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Eiweißumsatz im Körper; dieser Effekt fehlt, wenn das Wasser den durch reichliche Bewegung entstandenen Wasserverlust des Körpers decken muß.
Auch gewisse Salze sind für die Erhaltung des Organismus durchaus erforderlich: der Organismus kann sich mit organischer Nahrung allein nicht erhalten;
soll der Körper normal funktionieren, so müssen vielmehr neben dem organischen Nährmaterial bestimmte Salze zugeführt werden.
Sinkt die Salzzufuhr unter eine gewisse Grenze, oder wird sie völlig aufgehoben, so gibt der Organismus von seinen Geweben Mineralbestandteile ab, und es treten infolgedessen so schwere Funktionsstörungen auf, daß das Leben schließlich nicht mehr zu erhalten ist. Ganz besonders sind Chlornatrium, Kalk, Kali, Magnesia, Eisen [* 2] und Phosphorsäure unentbehrliche Nährstoffe für den Organismus. Entzieht man diese Nährstoffe oder auch nur einzelne derselben den Tieren, oder beschränkt man die Zufuhr derselben in sehr beträchtlichem Umfang, so gehen die Tiere auch dann zu Grunde, wenn ihnen sonst organische Nährstoffe selbst in reichlichster Menge verabreicht werden.
In der Regel werden diese Salze dem Körper mit Wasser und der übrigen Nahrung in einer genügenden Menge geboten, nur Kochsalz pflegt regelmäßig der Kost zugefügt zu werden.
Über die der Haustiere vgl. Fütterung.
Nahrungs- und Genußmittel des Menschen.
Kaum je nehmen wir die Nährstoffe in reinem Zustand, sondern meistens in Form von Gemengen mit zahllosen andern Tier- und Pflanzenstoffen auf, und wir bezeichnen diese Gemenge als Nahrungsmittel. [* 3]
Wollte man dem Organismus die Nährstoffe (und auch zahlreiche Nahrungsmittel) im reinen Zustand darbieten, so würde er sie mit Ekel von sich weisen; sie sind geschmacklos und fade, und der Körper würde thatsächlich eher Hungers sterben, als die zu seiner Erhaltung erforderlichen Stoffmengen in dieser Form aufnehmen. Erst ein eigentümlicher Wohlgeschmack, der durch die Gegenwart von allerlei Substanzen, die man als Genußmittel bezeichnet, bedingt wird, ladet uns zur Aufnahme und zur Verdauung der Nahrung ein und macht die Nährstoffe überhaupt genießbar.
Diese Genußmittel nun wirken nicht, wie die Nährstoffe, durch ihre Zersetzung auf die Erhaltung des Organismus ein, sondern üben einen eigenartigen nervösen Einfluß aus, durch welchen der Organismus zur Aufnahme und zur Verdauung der Nährstoffe angeregt wird. Zu solchen Genußmitteln gehören Pfeffer, Senf, Essig, Zwiebeln etc., und diesen den Speisen direkt zugesetzten Gewürzen schließen sich eigentümlich riechende und schmeckende Substanzen an, die erst bei der Zubereitung der Nahrungsmittel, z. B. beim Backen des Brotes, Braten des Fleisches etc., gebildet werden.
Endlich bestehen die Genußmittel aus Speisen und Getränken, die weniger ihrer nährenden als ihrer anregenden Wirkung halber genommen werden, z. B. Obst, Süßigkeiten, Kaffee, Thee, kohlensäurehaltige und alkoholische Getränke, Fruchtsäfte etc. Was die weitere Wirkung dieser Genußmittel betrifft, so sind viele derselben, wie Kaffee, Thee, alkoholische Getränke und Tabak, [* 4] befähigt, bei anhaltenden Strapazen und ungenügender Nahrungszufuhr, z. B. im Felde, das Gefühl des Hungers zu unterdrücken und die Leistungsfähigkeit des Körpers zu heben, ein Verhalten, welches übrigens nur von dem gut genährten Organismus ohne Schaden ertragen wird.
Diese sogen. kräftigende Wirkung beruht keineswegs auf einer Fähigkeit dieser Genußmittel, als Nährstoffe einzutreten oder den Nährstoffverbrauch zu verringern, sondern sie ist lediglich auf nervöse Einflüsse zurückzuführen, welche zu einer Hebung [* 5] des Kraftgefühls führen. Man kann sie nicht mit Unrecht mit der Wirkung der Peitsche vergleichen, welche das Pferd [* 6] zu größerer Leistung anregt. Sodann wirken die Genußmittel in hervorragender Weise auf die Verdauung ein; so wird z. B. die Speichelsekretion schon beim Anblick wohlschmeckender Speisen mächtig angeregt.
Bei längerm Gebrauch eines und desselben Genußmittels stumpft sich dessen Wirkung ungemein ab. Sollen deshalb die Genußmittel in vorteilhaftester Weise wirken, so ist ein weiser Gebrauch und Wechsel derselben geboten, und dieses sollte namentlich von seiten der weniger bemittelten Volksklasse berücksichtigt werden. Mit Recht hebt Forster hervor, daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß der Mangel geeigneter Würzmittel und des Wechsels derselben in einer nur aus wenigen Gerichten bestehenden eintönigen Kost wesentlich zu einer schlechten Ernährung führt und dazu beiträgt, Gelüste nach andern Genußmitteln, speziell nach alkoholischen Getränken, entstehen zu lassen.
Als Beispiel eines vollkommenen Nahrungsmittels, welches an sich und ohne Zusatz von Genußmitteln zur Erhaltung des Organismus vollständig genügt, kann die Milch dienen. Sie enthält alle Stoffe, deren der Organismus zu seinem Aufbau und zum Lebensunterhalt bedarf: von Eiweißkörpern Kasein, Albumin und Pepton, von Fetten das in mikroskopischer Verteilung befindliche, leichtverdauliche Butterfett, von Kohlehydraten den Milchzucker, sodann große Mengen von Wasser und mineralische Stoffe, von denen Phosphorsäure, Chlor, Kalk, Kali etc. besonders zu nennen sind. Alle diese Substanzen befinden sich in der Milch in einem solchen Mischungsverhältnis, daß der kindliche Organismus eine ganze Zeit hindurch allein von der Muttermilch zu leben vermag.
Durch zahlreiche Versuche ist festgestellt, daß der Körper zu einer geregelten Ernährung außer einer genügenden Menge von Wasser und Salzen der Zufuhr von Eiweißkörpern sowie von Fetten oder Kohlehydraten bedarf, daß das Leben bei der Verabreichung nur eines der genannten organischen Nährstoffe aber unmöglich ist. Bei ausschließlicher Verabreichung von Eiweißkörpern oder von Fetten oder von Kohlehydraten stellt sich nach 3-5 Wochen der Hungertod (s. Hunger) ein. Wenn auch der Körper bei einer aus Eiweiß und Fett oder Eiweiß und Kohlehydraten gemischten Kost, die im übrigen die erforderlichen Mengen von Wasser und anorganischen Nährstoffen enthält, bestehen kann, so ist doch nach aller Erfahrung diejenige Nahrung die geeignetste, welche Repräsentanten aus allen drei Gruppen der organischen Nährstoffe enthält.
Was das tägliche Kostmaß des Menschen betrifft, welches genügt, den Körperbestand zu erhalten, so gestaltet sich dieses nach den wechselnden Lebensbedingungen (Alter, Geschlecht, Beschäftigung etc.) verschieden und ist im allgemeinen um so erheblicher, je größer die Körpermasse ist, und je größere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Organismus gestellt werden. Auf Grund der Beobachtungen von Mulder, Playfair, Liebig u. a. veranschlagt Moleschott das tägliche Kostmaß eines arbeitenden Mannes in der Blüte [* 7] seines Lebens auf 130 g Eiweiß, 84 g Fett, 404 g Kohlehydrate, und neuere Beobachtungen haben dargethan, daß diese Zahlen annähernd richtig sind. Voit schließt aus einer größern Anzahl von Versuchen, daß ein arbeitender Erwachsener von mittelmäßiger Kraft [* 8] neben dem Wasser, den Salzen und den Genußmitteln mindestens täglich 118 g Eiweiß, 56 g Fett und 500 g Kohlehydrate bedarf. ¶
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Dabei enthalten diese Zahlen das Maximum an Kohlehydraten, da ein noch größeres Quantum nicht mehr gut verdaulich ist, und das Minimum an Fett, welches wegen seines höhern Preises in der Kost des Arbeiters weit weniger vertreten ist als in der des Wohlhabenden.
Nachstehende Tabelle Forsters enthält das tägliche Kostmaß von einzelnen ausgewählten Individuen von verschiedenem Alter, Geschlecht und Beruf, die, ihrer Lebensstellung und ihren Arbeitsverhältnissen entsprechend, regelmäßig lebten und durchaus nicht zu Exzessen hinneigten. Besonders wurde auch noch darauf gesehen, daß die gewählten Individuen von mittlerer Körperkonstitution waren, nicht etwa besondere Angewöhnungen im Speisegenuß hatten, sondern in freier Wahl eine gemischte Kost nahmen, welche in weitern Kreisen der entsprechenden Bevölkerungsgruppe gebräuchlich war. Die Bestimmungen lieferten folgende aus den Beobachtungen mehrerer Tage berechnete Mittelzahlen:
Individuen nach Alter, Geschlecht etc. | Körpergewicht | Eiweiß | Fett | Kohlehydrate | Bemerkungen zur Kostart |
---|---|---|---|---|---|
Kilogr. | Gramm | Gramm | Gramm | ||
Mädchen, in der ersten Lebenswoche | 2.5 | 7 | 11 | 15 | Muttermilch |
- Ende der zweiten Lebenswoche | 2.7 | 12 | 20 | 27 | - |
Knabe, 1 Monat alt | 4.4 | 19 | 29 | 41 | - |
Arbeiterkind, 4 Monate alt | 5.5 | 29 | 20 | 120 | Kuhmilch und Mehl |
Kind, 5 Monate alt | 6.0 | 40 | 37 | 50 | Verdünnte Kuhmilch |
Arbeiterkind, 2½ Jahre alt | 10.0 | 36 | 27 | 150 | Meist Vegetabilien |
Erwachsener (Arzt), 28-30 Jahre alt | 70.0 | 130 | 95 | 325 | Gemischte Kost |
- (Arbeiter), 36-38 Jahre alt | 70.0 | 132 | 90 | 450 | - - (mehr Vegetabilien) |
- (wohlhabend, ohne körperl. Anstrengung) | 62.0 | 90 | 80 | 285 | - - |
- (Bergmann in Nassau) | 67.0 | 133 | 113 | 634 | - - (reich an Vegetabilien) |
Arbeiterfrau, 30 Jahre alt | - | 76 | 23 | 340 | Fast nur Vegetabilien |
Frau (wohlhabend) | 50.0 | 70 | 100 | 190 | Fleisch, Eier, Milch, Brot |
Mann, 65 Jahre alt | 62.0 | 116 | 68 | 345 | Gemischte Kost |
Frau, 60 Jahre alt | - | 80 | 50 | 265 | - - |
Stillende Frau, 25 Jahre alt | 55.0 | 250 | 220 | 530 | - - u. täglich 5 Lit. Milch |
Hinsichtlich der Eiweißnahrung ist es durchaus nicht gleichgültig, ob diese dem Körper in Form von animalischem oder vegetabilischem Eiweiß dargeboten wird. Denn wenn auch gewisse Pflanzenstoffe einen ganz namhaften Eiweißgehalt besitzen, und wenn auch das Pflanzeneiweiß im allgemeinen weit billiger im Preise steht als das Eiweiß tierischer Abstammung, so ist doch eine ausschließliche Ernährung mit Vegetabilien höchst unzweckmäßig, und es gedeiht der menschliche Körper am besten bei einer aus Fleisch und Pflanzenstoffen in zweckmäßiger Weise gemischten Kost. Besonders ist es erwiesen, daß die Ausnutzung der tierischen Speisen weit besser erfolgt als die der pflanzlichen. So hat z. B. das vegetabilische Eiweiß lange nicht den Wert einer gleichen Menge von tierischem, wie es in der Form von Fleisch, Milch oder Käse genossen wird. Die Grunde hierfür liegen zum Teil in der Einschließung des Pflanzeneiweißes in Cellulose. Weiter ist gegen die ausschließliche Pflanzenkost einzuwenden, daß ihr Wassergehalt, abgesehen von den Getreide- und Leguminosenkörnern, so bedeutend ist, daß schon das bloße Volumen der pflanzlichen Nahrung nachteilig wirkt; so enthält z. B.
Weißbrot | 74 Proz. Wasser | Schwarzbrot | 86 Proz. Wasser |
Frische Erbsen | 81-87 - - | Gelbe Rüben | 92 - - |
Kartoffeln | 85 - - | Wirsing | 96 - - |
Das große Volumen der Pflanzenkost verhindert das ordentliche Eindringen der Verdauungssäfte in die aufgenommene Nahrung, und hierdurch wird der Eintritt von abnormen Gärungen ungemein begünstigt. Auch führt die dauernde Aufnahme voluminöser Nahrungsmittel zu einer Ausdehnung [* 10] der Magen- und Darmwandung mit nachteiligen Folgen. Während nämlich das Hungergefühl zu den Gemeingefühlen zählt und keineswegs von örtlichen Erregungen des Magens abhängig ist, ist das Gefühl der Sättigung nur auf solche zurückzuführen.
Nehmen deshalb Menschen, die an voluminöse Nahrung gewöhnt sind, gehaltvollere Kost in kleinere Mengen, so macht sich bei ihnen das Gefühl der Sättigung nicht geltend, wenn auch das kleine Volumen das früher aufgenommene größere bedeutend an Nährstoffgehalt übertrifft. Weiter ist gegen ausschließliche Pflanzenkost die Bildung großer Mengen wasserreicher Exkremente anzuführen. Endlich erzeugt der fortgesetzte Gebrauch reiner Pflanzenkost oftmals Verdauungsbeschwerden und Ekel; übrigens gibt schon die ganze Einrichtung des Verdauungsapparats dem Menschen eine Mittelstellung zwischen dem Fleisch- und Pflanzenfresser; während nämlich der Verdauungsapparat der Pflanzenfresser etwa 15-20 Proz. ihres Körpergewichts ausmacht, beträgt dieser Wert beim Fleischfresser nur 5-6 Proz., beim Menschen aber durchschnittlich 7-8 Proz.
Künstliche Ernährung.
Als künstliche Ernährung bezeichnet man das Einbringen von Nährstoffen in den Magen [* 11] oder Darm [* 12] mit Hilfe der Schlundsonde, des Klystiers oder durch Magen- und Darmfisteln. Sie erfolgt, wenn bei krankhaftem Verschluß des Mundes (Starrkrampf), bei Verengerung der Speiseröhre, bei Geschwülsten am Magenmund od. dgl. die normale Nahrungsaufnahme unmöglich gemacht oder doch äußerst erschwert wird; auch bei Geisteskranken, die jede Nahrungsaufnahme hartnäckig verweigern (Sitophobie), kann sie erforderlich werden.
Die Schlundsonden sind hohl und werden durch den Mund, bei Kinnbackenkrampf auch wohl durch die Nasenhöhle, in den Schlund eingeschoben. Ist die Schlundsonde tief genug eingeführt, keine Angst, Atemnot, kein Husten vorhanden, so kann man überzeugt sein, daß man das Rohr in die Speiseröhre und nicht in den Kehlkopf [* 13] eingeführt hat, schiebt sodann das Rohr dreist weiter und setzt dann eine mit nahrhaften Brühen (Fleischpepton, Eidotter, Milch etc.) gefüllte große Spritze an dasselbe.
Das Einspritzen selbst geschehe langsam, um plötzlicher Überfüllung, Aufstoßen etc. vorzubeugen. Auch bei dem Ausziehen muß man, ebenso wie bei dem Einführen der Schlundsonde, vorsichtig zu Werke gehen, die Mündung tief senken, indem man sie mit dem Daumen verschließt, damit die Flüssigkeit nicht auströpfeln und in den Kehlkopf sich ergießen kann. Ernährende Klystiere finden hauptsächlich dann Anwendung, wenn die Applikation der Schlundsonde unausführbar ist. Besonders gebräuchlich sind gegenwärtig die ¶