Gewölbe,
[* 2] das Franziskanerkloster wegen seiner Begräbniskapelle (der sogen.
Casa dos Ossos, deren
Gewölbe von acht mit Menschenschädeln
und
Knochen
[* 3] bespickten
Pfeilern getragen wird) und der von
QuintusSertorius erbaute römische
Aquädukt
(Agua da Prata genannt),
welcher die Stadt noch gegenwärtig mit
Wasser versorgt. Auch sind Überreste eines großen römischen Dianentempels
vorhanden. Die Zahl der Bewohner beträgt (1878) 13,461, welche sich mit
Tuch- und Baumwollweberei, Hutfabrikation,
Gerberei
und Weinhandel beschäftigen. Auch Kupferbergbau wird in der
Nähe betrieben. Evora hat ein erzbischöfliches
Seminar, mehrere
andre
Schulen, eine ansehnliche
Bibliothek, ein
Museum mit römischen Altertümern und wertvollen Kunstgegenständen, Kavalleriekasernen
und ein
Stift für adlige
Fräulein und feiert jährlich um
Johannis eine stark besuchte
Messe. Es ist seit 1540 Sitz
eines
Erzbischofs. - Die Stadt ist keltiberischen Ursprungs und hieß anfänglich Ebura; zur Römerzeit führte
sie denNamenLiberalitasJulia wegen der von J.
Cäsar ihr verliehenen Vorrechte. Sie wurde 715 von den Arabern, 1139 von
den Portugiesen und 1663 von den Spaniern erobert; als aber die Portugiesen die
Schlacht von Almexial oder Evora (1663) gewonnen
hatten, nahmen sie die Stadt wieder ein.
(Euouae), ein aus den sechs
Vokalen der beiden
Wörter seculorum amen gebildetes
Wort, mit welchem das dem Psalmengesang
der katholischen
Kirche gewöhnlich angehängte
Gloria patri etc. beschlossen wurde (s.
Tropen).
(spr. ewröh),Hauptstadt des franz.
DepartementsEure, im fruchtbaren
Thal
[* 4] des Iton, der sich hier in drei
Arme
teilt, und an der Westbahn gelegen, altertümlich und unregelmäßig gebaut, hat an nennenswerten Gebäuden:
eine imposante
Kathedrale (vom 11. bis 18. Jahrh. in verschiedenen Stilformen erbaut) mit schönen
Portalen, zwei ungleich
hohen, die Hauptfassade flankierenden
Türmen und einem zierlichen
Dachreiter;
die romanische
Kirche St.-Taurin, zu einer ehemaligen,
im 11. Jahrh. gegründeten
Abtei gehörig;
In der
Nähe finden sich
römische
Altertümer, namentlich Überreste eines römischen
Theaters. - Evreux (lat.
Mediolanum Aulercorum, Eburovices oder Ebroicum),
Hauptstadt der Aulerci Eburovices, eine der ältestenStädte der
Normandie, wurde schon im 3. Jahrh. Sitz
eines
Bistums. Zur Zeit des fränkischen
Reichs gehörte die Stadt zu
Neustrien, wurde aber von
Karl dem Einfältigen an den
Normannenherzog
Rollo abgetreten und gegen Ende des 10. Jahrh. zur
Grafschaft erhoben, die von einem Seitenzweig des normännischen
Herzogshauses beherrscht und 1200 von König
Johann an
Frankreich abgetreten wurde.
(spr. ewróng),Stadt im franz.
DepartementMayenne,
ArrondissementLaval, an einem Zufluß der Jouanne und an der
Westbahn, hat eine ehemalige Abteikirche aus dem 12. und 14. Jahrh., (1876) 3433 Einw.,
eine Dampfmühle,
Maschinen- und Werkzeugfabrikation,
Leinwand- und Tischzeugweberei, Kalkbrennerei und
ein
Collège.
2)
Johannes, dän. Dichter, mit welchem die neuere
Periode der dänischen Litteratur beginnt, geb. zuKopenhagen
[* 19] als der Sohn eines streng pietistischen
Predigers, kam früh verwaist in die
Schule zu
Schleswig,
[* 20] entlief eines
Tags aus
Liebe
zur
Freiheit dem pedantischen
Schulzwang und begann 1758 in
KopenhagenTheologie zu studieren. Aus Abenteuerlust trat er aber
bald hernach zu
Magdeburg
[* 21] in ein Infanterieregiment, desertierte hier, ward österreichischer
Tambour,
dann
Unteroffizier und nahm an mehreren
Gefechten 1759-60 teil, entwich aber wiederum und kehrte nach
Kopenhagen zurück, wo
er seine theologischen
Studien fortsetzte.
welche die
Gesellschaft für die
Förderung der schönen
und nützlichen
Wissenschaften 1764 veröffentlichte, fand großen Beifall; mehr noch sein Trauergedicht auf den
TodFriedrichs
V. (1766), worin er eine große lyrische
Kraft
[* 23] entfaltete. Unter den Dichtern, die er studierte, sprachen ihn an meisten
Molière
und
Klopstock an; namentlich der letztere übte eine gewaltige Einwirkung auf die Entfaltung seines Dichtertalents,
wie insbesondere das biblische
Drama
»Adam og
Eva« (1769) beweist. Von Ewalds weitern
Dichtungen nennen wir,
¶
Nach langen und schweren Leiden
[* 25] starb Ewald kaum 38 Jahre alt. Daß er der neuern dänischen Poesie, welche sich mit
Öhlenschläger entfaltete, die Bahn brach, hat dieser in mehreren seiner schönsten Gedichte (»Ewalds
Grab«) dankbar anerkannt. Als Lyriker dürfte Ewald in Dänemark
[* 26] noch kaum seinesgleichen gefunden haben, und seine Oden (z. B.
»Til Sjælen« und »Til min Moltke«) können sich an Schwung und Hoheit mit denen Klopstocks messen. Seine Sprache
[* 27] ist rein, klar
und edel; im Vers zeigt er eine Herrschaft über die Form, die unübertroffen ist. Eine vorzügliche Selbstbiographie hat
er in seinem leider unvollendet gebliebenen Werk »J. Ewalds Levnet og Meninger«
gegeben. Die beste Ausgabe der Werke Ewalds besorgte Liedenberg (Kopenh. 1850-55, 8 Bde.);
Biographien desselben lieferten Molbech (das. 1831) und M. Hammerich (das. 1860, 2. Ausg. 1861),
Vgl. Öhlenschläger, Vorlesungen über Ewald und Schiller (Kopenh. 1810-12), und Welhaven, Ewald und die norwegischen
Dichter (»Sämtliche Schriften«, Bd. 8, das.
1868).
Als Teilnehmer an dem bekannten Protest der »Göttinger Sieben« gegen die Aufhebung des hannöverschen Staatsgrundgesetzes seines
Amtes entlassen, folgte er 1838 einem Ruf als ordentlicher Professor der Theologie nach Tübingen,
[* 43] kehrte
aber, vom König von Württemberg
[* 44] in den persönlichen Adelstand erhoben, 1848 in seine frühere Stellung nach Göttingen zurück.
Infolge seiner Verweigerung des Huldigungseides wurde er 1867 auf sein Ansuchen von der preußischen Regierung in Ruhestand
versetzt und dafür von der Welfenpartei in den Reichstag geschickt, wo er beharrlich die Neugestaltung
Deutschlands
[* 45] bekämpfte und immer von neuem für die Wiederherstellung der Welfenherrschaft in Hannover
[* 46] seine Stimme erhob.
Er starb in Hannover. In seinen frühern Werken: »De metris carminum arabicorum« (Leipz. 1825),
»Versuch über einige
ältere Sanskritmetra« (das. 1827),
die er hierauf als »Grammatik der hebräischen Sprache« (das. 1835, 3. Aufl. 1838) kürzer und als »Ausführliches
Lehrbuch der hebräischen Sprache« wiederholt (8. Aufl., Götting. 1870) bearbeitete, sowie in seiner »Grammatica critica linguae
arabicae« (Leipz. 1831-33, 2 Bde.)
u. a., trat er namentlich für die Grammatik und Metrik der orientalischen Sprachen bahnbrechend auf. Einen
Teil der reichen Früchte seiner Reisen legte Ewald nieder in den »Abhandlungen zur orientalischen und
biblischen Litteratur« (Götting. 1832) und in seiner »Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes«.
Seine alttestamentlichen Studien faßte er zusammen in den Werken: »Die poetischen Bücher des Alten Bundes« (neue
Auflage, Götting. 1865-67, 4 Bde.) und »Die
Propheten des Alten Bundes« (2. Aufl., Stuttg. 1867-68, 3 Bde.),
in den »Beiträgen zur Geschichte der ältesten Auslegung und Spracherklärung des Alten Testaments« (das. 1844, 3 Bde.)
und endlich in seinem Hauptwerk: »Geschichte des VolkesIsrael« (3. Aufl., Götting. 1864-68, 7 Bde.),
das
von großartiger Auffassung und historischer Kunst zeugt, und zu dem noch ein Band:
[* 47] »Die Altertümer des israelitischen Volkes«
(3. Aufl., das. 1866), als Anhang erschien. Ewald ist nach
Gesenius, den er an Vielseitigkeit und Tiefe weit überragt, wenn er ihm auch an Unbefangenheit nicht gleichkommt, der eigentliche
Schöpfer der historisch-vergleichenden Methode in der semitischen Sprachwissenschaft und Philologie und
unübertroffen an liebevoller Versenkung in den Geist des hebräischen Altertums. Dem NeuenTestament trat Ewald näher in den meistens
in einem schroffen Gegensatz zu der sogen. Tübinger Schule stehenden Werken: »Jahrbücher der biblischen Wissenschaft« (Götting.
1848-65, 12 Tle.);