seinen lateinischen Gedichten, in denen mythologische
Anspielungen durchaus vermieden werden, nennen wir: »Itinerum liber
unus« (Basel
[* 2] 1560),
eine interessante
Beschreibung seiner italienischen
Reise, ergänzt durch
»Roma«
[* 3] (das. 1551 u. 1560),
und »Antiquitatum
libri II« (das. 1549 u. 1560) sowie »Poematum
sacrorum libri XXV« (das. 1567). Als Philolog hat er sich durch
Ausgaben des Horaz (Basel
1555, 2 Bde.),
Vergil
(das. 1561) u. a. verdient gemacht sowie durch Herausgabe vieler
Schulbücher. Zum Historiographen des sächsischen
Hauses ernannt, verfaßte er »Rerum
Germaniae et Saxoniae memorabilium volumina
II« (Leipz. 1609, hrsg. von seinem Sohn
Jakob) und »Originum saxonicarum libri VIII«
(Jena
[* 4] 1598 u. vervollständigt
u. d. T.: »Saxonia illustrata«, Leipz.
1607). Seine
»Epistolae ad Meurerum et alios aequales« gab
Baumgarten-Crusius (Leipz. 1845) heraus.
4)
JohannAlbert, Litterarhistoriker, geb. zu
Leipzig,
[* 12] besuchte die Nikolaischule daselbst und das
Gymnasium zu
Quedlinburg,
[* 13] studierte seit 1686 in
LeipzigTheologie und
Philologie, eine Zeitlang auch
Medizin, siedelte 1693 nach
Hamburg
[* 14] über, wo er zunächst eine Privatstellung im
Haus des Hauptpastors
Mayer innehatte, wurde 1699
Professor der
Moral und der
Beredsamkeit
am akademischen
Gymnasium daselbst, bekleidete 1708-11 daneben das Rektorat des Johanneums und starb in
Hamburg.
Durch den erstaunlichen
Umfang seines
Wissens und seine unendliche Sorgfalt
ist er der Begründer der klassischen
Litteraturgeschichte geworden. Hierher gehören besonders: »Bibliotheca latina« (Hamb. 1697; neu hrsg.
von
Ernesti, Leipz. 1773-1774, 3 Bde.);
»Bibliotheca graeca« (Hamb. 1705-1728, 14 Bde.; 4. Aufl.
von
Harleß, das. 1790-1809, 12 Bde.;
mit
Index, Leipz. 1838) und »Bibliotheca latina mediae
et infimae aetatis«, eine Art von lateinischer Litteraturgeschichte des
Mittelalters (Hamb. 1734-36, 5 Bde.;
von Schöttgen in einem 6.
Bande, das. 1746, vollendet und von Mansi neu aufgelegt,
Padua 1754, 6 Bde.).
Von seinen übrigen
höchst zahlreichen philologischen und theologischen
Schriften nennen
wir: »Bibliographia antiquaria« (Hamb. 1713; 3. Aufl.
von Schaffhausen,
[* 15] das. 1760);
in welcher die
Insekten
[* 22] nach der
Beschaffenheit der Freßwerkzeuge
geordnet sind, der
Entomologie eine ganz neue
Bahn an. Eine weitere Ausführung seines
Systems gab er in der »Philosophia entomologica«
(Kopenh. 1778). Fabricius starb in
Kiel.
Anstalten des gewerblichen
Großbetriebs, in welchen gleichzeitig und regelmäßig eine
Mehrzahl von Arbeitern
außerhalb ihrer
Wohnung in geschlossenen
Räumen beschäftigt wird. Die
Produktion beruht stets auf systematischer
Arbeitsteilung
der Leistungen der technischen
Handarbeiter und in der
Regel heute auch auf der Anwendung von
Maschinen. Die Fabrikindustrie
ist erst in der neuern Zeit entstanden; zu ihrer großen wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung, wie
wir sie bei allen Kulturvölkern wahrnehmen, ist sie erst infolge der großen wissenschaftlichen und technischen Fortschritte
der letzten Jahrzehnte gelangt.
Sie hat die gewerbliche
Produktion außerordentlich gesteigert, die Gewerbsprodukte sind zahlreicher, mannigfaltiger, billiger
geworden, die
Maschine
[* 23] leistet, was früher der
Mensch leisten mußte, und schwächere Arbeitskräfte,
die sonst nicht verwertet werden konnten, finden in dieser
Industrie ihren
Erwerb, zahlreiche Gewerbsprodukte, die eine unbedingte
Voraussetzung unsrer
Produktion sind, und ohne die wir unsre
Existenz kaum noch denken können (z. B. die der Maschinenindustrie),
sind nur durch Fabrikindustrie herstellbar.
Doch wie jeder große Fortschritt, so hat auch dieser seine Schattenseite. Die
Entwickelung der Fabriken hat
bereits auf vielen Gebieten dem frühern Handwerksbetrieb ein Ende gemacht und droht denselben noch weiter zu verdrängen
(s.
Gewerbebetrieb), sie hat die Klassengegensätze verschärft, indem bei ihr immer eine kleine Zahl Unternehmer einer großen
Zahl von Lohnarbeitern gegenübersteht, welchen mit wenigen Ausnahmen die Aussicht auf eine selbständige
wirtschaftliche
Existenz verschlossen ist. So ist denn mit ihr die
industrielle Arbeiterfrage als das große und schwierige
Problem des 19. Jahrh. entstanden. Übrigens geben die großen Vorteile des allen gesetzlichen
Maßregeln und der
Kontrolle leichter als das
Handwerk zugänglichen fabrikativen Betriebes wieder die
Mittel an die
Hand,
[* 24] um die mit ihm verbundenen Übelstände zu mildern und die
Lage der Lohnarbeiter besser zu gestalten, als
es bei
Kleinbetrieb und
Handarbeit überhaupt nur möglich wäre. (Vgl.
Arbeiterfrage,
Industrielle Arbeiterfrage und
Fabrikgesetzgebung.)
Von der Fabrikindustrie läßt sich scharf trennen die
Hausindustrie, d. h. diejenige gewerbliche
¶
mehr
Produktion, bei welcher die Arbeiter in ihren eignen Räumen für größere Unternehmer neue Produkte des Massenkonsums herstellen.
Dieselben arbeiten teils in ihrer Wohnung, teils in einer besondern Werkstätte, in der Regel mit eignen Werkzeugen und Geräten,
allein oder auch mit Hilfspersonen (Familienangehörigen oder Fremden). Die hausindustrielle Thätigkeit ist entweder ausschließliche
Berufsarbeit oder nur ein Nebenerwerb, das letztere namentlich auf dem Lande.
Die Hausindustrie zeigt verschiedene Formen mit mannigfachen Übergängen. Die Hauptform ist heute, daß ein größerer Unternehmer,
der entweder noch selbständiger Fabrikant ist oder nur »Fabrikkaufmann«,
den Arbeitern das Rohmaterial liefert, Art und Form der Produkte vorschreibt und für die fertigen den
verabredeten Stücklohn zahlt. Sehr häufig wird der Verkehr zwischen ihm und den Arbeitern durch Mittelspersonen (»Faktor«,
»Fercher«, »Fabrikverleger«)
besorgt, die entweder lediglich Mandatare des Unternehmers sind, oder auch auf eigne Rechnung handeln in der Weise, daß sie den
Arbeitern die Waren zum bedungenen Stücklohn abnehmen, dem Unternehmer die Auswahl aus denselben überlassen
und die von diesem nicht gewählten auf eigne Rechnung verkaufen.
Seltener ist es, daß die Arbeiter auch den Rohstoff liefern (z. B. Strohflechterei, Holzschnitzerei) oder, in dem ausschließlichen
Dienst eines Unternehmers stehend, von diesem außer dem Rohmaterial auch noch einen Teil der Arbeitsinstrumente (Webstühle,
[* 26] Nähmaschinen
[* 27] etc.) geliefert erhalten. Der Fabrikindustrie gegenüber
hat die Hausindustrie zunächst sozialpolitische und ökonomische Vorteile und Nachteile. Die Vorteile sind: Die Arbeiter sind
nicht von ihrer Familie getrennt;
die Eltern können ihre Kinder überwachen, die Frauen können für den Haushalt sorgen, die
Mädchen stehen unter der Kontrolle der Eltern.
Der Arbeiter entscheidet ferner selbst über die Dauer
seiner Arbeitszeit, die Arbeitsart schädigt nicht, wie das in Fabriken möglich ist, die Gesundheit, sofern nur die Arbeiter vorsichtig
sind. Es kann auch ein Wechsel in der Arbeit stattfinden, bei der ländlichen Hausindustrie namentlich auch mit landwirtschaftlicher
Arbeit. Dabei gestattet sie weiter, ohne Gefahren für die Personen und das Familienleben, die Verwendung
aller produktiven Kräfte der Familie für den Erwerb.
Endlich wird bei der ländlichen Hausindustrie die Massenkonzentration von Arbeitern an einem Ort vermieden. Die Nachteile sind:
Da die hausindustrielle Bevölkerung
[* 28] und ihre Arbeit weniger obrigkeitlich kontrolliert werden kann, so ist hier eine übermäßige
gesundheitsschädliche Verwendung von Kindern schwerer zu verhindern als bei der Fabrikindustrie. Ferner
ist die Ausbeutung von Lohnarbeitern durch Unternehmer und namentlich durch die Mittelspersonen in einem hohen Grad möglich:
die Nachtseiten der Isolierung der Arbeiter (Unfähigkeit zur Beurteilung der allgemeinen Geschäftslage, geringere Widerstandskraft
gegen Lohnherabsetzungen etc.) kommen hier zur Geltung; ungünstige Konjunkturen des Waren- oder Arbeitsmarktes
werden stets ihre Lage verschlechtern, günstige dagegen ihnen nur selten den entsprechenden Vorteil bringen, daher leicht
Lohnverringerungen und dauernd niedrige Löhne.
Die Folge ist die häufige allgemeine Erscheinung der übermäßigen Anspannung der Arbeitskräfte bei geringem Verdienst. Das
führt dann zu Veruntreuungen des Materials, zu schlechterer Arbeit und gefährdet die Erwerbsquelle der
Arbeiter. Diese Übelstände steigern sich, wenn die Fabrikindustrie als Konkurrentin der Hausindustrie auftritt. Diese kann
sich
bei freier Konkurrenz mit der Fabrikindustrie nicht halten, wenn durch Anwendung der Arbeitsteilung oder durch Benutzung
von kostspieligen Maschinen das gleiche Produkt in Fabriken mit geringerm Kostenaufwand herstellbar ist.
Historisch ist in einer Reihe von Gewerben die Hausindustrie die ältere Betriebsform, sie hat aber der Fabrikindustrie seit
dem vorigen Jahrhundert vielfach weichen müssen. Entsteht ein Kampf zwischen beiden, so hat derselbe gewöhnlich sehr traurige
Folgen für die hausindustriellen Arbeiter, welche nicht rechtzeitig ihren bisherigen Erwerb aufgeben; ihr Einkommen verringert
sich trotz immer stärkerer Anspannung ihrer Arbeitskräfte stetig und reicht bei übermäßiger Anstrengung nicht einmal
mehr zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse.
Zwar ist dieser Kampf heute noch nicht beendet, aber unrichtig ist die Ansicht, daß die Hausindustrie überhaupt keine Zukunft
mehr habe. Sie ist durchaus anwendbar und auch der Fabrikindustrie gegenüber in beschränktem Maß dauernd
konkurrenzfähig:
1) wo keine größern kostspieligen Maschinen technisch anwendbar sind, die Arbeit also wesentlich Handarbeit mit einfachen
Werkzeugen, resp. Geräten ist, oder wo allenfalls nur kleine, nicht kostspielige Maschinen, z. B. Nähmaschinen, zur Verwendung
kommen;
2) wo keine Arbeitsteilung die Produktionskosten erheblich verringern kann oder zwar Arbeitsteilung mit
dieser Wirkung möglich ist, aber keine unmittelbare Aufeinanderfolge der verschiedenen Verrichtungen und kein Zusammenwirken
der verschiedenartigen Arbeiter in demselben Raum geboten ist. Diese Voraussetzungen treffen bei einer Reihe von Gewerbszweigen
zu, namentlich bei der Stroh- und Korbflechterei, Holzschnitzerei, Handschuhnäherei, Steinschneiderei, Handstickerei, Spitzenklöppelei,
bei der Jacquard- und andrer Weberei,
[* 29] bei der Fabrikation von künstlichen Blumen, Putzwaren, Kleidungsstücken,
bei manchen Zweigen der Bijouterie und Tabletterie, ferner bei der Uhren-, Zigarren-, Kleineisen- und Stahlwarenfabrikation etc.
Daher erklärt sich die Erscheinung, daß die Hausindustrie in neuerer Zeit auf einigen Gebieten (z. B. Zigarren-, Uhrenindustrie,
Holzschnitzerei etc.) sogar gegen früher an Ausdehnung
[* 30] gewonnen hat. Eine weitere scheint namentlich auch
auf dem Gebiet der Kunstindustrie möglich zu sein, wenn hier zur Förderung derselben die richtigen Maßregeln, kunstgewerbliche
Fachschulen und Lehrwerkstätten, getroffen werden.
Schwieriger und für gesetzliche und administrative Maßnahmen kaum durchführbar ist die strenge Scheidung von Fabrikindustrie
und Handwerk. Will man das Handwerk heute noch als dritte Art der Fabrik- undHausindustrie gegenüberstellen,
so bleibt nichts übrig, als dazu alle gewerblichen Unternehmungen zu rechnen, die nicht fabrik- noch hausindustrielle Unternehmungen
in dem oben angegebenen Sinn sind. Für die besondern Maßregeln, welche zum Schutz des »Handwerks« gefordert werden, dürfte
die Größe des Betriebes das allein mögliche Merkmal zur Unterscheidung bilden, wie denn die österreichische
Gewerbeordnung von 1859 und das französische Gesetz vom alle Betriebe zu den Fabriken rechnen, in welchen mehr als 20 Arbeiter
beschäftigt sind. (S. Handwerk und Gewerbebetrieb.)
Vgl. G. Schönberg in seinem »Handbuch der politischen Ökonomie« (2. Aufl.,
Tübing. 1885; Bd. 2: Abt. »Gewerbe«, dort auch weitere Litteratur);