dem erzbischöflichen Gericht annulliert. Dessen ungeachtet betrachtete der Herzog Lady Augusta als seine Gemahlin, und diese
gebar 11. Aug. 1801 noch eine Tochter, Augusta Emma. Erst später trennten sich die Ehegatten; ihre beiden Kinder erhielten den
Stammnamen d'E., die Mutter ward zur hannöverschen Gräfin erhoben, nahm 1806 den Titel d'Ameland an und
genoß eine Jahresrente von 4000 Pfd. Sterl.; sie starb 5. März 1830 in Rom. Als dem Herzog von Sussex sich nach und nach Aussichten
auf die Thronfolge eröffneten, nahm Augustus Frederick von der unterdes Oberst geworden war, die Rechte eines legitimen Kindes
und somit die Würde eines Prinzen von Großbritannien und Hannover in Anspruch.
Die Frage war von Wichtigkeit, denn die ältern Söhne Georgs III. waren kinderlos gestorben, der Herzog von Kent hatte nur eine
Tochter (die jetzige Königin Viktoria von Großbritannien) und der Herzog von Cumberland, der als Ernst August den Thron von Hannover
bestiegen hatte, nur einen Sohn, der kaum Nachkommen erwarten ließ. Nachdem einige englische Schriftsteller
die Frage beleuchtet hatten, traten Klüber (»Abhandlungen für Geschichtskunde etc.«,
Bd. 2, Frankf. 1834) und Zachariä (Heidelb. 1834) für den Obersten von Este, Schmid in Jena (Jena 1835) und Eichhorn (Berl. 1835)
gegen ihn auf. Beim Tode des Herzogs von Sussex 1843 kam die Frage von neuem zur Sprache, doch wurde der Oberst
auf Grund des königlichen Ehegesetzes mit seiner Klage abgewiesen. Er starb unverheiratet 28. Dez. 1848; seine Schwester vermählte
sich 1845 mit Sir Thomas Wilde, späterm Lord Truro, der 1855 starb; sie selbst starb kinderlos 21. Mai 1866.
(spr. -ellja), Bezirksstadt in der span. Provinz Navarra, im wein- und ölreichen Thal des Ega, ein von den Römern
gegründeter Ort mit einem festen Kastell und (1878) 6749 Einw. Der Ort war seit 1871 Mittelpunkt der militärischen Stellung
der Karlisten in Navarra und Hauptquartier des Don Karlos. Die republikanischen Truppen unter Concha versuchten
die Positionen der Karlisten nach dem Entsatz von Bilbao zu erstürmen (Ende Juni 1874), wurden aber zurückgeworfen, wobei Concha
fiel. Ein neuer Angriff nach Alfons' XII. Thronbesteigung während dessen Anwesenheit beim Heer Anfang 1875 mißlang ebenfalls;
erst 16. Febr. 1876, nachdem die Regierungstruppen unter General Primo de Rivera die Stadt umzingelt und das
Bombardement begonnen hatten, ergab sie sich auf Gnade und Ungnade.
Bezirksstadt in der span. Provinz Sevilla, in bergiger, olivenreicher Gegend, mit schöner Kirche (ehemals Moschee)
und (1878) 8190 Einw.;
war zur Maurenzeit eine wichtige Festung.
Hafen- und Bezirksstadt in der span. Provinz Malaga, am Fuß der Sierra Bermeja, mit (1878) 9994 Einw.,
welche Fischfang, Obst-, Wein- und Zuckerrohrbau, ferner Korkwarenerzeugung treiben.
(Monts d'E.), Gebirgszug in Südfrankreich, in den Departements Var und Seealpen, welcher an der Mittelmeerküste
von Cannes bis Draguignan reicht, südwestlich durch das Thal des Argens von den Monts des Maures geschieden
wird und 616 m Höhe erreicht. Er ist teilweise bewaldet (Föhren, Korkeichen), im übrigen unfruchtbar, bildet malerische
Vorgebirge gegen das Meer und wird von der Eisenbahn Marseille-Nizza in mehreren Tunnels durchbrochen.
von Galantha (spr. -hasi), eins der mächtigsten und reichsten Adelsgeschlechter
Ungarns,
das seinen sagenhaften Ursprung von Estoraz, angeblichem Abkömmling Attilas, der um 969 in der Taufe den Namen Paul
erhalten haben soll, ableitet. 1238 teilte sich die Familie in die beiden Linien Zerház und Illesházy, welch letztere 1838 mit
dem Grafen Stephan im Mannesstamm erlosch. Die erstere erwarb sich 1421 durch Diplom Kaiser Siegmunds die
Herrschaft Galantha im Preßburger Komitat.
Die Nachkommen Franz' IV. stifteten 1594 die drei noch bestehenden Linien: Csesznek, Zolyom oder Altsohl und Fraknó oder Forchtenstein,
welche im 17. Jahrh. in den Reichsgrafenstand erhoben wurden. Der Begründer der Bedeutung
des Hauses ist Nikolaus, Stifter der Hauptlinie Forchtenstein (geb. 1582, gest.
1645), Palatin Ungarns und der berühmteste Staatsmann unter der Legitimisten- und Katholikenpartei. Die Linie Fraknó teilte
sich wieder in die von Papa und von Fraknó, welch letztere von Kaiser Leopold I. 1687 die reichsfürstliche Würde erhielt.
Durch die Erwerbung der Herrschaft Edelstetten in Franken wurde der Fürst 1804 Reichsstand, doch kam 1806 die
Grafschaft unter bayrische Hoheit. Das gräfliche Haus Esterházy besteht jetzt aus drei Linien: Forchtenstein, aus der Linie Papa, Hallewyl
und Altsohl. Die namhaftesten Glieder der Familie sind:
1) Paul IV., Fürst, Graf in Fraknó und Beregh, österreich. General, geb. 7. Sept. 1635 zu Eisenstadt, ward
im 20. Jahr Gouverneur von Ödenburg, im 30. Feldmarschall und zeichnete sich im Türkenkrieg, besonders in der Schlacht von
St. Gotthardt, 1664 aus. 1681 zum Palatin von Ungarn erwählt, erhielt er nach dem Frieden den Oberbefehl an der türkischen
Grenze und unterdrückte die Partei Tökölys. Auch an der Befreiung Wiens 1683 hatte er großen Anteil, entriß 1686 den
Türken Ofen und trug viel zur Befestigung der habsburgischen Herrschaft in Ungarn bei, wofür er 1687 in den Reichsfürstenstand
erhoben ward und später das Recht erhielt, Münzen mit seinem Bildnis zu prägen und zu adeln. Er starb 26. März 1713. Esterházy war
Freund und Beförderer der Wissenschaften.
2) Nikolaus Joseph, Fürst, Graf von Forchtenstein, k. k. Geheimrat und Feldmarschall, Enkel des vorigen, geb. 18. Dez. 1714, war
Gesandter an mehreren Höfen und zeichnete sich im österreichischen Erbfolgekrieg, namentlich 1745 an der Spitze von 12,000
Mann Ungarn in Schlesien, 1757 bei Kolin, aus, wurde 1765 Kommandeur des Theresienordens und 1768 Feldmarschall,
ist aber besonders als Beförderer der Wissenschaften und Künste, so z. B. durch großartige Bauten, bemerkenswert. Aus der
von ihm zu Eisenstadt errichteten Musikschule gingen Haydn und Pleyel hervor. Er starb 28. Sept. 1790.
3) Nikolaus IV., Fürst, österreich. Feldmarschall, Enkel des vorigen, geb. 12. Sept. 1765, bereiste in seiner
Jugend fast ganz Europa, nahm sodann österreichische Kriegsdienste und stieg bis zum Feldzeugmeister empor, ward aber später
vorwiegend in diplomatischen Geschäften gebraucht. Als die französischen Armeen 1797 die Erbstaaten des Kaisers bedrohten,
bewirkte er eine Bewaffnung seiner Unterthanen und stellte 1809 abermals ein Freiwilligenkorps von 1000 Mann
als schlagende Antwort auf Napoleons I. Proklamationen von 1805 und 1809, die ihn als Wahlkönig Ungarns vorschlugen. Er ist
der Gründer der bedeutenden Gemäldesammlung in dem vom Fürsten Kaunitz gekauften Gartenpalast in der Wiener Vorstadt Mariahilf.
Schrankenloser Aufwand brachte seine riesigen Güter unter Sequester. Er starb 25. Nov. 1833 in Como.
mehr
4) Paul Anton (III.), Fürst, österreich. Minister, Sohn des vorigen, geb. 11. März 1786, ward 1810 österreichischer Gesandter
in Dresden, 1814 zu Rom, dann Botschafter zu London bis 1842. In seinem Vaterland schloß er sich der nationalen Richtung an und
förderte als Obergespan des Ödenburger Komitats sowie als Präses der Naturforschergesellschaft (1847)
den politischen und litterarischen Fortschritt. Minister des Auswärtigen im Ministerium Batthyány 1848, suchte er eine Ausgleichung
zwischen dem österreichischen und ungarischen Ministerium zu bewirken, legte aber noch vor Auflösung des Batthyány-Ministeriums
im August 1848 sein Amt nieder. 1856 ging er als österreichischer Botschafter zur Krönung Alexanders II. nach
Moskau, wo er durch den außerordentlichen Glanz seines Auftretens Aufsehen erregte, doch nicht zum Vorteil der Finanzen des
Hauses.
Die ohnedies schon bedeutenden Schulden wuchsen allmählich dermaßen, daß 1860 die Sequestration notwendig wurde. Auf Ansuchen
des Fürsten berief zwar der Kaiser ein Komitee zur Abhilfe; allein weder dieses noch die spätern Administrationsversuche
und Vorschläge der Grafen Franz Zichy, nachmals Oberhofmeisters des Kaisers Maximilian, und Rudolf Wrbna vermochten die geeigneten
Mittel und Wege ausfindig zu machen, so daß die Sequestration eintrat. Fürst Paul Esterházy starb 21. Mai 1866 in Regensburg.
Sein Erbe war der am 25. Juni 1817 geborne Fürst Nikolaus, gefürsteter Graf zu Edelstetten, Erbherr zu Forchtenstein,
Mitglied der ungarischen Magnatentafel, k. k. Kammerherr und Major in der Armee, vermählt 8. Febr. 1842 mit Lady Sarah Frederica
Caroline, Tochter von George Child Villiers, Grafen von Jersey (gest. 17. Nov. 1853). Der älteste Sohn dieser Ehe ist Erbprinz Paul
Anton Nikolaus, geb. 21. März 1843, Obergespan des Ödenburger Komitats, vermählt 21. Okt. 1868 mit Prinzessin Marie,
Gräfin von Trauttmansdorff (gest. 1. April 1876 in Ödenburg), u. 17. Juni 1879 mit Erbprinzessin Eugenie von Croy-Dülmen. Das Majorat
der Familie umfaßt 29 Herrschaften mit 21 Schlössern, 60 Marktflecken und 414 Dörfer in Ungarn; Mittelpunkt
der Verwaltung ist Eisenstadt; außerdem gehören dazu die Herrschaften Pottenstein und Schwarzbach in Niederösterreich und die
gefürstete Grafschaft Edelstetten in Bayern. Bis zur Tilgung der Schuldenlast bezieht die Familie nur eine fixierte Jahresrente.
Aus der gräflichen Linie Esterházy von Galantha-Forchtenstein ist zu nennen Moritz, Graf von Esterházy, geb. 1807, österreichischer Diplomat, war
bis 1856 österreichischer Gesandter in Rom, trat 1861 ohne Portefeuille in das Kabinett Schmerling und war auch Mitglied des 1865 gebildeten
Ministeriums Belcredi. Er gilt als eine Hauptstütze der klerikal-feudalen Reaktionspartei am Wiener Hof.