man ihn mit Vögeln füttert. Der Baumfalke (Weißbäckchen,
Lerchenstößer, Hecht-, Schmerl-, Stoßfalke, Falken subbuteoL., s. Tafel »Raubvögel«, das Männchen), 35 cm lang, 83 cm breit, auf
der Oberseite blauschwarz, am Kopf grau, im Nacken weißfleckig, mit schwärzlichen, rostgelb gekanteten Schwingen und schieferblauem
Schwanz, deren Federn innen rostgelbrot gezeichnet sind. Die Unterseite ist weiß oder gelblichweiß, schwarz
längsgefleckt, Hosen, Steiß- und Unterschwanzdeckfedern sind schön rostrot; die Bartstriche treten deutlich hervor; das
Auge ist dunkelbraun, der Augenring, Wachshaut und Fuß gelb, der Schnabel an der Spitze dunkel-, an der Wurzel
[* 33] hellblau.
Der Baumfalke bewohnt fast ganz Europa und das gemäßigte Asien,
[* 34] lebt bei uns von April bis September oder
Oktober, geht im Winter selten bis Nordafrika, ist in Südeuropa selten, findet sich bei uns besonders in Laubhölzern der Ebene,
ähnelt in seiner Haltung dem Mauersegler und fliegt von allen unsern Edelfalken am schnellsten. Er lebt stets paarweise,
jagt Lerchen und Schwalben, auch Heuschrecken,
[* 35] Wasserjungfern
[* 36] etc., horstet auf hohen Bäumen, seltener auf
Felsen oder auf dem Boden und legt im Juli 3-5 weißliche oder rötliche, gelbrötlich und rotbräunlich gefleckte Eier. Er
hält sich sehr gut in der Gefangenschaft, wird zahm, ist liebenswürdig und kann an Ein- und Ausfliegen gewöhnt werden.
Früher wurde er auch zur Falkenjagd benutzt. Die Rötelfalken (TinnunculusVieill.) haben weniger harte
Schwingen und Steuerfedern als die wahren Edelfalken, einen längern, häufig fächerförmig ausgebreiteten Schwanz, stärkere
und kurzzehigere Füße und je nach dem Geschlecht ein verschieden gefärbtes Kleid. Sie fliegen bei weitem nicht so gut wie
die Edelfalken, streichen meist niedrig über den Boden hin und halten sich rüttelnd an einer Stelle,
bevor sie sich auf die Beute herabstürzen.
Der Turmfalke (Mauer-, Rot-, Mäuse-, Rüttelfalke, T. alaudariusGray, s. Tafel »Raubvögel«, das Männchen), 35 cm lang, 74 cm
breit, am Kopf, Nacken und Schwanz aschgrau, letzterer mit blauschwarzen, weiß gesäumten Endbinden, mit
schön rostrotem Mantel, alle Federn mit dreieckigen Spitzflecken, an der Kehle weißlichgelb, an Brust und Bauch schön rotgrau
oder blaßgelb, schwarz
längsgefleckt; die Schwungfedern sind schwarz, heller gesäumt, das Auge ist dunkelbraun, Wachshaut
und die nackte Augenstelle grünlichgelb, der Schnabel hornbraun, der Fuß gelb.
Das Weibchen ist oben bräunlichrot, schwarz gefleckt, der Schwanz graurötlich, an der Spitze breit und
schmal gebändert, der Bürzel rein aschgrau, auf der Unterseite wie das Männchen gefärbt. Der Turmfalke bewohnt Europa und
das gemäßigte Asien, Wald und Feld, Gebirge und Ebene, weilt bei uns vom Februar oder März bis Oktober und November, geht
im Winter bis Südafrika, doch bleiben einzelne auch in Deutschland. Er findet sich besonders in Feldgehölz, Ruinen, auch in
Städten, lebt von Mäusen, Kerbtieren, Eidechsen,
[* 37] Fröschen und fängt wohl auch kleinere Vögel, ist aber jedenfalls sehr überwiegend
nützlich. Er ist sehr munter, anmutig, gesellig, nistet in Krähen- oder Elsterlöchern, Mauer- oder Baumlöchern
und bildet bisweilen Brutansiedelungen. Das Weibchen legt im Mai oder Juni 4-9 weiße oder rostgelbe, braunrot gefleckte
und punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 25]
Fig. 39), welche zuweilen mit vom Männchen ausgebrütet werden. In der Gefangenschaft
werden jung eingefangene Turmfalken sehr zahm.
Mythologisches. Falkenjagd.
Der Falke erscheint in der Mythologie gewöhnlich als göttlich, allem Diabolischen feindlich. Indra erscheint
oft in Gestalt eines Falken, er tötet die feindlichen Dämonen und bringt den Menschen die Götterspeise. Der Falke ist gewöhnlich
eine glänzende Gestalt und tritt oft in Gegensatz zu dem düstern Adler
[* 38] (Kriemhildens Traum). Nach Homer war der Falke der
schnelle BoteApollons. Nach dem Tod hat er die Fähigkeit, zu prophezeien; er wehklagt über einen Leichnam, scharrt Unbegrabene
ein, lebt 700 Jahre und besitzt sehr viele Heilkräfte. In Ägypten
[* 39] war er ein heiliger Vogel, ein von einem Quadrat umschlossener
Falke war das Symbol der Hathor;
[* 40] auf ägyptischen Reliefs und Gemmen
[* 41] findet sich Osiris
[* 42] mit einem Falkenkopf.
Auch im slawischen Altertum wurde der Falke verehrt und in den Götterhainen gehegt. Im Mittelalter galt der Falke als eins der
unterscheidenden Zeichen des Ritters (daher auf Grabmälern). Nach einem Gesetz vom Jahr 818 sollten Schwert und Falke im Besitz
des Besiegten bleiben. Der Falke war auch das FeldzeichenAttilas.
In früherer Zeit wurden als Edelfalken hauptsächlich der im höhern Norden vorkommende Jagdfalke (FalcogyrofalcoL.) sowie
der sehr weitverbreitete Wanderfalke (Falken peregrinusL.) und endlich der den Südosten Europas bewohnende Würgefalke oder Blaufuß
(Falken laniariusPall.) zur Beizjagd (Falknerei, Falkonerie) abgerichtet, und Ritter und Edelfrauen trugen ihre
Lieblingsfalken auf der Faust. Hierzu wurden entweder die völlig flügge gewordenen Jungen aus den Horsten genommen, oder alte
Vögel gefangen.
Man befestigte an ihren Füßen (Händen) schmale Lederriemen, Kurz- und Langfesseln und setzte ihnen eine die Augen bedeckende
Kappe (Haube) auf. Durch Hunger und Schlaflosigkeit, welch letztere man durch unausgesetztes Schaukeln des
Vogels in einem Tonnenreif verursachte, brachte man sie zuerst dahin, daß sie ruhig auf der linken mit einem starken
Lederhandschuh bekleideten Faust, an der Fessel gehalten, saßen und nach abgehobener Kappe vorgehaltenes Fleisch kröpften (fraßen).
Dann wurde der Falke daran gewöhnt, daß er nach der vorgehaltenen Atzung gestrichen kam und sich zum
Kröpfen auf die Faust setzte. Zur Jagd wurde er dadurch abgerichtet, daß man ihn an einem an der Kurzfessel befestigten Faden
[* 43] auf eine
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