August,
Architekt und Kunstschriftsteller, geb. zu
Karlsruhe,
[* 2] besuchte 1847 bis 1852 die polytechnische
Schule daselbst und machte dann längere Studienreisen nach
Berlin,
[* 3]
Köln,
[* 4]
Wien
[* 5] und
Paris.
[* 6] 1855-56 gab er das große Werk »Norddeutschlands
Backsteinbau im
Mittelalter« (36 Tafeln mit
Text) heraus. 1856 siedelte er nach
Wien über und trat daselbst in den
Dienst der
Staatseisenbahn. Daneben kunsthistorischen
Studien sich widmend, schrieb er mehrere größere
Aufsätze
für die »Mitteilungen der k. k. Zentralkommission
etc.«, fertigte architektonische
Entwürfe verschiedener Art, bei denen er besonders den romanischen
Stil pflegte, und war
auch für die
Kunstindustrie thätig. 1864 wurde er zum städtischen Baurat in
Graz
[* 7] gewählt und ein Jahr darauf zum
Professor
an der technischen
Hochschule daselbst ernannt.
Hier gab er unter anderm heraus: »Die mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt
Krakau«
[* 8] (Nürnb. 1867). 1866 wurde er als erster Vorstand des
GermanischenMuseums nach
Nürnberg
[* 9] berufen und entfaltete nun
eine überaus rege Thätigkeit, wodurch die Anstalt in kurzer Zeit bedeutend erweitert und zu hohem Ansehen gebracht wurde.
Er publizierte teils allein, teils mit A. v.
Eye mehrere kleine
Schriften über das
Museum, dann Spezialkataloge
über einige Abteilungen der Sammlung, zwei große Kupferwerke:
»Quellen zur Geschichte der
Feuerwaffen« und »Die
Holzschnitte
des 14. und 15.
Jahrhunderts im
GermanischenMuseum«, und viele kleinere
Aufsätze im »Anzeiger für
Kunde der deutschen Vorzeit«.
(lat.), ursprünglich der wesentliche, wirksame
Bestandteil einer vegetabilischen oder tierischen
Drogue, daher
s. v. w. ätherisches
Öl, welches
Geruch und
Geschmack vieler
Pflanzen bedingt, ebenso ein alkoholischer
Auszug der
Droguen, welcher die wesentlichen
Bestandteile gelöst enthält (also s. v. w.
Tinktur), oder eine
Lösung von ätherischen
Ölen inAlkohol, auch konzentrierte
Präparate, welche bei der Verdünnung
Getränke liefern
(Punsch-, Maitrankessenz), dann
ein aus den vorzüglichsten
Trauben gewonnener
Wein (s.
Wein).
1) südamerikanischer
Fluß in
Britisch-Guayana, entspringt in den Acaraibergen unter
etwa 0° 40' nördl.
Br., fließt in einem gewundenen
Lauf etwa 750 km weit von S. nach N. und ergießt sein dunkles, aber
durchsichtiges
Wasser durch vier Mündungen in den Atlantischen
Ozean.
SeinBett
[* 11] ist reich an
Inseln mit der prachtvollsten
Vegetation.
Größere Zuflüsse sind: der 370 km lange Rupununi
(WeißeFluß), der sich dem
Rio Branco
[* 12] (Nebenfluß des
Amazonenstroms) am meisten nähert, der Siparuni
(RoteFluß) und die vereinigten
Cuyuni (Cuyuwini, 950 km lang) und Mazaruni,
welche
dem Essequibo 45 km vor seiner Mündung von W. her zufließen, Man hat ihn über 500 km weit
aufwärts befahren, doch sind seine zahlreichen
Katarakte (unter andern König
Wilhelm IV. unter 3¼°
Breite)
[* 13] und
Stromschnellen
der
Schiffahrt sehr hinderlich. -
Heinrich,
Komponist, geb. zu
Mannheim,
[* 15] bildete sich zunächst im Violinspiel aus und wurde mit 20
JahrenKonzertmeister, später Musikdirektor am dortigen
Theater.
[* 16] Nachdem er mehrere Jahre der
MainzerLiedertafel als
Dirigent vorgestanden,
erhielt er 1847 einen
Ruf nach
Wien als
Kapellmeister am
Kärntnerthor-Theater und wurde 1867 zum Beirat
der obersten
Verwaltung dieser Anstalt ernannt. Aus Gesundheitsrücksichten legte er 1869 seine
Stelle nieder und zog sich
nach
Salzburg
[* 17] zurück, wo er starb. Unter seinen
Kompositionen haben besonders seine ein- und mehrstimmige
Lieder
große Verbreitung und Beliebtheit erlangt; auch seine Instrumentalsachen werden geschätzt. Weniger
Erfolg hatten seine
Opern.
Die Strohhutfabrikation beschäftigte 1881 nur noch 930 Mädchen und
Frauen. Hauptstadt der
Grafschaft ist
Chelmsford, die größte
Stadt aber
West Ham.-
Einst war Essex (Eastseax, Estrasaxonia oder Ostsachsen) ein angelsächsisches
Königreich, das, von Äscwin (Erkewin), dem Sohn
Offas, um 527 gegründet sein soll und Lundenwyk
(London) zur Hauptstadt hatte.
Später ward es von
Kent,
darauf von
Mercien unterworfen, behielt aber Unterkönige; aus deren
Hause stammt Offa, welcher 709 resignierte und alsMönch
in
Rom
[* 26] starb. Im Anfang des 9. Jahrh. fiel Essex an König
Egbert von
Wessex.
engl. Adelstitel, der vom 12. bis 16. Jahrh.
nacheinander von den
FamilienMandeville, Fitzpiers, Bohun und Bourchier geführt ward.
Heinrich VIII. verlieh ihn 1539 seinem
GünstlingThomasCromwell (s. d.) und nach dessen
Tode dem
Bruder seiner sechsten Gemahlin,
WilliamParr, von
dem er 1572 auf die
Familie Devereux überging. Der letztern gehören an:
¶
Nach LeicestersTod (1588) ward er der Königin erklärter Günstling. In demselben Jahr mit einem Kommando
gegen die unüberwindliche spanische Flotte betraut, nahm er gegen den Willen der Königin 1589 an dem Kriegszug teil, durch
welchen Norris und FranzDrake den DomAntonio wieder auf den portugiesischen Thron
[* 31] setzen wollten. Trotzdem behauptete er ElisabethsGunst und wurde von ihr mit immer neuen Ehren überhäuft. Im J. 1591 erhielt er den Oberbefehl über das
Truppenkorps, das die Königin zur Unterstützung Heinrichs IV. nach Frankreich sandte, ward 1593 Staatsrat, unternahm 1596 mit
dem AdmiralHoward den kühnen Handstreich auf Cadiz,
[* 32] wodurch England in Besitz reicher Beute gelangte, ohne daß jedoch der Platz
behauptet werden konnte, und ward 1598 Großmeister der Artillerie.
ElisabethsVerhältnis zu Essex wechselte zwischen Gnade, Eifersucht und Leidenschaft, während Essex selbst keine eigentliche Neigung
für die alternde Königin empfand. Sein Unabhängigkeitssinn trieb ihn, sich von der Herrschaft einer Frau zu emanzipieren:
sie soll ihm einmal in der Aufwallung über seine unehrerbietige Haltung einen Backenstreich gegeben, er
ans Schwert gegriffen haben;
auch in seinen Briefen wechselt der Ausdruck der Unterwürfigkeit mit Äußerungen des Widerstrebens. 1599 wurde
Essex, eigentlich gegen seinen Wunsch, zum Statthalter von Irland ernannt, um einen dort ausgebrochenen Aufstand niederzuschlagen.
Um bald wieder an den Hof zurückzukommen, schloß er mit den Aufständischen einen diesen sehr günstigen
Vertrag, den Elisabeth mißbilligte, eilte gegen ihren ausdrücklichen Befehl nach London zurück und drang ungestüm bis in
das Kabinett der Königin, um sich gegen die Anschuldigungen seiner Gegner zu verteidigen.
Die erzürnte Königin entsetzte ihn
darauf seiner Würden und befahl, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Anfangs in der Haft mild gehalten, suchte
er sich durch geheime Verbindungen mit Schottland und durch einen Aufstand der Londoner zu befreien, mußte sich aber auf Gnade
und Ungnade ergeben, worauf ihm der StaatsanwaltBacon, dem er viel Gunst erwiesen, wegen Hochverrats den Prozeß machte. Elisabeth
zögerte lange, das über Essex ausgesprochene Todesurteil zu bestätigen, indem sie hoffte, er
werde um Gnade flehen.
Als dies nicht geschah, ward er enthauptet, bis zum Tod mutig und stolz. Die Erzählung von dem Ring, den ihm Elisabeth
früher geschenkt haben soll mit der Weisung, ihr denselben, wenn sie ihm einst zürnen sollte, zu senden,
und den die mit der Übergabe an Elisabeth von Essex beauftragte Gräfin Nottingham
[* 33] nicht abgegeben habe,
ist ohne Zweifel unhistorisch.
Essex' tragisches Ende ward vielfach als Gegenstand dichterischer Darstellung benutzt, so von dem EngländerJ. ^[John] Banks (1682)
und in neuester Zeit von Laube in dem Trauerspiel »Graf Essex«.
3) Robert Devereux, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 1592, wurde 1603 von Jakob I. in den Besitz aller Würden und Güter seines
Vaters wieder eingesetzt. Infolge eines ärgerlichen Prozesses mit seiner Gemahlin LadyFrancesHoward zog er sich auf seine Güter
zurück. Im J. 1620 trat er in die Dienste
[* 34] des Kurfürsten von der Pfalz und focht längere Zeit in Holland,
schloß sich, nach England zurückgekehrt, im Parlament der Opposition an und befehligte 1624 ein für die vereinigten niederländischen
Provinzen in England geworbenes Regiment. Von Karl I. zum Vizeadmiral ernannt, unternahm er 1625 eine erfolglose
Expedition gegen die Spanier und einen Feldzug in den Niederlanden. 1640 unterzeichnete er mit elf andern Peers die Petition an den
König um Berufung eines Parlaments und übernahm, als es zwischen diesem und dem König zum Bruch kam, obwohl ohne militärische
Begabung, den Oberbefehl des Parlamentsheers. In denSchlachten
[* 35] bei Edgehill und Newbury
behauptete er die Oberhand, mußte aber im September 1644, nachdem sein Heer kapituliert hatte, fliehen und legte,
erkrankt, den Oberbefehl nieder. Er starb 1646. Da mit ihm die alte Familie der Devereux erlosch, so ging der Titel Essex 1661 auf
das Haus Capel über. Der erste Graf von Essex aus diesem Haus, Arthur, gehörte im Parlament zu den Gegnern der RegierungKarls II.
und wurde 1683 wegen angeblicher Teilnahme an einer Verschwörung in den Tower gebracht, wo man ihn nach wenigen Tagen mit durchschnittener
Kehle fand. Jetziger Graf von Essex ist Arthur Algernon Capel, geb. der im Oberhaus zur Torypartei
gehört.
Vgl. Walter Bourchier Devereux, Lives and letters of the Earls of Essex 1540-1646 (Lond. 1852, 2 Bde.).