Matthäus-Evangelium schon war, während umgekehrt das letztere, anerkanntermaßen judenchristlichen
Geist atmende Werk von
seiten der
Ebioniten (s.
Nazarener) eine Umarbeitung erfahren hat, in welcher sein ursprünglicher
Charakter gleichfalls potenziert
erschien. Dies das sogen.
Hebräer-Evangelium. Ähnlich verhält es sich mit den meisten derjenigen alten Werke, welche seit 170 von
unserm neutestamentlichen
Kanon ausgeschlossen wurden, und von denen uns auch heute nur noch Bruchstücke
zu
Gebote stehen.
Aber auch in unsern sogen. kanonischen Evangelien waltet das religiöse
Interesse vor und werden die gewichtigsten geschichtlichen
Fragen oft nur gelegentlich und obenhin berührt, während ein dogmatischer
Zweck in mehr oder weniger erkennbarer
Weise alle
diese
Darstellungen beeinflußt. Nur darum konnten mithin die apokryphischen Evangelien mit der Zeit ausgeschlossen werden,
weil ihr Parteizweck über den Spielraum, welchen der christliche
Gedanke in der werdenden
Kirche offen zu lassen schien, hinausging.
Doch besteht auch in dieser Beziehung wieder ein sehr erkennbarer Unterschied zwischen dem vierten Evangelium, welches
seinen Weg für sich geht und ein ganz eigenartiges Gepräge aufweist, und den drei ersten, welche eine gemeinsame Betrachtungsweise
verlangen und schon schriftstellerisch die Voraussetzung für jenes bilden. Man nennt diese drei um der Möglichkeit einer
Zusammenschau ihrer einzelnen
Abschnitte willen Synoptiker. Unter ihnen ist
Lukas (s. d.) ohne
Frage der
jüngste, wie er auch selbst »viele« Vorgänger kennt (1, 1), während
die
Kritiker sich über den geschichtlichen Vorgang des
Matthäus (s. d.) vor
Markus oder des
Markus (s. d.) vor
Matthäus heute
noch streiten.
Fest steht immerhin, daß bei ihnen das geschichtliche
Bild des
MenschenJesus noch den
Grund bildet, worauf das
eigentümliche
Kolorit der
Darstellung aufgetragen ist, während das sogen. Evangelium des
Johannes (s. d.) seine ideale
Konstruktion
vielmehr auf der alexandrinischen
Lehre
[* 2] vom
Logos auferbaut, die es auf den geschichtlichen
Christus anwendet. Es gehört wahrscheinlich
dem 2. Jahrh. an, während die Synoptiker nach der Zerstörung
Jerusalems geschrieben und
Quellen benutzt haben,
die zum Teil noch älter sind als diese
Katastrophe.
Den auf den Überschriften genannten Verfassern hat übrigens die alte
Kirche, von der jene
Titel herrühren, selbst kaum direkt
die betreffenden Werke beilegen wollen, da die griechische
Formel nicht, wie die deutsche z. B., »Evangelium des
Matthäus« lautet, sondern »Evangelium nachMatthäus«, wie z. B. auch jenes im
Sinn und
Geist der
Judenchristen gearbeitete
den
Titel führte: »Evangelium nach den
Hebräern«, auch wohl, weil es im
Gegensatz zu
Paulus stand, »Evangelium nach den zwölf
Aposteln«. S.
Evangelist und
Jesus Christus.
welcher nicht selbst
Prophet sein, wohl aber die
Gabe besitzen wollte,
die biblischen
Weissagungen zu deuten, und später als nationaler
ProphetItaliens
[* 3] galt.
Seiner drei
Schriften
(»Concordantia Veteris
et
Novi Testamenti«, »Psalterium decem chordarum«,
»Expositio in Apocalypsin«) bemächtigte sich der apokalyptische
Fanatismus der gegen
Rom
[* 4] immer feindlicher auftretenden spiritualistischen
Franziskaner, und um 1254 schrieb der
Minorit Gherardino
von
Borgo San Donnino eine
Einleitung
(»Liber introductorius«) zu den unter dem
Namen Evangelium,« zusammengestellten
Büchern des
Joachim,
worin das
Papsttum geradezu als ungeistliche Macht,
ja sogar das apostolischeChristentum selbst als eine
unvollkommene
Stufe der
Entwickelung erscheint. Die
Schrift wurde auf päpstlichen Befehl konfisziert, der Verfasser büßte
mit 18jähriger Kerkerhaft.
Neuerdings hat
Preger(»Das
Evangelium aeternum und
Joachim vonFloris«,
Münch. 1874)
Zweifel gegen die Echtheit
selbst jener drei Grundschriften des sogen. Joachimismus erhoben, wogegen
Reuter (»Geschichte der
Aufklärung im
Mittelalter«,
Bd. 2, Berl. 1877) die Echtheit der
drei Grundschriften verteidigt.
(spr. éwens), 1) Oliver,Mechaniker, geb. 1755 zu
Newport in
Delaware, kam bei einem
Wagner
in die
Lehre und konstruierte nach kaum überstandener Lehrzeit eine
Spinnmaschine
[* 5] und eine Mühleneinrichtung. Auch entwarf
er eine
Hochdruckmaschine ohne
Kondensation, die er zur Fortbewegung von
Wagen empfahl, und von der er 1787 und 1794
Zeichnungen
nach
England sandte. Mit seinen
Brüdern verbunden, verbesserte er dieDetails der
Mahlmühlen, und 1786 suchte
er die
Patentierung einer Dampfmühle und eines
Dampfwagens nach, die mit hohem Dampfdruck betrieben werden sollten. 1800 begann
er denBau derartiger Einrichtungen, und 1804 baute er einen Dampfbagger, der durch ein von der
Dampfmaschine
[* 6] bewegtes Schaufelrad
getrieben wurde.
Dieselbe
Dampfmaschine hatte vorher alsLokomotive
[* 7] den
Bagger
[* 8] von der
Fabrik ans
Wasser befördert. Evans nimmt
neben
Watt eine sehr hervorragende
Stellung in der Geschichte der
Dampfmaschine ein, aber er wurde nicht in gleichem
Maß durch
die Verhältnisse gefördert, und epochemachende
Ideen, wie die Benutzung der
Dampfmaschine zum Fortbewegen von
Schiffen und
Lastwagen, konnte er nicht zur Ausführung bringen, weil kein Kapitalist ihn unterstützte. Für die
Müllerei konstruierte
er denElevator, den
Conveyer, den Mehlkühler, den Aufschütter etc. Er starb in
Pittsburg.
Evans schrieb: »The young millwright's and miller's guide«
(New York 1795, 4. Aufl. 1821; nach der 5. Aufl.
franz. vonBénoit,
Par. 1830);
»Guide for the mechanical engineers etc.« (1805;
franz. von Doolittle, das. 1822).
erhoben, nahm er als Kommandeur der 2. Division am Krimkrieg teil und focht an der Alma, bei Balaklawa und Inkjerman. Unzufrieden
mit der Kriegführung der Alliierten, kehrte er noch vor beendetem Feldzug nach England zurück, nahm seinen Platz
im Unterhaus wieder ein und erhielt das Großkreuz des Bathordens sowie ein Dankvotum des Parlaments, schlug
aber die ihm angebotene Stelle des Gouverneurs der Invaliden in Chelsea aus. In seiner parlamentarischen Wirksamkeit richtete
er seine Thätigkeit hauptsächlich auf Beseitigung der in der englischen Armee herrschenden Übelstände. Er starb in
London.
[* 13]