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sind mit wenigen Ausnahmen (hier und da im Rotliegenden, im Lias von Ungarn, [* 2] in der norddeutschen Wealdenformation, in der schlesischen Kreideformation) [* 3] der Steinkohlenformation und dem Tertiär eingelagert; Eisenerz bergen die mannigfaltigsten Formationen; Salz [* 4] kommt bisweilen mit Kalisalzen zusammen in der Dyas (Norddeutschland), in mehreren Niveaus der Trias (Württemberg, [* 5] Baden, [* 6] Lothringen), in der Juraformation [* 7] (Bex), im Tertiär (Spanien, [* 8] Galizien, Siebenbürgen) vor und bildet sich in den übersättigten Salzseen der europäischen Ostgrenze auch jetzt noch fort.
Der Hauptdistrikt für europäisches Petroleum sind die Nachbargegenden der Karpathen, abgesehen von unbedeutendern Mengen, wie sie z. B. Norddeutschland darbietet. Asphalt liefert das Juragebirge, Elsaß, die Umgegend Hannovers; Phosphorite entstammen dem Silur (Spanien), dem Devon [* 9] (Nassau), während sie an einer Mehrzahl von Lokalitäten (so in Frankreich, Rußland etc.) mit den Juraschichten gleichalterig oder doch der Lagerung nach eng verknüpft sind.
Von den edlen Metallen wird Gold [* 10] in bedeutender Menge nur im ungarisch-siebenbürgischen Erzgebirge und am mittlern Ural (hier auf sekundärer Lagerstätte mit Platina) gewonnen. Silber ist in geringer Menge sehr verbreitet, an Blei- und Kupfererze gebunden; reichere Silbererze finden sich vorzüglich in Norwegen [* 11] (Kongsberg), im sächsischen Erzgebirge, am Harz und in der spanischen Provinz Guadalajara. Spanien ist auch ausgezeichnet durch seinen Reichtum an Quecksilber (Almaden in der Sierra Morena), das außerdem nur noch in Idria und an einigen andern Punkten der östlichen Alpen [* 12] in nennenswerter Menge produziert wird.
Kupfererze sind viel verbreitet; besonders reich sind der Ural, Thüringen (durch die zur Dyasformation gehörigen Kupferschiefer), Cornwall und Spanien (Rio Tinto). [* 13] Zinnerz findet sich nur im sächsisch-böhmischen Erzgebirge, in Cornwall und in der Bretagne. Blei- und Zinkerze werden außer in den Gängen der Erzgebirge in England und Deutschland [* 14] vielfach lagerartig im Devon, in der Steinkohlenformation und der Trias angetroffen. Der Bunte Sandstein ist in Rheinpreußen (Kommern) stellenweise mit Blei- und Kupfererzen imprägniert. Nickel- und Kobalterze sind im sächsischen Erzgebirge, in Thüringen, im Spessart, in den westlichen Alpen und in Skandinavien verbreitet. Antimon wird in größerer Menge, namentlich in Ungarn, als Begleiter der Gold- und Silbererze gewonnen.
Vgl. a. Cotta, Erzlagerstätten [* 15] Europas (Freiberg [* 16] 1861).
Klima und Pflanzenwelt.
Europa [* 17] ist der einzige Erdteil, der nirgends die heiße Zone berührt, vielmehr mit Ausnahme eines äußerst unbedeutenden Stücks (die nördlichsten Spitzen von Norwegen, Schweden und Nordrußland, die in der kalten Zone liegen) der gemäßigten angehört. Es hat daher vorherrschend ein gemäßigtes Klima. [* 18] Infolge davon fehlen ihm allerdings die Pracht der Farben und der Reichtum der Formen in der Tier- und Pflanzenwelt, die Fülle der letztern, wie sie sich unter der tropischen Sonne [* 19] entfaltet, aber mit ihr auch der Gegensatz zu jener üppigen Fülle, die Wüste, die dort oft dicht an sie herantritt.
Anderseits ist Europa aber auch von der Herrschaft des eisigen Pols befreit. Ebenso vermissen wir das Übermaß des kontinentalen wie des ozeanischen Klimas. Der Erdteil hat vielmehr vermöge seiner Lage die glücklichste Mischung beider Klimate. Dabei trennt weder ein geschlossenes Hochland, wie in Asien, [* 20] noch ein mächtiges Meridiangebirge, wie in Amerika, [* 21] Osten und Westen voneinander und macht sie zu gänzlich verschiedenen Pflanzen- und Tiergebieten. So kommt es, daß Europa im Gegensatz zu allen übrigen Erdteilen durch eine gewisse Gleichartigkeit seiner Natur charakterisiert ist.
Dabei ist es vor allen andern Teilen der Erde begünstigt durch seine Stellung gegen die aus der Tropengegend abfließenden Luft- und Meeresströmungen, [* 22] die bis zu seinem Nordende, im Kampfe freilich mit den kalten Strömungen aus den Polargegenden, mildernd auf das Klima, insbesondere seines Westens, einwirken. Ihnen ist es zuzuschreiben, daß die Linien gleicher mittlerer Temperatur (Isothermen) hier einen weit höhern Bogen [* 23] nach N. machen als auf der gegenüberliegenden Ostseite Amerikas wie auf der Ostseite der Alten Welt, und daß sich auch die Linien der mittlern Winterkälte ähnlich verhalten. In Nordamerika [* 24] bedecken sich noch die Flüsse [* 25] Pennsylvaniens auf gleicher Breite [* 26] von Rom [* 27] jährlich mit eisiger Decke; [* 28] Südlabrador und Südkamtschatka besitzen, obgleich über 15° südlicher gelegen, doch gleiche mittlere Temperatur mit dem nördlichsten Norwegen.
Wie Wärme, [* 29] so führen uns auch die äquatorialen Windströmungen Feuchtigkeit und Regen zu. Je weiter im Innern des Erdteils, um so geringer sind diese Wirkungen, und so finden wir denn gegen O. eine immer geringere mittlere Jahrestemperatur. Die Linien mittlerer Winterkälte steigen noch weiter an den Westküsten nach N. als die der mittlern Jahrestemperatur, während sich die Sommerlinien umgekehrt verhalten. Die kältern Winter und heißern Sommer des kontinentalen Ostens reichen bis in die vom östlichen Mittelgebirge umschlossenen Ebenen hinein.
Der Hauptgrund für diese Erscheinung liegt, abgesehen vom Golfstrom, in dem Vorherrschen der aus NO. und SW. wehenden Winde; [* 30] denn durch die Achsendrehung der Erde nehmen die ursprünglich von N. oder S. kommenden Luftmassen in Europa diese Richtungen an. Das Vorkommen der Buche, deren Verbreitungszone etwa durch eine von der Nordküste Irlands zur Nordküste des Skagerrak und von hier zu der Donaumündung gezogene Linie gegen NO. begrenzt wird, bezeichnet ungefähr die Gegenden, in denen ozeanische Einflüsse vorherrschen; doch sind die Westgestade Skandinaviens, die nördlichen Gegenden Großbritanniens und Irland denselben gleichfalls unterworfen, und der Übergang zum Kontinentalklima findet überhaupt, wo nicht hohe Gebirge feststehende Wetterscheiden bilden, nur sehr allmählich statt. Die Inseln und Halbinseln haben eine durch das Meer bedeutend gemilderte Temperatur, sowohl im Sommer als im Winter. Großbritannien [* 31] und Irland haben eine feuchte, nebelige Luft, fast immer bewölkten Himmel; [* 32] aber die Kälte steigt (die Gebirge ausgenommen) nicht leicht über 12° C., und Schnee [* 33] bleibt selten liegen. Das südliche Schweden und Norwegen hat im Winter mildere Temperatur als die östliche Tiefebene.
Vermöge seiner geographischen Lage hat fast ganz Europa eine regelmäßige Folge von vier in den Witterungsverhältnissen verschiedenartig ausgeprägten Jahreszeiten. [* 34] Nur der äußerste Süden und der äußerste Norden [* 35] sind davon auszunehmen, indem die Übergangsjahreszeiten, Frühling und Herbst, dort unmerklich mit dem Sommer und dem nur durch häufigere Regengüsse sich ankündigenden Winter verschmelzen, hier aber, wo heiße Sommer und kalte Winter, wie in allen Polargegenden, ungemein schnell aufeinander folgen, von sehr geringer Dauer sind. Die Differenz der Temperatur zweier verschiedener Orte ¶
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Europas wird übrigens viel mehr durch die Verschiedenheit der Wintertemperatur als durch die der Sommertemperatur ausgeprägt, denn für die Nord- und Südgrenzen des Erdteils ergibt die Mitteltemperatur des wärmsten Monats nur einen Unterschied von etwa 9-10°, die des kältesten aber den weit bedeutendern von 22-24°. Ähnliche Verhältnisse stellen sich auch bei einer Vergleichung zwischen dem Osten und Westen Europas heraus. Die mittlere Sommertemperatur der beiden unter gleicher geographischer Breite liegenden Orte Edinburg [* 37] und Kasan [* 38] ist z. B. nur um 2°, die mittlere Wintertemperatur beider dagegen um 13° unterschieden, während die mittlere Jahrestemperatur beider Punkte eine Differenz von 6° zu gunsten des erstern zeigt.
Welchen Einfluß die geographische Länge neben der Breite auf das Klima hat, ergibt sich aus folgender Tabelle:
Länge von Greenwich (westl. L.-) | Breite | Mittlere Temperatur in Graden Celsius Jahr | Winter | Sommer | |
---|---|---|---|---|---|
Lissabon | -9° 38' | 38° 42' | 16.66 | 11.66 | 21.66 |
Dublin | -6° 51' | 53° 13' | 9.45 | 3.90 | 15.00 |
Madrid | -4° 12' | 40° 24' | 14.37 | - | - |
Edinburg | -3° 41' | 55° 57' | 8.33 | 2.80 | 13.90 |
Bordeaux | -1° 5' | 44° 50' | 13.90 | 6.10 | 21.66 |
London | -0° 35' | 51° 30' | 10.00 | 3.90 | 16.10 |
Paris | 2° 20' | 48° 50' | 10.60 | 3.33 | 18.10 |
Karlsruhe | 5° 55' | 49° 1' | 10.60 | 1.10 | 18.90 |
Hamburg | 9° 29' | 53° 33' | 8.33 | 0.00 | 17.20 |
Drontheim | 9° 54' | 63° 27' | 4.45 | -5.00 | 13.90 |
Rom | 11° 59' | 41° 54' | 15.55 | 7.80 | 22.80 |
Kopenhagen | 12° 5' | 55° 41' | 7.80 | -1.10 | 17.20 |
Berlin | 12° 54' | 52° 30' | 7.80 | -1.10 | 16.66 |
Neapel | 13° 45' | 40° 52' | 16.66 | 10.00 | 23.33 |
Prag | 13° 55' | 50° 8' | 9.45 | -0.55 | 19.45 |
Wien | 15° 53' | 48° 13' | 10.60 | 0.00 | 20.55 |
Stockholm | 17° 46' | 59° 21' | 5.50 | -4.45 | 16.10 |
Danzig | 18° 10' | 54° 24' | 7.20 | -1.10 | 16.66 |
Budapest | 18° 33' | 47° 49' | 10.60 | -0.56 | 21.10 |
Umeå | 19° 47' | 63° 50' | 1.70 | -10.00 | 13.33 |
Warschau | 20° 32' | 52° 13' | 8.90 | -1.66 | 19.45 |
Nordkap | 25° 40' | 71° 10' | 0.00 | -5.50 | 5.56 |
St. Petersburg | 29° 48' | 59° 57' | 3.33 | -10.00 | 16.66 |
Kasan | 48° 37' | 55° 47' | 2.22 | -12.20 | 16.66 |
Die Lage Europas und die Beschaffenheit der nachbarlichen Erdräume, dann aber auch der Bau und die Form seiner eignen Oberfläche bilden die Grundbedingungen seiner Witterungsverhältnisse. Die Nähe Afrikas und der glühenden Sahara machen die Südwinde für Südeuropa heiß und trocken (so in Spanien der Solano, in Italien [* 39] der Scirocco). Die Westwinde dagegen bringen, weil sie über einen ausgedehnten Ozean hinwehen, Regen, Nebel und Feuchtigkeit für die west- und teilweise noch für die mitteleuropäischen Länder; Ost- und Nordostwinde endlich sind für Europa infolge ihres Wegs über die breiten, teilweise wasserarmen, steppenartigen Flächen des asiatischen Kontinents trockne Winde und behalten diesen Charakter noch im östlichen und mittlern Deutschland. In betreff der Niederschläge zerfällt Europa in eine südliche Zone ohne Sommerregen und in eine nördliche mit Regen zu allen Jahreszeiten.
Beide werden durch eine Linie getrennt, welche vom Viscayischen Meerbusen zum Südfuß der Cevennen und Seealpen, über die Apenninen nach Ancona [* 40] hinzieht und die Balkanhalbinsel [* 41] von Zara [* 42] bis Burgas durchschneidet. Die südliche Hälfte der Südzone zeigt nur Winterregen, deren nördliche solche im Frühling und Herbst, während in der großen nördlichen Zone die Regenmenge sich über das Jahr gleichmäßiger verteilt. Letztere ist auf den britischen Inseln am größten und nimmt von hier in ostsüdöstlicher Richtung allmählich ab; sie ist ferner auf den Westküsten aller Halbinseln bedeutender als auf den östlichen, und namentlich gilt dies von jenen, welche, wie die italische und skandinavische, von Gebirgen durchzogen werden, deren Richtung der Direktion des wolkenbringenden Westwindes entgegengesetzt ist.
Überhaupt hat die Verteilung der Gebirgsmassen den unverkennbarsten Einfluß auf den Charakter der Witterung, doch kommt es hierbei weniger auf die absolute Erhebung als auf die Ausdehnung [* 43] der Hochflächen an. Die Pyrenäen, Cevennen, die skandinavischen und schweizerischen Alpen, die Karpathen und selbst die mitteldeutschen Gebirge bilden in ihren Regionen wahre Wetterscheiden. Zu Trautenau am Südfuß des Riesengebirges fallen jährlich 123 cm wässerigen Niederschlags, während Eichberg bei Hirschberg [* 44] an der Nordseite nur 67,6 cm besitzt;
zu Stubenbach am südwestlichen Außenrand Böhmens fallen 219,8 cm, zu Budweis nur 64 cm;
zu Bergen [* 45] an der norwegischen Westküste fallen 225 cm, zu Upsala [* 46] nur 40 cm. Gewitter pflegen im N. des Erdteils nur im Sommer häufiger zu sein, im Winter aber äußerst selten vorzukommen;
im S. dagegen sind sie auf keine Jahreszeit beschränkt.
Die regenreichsten Punkte Europas sind der westliche Gebirgssaum der Pyrenäischen Halbinsel (Coimbra 301 cm), der Südfuß der Alpen (Tolmezzo 244 cm), die Westküste von Schottland (Styepaß 481,2 cm, Seathwaite 386,7 cm) und Norwegen (Bergen 225 cm). Die mittlere Regenhöhe von Westeuropa beträgt 70 cm, in Rußland hält sie sich meist zwischen 40 und 50 cm und sinkt nur im äußersten Südosten, bei Astrachan, auf 12,4 cm herab. Im allgemeinen zerfällt Europa in drei große meteorologische Bezirke, in deren jedem ungefähr dieselben Witterungsverhältnisse herrschen: in den südeuropäischen, der die südlichen Halbinseln, die Tiefebenen des untern Rhône, des Po und der mittlern Donau umfaßt;
den nordwesteuropäischen, der den größten Teil Frankreichs, die britischen Inseln, Deutschland, Jütland, Norwegen, die Ostseeländer und das westliche Rußland (ungefähr bis zum Meridian von Petersburg) [* 47] begreift, und den osteuropäischen, zu welchem Schweden und das östliche Rußland gehören.
Hinsichtlich seiner Flora gehört Europa zur paläarktischen Region, welche auch die gemäßigten Teile von Asien und den Nordrand von Afrika [* 48] umfaßt. Im einzelnen lassen sich vier Zonen und Vegetationsreiche in Europa unterscheiden: das polare Reich der Moose [* 49] und Alpenpflanzen;
das Reich der nordischen Waldbäume, der Birke und des Nadelholzes;
das Reich kätzchentragender Laubbäume, die ihr Laub im Winter verlieren, und endlich das Reich immergrüner, kätzchentragender Laubbäume und Südfrüchte.
Der ersten Zone, der der Moose und Alpenpflanzen, welche bis zur Jahresisotherme von 10° C. reicht, gehören Island [* 50] und geringe Teile des nördlichen Skandinavien und Rußland an. Der Holzwuchs mangelt nur den äußersten Nordenden, wenn er gleich jenseit des 69. Parallels bereits sehr spärlich ist und sich auf verkrüppelte Birken, Weiden und Kiefern beschränkt. Reich vertreten sind in dieser Zone die Moose, Flechten [* 51] und Saxifrageen. Der zweiten Zone, der der nördlichen Waldbäume, gehören Nord- und Mittelskandinavien und der größte Teil von Nordrußland, südwärts bis zum nördlichen Landrücken, an. Hier allein finden wir noch die unermeßlichen Waldungen, gegen die nördliche Grenze nur aus Birken bestehend, südlicher vorherrschend dichten Nadelwald ¶