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von einigen satirischen Dramen abgesehen: das in Prosa abgefaßte Trauerspiel »Rolf Krage« (1770; deutsch, Hamb. 1775) und seine Meisterwerke »Balders Död« (1774) und »Fiskerne« (»Die Fischer«, 1780). In letzterer Dichtung, einem dramatisierten Bild vom Leben der Küstenbewohner, kommt das Lied »Kong Christian stod ved höjen Mast« (»König Christian stand am hohen Mast«) vor, das nachher zum beliebtesten Nationallied der Dänen wurde. Sein letztes Lied war »Udrust dig, Helt fra Golgatha« (»Zur Hilfe, Held von Golgatha«).
Nach langen und schweren Leiden [* 2] starb Ewald kaum 38 Jahre alt. Daß er der neuern dänischen Poesie, welche sich mit Öhlenschläger entfaltete, die Bahn brach, hat dieser in mehreren seiner schönsten Gedichte (»Ewalds Grab«) dankbar anerkannt. Als Lyriker dürfte Ewald in Dänemark [* 3] noch kaum seinesgleichen gefunden haben, und seine Oden (z. B. »Til Sjælen« und »Til min Moltke«) können sich an Schwung und Hoheit mit denen Klopstocks messen. Seine Sprache [* 4] ist rein, klar und edel; im Vers zeigt er eine Herrschaft über die Form, die unübertroffen ist. Eine vorzügliche Selbstbiographie hat er in seinem leider unvollendet gebliebenen Werk »J. Ewalds Levnet og Meninger« gegeben. Die beste Ausgabe der Werke Ewalds besorgte Liedenberg (Kopenh. 1850-55, 8 Bde.); Biographien desselben lieferten Molbech (das. 1831) und M. Hammerich (das. 1860, 2. Ausg. 1861),
eine Charakteristik Olsen (das. 1835).
Vgl. Öhlenschläger, Vorlesungen über Ewald und Schiller (Kopenh. 1810-12), und Welhaven, Ewald und die norwegischen Dichter (»Sämtliche Schriften«, Bd. 8, das. 1868).
3) Johann von, dän. General, geb. zu Kassel, [* 5] trat, kaum 16 Jahre alt, als Kadett in ein hessisches Regiment, machte einen Feldzug im Siebenjährigen Krieg mit und wurde nach dessen Beendigung zum Offizier ernannt. 1776 ging er als Kapitän bei den Leibjägern mit dem den Engländern verkauften hessischen Truppenkorps nach Nordamerika [* 6] und kehrte 1783 zurück. 1788 trat er als Oberstleutnant und Chef eines Jägerkorps in dänische Dienste, [* 7] wurde geadelt und stieg zum Generalleutnant.
Als Dänemark 1801 Hamburg [* 8] und Lübeck [* 9] besetzte, erhielt Ewald in ersterer Stadt das Militärkommando. Als General der Avantgarde des zur Behauptung der Neutralität der dänischen Grenze in Holstein zusammengezogenen Armeekorps hinderte er 1806 das Eindringen der Preußen [* 10] und Schweden. [* 11] 1807 schützte er während der Unternehmung der Engländer gegen Kopenhagen [* 12] die Insel Seeland gegen feindliche Überfälle, wofür er zum Gouverneur von Kiel [* 13] ernannt ward. 1809 befehligte er das dänische Korps, welches die Franzosen gegen Schill unterstützte, zeichnete sich beim Sturm von Stralsund [* 14] aus, ward noch in demselben Jahr kommandierender General in Holstein und erhielt 1812 das Kommando einer Armeedivision von 10,000 Mann, die sich mit dem 11. französischen Armeekorps vereinigen sollte, mußte jedoch wegen Erkrankung diese Stelle niederlegen und starb bei Kiel. Er machte sich auch als militärischer Schriftsteller bekannt, z. B. durch seine Schrift »Über den kleinen Krieg« (Marb. 1785) und die »Belehrungen über den Krieg, erläutert durch Beispiele großer Helden und kluger, tapferer Männer« (Altona [* 15] 1798-1803, 9 Tle.).
Vgl. seine Biographie von seinem Sohn Karl v. Ewald (Kopenh. 1838).
4) Johann Ludwig, theologischer und poetischer Schriftsteller, zum Kreis [* 16] von Goethes Jugendgenossen gehörig, geb. zu Hayn bei Offenbach, [* 17] ward, nachdem er in Marburg [* 18] Theologie studiert, Pfarrer in Offenbach, bekleidete in wechselreichem Leben verschiedene geistliche Stellen und starb als Ministerialrat im Kultusministerium in Karlsruhe. [* 19] Von seinen Schriften feien das Drama »Mehala« (Mannh. 1808) und die Monatsschrift »Urania« (Hannov. 1794-96) genannt. Goethes Bundeslied »In allen guten Stunden« ward zum Geburtstag Ewalds 1775 gedichtet.
5) Heinrich von, berühmter Orientalist, geb. zu Göttingen [* 20] als der Sohn eines armen Tuchmachers, studierte hier seit 1820 Theologie und Philologie und insbesondere die orientalischen Sprachen und schrieb, noch Student: »Die Komposition der Genesis« (Braunschw. 1824). Er ward 1824 Repetent der theologischen Fakultät in Göttingen, 1827 außerordentlicher, 1831 ordentlicher Professor der Philosophie und 1835 Nominalprofessor der orientalischen Sprachen.
Als Teilnehmer an dem bekannten Protest der »Göttinger Sieben« gegen die Aufhebung des hannöverschen Staatsgrundgesetzes seines Amtes entlassen, folgte er 1838 einem Ruf als ordentlicher Professor der Theologie nach Tübingen, [* 21] kehrte aber, vom König von Württemberg [* 22] in den persönlichen Adelstand erhoben, 1848 in seine frühere Stellung nach Göttingen zurück. Infolge seiner Verweigerung des Huldigungseides wurde er 1867 auf sein Ansuchen von der preußischen Regierung in Ruhestand versetzt und dafür von der Welfenpartei in den Reichstag geschickt, wo er beharrlich die Neugestaltung Deutschlands [* 23] bekämpfte und immer von neuem für die Wiederherstellung der Welfenherrschaft in Hannover [* 24] seine Stimme erhob. Er starb in Hannover. In seinen frühern Werken: »De metris carminum arabicorum« (Leipz. 1825),
»Versuch über einige ältere Sanskritmetra« (das. 1827),
in seiner »Kritischen Grammatik der hebräischen Sprache« (das. 1827),
die er hierauf als »Grammatik der hebräischen Sprache« (das. 1835, 3. Aufl. 1838) kürzer und als »Ausführliches Lehrbuch der hebräischen Sprache« wiederholt (8. Aufl., Götting. 1870) bearbeitete, sowie in seiner »Grammatica critica linguae arabicae« (Leipz. 1831-33, 2 Bde.) u. a., trat er namentlich für die Grammatik und Metrik der orientalischen Sprachen bahnbrechend auf. Einen Teil der reichen Früchte seiner Reisen legte Ewald nieder in den »Abhandlungen zur orientalischen und biblischen Litteratur« (Götting. 1832) und in seiner »Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes«.
Seine alttestamentlichen Studien faßte er zusammen in den Werken: »Die poetischen Bücher des Alten Bundes« (neue Auflage, Götting. 1865-67, 4 Bde.) und »Die Propheten des Alten Bundes« (2. Aufl., Stuttg. 1867-68, 3 Bde.),
in den »Beiträgen zur Geschichte der ältesten Auslegung und Spracherklärung des Alten Testaments« (das. 1844, 3 Bde.) und endlich in seinem Hauptwerk: »Geschichte des Volkes Israel« (3. Aufl., Götting. 1864-68, 7 Bde.),
das von großartiger Auffassung und historischer Kunst zeugt, und zu dem noch ein Band: [* 25] »Die Altertümer des israelitischen Volkes« (3. Aufl., das. 1866), als Anhang erschien. Ewald ist nach Gesenius, den er an Vielseitigkeit und Tiefe weit überragt, wenn er ihm auch an Unbefangenheit nicht gleichkommt, der eigentliche Schöpfer der historisch-vergleichenden Methode in der semitischen Sprachwissenschaft und Philologie und unübertroffen an liebevoller Versenkung in den Geist des hebräischen Altertums. Dem Neuen Testament trat Ewald näher in den meistens in einem schroffen Gegensatz zu der sogen. Tübinger Schule stehenden Werken: »Jahrbücher der biblischen Wissenschaft« (Götting. 1848-65, 12 Tle.);
»Die drei ¶
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ersten Evangelien, übersetzt und erklärt« (das. 1850);
»Die Sendschreiben des Apostels Paulus« (das. 1857);
»Die Johanneischen Schriften, übersetzt und erklärt« (das. 1862, 2 Bde.);
»Übersetzung und Erklärung aller Bücher des Neuen Testaments« (das. 1870-72, 7 Bde.).
Von seinen sonstigen Arbeiten nennen wir noch: »Erklärung der großen phönikischen Inschrift in Sidon« (Götting. 1856);
»Über die phönikischen Ansichten von der Weltschöpfung« (das. 1857);
»Die Sibyllinischen Bücher« (das. 1858);
»Das vierte Ezrabuch« (das. 1863);
»Sprachwissenschaftliche Abhandlungen« (das. 1861-71);
»Abhandlung zur Zerstreuung der Vorurteile über das alte und neue Morgenland« (das. 1872);
»Die Lehre [* 27] der Bibel [* 28] von Gott« (Leipz. 1871-75, 3 Bde.).
Seine Autobiographie ist noch nicht gedruckt.
6) Herman Frederik, dän. Schriftsteller, geb. zu Kopenhagen, praktizierte mehrere Jahre (bis 1864) als Landmesser in Nordschleswig, lebt seitdem als Professor in Kopenhagen. Sein erstes Werk, die anonym erschienene Erzählung »Valdemar Krones Ungdomshistorie« (»W. Krones Jugendgeschichte«, 1860, 4. Aufl. 1876; deutsch, Brem. 1876),
eine launige Schilderung des dänischen Highlife, wurde mit großem Beifall aufgenommen. Unter seinem Namen folgten darauf die Romane: »Familien Nordby« (1862; deutsch, Brem. 1871),
»Hvad Ellen vilde« (»Was Ellen wollte«, 1869),
»Agathe« (1873; deutsch, das. 1874) u. a., worin Ewald sich als einen vorzüglichen Charakterzeichner erweist. Auch auf dem Gebiet des historischen Romans lieferte er verschiedene, sehr anerkennenswerte Arbeiten, so: »Svenskerne paa Kronborg« (»Die Schweden auf Kronborg«, 1867; deutsch, 2. Ausg. Brem. 1874),
»Den skotske Kvinde paa Tjele« (»Die Schottin zu Tjele«, 1871),
»Knud Gyldenstjerne« (1875),
»Anna Hardenberg« (1880) und »Dronningens Jomfruer« (1885), Romane, die als treue kulturgeschichtliche Bilder von Bedeutung sind.
7) Ernst, Maler, geb. zu Berlin, [* 29] widmete sich anfangs auf der Universität Bonn [* 30] dem Studium der Naturwissenschaften, ging aber mit 19 Jahren zur Malerei über und wurde in Berlin Schüler von Steffeck. Von 1856 bis 1863 verweilte er in Paris, [* 31] wo er ein Jahr lang Schüler von Couture war. 1864 bereiste er Italien, [* 32] studierte dort vorzugsweise die Malereien des 15. Jahrh. und trat in demselben Jahr auf der Berliner [* 33] akademischen Ausstellung mit dem Bilde der sieben Todsünden auf, das die Repräsentanten derselben als reale, im Kostüm [* 34] des 17. Jahrh. dargestellte Persönlichkeiten in aktionsmäßiger Gruppierung erscheinen läßt. 1865 ließ er sich in Berlin nieder, wurde 1868 Lehrer am dortigen Gewerbemuseum, 1874 Direktor der Unterrichtsanstalt desselben und 1880 kommissarischer Direktor der Kunstschule. Unter seinen spätern Arbeiten sind besonders die 1869 entstandenen Malereien in der Bibliothek des Rathauses zu Berlin und die Wachsmalereien in der Querhalle der Nationalgalerie zu nennen, welche die Hauptszenen der Nibelungensage darstellen. Er hat auch Entwürfe für Glasmalereien geliefert und gab heraus: »Farbige Dekorationen alter und neuer Zeit« (Berl. 1882-84).