mehr
bilden. Pyramiden bildet man, indem man 2 Garben gegeneinander so anlehnt, daß die Ähren in die Höhe stehen, dazwischen wieder 2 Garben ebenso aufstellt und die Zwischenräume mit 4 Garben ausfüllt. Garbenkasten [* 1] (Fig. 4) entstehen, wenn man eine Garbe in die Mitte und 4 Garben um dieselbe herumstellt, in die Zwischenräume weitere 4 Garben bringt und auf sämtliche Garben eine Garbe als Hut [* 2] aufstülpt; Dachhaufen, wenn man 2 Garben übereinander auf die Erde legt und zwar in der Weise, daß das Sturzende der einen nach Süden, das der andern nach Norden [* 3] gerichtet ist, und auf diese erst 6, dann 4 und 3 Garben so legt, daß sie einen Haufen mit einem nach Westen schräg ablaufenden platten Dach [* 4] bilden. Gewöhnlich wird das Sommergetreide in solche Dachhaufen gesetzt, wiewohl es rätlicher ist, dasselbe einige Tage nach dem Mähen in kleinen Spitzhaufen aufzustellen und diese erst beim Einfahren zu binden. Solche Spitzhaufen bildet man, indem man beim Aufharken der Schwaden starke Wickel bildet, diese in eine Spitze zusammengedrückt aufstellt und die Sturzenden kreisförmig ausbreitet. Zur Bildung von Stiegen (Zeilen, [* 1] Fig. 5) werden die Garben von kurzhalmigem Getreide [* 5] in zwei dachförmig gegeneinander geneigten Reihen aufgestellt und die beiden Garben an den Enden der Reihen mit einem Band [* 6] umschlungen. Um dem Auswachsen des geschnittenen Getreides (s. Auswachsen des Getreides) vorzubeugen, wozu besonders regnerische, windstille Witterung mit abwechselndem Sonnenschein Veranlassung gibt, muß man die noch in Schwaden auf dem Feld liegende Frucht mit dem Harkenstiel oder mit der Hand [* 7] wenden und die schon gebundene und aufgeschichtete wieder in Garben zerlegen und ausbreiten.
Nach dem Aufbinden und Aufschichten wird das Feld behufs des Sammelns der liegen gebliebenen Ähren nachgeharkt, was entweder mit dem gewöhnlichen Rechen, oder der Hungerharke, einem großen von Menschen oder Tieren gezogenen Rechen, geschieht, oder auch mit Hilfe der Kornharke, die aus einem auf zwei eisernen Rädern ruhenden Gestell besteht, an dessen vorderm Balken eiserne, bewegliche, dicht aneinander stehende, gekrümmte Zähne [* 8] befestigt sind. Eine weitere Hauptregel ist endlich, daß alle Halmfrüchte nur in trocknem Zustand eingefahren werden, weil sie, naß in die Scheune gebracht, hier mehr dem Verderben ausgesetzt sind als beim ungünstigsten Wetter [* 9] auf dem Felde.
Daher muß man heitere, sonnige
Tage zum
Einfahren wählen. Das Einbansen des
Getreides erfolgt in
Scheunen so, daß demselben
möglichst starker Luftzug nicht abgeht, besonders in dem
Fall, wenn es nicht vollkommen trocken eingebracht werden kann,
oder auch in
Feimen
(Mieten,
Triesten,
Diemen) mit und ohne Feimgestelle.
Letzteres
Verfahren findet immer
mehr Anklang,
da man bedeutend an
Arbeit während der Ernte
[* 10] spart und im
Winter Zeit genug zum
Einfahren der
Feimen hat; gut gesetzt
und gut bedeckt (mit
Stroh,
Schilf etc.) hält sich
Futter und
Getreide in denselben mindestens so gut wie in
Scheunen, welche
außerdem auch ein beträchtliches
Kapital repräsentieren und kostspielige Unterhaltung erfordern. -
Die der
Ölgewächse, mit Ausnahme der des
Mohns, wird fast auf gleiche
Weise und mit denselben
Instrumenten wie die Getreideernte
vollführt.
Hierbei ist es aber von besonderer Wichtigkeit, den richtigen Zeitpunkt der Ernte
zu beachten, und nötig, die
Gewächse, die
bei hohem, starkem
Halm jederzeit am vorteilhaftesten mit der
Sichel abgenommen werden sogleich nach dem Abschneiden in
Bunde
zu binden und diese in
Haufen gestellt abtrocknen zu lassen sowie beim Heimfahren derselben die Ernte
wagen mit großen Leinwandplanen
zu bedecken und mit grobem
Segeltuch auszuschlagen oder gleich auf dem
Feld auszudreschen.
Die
Aufbewahrung der
Hackfrüchte geschieht meist in
Mieten (Kupsen etc.), d. h. sie werden aus der
Erde, im
Feld,
Hof
[* 11] etc., in
lange, prismatische
Haufen geschichtet, zunächst mit
Stroh und dann mit 30-100
cm
Erde bedeckt. Die einzelnen
Mieten werden gewöhnlich
so groß angelegt, als man mit vorhandenen
Kräften an einem
Tag einfahren kann. Der rechte Zeitpunkt zur
Futterernte
(Werbung) ist die beginnende oder volle
Blüte;
[* 12] in dieser Zeit geben die Futterpflanzen bei größter
Quantität
auch die beste
Qualität; sie enthalten jetzt die meiste
Menge an
Nährstoffen, die
Stengel
[* 13] sind noch unverholzt, und die
Blätter
(Klee,
Gras etc.) sind noch nicht abgefallen (s.
Heu).
Bei der Obsternte
entnimmt man die
Früchte den
Bäumen entweder durch Schütteln, oder durch
Abschlagen, oder durch sorgfältiges
Abpflücken derselben mittels der
Hand. Ersteres findet nur bei geringern und besonders harten Obstsorten, namentlich dann
statt, wenn dieselben für den sofortigen Verbrauch, nicht aber zu längerer
Aufbewahrung bestimmt sind;
das zweite kommt nur bei Abnahme der verschiedenen
Arten
Nüsse vor; das dritte
Verfahren aber macht sich bei allen feinern,
bessern Obstsorten, z. B. bei Kirschen,
Aprikosen, Pfirsichen und edlern Äpfel- und Birnenarten, nötig, um so mehr, wenn
diese längere Zeit aufbewahrt werden sollen.
In neuerer Zeit hat man sich vielfach bemüht, die Abhängigkeit der Ernte
von der
Witterung zu vermindern
und zu diesem
Zweck die
Arbeit durch Anwendung der
Mähmaschine etc. zu beschleunigen; auch wurde die Anwendung des elektrischen
Lichts empfohlen, und Neilson u. a. haben ein
Verfahren angegeben,
[* 1] ^[Abb.: Fig. 4. Garbenkasten.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5. Stiege.] ¶
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in Mieten aufgesetztes Gras oder Getreide zu trocknen. Man bildet beim Bau der Miete in der Achse derselben einen cylindrischen Hohlraum, der oben abgeschlossen wird, fügt an den Fuß desselben einen horizontal verlaufenden Kanal [* 15] und an der äußern Mündung des letzteren einen durch Dampf [* 16] oder Göpel [* 17] zu treibenden Ventilator. Sobald in der Miete eine Temperaturerhöhung wahrgenommen wird, setzt man den Ventilator in Thätigkeit. Dieser saugt den Wasserdampf aus dem Innern der Miete ab, während frische Luft in die Miete eindringt, sie abkühlt und das Heu oder Getreide trocknet. Nach den bisherigen Erfahrungen scheinen diese Methoden ihren Zweck noch nicht hinreichend zu erfüllen.
[Erntegebräuche.]
Von alters her war die Ernte
, von deren Ausfall das materielle Wohl der meisten Menschen abhängig ist, mit religiösen
Gebräuchen und Volksbelustigungen verknüpft. So begingen die alten Griechen zur Erntezeit
Feste zu Ehren der Demeter
[* 18] (Ceres),
auf die man die Einführung des Getreidebaues zurückführte. Auch die alten Germanen pflegten vor dem
ersten Schnitte die Hilfe der Götter anzurufen und ihnen wohl auch die ersten Garben zu weihen. Hieran erinnert noch das in
manchen Gegenden Deutschlands
[* 19] übliche Stehenlassen eines Büschels Ähren, welches man in Mecklenburg
[* 20] der »Fru Gaue« stehen läßt,
in der Altmark noch selbst »Vergodendêls Struß«, d. h.
Frau Godenteilstrauß, nennt, sei es, daß es auf eine weibliche Gottheit oder auf Wodan (Gwodan) geht, wo Ver dann für Frô
(»Herr«) stände und es also den »Anteil des Herrn Wodan« bezeichnete. Im Saterland nennt man den Busch mit christianisierter Vorstellung
Peterbült (Petrus als Wetterherr gedacht). Wenn man dann in andern Gegenden eine Puppe aus dem letzten
Roggen macht und dieselbe feierlich einholt und den »Alten« nennt,
so geht dies vielleicht auf Donar, der oft als »der Alte« (Atli) bezeichnet wurde (vgl. Ackerkulte). - Die christliche Kirche
setzte an die Stelle der altheidnischen Dankopfer ein Ernte
dankfest, welches noch jetzt und zwar in Norddeutschland
meist am Sonntag nach Michaelis (29. Sept.) begangen wird. Unter den Vergnügungen, welche nach vollbrachter Einfuhr des Getreides
den Arbeitern vom Gutsherrn bereitet werden, ist die gebräuchlichste das Erntebier, eine Tanzbelustigung, bei welcher den
Arbeitern Bier verabreicht und von diesen dem Festgeber eine Erntekrone oder Erntekranz überreicht zu
werden pflegt. Über die alten halbheidnischen Gebräuche vgl. Mannhardt, Wald- und Feldkulte (Berl. 1877); Pfannenschmidt, Germanische
Erntefeste im heidnischen und christlichen Kultus (Hannov. 1878).
Volkswirtschaftliches.
Die Ernten bilden eins der wichtigsten Glieder [* 21] im Kreislauf des [* 22] ganzen Güterlebens. In steter regelmäßiger Folge entsprechend dem Wechsel der Jahreszeiten [* 23] verbinden wir mit dem Boden und mit den übrigen an der Produktion beteiligten natürlichen Kräften (Luft, Wasser, Feuchtigkeit, Wärme, [* 24] Licht [* 25] etc.) die erforderlichen Arbeits- und Kapitalskräfte, um jene wertvollen Gütermassen zu erzeugen, welche als Nahrungs- und Genußmittel, Roh- und Hilfsstoffe der verschiedenen Industrien etc. in kurzen Zeiträumen, meist innerhalb der Erntejahre selbst, wieder konsumiert werden, dadurch wieder in den Kreislauf gelangen und die Mittel zu neuer Produktion bieten.
Welchen Umfang dieser sich jährlich wiederholende Prozeß gegenwärtig nimmt, kann man aus einigen Schätzungen beurteilen. Nach statistischen Berechnungen beträgt der Wert einer mittlern Getreideernte an Körnerfrucht allein (also ohne Stroh) beiläufig 27 Milliarden Mk. Die Weinernte in Frankreich, die nahezu ein Viertel der Weinproduktion Europas ausmacht, wird auf mehr als 1 Milliarde Mk. und nach diesem Maßstab [* 26] jene von ganz Europa [* 27] auf 4 Milliarden Mk. bewertet; die Tabaksernte der Vereinigten Staaten, [* 28] welche ungefähr derjenigen aller europäischen Staaten gleichkommt, wird mit 160-180 Mill. Mk., die Baumwollernte mit 1100-1200 Mill. Mk. veranschlagt; die jährliche Kaffee-Ernte hat auf den europäischen Märkten einen Geldwert von beiläufig 1100 Mill. Mk. Aus diesen wenigen Anhaltspunkten läßt sich ermessen, wie viele Milliarden alle Jahre durch die Ernten in den wirtschaftlichen Umsatz kommen.
Wenn auch der Tauschwert der Ernte erst mit steigender Kultur zu dieser numerischen Höhe gelangt ist, so war deren Bedeutung doch in gewissem Sinn in alter Zeit für die Naturalvölker, die vom Ackerbau und Bodenertrag ganz und gar in ihrer Existenz abhängig waren, von noch größerer Tragweite als für die Gegenwart. Deshalb begegnet man schon in der ältesten orientalischen Kulturepoche und im klassischen Altertum dem Bestreben, den Ausfall der Ernten möglichst rasch wenigstens im allgemeinen kennen zu lernen.
Selbstverständlich mußte man sich zuerst mit vagen Nachrichten genügen lassen; auch das ganze Mittelalter und noch der Polizeistaat im vorigen und in den ersten Dezennien unsers Jahrhunderts brachten es nicht über generelle Qualifikationen der Ernteerträge ohne ziffermäßige Angabe der Ertragsmengen. Nur ausnahmsweise begegnen wir einer förmlichen Organisierung der Ernteberichte, wie sie am weitesten zurückreichend in Schweden [* 29] (seit 1741) und in Sachsen [* 30] (1755) eingeleitet wurden.
Die mustergültigen erntestatistischen Arbeiten, welche seit 1837 in Frankreich und 1846 in Belgien [* 31] organisiert wurden, zeigten nicht bloß die Methode, nach welcher man allein auf ein stabileres und verläßlicheres Resultat der Erhebungen hoffen kann, sondern sie bewiesen überhaupt die Möglichkeit, statt der allgemeinen Bezeichnung eine in Zahlen ausgedrückte Angabe der Jahresernten zu liefern. Nun folgte bald die Einrichtung einer genauen Agrarstatistik in Preußen [* 32] (1846, Erntetabelle), in Bayern [* 33] (1854 durch Herman), in Württemberg [* 34] (1851-54 und 1857 ff.), in den Niederlanden, in Großbritannien [* 35] und Irland (1855 ff.), in Österreich [* 36] (1868) und in mehreren andern Staaten.
Die Merkmale, durch welche sich die rationellen Nachweise, welche seither in der Mehrzahl der Kulturstaaten eingeführt wurden, von den fiskalischen und polizeilichen Grundsätzen der vorhergehenden Ernteberichte unterscheiden, liegen einerseits in dem Streben nach ziffermäßigem Ausdruck für die verschiedenen Produktionsgrößen, anderseits in der Methode, durch welche man zur Kenntnis dieser letztern gelangt. Man sucht Zahlenangaben über die jährlichen Einzelerträge pro Flächeneinheit und über die daraus zu berechnenden Totalerträge, über die Qualität des Produktes (ausgedrückt im Gewicht), über die Quantität und den Marktpreis.
Aus solchen durch längere Zeit fortgesetzten Beobachtungen und ihrer Aufzeichnung sucht man heute in der Mehrzahl der Staaten die Beschaffenheit einer Durchschnitts- oder Mittelernte ziffermäßig festzustellen und bezeichnet deren Größe durch die Zahl 100; die einzelne Jahresernte wird dann in ihrer Qualität und Quantität nicht bloß absolut angegeben, sondern soll zugleich durch jene Relativzahlen, welche ihr Verhältnis zur Mittelernte ausdrücken, charakterisiert werden. Man hat also in diesen ¶