die höchste Stufe priesterlicher Heiligkeit durch Reinigung des Geistes von dem Sinnlichen und Irdischen, durch Andacht, Zurückgezogenheit
von der Welt, Enthaltsamkeit etc. zu erstreben. Sie hielten auf strenge Sabbatfeier, häufige Gebete und Fasten, verwarfen den
Genuß von Fleisch und Wein sowie den Reichtum und empfahlen die Ehelosigkeit als eine höhere, wenn auch
nicht unerläßliche Stufe der Vollkommenheit. Tägliche Waschungen entsprachen der innern Reinigung, an diese erinnerte auch
die weiße Kleidung.
Das Schlachten eines Tiers war verboten, ebenso der Eidschwur. Ihren Unterhalt erwarben die Essäer durch Landwirtschaft, Ausübung
der Heilkunde, durch sympathische Kuren, Geisterbeschwörungen und Betreibung der mit dem Krieg nichts gemein
habenden Handwerke. Den Handel verabscheuten sie als eine Hauptquelle der Hab- und Herrschsucht. Sie wohnten in Dörfern und
Kolonien beisammen, vorzüglich in Judäa, am Toten Meer, und mieden die Städte wegen der daselbst herrschenden Weltlichkeit.
Die Zahl der Essäer betrug zu Philos Zeit über 4000. Jede Art von Herrschaft galt unter ihnen für frevelhafte
Zerstörung der Naturordnung. Keiner hatte in Kleidung, Wohnung und Nahrung vor den andern einen Vorzug. Was der Einzelne erwarb,
gehörte der Gesellschaft zum gemeinschaftlichen Gebrauch; erwerbsunfähige Mitglieder wurden sorgfältig gepflegt, auch Notleidende
außerhalb des Bundes unterstützt. Gemeinschaftliche Mahlzeiten mit Gebet, Gesang und andern Zeremonien belebten
die gegenseitige Verbindung.
Die Aufnahme in den Orden, der eine lange Prüfung in der Askese vorausging, bestand in einem Schwur der Treue, in der Erteilung
der Abzeichen des Vereins, einer Schürze und Hacke (letztere angeblich zum Eingraben der Exkremente), und Besprengen oder Waschen
mit Wasser. Erst nach zwei Jahren indessen gelangte der Novize zur Teilnahme an den gemeinsamen Mahlen und
an allen Rechten des Bundes, nachdem er vorher die strengste Beobachtung der in der Gesellschaft geltenden Gesetze sowie Verschwiegenheit
hinsichtlich derselben gelobt hatte.
Religiöse Studien gehörten zu den täglichen Geschäften, vorzüglich aber nahmen sie den Sabbat in Anspruch. Gott ist
nach dem Essäismus das reine, heilige, unvergleichliche und unbegreifliche Urlicht, aus welchem eine Menge Geister (Erzengel
und Engel, die Platonischen Ideen) hervorgingen, von denen die sinnliche Welt aus der an sich seelenlosen, unbeweglichen, toten
Materie geformt wurde. Die Tugend besteht in dem Ringen nach Befreiung des Geistes aus der Materie. Der asketische
und theosophische Zug,
welcher den Orden der Essäer charakterisiert, ist auch früh schon ins Christentum eingedrungen; die essäische
Form des letztern ist die Sekte der Elkesaiten (s. d.).
Vgl. Lucius, Der Essenismus in seinem Verhältnis zum Judentum (Straßb.
1881).
(spr. -ar), Charlotte des, Gräfin von Romorantin, Mätresse Heinrichs, IV. von Frankreich,
dem sie zwei Töchter gebar, die später Äbtissinnen wurden, durch ihren ränkevollen Charakter und ihren sittenlosen Wandel
berüchtigt. Nach dem Tod Heinrichs trat sie in ein Verhältnis mit dem Kardinal von Lothringen, mit dem sie drei Söhne und zwei
Töchter zeugte. Nach seinem Ableben ward sie die Geliebte des Erzbischofs von Auch, und 1630 heiratete
sie den Marschall François de l'Hôpital, ward aber wegen Intrigen bei den Friedensverhandlungen mit Spanien vom Hofe verbannt
und starb auf einem Gut ihres Gemahls
Bezeichnung für kürzere Abhandlungen wissenschaftlichen oder litterarischen Inhalts
in gemeinverständlicher Darstellung. Der Essay verdankt seine Entstehung der Anregung des französischen Schriftstellers Montaigne
(»Essais«, 1580) und wurde durch Lord Bacon in die englische Litteratur eingeführt, wo er im vorigen Jahrhundert besonders von
Cowley, Dryden, Temple, Addison, Steele (die vorzugsweise Essayisten genannt werden) und andern Notabilitäten
weiter ausgebildet wurde.
Seine jetzige Form, die im wesentlichen darin besteht, daß in Anknüpfung an ein Ereignis des Tags oder an eine wichtige litterarische
Erscheinung Fragen, welche die Zeit bewegen, in leichtem und zwanglosem Gesprächston erörtert werden, erhielt der Essay erst
in unserm Jahrhundert und zwar vorzugsweise durch den geistvollen Macaulay, dem andre, wie Bulwer-Lytton,
Lord Stanhope, Carlyle, der Amerikaner Emerson, mit nicht minder glücklichem Erfolg nacheiferten. In Deutschland wurde der Essay in
gleichem Sinn kultiviert von Herm. Grimm, Julian Schmidt, Karl Frenzel, Rud. Gottschall u. a. -
(franz. ess-bouquet, spr. -bukä, zusammengezogen
aus essence de bouquet), Parfüm aus einer Lösung von Bergamott- und Limonenöl in Veilchenwurzeltinktur, Ambratinktur und
Rosenspiritus.
(Essegg, lat. Essekinum, slaw. Osjek, ungar.
Eszék), königliche Freistadt, Hauptort Slawoniens und Sitz des Komitats Veröcze, am rechten Drauufer, mit langer Holz- und
eiserner Bahnbrücke, besteht aus der Festung mit einem Festungswerk (»Kronenwerk«) am linken (ungarischen)
Ufer und der durch eine Esplanade geschiedenen Neu-, Ober- und Unterstadt. Letztere zwei Stadtteile sind durch
eine Pferdebahn verbunden. Bemerkenswert sind der Paradeplatz und die große Kaserne in der Festung, der Marktplatz, das Komitats-,
das neue Rathaus und das neue Kasinogebäude in der Oberstadt. Essek ist Sitz einer Finanzdirektion, eines Gerichtshofs und einer
Handels- und Gewerbekammer, hat 3 katholische und eine griechisch-oriental.
Pfarrkirche, ein Kloster der Franziskaner (seit 1687), der Kapuziner (1702), eine hübsche Synagoge, ein großes Landesspital,
ein schönes Waisenhaus, ein elegantes Theater und (1881) 18,201 Einw. Essek treibt ansehnlichen
Handel mit Getreide, Vieh, Honig, Zwetschenmus (lekvár), Branntwein, Obst, rohen Häuten und Holz, besonders Binderholz. Überdies
hat Essek, welches eine Hauptstation der Alföld-Fiumaner Bahn und der Dampfschiffahrt ist, eine entwickelte
Industrie und viele Fabriken (darunter auch eine Glasfabrik), ein Gymnasium, 2 Lehrerpräparandien etc. In dem angrenzenden Rétfalu
befindet sich ein Schloß mit schönem Park des Grafen Pejacevič. - Essek steht an der Stelle der römischen Pflanzstadt Mursia,
die, vom Kaiser Augustus wahrscheinlich 8 n. Chr. angelegt, als Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen sich
rasch zur Hauptstadt Unterpannoniens aufschwang. Hadrian umgab sie mit Mauern und erhob sie zu einer Kolonie. Im J. 335 wurde
hier bereits ein Bistum errichtet. Damals war Mursia eine Hauptstation der Ister- (Donau-) Flotte. Im 6. Jahrh. ließen sich
die Slawen im Land nieder. Als 1091
mehr
Slawonien dem Königreich Ungarn einverleibt wurde, ward bei dem zum Dorf herabgesunkenen Mursia das feste Schloß Osjek erbaut. 1526 wurde
Essek von den Türken besetzt, die 1560 über den an 8 km langen Sumpf von mehr als 20,000 Christensklaven eine befestigte Brücke
schlagen ließen, welche durch Niklas Zrinyi 1664 zerstört, aber von den Türken bald wiederhergestellt
ward. Am kam Essek wieder unter die Herrschaft Österreichs, wurde 1712 zu einer Festung umgeschaffen und 1809 zur
königlichen Freistadt erhoben. In E. fanden wiederholt Ausgrabungen von römischen Altertümern statt.