(»Sund«),
der natürliche, kaum mehr als 2 m tiefe Kanal zwischen der Insel Euböa und Griechenland und zwar an
seiner schmälsten Stelle bei Chalkis, wo er überbrückt war. Diese Enge, durch zwei auf beiden Küsten hervorspringende Vorgebirge
gebildet, wurde 410 v. Chr. von den Böotiern durch künstliche Dämme, welche zur Verteidigung der Durchfahrt
mit Türmen versehen waren, noch mehr verengert. Der Name, in seiner modernen Form Egripo auf die Insel Euböa selbst übertragen,
hat den alten Namen der letztern ganz verdrängt. Die Alten behaupteten, daß siebenmal bei Tag und ebenso oft bei Nacht das
Wasser durch die Enge hin- und zurückströme. Diese Angabe haben neuere Beobachtungen nicht bestätigt;
es scheinen bestimmte Winde großen Einfluß auf das Phänomen zu haben. Im allgemeinen hieß dann Euripos jeder durch Kunst gemachte
Wassergraben, insbesondere der im Circus maximus zu Rom befindliche, der die Plätze der Zuschauer von dem Kampfplatz absonderte.
(hierzu »Fluß- und Gebirgskarte«, »Staatenkarte« und »Völker- und Sprachenkarte«),
einer der fünf Erdteile,
der kleinste der drei, welche die Alte Welt bilden.
Übersicht des Inhalts:
Name, Weltstellung und Grenzen
S. 919
Areal und Gliederung
920
Meere
921
Bodengestaltung
921
Gewässer
926
Geologische Übersicht
927
Klima und Pflanzenwelt
929
Tierwelt
932
Bevölkerung
933
Politische Verhältnisse
936
Litteratur
938
Name, Weltstellung und Grenzen.
Europa ist seiner terrestrischen Gliederung wie seiner kulturhistorischen und
politischen Bedeutung nach unbedingt der wichtigste
unter den fünf Erdteilen. Der Name ist wahrscheinlich assyrischen oder phönikischen Ursprungs (hier ereb = Dunkel, d. h. Sonnenuntergang).
Die alten Griechen bezeichneten ursprünglich damit nur einen Teil des westlich von Kleinasien gelegenen Festlandes, insbesondere
Thrakien, in welcher Bedeutung der Name zuerst in dem Homerischen Hymnus auf Apollon (V. 250, 1) erwähnt wird; in dem Grad aber,
als für die Hellenen die Kenntnis des Westens sich erweiterte, wuchs auch das Territorium, das man mit
jenem Namen belegte.
Als Grenze Europas gegen Asien wurde zu Herodots Zeit der Phasis angesehen; später galt der Tanais (Don) sehr allgemein als nördliche,
der Hellespont als südliche Grenze im O. Nach Strabon und besonders nach Ptolemäos hing Europa mit Asien nur durch eine Landenge
von etwa 5° Breite zwischen der Nordspitze des Asowschen Meers und der heutigen Ostsee zusammen. Im S. selbst schied der allgemeinsten
Annahme nach das Mittelmeer Europa von Libyen, seltener rechnete man die Nordküste Afrikas noch zu Europa; im äußersten Westen reichte
es bis an die Säulen des Herkules.
Weiter ging die Kunde der phönikischen Schiffahrer und des kühnen Massiliers Pytheas, aber ihre Kenntnisse
waren so lückenhaft, daß sich daraus kein Gesamtbild über Europas Gestalt gewinnen ließ. Erst Cäsars Eroberungen in Gallien,
seine Züge nach Britannien, Belgien, über den Rhein verbreiteten über diese Regionen einiges Licht; später ward durch die Expedition
des Germanicus auch das Gestade der Nordsee bis an die Cimbrische Halbinsel bekannt, und Ptolemäos nennt die Inseln Skandia und
Thule.
Hinsichtlich der Konfiguration Europas hebt schon Strabon die mannigfaltige Gliederung seiner Länder und die Auszackung seiner
Küsten hervor und bemerkt, wie Asien und Libyen darin gegen Europa zurückstehen. Indes beschränken sich alle
nähern Angaben der Alten nur auf das südliche und das mittlere Europa im W.; das östliche mittlere Europa zog
erst seit der Völkerwanderung die Blicke der Geographen auf sich, und der Norden erschloß sich nicht vor der Einführung des
Christentums. Aber bereits die Alten erkannten schon in den klimatischen Verhältnissen, überhaupt
in der ganzen europäischen Natur jene glückliche mediocritas, welche der Entwickelung des Menschengeschlechts so förderlich
gewesen ist, und der europäische Menschenschlag erscheint bereits Strabon in jeder Beziehung als der tüchtigste und zur
politischen Entwickelung geschickteste.
Seiner Größe nach stellt sich Europa mehr als die größte der Halbinseln des mächtigen Asien dar, mit welchem
es seiner ganzen Breite nach im O. zusammenhängt, während Afrika fast ganz durch Meer von jenem getrennt ist; aber die selbständige
Entwickelung, welche das menschliche Geschlecht auf seinem Boden genommen, Europas Stellung in der Weltgeschichte berechtigen
vollständig, dasselbe als besondern Erdteil anzunehmen. Diese Selbständigkeit seiner rastlos fortschreitenden
Entwickelung hat Europa seiner eignen reichen äußern und innern Gliederung zu verdanken; daß es hierdurch zur Herrschaft über
die Welt befähigt ist, daß der kleine Erdteil seinen überwältigenden Einfluß auf die größern ausüben kann, das hat
seinen Grund in der Weltstellung desselben. Europa liegt nämlich gerade in der Mitte der Landanhäufung
auf der Erdkugel, umlagert von drei Erdteilen in größerer oder geringerer Entfernung, von Asien, Afrika und Nordamerika, und
wenn es auch nur mit einem unmittelbar zusammenhängt, so ist es von den übrigen doch bloß durch verhältnismäßig schmale
und leicht zu passierende Meeresteile gesondert, so daß es auf eine
Maßstab = 1:24000000.
Höhen und Tiefenschichten in
Metern.
Zum Artikel »Europa«.
Maßstab 1:25000000.
Die Hauptstädte sind unterstrichen.
Zum
Artikel »Europa«.
mehr
für die Entwickelung seiner Bewohner höchst bedeutungsvolle und wohlthätige Weise mit ihnen allen in gleichmäßigen Verkehr
und Austausch treten konnte.
Die nordwestlichen Grenzen Europas berührt der Atlantische Ozean. Das Mittelländische und Schwarze Meer im S., das Baltische
im N. des Erdteils, Binnenmeere von einer Bedeutung, wie sie kein andrer Kontinent aufzuweisen hat, dringen
mit ihren Armen vielfältig und tief in denselben ein und bringen die entferntesten Erdteile in innigere Berührung mit Europa, als
sie das kontinentale Asien trotz der Landesverbindung hat. Am kleinsten ist die Berührung mit dem ungastlichsten der Meere,
die Europa bespülen, nämlich mit dem Nördlichen Eismeer.
Der größte Teil der Nord- und Nordwestgrenzen Europas ist ozeanisch; die Südgrenzen sind zwar ebenfalls
größtenteils maritim, aber an Binnenmeeren gelegen und an drei Stellen (Gibraltar, Dardanellen und Konstantinopel) nur durch
schmale Straßen von den Nachbarkontinenten geschieden; die Ostseite Europas ist völlig kontinental. Die natürliche Ostgrenze
Europas, welche zunächst der Kamm des Ural, nach andern dessen Ostfuß bildet, zieht sich vom Südende
dieses Gebirges aus längs des niedrigen Landrückens des Obtschej Syrt zur Wolga nach Kamyschin und folgt von da dem Abfall der
Wolgahöhen südwärts über Zarizyn bis zur ponto-kaspischen Niederung, in welcher die Kuma zum Kaspischen, der Manytsch zum
Schwarzen Meer zieht. Es ist dies die Grenze des Ackerbodens gegen den der Salzsteppen und Wüsten um das
Kaspische Meer, welche vom Ural bis zum Kaukasus reichen; die Steppen des europäischen Rußland sind wohl baumlose Ebenen, aber
ohne Salzboden. In einer nicht zu fernen Zeit der Erdgeschichte war diese Grenze freilich entschiedener
ausgesprochen als gegenwärtig.
Alles deutet auf eine frühere Verbindung des Kaspischen Sees einerseits nördlich mit dem Nördlichen Eismeer, anderseits durch
die genannte ponto-kaspische Niederung mit dem Schwarzen Meer hin; die letzten Reste dieser Meeresbedeckung sind die zahlreichen
Salzseen, und noch ist in den regenarmen Gegenden der Boden geschwängert vom Salz des zurückgetretenen
Meers. Damals war Europa ein von Asien völlig getrennter Erdteil, und noch jetzt zeugt die Gleichartigkeit der Pflanzen- und Tierwelt
an beiden Gehängen des Ural und das Auftreten der spezifisch sibirischen Formen erst weit im O. desselben für die alte Scheidung
der beiden Erdteile in der gegebenen Richtung und für die Naturwahrheit der oben gezogenen Grenzen. Die
politische Ostgrenze Europas greift in den russischen Gouvernements Perm und Orenburg über das Uralgebirge hinaus und hält
sich später westlich vom Uralfluß, den sie nur im Gouvernement Orenburg überschreitet. Die weitere Grenze bilden das Kaspische Meer
und die Flüsse Manytsch und Kugu Jeja, welche das europäische Rußland von Kaukasien trennen.
Europas nördlichster Punkt ist das Nordkap auf Magerö, 71° 10' nördl. Br. und 25° 50' östl. L. v. Gr. (der nördlichste
Punkt des Festlandes ist das Nord-Kyn), sein südlichster Punkt das Kap Tarifa, 35° 59' 53'' nördl. Br. und 5° 39' westl.
L. v. Gr., sein westlichster das Kap La Roca, 38° 40' nördl. Br. und 9° 31.' westl. L. Die größte Längenausdehnung des
Erdteils fällt in die Richtung von SW. nach NO., vom Kap St. Vincent (37° 3' nördl. Br.) bis zum Karischen Golf, und beträgt 5560 km,
seine größte Breite in der Richtung von N. nach S., vom Nordkap (oder Nord-Kyn) bis zum Kap Matapan (36°
23' nördl. Br.), 3860 km; die schmälste Stelle ist zwischen dem Golfe du Lion und dem
Viscayischen Meerbusen, 370 km breit.
Im allgemeinen nimmt die Breite des europäischen Festlandes von W. nach O. hin mehr und mehr zu, so daß
sich, nach Abrechnung der anstoßenden Halbinseln, als Grundgestalt des Kontinents die Form eines rechtwinkeligen Dreiecks ergibt,
von dem die eine Spitze am Meerbusen von Viscaya, die andre am Karischen Golf, die dritte, mit dem rechten Winkel, am Nordrand
des Kaspischen Meers gelegen ist.
Areal und Gliederung.
Der Flächeninhalt von Europa begreift nach der politischen Grenzbestimmung (mit Ausschluß von Russisch-Kaukasien,
den Kanarischen Inseln und Madeira) 9,881,980 qkm (179,476 QM.) oder mit Einschluß der Haffe an der Ostsee, des Bodensees und
des Asowschen Meers 9,923,415 qkm (180,229 QM.). Dagegen würde Europa innerhalb seiner natürlichen
Grenzen (s. oben) mit Ausschluß der polaren Inseln (auch Islands) nur 9,538,300 qkm (173,225 QM.) groß
sein. Die europäische Küste am Eismeer beträgt 5800 km, am Atlantischen Ozean 13,500, am Mittelländischen und Schwarzen Meer
12,600, die Küstenentwickelung des ganzen Weltteils also 31,900, zu denen noch gegen 1200 km für das Kaspische Meer kommen.
Bei keinem andern Erdteil findet eine so vielfältige Berührung zwischen Meer und Land statt, ein Verhältnis,
welches sich für Europa dadurch noch günstiger gestaltet, daß diese Berührung in dem milden Westen und Süden am stärksten
und ungleich größer ist als in dem starren Norden. Entsprechend diesem Verhältnis sind auch die bedeutendsten
Halbinseln auf der Süd- und Nordwestseite des Erdteils angesetzt; nach dem unwirtbaren Pol hin strecken sich nur zwei geringere
Glieder (Kanin und Kola), während Skandinavien gegen den Norden hin durch hohe Gebirgsmauern abgeschlossen ist und Jütland zum
Teil schon der Westhälfte des Erdteils angehört.
Man kann im ganzen zwölf europäische Halbinseln unterscheiden, welche sich als gesonderte, individuelle
Länderräume an das oben bezeichnete Dreieck anschließen. Es sind Kanin und Kola, Skandinavien, die Cimbrische Halbinsel, Nordholland,
Normandie, Bretagne, Iberische Halbinsel, Italien, Istrien, die griechische Halbinsel und die Krim. Ihr Flächeninhalt wird auf
2,243,000 qkm (1/5 des Erdteils) oder mit Einschluß Finnlands, das manche auch zu den Halbinseln rechnen,
auf 2,683,000 qkm (48,728 QM.), ihre Küstenlänge auf 19,550 km geschätzt; letztere verhält
sich also zu ihrem Flächeninhalt wie 1:115, und es erhellt hieraus, daß die günstige Küstenentwickelung des ganzen europäischen
Kontinents vorzüglich diesen peninsularen Vorsprüngen zuzuschreiben ist, ohne welche Europa in dieser Beziehung
noch hinter Amerika zurückbleiben würde.
Um den so mannigfach gegliederten Körper Europas sind aber noch eine beträchtliche Zahl Inseln sehr günstig gelagert. Dieselben
haben inkl. der polaren Inseln einen Flächenraum von ca. 740,000 qkm (13,440 QM.), ohne letztere von ca. 469,000 qkm (8518
QM.), liegen dabei, mit Ausnahme Islands, sämtlich den Küsten des Kontinents benachbart und sind meist
durch schmale Meeresarme davon getrennt, ohne daß sie sich in langen Reihen weit in den Ozean hinaus verlaufen. Hierin liegt
der Hauptgrund, daß Europa trotz seiner vielfachen Berührung mit dem Meer doch vor einer polynesischen Zerstreuung seiner Bewohner
gesichert war. Einzelne der zu Europa gehörigen Inseln liegen im N. vor, sind aber nur öde, einflußlose
Eilande; zahlreich sind die kleinen Felsinseln, die sich den Küsten Skandinaviens und Finnlands anschließen; größere, nämlich
die niedrigen dänischen