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ebener Küstenstrich Meer u. Hügelland; im SO. liegen die nur im Winter von Schafherden besuchten Ebenen von Apulien, die von dem nördlichern Küstenland durch die isolierte Gebirgsgruppe des Monte Gargano getrennt werden. Auch die italienischen Inseln sind gebirgig: Corsica [* 2] mit dem 2710 m hohen Monte Cinto, Sardinien [* 3] mit dem Berg Genargentu ^[richtig: Gennargentu], 1918 m;
auf Sizilien [* 4] dagegen, in dessen Innerm der Plateaucharakter herrscht, steigt der mächtige Kegel des Ätna [* 5] bis 3318 m empor.
Italien [* 6] ist der einzige Teil Europas, wenn wir Island [* 7] ausnehmen, wo noch gegenwärtig die vulkanische Thätigkeit zum öftern Ausbruch kommt.
Auf der griechischen Halbinsel herrscht zwar gleichfalls hohes, vielverzweigtes Gebirgsland vor, nirgends erhebt es sich aber zu Höhen, wo mehr als Schneeflecke und kleine Schneefelder liegen bleiben; dabei umfaßt sie jedoch auch Ebenen von beträchtlichem Umfang, so an der untern Donau, an der Maritza, am Wardar, in Thessalien, in Böotien und die Hochebenen im Innern des gebirgigen Westens, darunter das Amselfeld oder die Ebene von Kossowo. Im NW. reicht das System der Dinarischen Alpen weit nach S., zuletzt in die südsüdöstliche Richtung übergehend und zahlreiche natürliche Bergfesten bildend, so in Montenegro [* 8] (Tschernagora) und in Albanien.
Südlich folgen der Pindus und die Berge des hellenischen Festlandes mit dem sagenreichen Parnaß; parallel mit den vorigen erheben sich Öta und Olymp an der thessalischen Küste, nordöstlich davon die Gebirgszüge der chalkidischen Halbinsel mit dem heiligen Athos. Auch der Despoto Planina (Rhodope), mit dessen Nordende der Rilo Dagh in Verbindung steht, zwischen Makedonien und Rumelien, folgt der gleichen Richtung. Von W. nach O. zieht dagegen das System des Balkans, das die untere Donauebene im S. begrenzt, bei Sofia unterbrochen durch eine plateauartige Einsenkung; wo es sich jenseits im W. an das dinarische System anschließt, erreicht das Land im Schar Dagh, dem alten Skardos, seine höchste Höhe.
Auch die zahlreichen Inseln, die längs der Küste des Adriatischen und Ionischen Meers das Festland begleiten, und so auch alle Inseln des Archipels, selbst das südlich gelegene Kandia, sind durchaus gebirgiger Natur; auf letzterm erhebt sich der Ida bis zu 2450 m Höhe. Denkt man sich das Gebirgs- und Hochland Europas gleichmäßig über den gesamten Erdteil verteilt, so würde sich das Niveau desselben um 297 m erhöhen. Die mittlere Höhe der einzelnen Länder Europas zeigt folgende Tabelle:
Schweiz | 1299.9 m |
Iberische Halbinsel | 700.6 " |
Griech. Halbinsel | 579.5 " |
Österreich-Ungarn | 517.9 " |
Italien | 517.2 " |
Skandinavien | 428.1 " |
Frankreich | 393.8 " |
Rumänien | 282.3 " |
Großbritannien | 217.7 " |
Deutsches Reich | 213.7 " |
Rußland | 167.1 " |
Belgien | 163.4 " |
Dänemark | 35.2 " |
Niederlande (ohne Luxemburg) | 9.6 " |
Gewässer.
Die fließenden Gewässer Europas, deren Zahl man auf 230,000 schätzt, gehören zu drei verschiedenen Gebieten, nämlich zu dem des Kaspischen Sees, des Arktischen Meers und des Atlantischen Ozeans mit seinen zahlreichen Nebenmeeren. Zum Kaspischen See führt die Wolga die Gewässer Innerrußlands, der größte der europäischen Ströme mit einem Gebiet von 1,459,000 qkm (26,500 QM.), weit hinauf schiffbar und dadurch von Wichtigkeit für den Warenverkehr mit dem Osten, durch Kanäle auch mit dem Westen und Norden [* 9] in Verbindung gesetzt.
Unter den Flüssen des 1,288,000 qkm (23,400 QM.) betragenden Gebiets des Nördlichen Eismeers ist die Dwina nicht allein der bedeutendste, mit einem Gebiet von 365,400 qkm (6636 QM.), sondern auch der allein für den Verkehr wichtige; der Kubinskische und Weiße See (Bjeloje Osero) vermitteln die Kanalverbindung zwischen ihrem Hauptquellfluß, der Suchona, der Ostsee und dem Kaspischen Meer. Das Gebiet des Atlantischen Ozeans umfaßt 6,534,000 qkm (118,700 QM.), von denen nur 1,142,000 qkm (20,700 QM.) auf den offenen Ozean, 725,000 qkm (13,200 QM.) auf die Nordsee mit Skagerrak, 944,000 qkm (17,100 QM.) auf das Mittelländische Meer, 1,663,000 qkm (30,200 QM.) auf die Ostsee, 2,060,000 qkm (37,500 QM.) auf das Schwarze und Asowsche Meer kommen.
In den die Ostsee umgebenden Ländern ist Europas Seenreichtum am größten: in Pommern [* 10] liegen über 960, in West- und Ostpreußen [* 11] 440, in Livland [* 12] 1200, mehr noch in Finnland und seiner Nachbarschaft, hier auch Europas größte Seen: der Ladoga- und Onegasee, deren Gewässer die Newa zur Ostsee führt. Der Flächeninhalt des Ladogasees beträgt 18,129 qkm (329 QM.), der des Onegasees 9752 qkm (177 QM.). Von den übrigen Zuflüssen aus O. und S. entspringen nur die Weichsel und die Oder am Rande des europäischen Mittelgebirgslandes, die übrigen gehören dem Tiefland an. Charakteristisch für die Ostsee sind die großen Haffe, in welche sich Niemen, Weichsel und Oder ergießen.
Das Nordseegebiet reicht mit Elbe, Weser und Maas bis tief in das deutsche Mittelgebirge, mit dem Rhein bis mitten in das Herz der Alpen [* 13] hinein; eine größere Zahl kleiner Zuflüsse gehört nur dem Tiefland an, darunter auch die Eider auf der jütländischen Halbinsel und die Themse in England. Die Niederungen des Tieflandes erleichtern die Kanalisierung, und so finden wir zwischen dem Ost- und Nordseegebiet Kanalverbindung von der Düna bis zur Elbe und westlich zwischen den Flüssen des niederländischen Tieflandes wieder eine solche, die entwickeltste von ganz Europa. [* 14] Auch in England sind die Zuflüsse der Nordsee mit denen des westlichen Meers durch großartige Kanalbauten in Verbindung gesetzt.
In den Kanal [* 15] ergießt sich die Seine; dem offenen Atlantischen Ozean strömen, außer einem Teil der großbritannischen Flüsse [* 16] und den irischen, die nach W. fließenden Gewässer Frankreichs und der spanischen Halbinsel zu; unter ihnen hat die Loire das größte Gebiet, von 115,146 qkm (2091 QM.), nächst ihr die Garonne mit 90,550 qkm (1644 QM.) und der Tajo oder Tejo mit 82,525 qkm (1499 QM.). Viel für Schiffbarmachung und Kanalverbindung der Flüsse untereinander ist in Frankreich geschehen, und so führen denn vom Atlantischen Ozean zum Rheingebiet sowohl als zu dem Mittelmeer und seinen Zuflüssen Kanäle.
Unter den zahlreichen Zuflüssen des Mittelländischen Meers sind nur drei, der Ebro mit 99,922 qkm (1815 QM.), der Rhône mit 98,667 qkm (1792 QM.) und der Po mit 74,907 qkm (1360 QM.) Gebiet, Flüsse zweiten Ranges; die übrigen sind kleinere, den drei südeuropäischen Halbinseln ganz angehörige Flüsse. Das Schwarze Meer und das damit zusammenhängende Asowsche Meer empfangen drei Ströme ersten Ranges, darunter die Donau, den zweitgrößten Strom Europas, mit einem Flußlauf von 2780 km Länge und einem Gebiet von 816,950 qkm (14,837 QM.). Die Donau allein besitzt ein Delta [* 17] unter den Zuflüssen des Schwarzen Meers, wie unter den Mittelmeerflüssen auch Po und Rhône, unter denen der Nordsee der Rhein; alle ¶
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übrigen Zuflüsse des Pontus öffnen sich mit weiten Flußbuchten (Limanen). Das Donaugebiet umfaßt das ganze Innere des östlichen Mittelgebirgslandes, die Nordabdachung der griechischen Halbinsel, den größten Teil der Alpen und des südlichen Teils des deutschen Mittelgebirgslandes. Auch die Steppenseen Ungarns, der Neusiedler und Plattensee, werden vom Donaugebiet umfaßt. Abgesehen von dem Donau-Mainkanal besitzt nur noch das große ungarische Tiefland Kanalverbindung.
Von den übrigen größern Zuflüssen des Schwarzen Meers entspringt nur der Dnjestr am Rande der östlichen Mittelgebirgslande; der Dnjepr und der in das Asowsche Meer sich ergießende Don gehören ganz dem Tiefland an. Der Dnjepr ist durch Kanäle mit den Zuflüssen der Ostsee verbunden. Das Gebiet des Don beträgt 430,252 qkm (7814 QM.), das des Dnjepr 526,946 qkm (9570 QM.). Außer den schon erwähnten Seen finden sich noch einzelne zerstreute größere in Irland, im W. der italischen Halbinsel der Trasimenische und der Fuciner See, und im W. der griechischen Halbinsel die Seen von Ochrida und Skutari. Europa gehört zu den in hydrographischer Hinsicht begünstigtsten Teilen der Erde, mit dem nur noch Nordamerika [* 19] wetteifert.
Geologische Übersicht.
Wenn sich aus Marcous geologischer Karte der Welt Europa als der geologisch am reichsten gegliederte Erdteil darstellt, so ist nicht zu vergessen, daß in Wirklichkeit dieser Unterschied nicht oder doch nicht so grell besteht, und daß er mehr der Ausdruck bessern geologischen Wissens hinsichtlich der Verhältnisse Europas ist: ist doch alle geologische Kenntnis von diesem Erdteil ausgegangen und er am längsten und eingehendsten Objekt der wissenschaftlichen Untersuchungen gewesen.
Als Oberflächenbildungen treten zunächst die Gesteine [* 20] der archäischen Formationsgruppe in den zentralen Partien der großen europäischen Kettengebirge auf, so in den Alpen, den Karpathen, dem Kaukasus, ferner, als ein langes, schmales Band [* 21] nordsüdlich vom Nördlichen Polarmeer bis in die Breiten des Nordendes des Kaspisees streichend, im Grenzgebirge gegen Asien, [* 22] im Ural. Untergeordnet ist ihr Vorkommen in den Gebirgen der Iberischen Halbinsel, einschließlich der Pyrenäen, bedeutender in Zentralfrankreich, ferner auf Sardinien und Corsica. In Deutschland [* 23] bestehen die Mittelgebirge, die Vogesen, der Schwarzwald, Odenwald, Harz, zum Teil aus den genannten Gesteinen.
Die im geologischen Sinn so vollkommene Arrondierung Böhmens beruht in der Entwickelung der archäischen Gesteine in sämtlichen Grenzgebirgen des Landes. Als weitere Gebiete, in welchen sie sich in bedeutendern Massen vorfinden, sind die Balkanhalbinsel [* 24] und Südrußland zwischen Bug und Dnjepr zu nennen; im N. sind die skandinavische Halbinsel sowie die nordwestlichen Provinzen Rußlands zwischen dem Bottnischen Meerbusen und Weißen Meer ganz überwiegend aus diesem altkristallinischen Material zusammengesetzt, das auch in Schottland und Nordirland zu Tage tritt.
Silur und Devon, [* 25] oft in inniger Verknüpfung mit Diorit und Diabas und deren Tuffen, den Schalsteinen, sind außer in England, dessen Provinzen ihnen den Namen gegeben, auch in Schottland und Irland weitverbreitet, in Frankreich besonders im nordwestlichen Teil, der Bretagne. Breite [* 26] Streifen der beiden Formationen durchziehen ostwestlich Portugal [* 27] und Spanien und beteiligen sich an der Zusammensetzung der Pyrenäen. Deutschland besitzt außer unbedeutenden Vorkommnissen in Thüringen und dem Fichtelgebirge Silur und namentlich Devon in großer Verbreitung im NW., wo die betreffenden Schichtsysteme über die Landesgrenze hinweg mit den belgischen in engem Zusammenhang stehen. In Österreich-Ungarn [* 28] sind Schichten gleichen Alters aus dem Herzen Böhmens, aus Nordmähren und den Grenzländern gegen die Balkanhalbinsel aufzuführen.
Wichtig sind endlich diese untersten Schichtsysteme der paläozoischen Gruppe im N. und O. Europas, in Skandinavien, welches neben diesen Schichten und den schon erwähnten ältesten Gesteinen jüngere Bildungen nur an seinen südlichen Grenzen [* 29] aufzuweisen hat, sowie in Rußland. Im letztgenannten Land sind übrigens diese Gesteine sowie diejenigen der Kohlenformation in einem eigentümlichen Zustand der Unfertigkeit: anstatt der Thonschiefer setzen Thone, anstatt der Sandsteine Sande die Schichten zusammen, wohl infolge des Mangels an Bedeckung durch jüngere Schichten seit der Zeit der Ablagerung.
Auch auf die Gesteine der Kohlenformation dehnt sich diese Eigentümlichkeit aus und gibt diesen alten russischen Kohlen eher das Aussehen jungtertiärer Braunkohlen. Bei der Verbreitung der Kohlenformation ist daran zu erinnern, daß sich dieselbe nicht mit dem Vorkommen bauwürdiger Kohle deckt, indem einesteils dieses technisch so überaus wichtige Material häufig auch dort in der Tiefe aufgesucht wird, wo jüngere Bildungen an der Oberfläche anstehen, andernteils aber die Verbreitung der ganzen Formation eine größere ist als diejenige des erfahrungsmäßig allein bauwürdige Kohle bergenden Gliedes derselben.
Unbedeutend entwickelt auf der Iberischen Halbinsel und in Frankreich, spielt die Kohlenformation in England, Schottland und Irland eine bedeutende Rolle; in Deutschland ist sie in Westfalen, [* 30] den Rheinlanden, Nassau und in Schlesien [* 31] über große, zusammenhängende Territorien verbreitet, während sie in Sachsen [* 32] und Thüringen kleinere, in Süddeutschland nur ganz unbedeutende Erstreckung besitzt. In Böhmen [* 33] tritt sie um Pilsen [* 34] herum auf, ferner in Nordmähren, nur unbedeutend in den Alpen, mächtiger dagegen im O. Europas, wo sie, teils längs des Urals, teils vom Weißen Meer ausgehend, bis in die Gegend südlich von Moskau [* 35] langgestreckte Territorien bildet, nicht selten Kohle führend. - Die Dyasformation, besonders das Rotliegende, tritt an vielen Stellen als das Oberflächengebirge der Steinkohlenformation auf, ist übrigens in Großbritannien, [* 36] Spanien und Frankreich meist nur untergeordnet als schmaler Streifen zwischen dieser und den Triasformationen entwickelt, während sie in Deutschland, und zwar deutlich in ihre zwei Glieder [* 37] geschieden, eine nicht unbedeutende Verbreitung besitzt. Im Schwarzwald, in dem Donnersberg, den Vogesen, dem Odenwald und dem Erzgebirge kommt Rotliegendes, mit Porphyren als gleichzeitigem eruptiven Material eng verknüpft, entweder ganz ohne Zechstein oder doch nur mit geringen Andeutungen desselben vor, im N., so im Spessart, Thüringer Wald, Harz etc., daneben Zechstein, welcher als salzführende unterirdische Bildung bis in die norddeutsche Tiefebene nachgewiesen ist. Im O. Europas tritt die Formation, freilich in einer besondern, die Zweiteilung nicht mehr klar verratenden Facies, als sogen. Perm, in einer überaus weiten Verbreitung auf. - Die nächstjüngern Triasformationen finden ihre typischte Entwickelung in Deutschland, wo ihre drei Glieder immer nachweisbar sind und sie, abgesehen von einem kleinern Vorkommen in Oberschlesien, große, zusammenhängende Territorien bilden, die sich von Norddeutschland nach ¶