2 kath. Kirchen und (1885) 1005 Einw., denkwürdig als Stamm- und Begräbnisort des Dichters Wolfram von Eschenbach, dem hier König
Max II. von Bayern 1860 ein Denkmal in Gestalt eines Brunnens mit der Bildsäule des Sängers errichten ließ. Eschenbach war im 13. und 14. Jahrh.
Sitz einer Deutschordenskommende.
Johann Joachim, Litterarhistoriker, geb. 1. Dez. 1743 zu Hamburg, studierte in Leipzig und Göttingen, ward 1777 Professor
der schönen Litteratur am Carolinum zu Braunschweig, erhielt 1786 den Titel eines braunschweigischen Hofrats und 1793 die Anwartschaft
auf ein Kanonikat beim St. Cyriaksstift, zu dessen Genuß er einige Jahre später gelangte. Seit 1787 führte
er das Direktorium des braunschweigischen Intelligenzwesens und leitete auch die damit verbundene Herausgabe der öffentlichen
Anzeigen und des Braunschweiger »Magazins«; 1814 ward er Mitdirektor des Carolinums.
Er starb 29. Febr. 1820. Eschenburg suchte auf die bemerkenswertesten Erscheinungen der englischen Litteratur durch
sein »Britisches Museum« (Leipz. 1777-80, 6 Bde.)
und durch seine »Annalen der britischen Litteratur« (das. 1780-1781) aufmerksam zu machen.
Nachdem er »Altenglische und altschottische Balladen« aus Percys Sammlung übersetzt (Berl. 1777),
ging er an die Vollendung
und Revision der von Wieland begonnenen ersten deutschen Übertragung der Shakespeareschen Dramen. In zwei
Ausgaben: »Shakespeares theatralische Werke« (Zür. 1775-86, 13 Bde.)
und »Shakespeares Schauspiele« (das. 1798-1806), erwarb er den bleibenden Ruhm, die erste vollständige Übertragung des großen
Dramatikers gegeben zu haben, wenn auch seine Arbeit bald von der Schlegelschen überflügelt wurde. Als Ästhetiker suchte
Eschenburg durch seinen »Entwurf einer Theorie und Litteratur der schönen Redekünste« (Berl. 1783; 5. Aufl. von
M. Pinder, das. 1836),
dem sich eine »Beispielsammlung« aus den besten Schriftstellern in alten
und neuen Sprachen (das. 1788-95, 8 Bde.)
anschloß, ferner durch sein »Lehrbuch der Wissenschaftskunde« (das.
1792, 3. Aufl. 1809) und »Handbuch der klassischen
Litteratur, Altertumskunde und Mythologie« (das. 1783; 8. Aufl. von
Lütke, das. 1837) zu wirken. Auch gab er »Denkmäler altdeutscher Dichtkunst« (Brem. 1799) und mehrere Dichter heraus, wie Zachariä
(Braunschw. 1781), Lessing (Berl. 1793), Ebert (Hamb. 1795), Hagedorn (das. 1800, 5 Tle.).
Pfarrdorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Garmisch, an der Loisach, mit schöner Kirche,
einer Kapelle an Stelle einer Burg auf dem Vestbühl, drei Schwefelquellen, die gegen Hautausschläge, Lähmungen,
Unterleibskrankheiten und Gicht besonders wirksam sind, und (1885) 376 Einw. Nördlich,
links von der Loisach, das 25 qkm große »Eschenloher Moos«.
Karl Adolf (von), Naturphilosoph, geb. 4. Juli 1768 zu Neuenbürg im Württembergischen, studierte an der
Karlsakademie und nach deren Aufhebung in Tübingen und Göttingen Medizin, war darauf praktischer Arzt in Kirchheim, Oberamtsarzt
in Sulz und 1800-1811 wieder in Kirchheim, wurde 1811 außerordentlicher Professor der Philosophie und Medizin in Tübingen und 1818 ordentlicher
Professor der praktischen Philosophie daselbst, privatisierte seit 1836 zu Kirchheim und starb hier 17. Nov. 1852. Eschenmayers
Philosophie läßt sich auf Kantsche Anregungen zurückführen; doch entlehnte er denselben nur eine Art allgemeinen
Formalismus, um damit die Philosophie in das Gebiet der Naturwissenschaften
hinüberzuleiten, ohne jedoch mit Schelling, der
verwandte Richtungen einschlug, übereinzustimmen.
Seine philosophischen Schriften: »Einleitung in die Natur und Geschichte« (Erlang. 1806),
»Versuch, die scheinbare
Magie des tierischen Magnetismus aus physiologischen und physischen Gesetzen zu erklären« (Tübing. 1816),
»Psychologie« (Stuttg.
1817, 2. Aufl. 1822),
»System der Moralphilosophie« (das. 1818),
»Religionsphilosophie« (das. 1818-24, 3 Bde.),
»Normalrecht« (das. 1819-20, 2 Bde.),
»Grundlinien zu einem allgemeinen kanonischen Recht« (Tübing. 1825),
»Die einfachste Dogmatik aus Vernunft,
Geschichte und Offenbarung« (das. 1826),
»Grundriß der Naturphilosophie« (das. 1832) gaben eine Hinneigung zum Mystizismus
kund, welche sich später steigerte und einesteils in heftiger Polemik gegen die Hegelsche Schule und Strauß, andernteils in
phantastischen Träumereien über Geistererscheinungen und Dämonenspuk sich kundgab. Letzterer Richtung gehören an: »Konflikt
zwischen Himmel und Hölle, an dem Dämon eines besessenen Mädchens beobachtet« (Tübing. 1837) und »Charakteristik
des Unglaubens, Halbglaubens und Vollglaubens« (das. 1838). Gegen die Hegelsche Philosophie polemisierte sein Werk »Die Hegelsche
Religionsphilosophie, verglichen mit dem christlichen Prinzip« (Tübing. 1834) und gegen Strauß: »Der Ischariotismus unsrer
Tage« (das. 1835). Noch sind von seinen Schriften zu nennen: »Mysterien des innern Lebens, erläutert aus
der Geschichte der Seherin von Prevorst« (Tübing. 1830);
»Grundzüge einer christlichen Philosophie« (Basel
1841);
»Organon des Christentums«
(Stuttg. 1843);
»Sechs Perioden der christlichen Kirche« (Heilbr. 1851);
»Betrachtungen über den physischen Weltbau« (das.
1852).
Mit Kieser und Nees v. Esenbeck gab er das »Archiv für den tierischen Magnetismus« (Leipz. 1817-27, 12 Bde.)
heraus. Von Immermann ist er im »Münchhausen« unter dem Namen »Eschenmichel« satirisch dargestellt worden.
Johann Heinrich Alfred, schweizer. Staatsmann, geb. 20. Febr. 1819 zu Zürich,
widmete
sich seit 1837 in Zürich,
Bonn und Berlin juristischen Studien und verweilte 1842 und 1843 längere Zeit in Paris
zu demselben Zweck. Im J. 1843 habilitierte er sich als Dozent an der Universität Zürich,
ward 1844 in den Großen Rat des Kantons gewählt
und beteiligte sich in dieser Stellung an allen liberalen Bestrebungen in demselben. Seine 1845 erfolgte Wahl in den
Rat des Innern und die von 1846 in den Erziehungsrat eröffneten Escher ein weites Feld administrativer Thätigkeit. Im Dezember 1846 zum
Vizepräsidenten des Großen Rats erwählt, nahm er im Sommer 1847 die Stelle eines ersten Staatsschreibers an, ward im Dezember 1847 Präsident
des Großen Rats, 1848 Mitglied des Regierungsrats und mit Furrer zweiter Gesandter bei der Tagsatzung, in
welcher Stellung er mit diesem für die Annahme der neuen Bundesverfassung thätig war. Im Herbst 1848 mit Landammann Munzinger
als eidgenössischer Kommissar in den Kanton Tessin
gesandt, wußte er die zwischen diesem und Österreich entstandenen Differenzen glücklich
beizulegen. Im Dezember 1848 wurde Escher letzter Bürgermeister des Kantons Zürich
und nach Einführung des Direktorialsystems,
das hauptsächlich sein Werk war, Präsident des neugewählten Regierungsrats. Als Mitglied des Nationalrats, dem er seit 1848 angehörte,
und welchem er zu wiederholten Malen präsidierte, nahm er auch hervorragenden Anteil an den Arbeiten der schweizerischen
mehr
Bundesversammlung, im besondern an der Gründung des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich,
und bekleidete seit 1854 die Stellung
eines Vizepräsidenten des für dasselbe errichteten eidgenössischen Schulrats. Auch für die Hebung des schweizerischen Kredit-
und Verkehrswesens war er thätig, die Nordostbahn wurde von ihm gegründet; vor allem aber ist seiner unermüdlichen Wirksamkeit
das Zustandekommen des Gotthardunternehmens zuzuschreiben, an dessen Spitze er 1871 als erster Direktor trat.
Gegen den dominierenden Einfluß, den Escher trotz seines schon 1855 erfolgten Austritts aus dem Regierungsrat in seinem Heimatskanton
ausübte, richtete sich die demokratische Bewegung in Zürich
1867-69. Die finanziellen Schwierigkeiten, in welche das Gotthardunternehmen
wegen der zu niedrigen Kostenberechnungen geriet, vereint mit der Krisis der Nordostbahn, an welcher noch
immer als Präsident des Verwaltungsrats beteiligt war, erregten gegen ihn einen Sturm der öffentlichen Meinung, vor welchem
er sich 1878 von der Direktion der Gotthardbahn zurückzog. Dennoch wählte ihn Zürich
nach wie vor in den Nationalrat.
Er starb 6. Dez. 1882. Gegenwärtig wird ihm in Zürich
ein Denkmal errichtet.