Aus dem reinsten
Kupfer
[* 2] gegossen, sind die Tafeln von verschiedener, jedoch unter sechs derselben jedesmal zwei und zwei von
gleicher
Größe. Außer den beiden kleinsten sind alle auf beiden Seiten beschrieben, und zwar ist die
Schrift vollkommen
gut erhalten. Die darauf befindlichen
Inschriften sind nicht nur das bedeutendste umbrische und überhaupt
altitalische Sprachmonument, aus dem wir über 1000 umbrische
Wörter kennen lernen, sondern zugleich ein schätzbares liturgisches
Denkmal, da sich der
Inhalt durchaus auf den Religionsdienst bezieht. Es erteilt Vorschriften zu
Opfern und Augurien für das
Priesterkollegium, enthält auch einzelne vollständige
Gebete,
Litaneien und
Gesänge; saturnischer
Rhythmus mit
Allitteration tritt darin teilweise unverkennbar zu
Tage.
Die vier ersten Tafeln sind in umbrischer
Schrift und in einem ältern
Dialekt abgefaßt und dürften bis 400
v. Chr. zurückreichen,
dagegen haben die sechste und siebente Tafel rein lateinische Schriftzeichen; in der Mitte steht die fünfte, auf ihrer Vorderseite
umbrische, auf der Rückseite lateinischeSchrift zeigend, letztere jedoch erst später hinzugefügt.
Sämtliche Tafeln wurden zuerst von Bonarota in Dempsters
»Etruria regalis«
(Flor. 1723-24, 2 Bde.) mitgeteilt; ihrer
Erklärung
widmete
Lanzi einen großen Teil seiner »Saggi di lingua etrusca«
(Rom
[* 3] 1789). Es folgten R.
Lepsius mit seiner Abhandlung
»De
tabulis Eugubinis« (Bd. 1, Berl.
1833),
bald
auch
Grotefend mit seinen »Rudimenta linguae umbricae«
(Hann. 1835-39, 8
Tle.),
worin eine wörtliche Übersetzung und
Erklärung
der Tafeln versucht wird. Urkundlich treue Abbildungen der
Inschriften in der
Größe des
Originals gab
Lepsius in seinen »Inscriptiones
umbricae et oscae« (Leipz. 1841); die vollständigste und ausgezeichnetste
Arbeit aber lieferten
Aufrecht und
Kirchhoff in dem Werk »Umbrische Sprachdenkmäler« (Berl.
1849-51, 2 Bde.). Doch ist auch nach diesem Werk die Kenntnis
der Eugubinischen Tafeln und der umbrischen
Sprache,
[* 5] besonders in ihrem
Verhältnis zu den verwandten
Sprachen, noch mehrfach
erweitert und vertieft worden.
Vgl.
Bréal, Les tables Eugubines (Par. 1875-78), und die sprachlichen
Untersuchungen von S.
Bugge, J. ^[Josef] Savelsberg und H. F. Zeyß in
Kuhns
»Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung«
sowie des letztgenannten
Schrift
»De vocabulorum umbricorum fictione«
(Marienwerder
[* 6] 1861-65, 3
Tle.).
Mineral aus der
Ordnung derSilikate (Turmalingruppe), kristallisiert monoklinisch, ist hellgrün,
gelb, blau, weiß, mit
Glasglanz, durchsichtig bis halbdurchsichtig.
2) Griech.Philosoph,
Stifter der megarischen
Schule, aus
Megara, nach sehr unbegründeten Angaben aus
Gela
in
Sizilien
[* 11] gebürtig, lebte zur Zeit des Peloponnesischen
Kriegs. Anfangs ein Anhänger der eleatischen
Philosophie,
schloß er
sich später an
Sokrates an; da den Megarensern der Besuch
Athens bei
Todesstrafe verboten war, schlich er sich nachts in Weiberkleidern
in die Stadt, um jenen zu hören, war auch bei dessen
Tod gegenwärtig und nahm sodann die zerstreuten
Schüler desselben in
Megara bei sich auf. Er begründete die
Richtung der megarischen
Philosophie, in deren
Grundsätzen sich
der Einfluß der eleatischen
Lehre
[* 12] darin kundgibt, daß
sie denSatz aufstellte, das Seiende sei
Eins, während
der Einfluß des
Sokrates darin hervortritt, daß sie hinzufügt, das
Eins sei das
Gute.
Besonders pflegte er die dialektische Seite der eleatischen
Philosophie, so daß ihm
Sokrates bemerkt haben soll, er könne
wohl
Sophisten, aber nicht
Menschen gewinnen. Seine
Schule wurde deshalb die eristische, später die dialektische genannt. Seine
Logik verwarf alle
Schlüsse aus
Induktion
[* 13] und ließ bloß reine Vernunftschlüsse zu. Auch den
Beweis aus
Analogie erkannte er nicht an, weil, wenn
Ähnlichkeit
[* 14] stattfinde, diese erst erwiesen werden müsse, bei Unähnlichkeit aber
nichts dadurch zu gewinnen sei. Von den
Schriften des Eukleides hat sich nichts erhalten.
3) der
Vater der
Geometrie, von dessen Lebensumständen wenig bekannt ist, war nach einigen aus
Ägypten,
[* 15] nach des Syrers Abulpharagius
Angabe aber aus
Tyros gebürtig und lebte um 300
v. Chr. in
Alexandria am
Hof
[* 16] des
Ptolemäos Lagi. Von den
uns erhaltenen
Schriften des Eukleides sind am bekanntesten die »Stoicheia«,
d. h.
Elemente der reinen
Mathematik, in 15
Büchern, von denen die beiden letztern indes wahrscheinlich den
Alexandriner Hypsikles
um 160
v. Chr. zum Verfasser haben.
Dieses Werk hat alle frühern mathematischen
Elementarwerke der Griechen verdrängt.
Schon im 12. Jahrh. wurde
es teilweise aus dem
Arabischen ins
Lateinischeübertragen. Die erste
Ausgabe gab
Grynäus(Basel
[* 17] 1533), andre lieferten Camerer und
Hauber (Berl. 1824-25, 2 Bde.),
Neide
(Halle
[* 18] 1825), die beste
August (Berl. 1826-29, 2 Bde.);
deutsche Übersetzungen
Lorenz
(Halle 1781, 6. Aufl. 1840; die 6 ersten
Bücher nebst dem 11. und 12.
Buch
nach der Übersetzung von
Lorenz neu hrsg. von Hartwig, das. 1860) und
Hoffmann
(Mainz
[* 19] 1829). Eine zweite noch vorhandene
Schrift,
»Data«, welche von neuern Mathematikern nicht minder hoch geschätzt wird, enthält 95 geometrische Theoremata
als
Einleitung in die geometrische
Analysis, herausgegeben von
Wurm
[* 20] (Berl. 1825). Die
Schrift»Phaenomena«
behandelt den Auf- und
Untergang der Gestirne, herausgegeben von
Hunt (Oxf. 1707). Außer den genannten
Schriften werden dem
Eukleides namentlich noch »Anfangsgründe der
Optik« und »Anfangsgründe der
Katoptrik« beigelegt; doch schreibt man sie wohl mit
mehr
Recht dem
Theon von
Alexandria zu. Die hierher gehörigen »Anfangsgründe der
Musik« gab Pena heraus
(Par. 1557). Eine
Schrift
»De divisionibus« ist bloß in einer aus dem
Arabischen stammenden lateinischen Übersetzung vorhanden,
doch vielleicht echt; sie handelt über die
Einteilung der
Flächen. Eine
Schrift über die
Kegelschnitte
[* 21] ist verloren. Bruchstücke
sind
¶
mehr
vorhanden aus einem Werk »De levi et ponderoso« in lateinischer Sprache. Verloren gegangen sind drei Bücher »Porismen«, deren
Inhalt sich aber aus den Angaben des Pappus mit großer Wahrscheinlichkeit ergibt; vgl. Chasles, Les trois livres de Porismes
d'Euclide, etc. (Par. 1860). Ein Gedicht in der griechischen Anthologie scheint nicht von Eukleides verfaßt,
sondern an ihn gerichtet zu sein. Ausgaben der Werke des Eukleides besorgten Gregory (Oxf. 1703), Peyrard (Par. 1814-18, 3 Bde.)
und Heiberg und Menge (Leipz. 1883 ff.).