essigsaurem Bleioxyd. Es bildet dunkel blaugrüne Kristalle mit 1 Molekül Wasser, verwittert oberflächlich an der Luft, löst
sich in Wasser und Alkohol, und die wässerige Lösung verliert beim Kochen Essigsäure. Es wird bei 100° wasserfrei und weiß,
gibt bei 240° viel Essigsäure und Aceton (Kupferspiritus) und hinterläßt fast nur metallisches Kupfer;
es dient als Malerfarbe, zur Bereitung von Schweinfurter Grün, auch bisweilen als äußerliches Arzneimittel, wie Kupfervitriol.
Über basische Kupferacetate s. Grünspan. Essigsaures Natron NaC2H3O2 wird im großen dargestellt,
indem man destillierten Holzessig mit kohlensaurem Natron neutralisiert. Hierbei und beim Verdampfen der Salzlösung scheiden
sich viele teerartige Produkte ab. Das gewonnene rohe Salz wird umkristallisiert, entwässert und geschmolzen,
um die empyreumatischen Stoffe vollständig zu zerstören, dann in Wasser gelöst, wenn nötig, über Knochenkohle filtriert
und abermals zur Kristallisation gebracht.
Man zersetzt auch eine Lösung von essigsaurem Kalk mit schwefelsaurem oder kohlensaurem Natron, zieht die Lösung des gebildeten
essigsauren Natrons von dem ausgeschiedenen schwefelsauren, resp. kohlensauren Kalk ab, verdampft sie und
reinigt das Salz wie angegeben. Das Salz bildet farblose Kristalle mit 3 Molekülen Wasser, schmeckt kühlend salzig, verwittert
wenig an der Luft, löst sich leicht in Wasser und Alkohol, schmilzt bei 58°, verliert sein Kristallwasser und erstarrt und
schmilzt dann bei 319° zum zweitenmal. Es erträgt hohe Temperaturen, dient zur Darstellung von Essigsäure,
Essigäther, Anilinblau, in der Photographie und als Arzneimittel.
Auch wurde es zur Konservierung des Fleisches und zur Füllung von Wärmflaschen etc. empfohlen. Hierbei gewährt es den Vorteil,
daß es, auf 100° erhitzt, allmählich auf 58° abkühlt und dann lange bei dieser Temperatur verharrt,
bis es unter Entweichung der Schmelzwärme erstarrt ist. Wärmflaschen, mit essigsaurem Natron gefüllt, bleiben daher viel
länger warm als bei Füllung mit Wasser. Essigsaure Thonerde Al2(C2H3O2)6 ^[Al2(C2H3O2)6] entsteht
beim Lösen von Thonerdehydrat (aus Thonerdenatron gewonnen) in Essigsäure, und wenn man Lösungen von schwefelsaurer
Thonerde und essigsaurem Bleioxyd mischt, wobei sich schwefelsaures Bleioxyd abscheidet.
Beim vorsichtigen Verdampfen der Lösung hinterbleibt das Salz als farblose, gummiartige Masse, während sich beim Erhitzen der
Lösung unlösliche basisch schwefelsaure Thonerde abscheidet. Hierauf beruht ihre Anwendung als Beizmittel in der Färberei
und Zeugdruckerei zur Fixierung von Farbstoffen auf der Gespinstfaser. Sie dient namentlich zum Hervorbringen
der roten Krappfarben und heißt danach Rotbeize. Da die Rotbeize meist aus Alaun und essigsaurem Bleioxyd dargestellt wird, so
enthält sie auch schwefelsaures Kali. Essigsaures Zinkoxyd Zn(C2H3O2)2 ^[Zn(C2H3O2)2], aus schwefelsaurem
Zinkoxyd und Bleizucker erhalten, bildet talkartig glänzende Schuppen mit 3 Molekülen Kristallwasser, ist leicht
löslich, verliert an der Luft Essigsäure, reagiert sauer, schmilzt leicht unter Verlust von Wasser und Essigsäure und wird,
wie schwefelsaures Zinkoxyd, als Arzneimittel benutzt.
Annette von, Klavierspielerin, geb. zu Petersburg, erhielt ihre musikalische Ausbildung am dortigen
Konservatorium unter Leschetitzki, mit dem sie seit 1880 vermählt ist, trat zuerst in ihrem Vaterland
auf und
bewährte sich von 1875 an auch auf Konzertreisen in den Hauptstädten Europas wie in Amerika als eine der hervorragendsten
Konzertspielerinnen der Gegenwart. 1885 wurde sie zur königlich preußischen Hofpianistin ernannt.
Leidenschaftlichkeit
und poetische Auffassung sind Vorzüge ihres Spiels.
(spr. -lähr), Ferdinand, namhafter Schauspieler, geb. zu Essek in Slawonien, schlug
erst die militärische Karriere ein, betrat dann 1795 die Bühne zu Innsbruck, begab sich bald darauf nach Passau, 1797 nach
München, im folgenden Jahr nach Prag, von da nach Stuttgart, Augsburg, Straßburg, Salzburg, wirkte von 1801 bis 1806 in Nürnberg,
zum Teil auch als Direktor. In Stuttgart, wo er seit 1807 engagiert war, heiratete er die Schauspielerin Elise Müller, wurde
mit ihr zugleich noch in demselben Jahr für das Hoftheater zu Mannheim engagiert und ging 1812 zu dem Hoftheater in Karlsruhe
über. 1815 kam er als Regisseur nach Stuttgart und 1820 in ebendieser Eigenschaft ans Hoftheater nach München,
dessen erste Zierde er lange Zeit blieb.
Später pensioniert, gastierte er mit Beifall auf allen namhaftern Bühnen Deutschlands. Er starb auf einer Kunstreise
in Mühlau bei Innsbruck. Eßlair war zum Heldenspieler geboren. Seine Heroengestalt, sein überaus klangvolles, biegsames Organ,
sein sprechendes Auge und sein lebhaftes Mienenspiel kamen ihm ebensosehr zu statten wie Phantasie und warme Empfindung. Er
war gewaltig und traf instinktiv das Richtige, solange er als Naturalist wirkte; leider verleitete ihn Beifallssucht später
zu Effekthascherei. Seine Glanzrollen waren: Karl Moor, Tell, Wallenstein, Macbeth, Lear u. a.
[* ] Stadt und Oberamtssitz im württemberg. Neckarkreis, 234 m ü. M., ehemals freie Reichsstadt,
am Neckar und an der Hauptbahn Württembergs (Bretten-Friedrichshafen) in lieblicher, fruchtbarer und volkreicher Gegend gelegen,
ist von Weinbergen und Gärten umkränzt, teilweise auch von starken Mauern mit Türmen und Thoren umgeben und besteht aus der
innern Stadt und mehreren Vorstädten. Über der Stadt thront die alte Burg, die ihre Mauern bis zur Stadt
herunter erstreckt.
Die eigentliche Stadt hat enge, unregelmäßige Straßen und viele alte, unansehnliche Häuser, doch ein altes Rathaus (von
1430), ein neues Rathaus (von 1742, früher Schloß) und 3 Kirchen: die spätromanische zweigetürmte Dionysiuskirche (aus dem 13. Jahrh.)
und die im 15. Jahrh. erbaute und gegenwärtig restaurierte schöne gotische
Liebfrauenkirche mit einem 75 m hohen, kühn und leicht emporstrebenden durchbrochenen Turm, dem schönsten Schmuck von Eßlingen, außerdem
eine kath. Kirche. Von der Kirche St. Georg steht nur noch das Chor als Ruine da. Mehrere ehemalige Klostergebäude dienen jetzt
zu gemeinnützigen Zwecken. Eßlingen ist Sitz eines Amtsgerichts, hat ein Lyceum (früher Pädagogium), eine Realschule,
ein Schullehrerseminar, eine Taubstummenschule, ein reiches Hospital (1233 gestiftet), ein Haus der Barmherzigkeit, ein israelitisches
Waisenhaus, ein besonders für die Reformationszeit
wichtiges Archiv, eine Wasserleitung (seit 1876) u. mit den Filialen (1885) 20,851 Einw. (darunter ca. 1400 Katholiken und 170 Juden),
im engern Sinne nur 16,691 Einw. Das Gewerbs- und Fabrikleben der Stadt ist bedeutend. Sie besitzt
die größte Maschinenfabrik des Landes (1500 Arbeiter), außerdem Kammgarn- und Baumwollspinnerei, eine große lithographische
Anstalt, Fabriken für feine Holzwaren, Handschuhe, Plaqué und lackierte Blechwaren, Tuch, Knöpfe, Gold- und Silberwaren etc.,
mechanische Werkstätten.
Wie die Gewerbe, so blühen auch der Obst- und Weinbau. Allbekannt sind die moussierenden Neckarweine von Eßlingen (Eßlinger Champagner);
die Keßlersche Fabrik besteht, als die erste in Deutschland, seit 1826. Zu der Gemeinde Eßlingen gehören noch
viele Orte in weiterm Umkreis mit gutem Obst- und Weinbau, darunter Mettingen am Neckar mit einer großen Baumwollspinnerei,
Kennenburg mit Irrenheilanstalt, Rüdern mit schöner Aussicht vom Wartturm, das ehemalige Kloster, jetzt königl. Lustschloß
und Hofdomäne, Weil mit königlichem Privatgestüt und Viehzucht. - Eine Kapelle des heil. Vitalis, die
schon 784 erwähnt wird, gab dem Ort Eßlingen (Ezzilinga, Ecelinge) seine Entstehung.
Schon 886 erhielt derselbe die Marktgerechtigkeit und wurde dadurch zur Stadt erhoben. 1077 erscheint Eßlingen bereits
als bedeutende Stadt und wurde 1209 durch Otto IV. freie Reichsstadt, von Kaiser Friedrich II. 1215 mit Mauern umgeben. Die
Stadt erwarb 1403 die Vogtei und wurde durch den sich entwickelnden Handel immer blühender. Doch besaßen die Grafen von Württemberg
das Reichsschultheißenamt daselbst und dadurch großen Einfluß auf die Regierung der Stadt, was Anlaß zu vielen Fehden gab. 1331 bildete
sie mit andern Reichsstädten den Schwäbischen Städtebund und leistete Eberhard dem Greiner hartnäckigen
Widerstand.
Erst unter Eberhard im Bart stellte sich Eßlingen 1473 unter den Schutz Württembergs. Im J. 1488 wurde zu der Schwäbische Bund zur
Aufrechthaltung des Landfriedens errichtet. Die Reformation fand daselbst 1531 durch den vom Rat berufenen Ambrosius Blarer von
Konstanz Eingang. Die Verfassung der Stadt, welche seit dem 13. Jahrh. eine gemäßigt-demokratische
gewesen war, erhielt durch Karl V. 1552 aristokratische Form. Am kam es hier zu einem Treffen zwischen den Franzosen
unter Moreau und den siegreichen Österreichern, welche den Neckar zu verteidigen suchten. Im J. 1802 fiel Eßlingen nebst seinem
Gebiet (90 qkm) mit vier Dörfern und 10,000 Einw. an Württemberg.
Vgl. Pfaff, Geschichte der Reichsstadt
Eßlingen (Eßling. 1852).