war. Wenn nun auch die historische
Existenz eines Eulenspiegel nicht abzuweisen ist, so ist doch das Volksbuch, welches seine
Abenteuer
und
Streiche überliefert, eine Sammlung schon längst bekannter heimischer und fremder
Sagen und
Schwänke, die zum Teil vom
PfaffenAmis und
Pfaffen vom
Kalenberg auf Eulenspiegel
übertragen worden sind. Die ursprünglich niederdeutsche Fassung
des überaus häufig gedruckten Volksbuches ist nicht mehr vorhanden; aus ihr entstand die älteste hochdeutsche Bearbeitung,
welche vielleicht vonThomasMurner herrührt (zuerst Straßb. 1515, erst jüngst im
BritischenMuseum entdeckt; Neudruck,
Halle
[* 2] 1885; sodann Straßb. 1519; neue
Ausgabe von
Lappenberg, Leipz. 1854). Der nächstälteste
Druck, etwa 1520-30,
ist kölnisch (nicht niedersächsisch), aus
Servais Kruffters
Offizin (photolithographische
Nachbildung, Berl. 1865). Eine Bearbeitung
des
Stoffes in
Versen gab
Fischart (»Der Eulenspiegel reimenweis«, Frankf. 1571). Übersetzt
wurde das Volksbuch ins
Böhmische,
Polnische,
Italienische,
Englische
[* 3] (als ein Miracle-play: »A merge fest of a man that was
called Howleglas«, bei W.
Copland und in Farricks
»Old plays«, Bd. 10),
ins
Niederländische,
[* 4]
Dänische,
Französische und
Lateinische. Eine gute Erneuerung desselben veröffentlichte
Simrock (»Ein kurzweilig
Lesen von Till Eulenspiegel. Nach
den ältesten
Quellen«, Frankf. 1878).
Nachahmungen, die an den
Namen und
Charakter des Eulenspiegel anknüpfen, sonst aber ganz selbständig
auftreten, erschienen mehrere, so in neuester Zeit: »Till
Eulenspiegel, modernes
Heldengedicht« von
Böttger (Leipz. 1850) und »Till Eulenspiegel.
Redivivus, ein Schelmenlied« von J.
^[Julius]
Wolff (Berl.
1875). - Den
Namen Eulenspiegel (l'Espiègle) trägt auch ein sehr seltenes Kupferblatt von
Lucas van Leiden.
Von den mathematischen Abhandlungen in den 26 Quartbänden, welche die
PetersburgerAkademie von 1727 bis 1783 herausgab, ist
mehr als die Hälfte aus seiner
Feder geflossen, und bei seinem
Tod hinterließ er noch über 200 ungedruckte Abhandlungen,
welche nach und nach erschienen. Von der
Akademie der
Wissenschaften zu
Paris
[* 9] wurde ihm zehnmal der
Preis
zuerkannt, so z. B. für die Abhandlungen:
»De ignis natura et proprietate« und
»Inquisitio physica in causam fluxus et refluxus
maris«.
Sein Werk »Mechanica sive motus scientia analytice exposita« (Petersb.
1736, 2 Bde.) ist noch heute von klassischem Wert und wurde mit
Anmerkungen und
Erläuterungen herausgegeben von Wolfers (Greifsw. 1848-53, 3 Bde.).
Im J. 1740 zum Inspektor des geographischen
Departements ernannt, folgte er 1741 einem
Ruf an die
Akademie der
Wissenschaften
zu
Berlin,
[* 10] wo er mit
Eifer für die
Memoiren der
Akademie thätig war. Seit 1754
Direktor der mathematischen
Klasse der
Berliner
[* 11] Akademie, kehrte er 1766 nachPetersburg zurück, wo er jedoch bald nach seiner Ankunft erblindete und
starb.
Von seinen Werken erwähnen wir noch: »Einleitung in die
Arithmetik« (Petersb. 1742, 2
Tle.);
worin er die Monadenlehre der
Leibniz-WolfschenPhilosophie bestritt, was er auch in seinen
»Lettresà une princesse
d'Allemagne sur quelques sujets de physique et de philosophie« (das.
1768-72, 3 Bde.; neue Ausg. von Cournot,
1842, 2 Bde.; deutsch von
Joh.
Müller, neue Aufl., Stuttg. 1853) that. In seiner
Schrift »Rettung der göttlichen
Offenbarung«
(Berl. 1747, neue Aufl. 1805) zog er gegen die
Freigeister zu
Felde.
Ungleich epochemachender sind Eulers
rein mathematische
Schriften: »Introductio in analysin infinitorum«
(Lausanne 1748, 2 Bde.;
Lyon
[* 16] 1796; deutsch von
Michelsen,
Berl. 1785-90, 3 Bde.; von
Maser, das. 1885 ff.);
»Théorie complète de la construction et de la manœuvre des vaisseaux« (das. 1773);
»Institutiones calculi differentialis« (Berl.
1755, 2 Bde.; neue Aufl.,
Petersb. 1804, 2 Bde.; deutsch
von
Michelsen, Berl. 1790-98, 2 Bde.);
»Theoria motus corporum solidorum seu rigidorum«
(Rost. 1765; neue Aufl., Greifsw. 1790);
»Institutiones calculi integralis«
(Petersb. 1768-1770, 3 Bde.; 3. Aufl.
1824-45, 4 Bde.; deutsch von
Salomon,
Wien 1828-30, 4 Bde.);
»Anleitung zur
Algebra« (Petersb. 1771, 2 Bde.; 3. Aufl.,
Berl. 1821; französisch von J.
^[Johann]
Bernoulli,
Lyon 1770; mit Zusätzen von
Lagrange, das. 1795, und von
Garnier, Par. 1807);
»Dioptrica« (Petersb. 1769-71, 3 Bde.);
»Theoria motuum lunae nova methodo pertractata« (das.
1772);
»Opuscula analytica« (das. 1783-85, 2 Bde.).
Bei seinen Lebzeiten erschienen von ihm 473 fast ausschließlich mathematische Abhandlungen. Eine Gesamtausgabe
seiner kleinern
Schriften besorgten P.
H. und N.
Fuß im Auftrag der
PetersburgerAkademie unter dem
Titel: »Commentationes arithmeticae
collectae« (Petersb. 1849, 2 Bde.);
dieselben gaben auch die im J. 1844 aufgefundenen
Schriften als
»Opera posthuma mathematica et physica« (das. 1862, 2 Bde.)
heraus.
Auch in andern
Wissenschaften besaß E treffliche Kenntnisse, so in der alten Litteratur und in der
Geschichte, in der
Medizin,
Botanik und
Chemie.
2)
Karl, Turnlehrer und Schriftsteller, geb. zu Kirchbollenbach im Regierungsbezirk
Trier,
[* 17] studierte in
Bonn
[* 18] und
Berlin Geschichte und
Philologie, wirkte 1854-60 als
Lehrer in Schulpforta, widmete sich dann ganz
dem Turnfach und ist seit 1877 Unterrichtsdirigent der von der königlichen
Zentralturnanstalt abgezweigten Turnlehrerbildungsanstalt
zu
Berlin. Seit 1880 leitet er auch
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