Erdmagnetismus.
In denJahren 1845-48 berechnete er mit H.
Petersen aus den von ihm gemessenen
Werten der magnetischen
Erscheinungen
die ihrer Gesamtheit am nächsten kommenden
Werte der
Konstanten der Gaußschen
Theorie des Erdmagnetismus. Weit vollständigere
Grundlagen der Gaußschen
Theorie, für die
Erscheinungen des Erdmagnetismus im J. 1829, mit Berücksichtigung der
Säkularveränderungen aus allen vorliegenden
Beobachtungen, hat Erman 1874 im Auftrag der kaiserlichen
Admiralität berechnet
und dargestellt auf 13
Tabellen und 6
Karten (Berl. 1874). Er begann auch eine Berechnung derselben
Erscheinungen für das Jahr
1860, starb aber als außerordentlicher
Professor der
Physik an der
Universität in
Berlin
[* 2] Er
schrieb noch: »Die Grundlagen der Gaußschen
Theorie« und »Die
Erscheinungen des Erdmagnetismus im Jahr 1829« (mit
Petersen,
Berl. 1874) und gab das
»Archiv für wissenschaftliche
Kunde von Rußland« (das. 1841-65, 25 Bde.)
heraus.
4)
Adolf,
Ägyptolog, Sohn des vorigen, geb. zu
Berlin, studierte in
Leipzig
[* 3] und in seiner Vaterstadt,
wurde 1883 außerordentlicher
Professor der Ägyptologie an der
Universität und 1885
Direktor der ägyptischen Abteilung der
königlichen
Museen daselbst. Er schrieb: »Die Pluralbildung des
Ägyptischen« (Leipz. 1878);
(Ermland,Varmia), Landstrich im preuß. Regierungsbezirk
Königsberg,
[* 8] umfaßt die jetzigen
vier
Kreise
[* 9]
Braunsberg,
[* 10]
Heilsberg,
Rößel und
Allenstein,
[* 11] im ganzen 4250 qkm (77 QM.) mit (1885) 228,076
Einw. Der
Boden ist weniger fruchtbar als in den andern mittlern
KreisenOstpreußens und im S.
(Allenstein) auf sandigem
Grund
stark bewaldet. Nirgends in
Ostpreußen
[* 12] gibt es so wenig große
Güter wie hier, desto mehr Bauerndörfer.
Von besonderer Wichtigkeit ist der Flachsbau. Die Bewohner sprechen eine eigentümliche deutsche
Mundart, im S. polnisch und
sind bis auf 20,000
Evangelische und 1700
Juden durchaus Katholiken. - Ermeland war ursprünglich eine der elf
Landschaften des alten
Preußen
[* 13] und, nachdem es von denDeutschen Ordensrittern erobert worden war, eins der vier
Bistümer des
Ordenslandes.
Dasselbe wurde 1250 von
Innocenz IV. eingerichtet. Der
Bischof von Ermeland, welcher dem
Orden
[* 14] gegenüber seine Selbständigkeit bewahrte,
stand bis 1354 unter dem
Erzbischof von
Riga,
[* 15] trat dann unter die unmittelbare
Hoheit des
Papstes und wurde zum deutschen
Reichsfürsten erhoben. Als Ermeland 1466 durch den
Frieden von
Thorn
[* 16] zugleich mit ganz
Westpreußen unter polnische Herrschaft
kam, wurde der
Bischof Mitglied des polnischen
Senats mit dem
Recht, bei Erledigung des
Throns die preußischen
Stände zusammenzuberufen.
(Ermerich,Ermanarich,Emelrich, angelsächs. Eormanric, in der
Edda und Volsungasaga
Jormunrekr, in der
Wilkinasaga
Ermenrekr), im
Heldenbuch König der Ostgoten in
Apulien und Oberkönig in
Rom,
[* 17] entehrte Odilia, die Gemahlin seines
Marschalls
Sibich, worauf ihn dieser aus
Rache überredete, seinen ältern Sohn,
Friedrich, in derWilzen Land zu entsenden,
wo derselbe umkam, seinen zweiten Sohn, Reginbald, auf einem schlechten
Schiff
[* 18] nach
England zu schicken, um
Schatzung einzufordern,
auf welcher
Fahrt derselbe ertrank, und seinen dritten,
Samson, als der Unzucht mit seiner Tochter verdächtigt, zu töten.
Außerdem bewog Odilia den König, die
Söhne seines
Bruders Harlung, die Harlungen, henken zu lassen und
einen andern
Neffen, den berühmten
HeldenDietrich von Bern, zur
Flucht nach Hunnenland zu zwingen. Mit
HilfeEtzels schlug
Dietrich
jedoch den König samt Sibich in der
Rabenschlacht und ward sein Nachfolger. Nach der alten Übersicht des
Sagenkreises des
Heldenbuches wurde Ermrich von seinem erbittertsten Gegner, dem getreuen
Eckart, erschlagen. Übrigens laufen
die
Sagen des
Heldenbuches, der
Wilkinasaga (die Sibich Sifka nennt) etc. verschiedenartig auseinander (vgl.
Jormunrekr). Ein niederdeutsches Gedicht: »Koninc Ermenrikes dot« (hrsg.
von
Gödeke, Hannov. 1851; wieder abgedruckt in
Hagens
»Heldenbuch«, Leipz. 1855), besingt in der
Nibelungenstrophe kurz, aber
volksmäßig frisch das Ende Ermrichs. Die historische Persönlichkeit, die dem der
Heldensage zu
Grunde
liegt, ist König
Hermanrich (s. d.).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Merseburg,
[* 19] im
Mansfelder Gebirgskreis, an der
Selke und der
LinieFrose-Ballenstedt
der Preußischen Staatsbahn, hat eine
Pfarrkirche, ein
Amtsgericht und (1880) 2925 evang. Einwohner, welche Zuckerfabrikation,
Spiritusbrennerei,
Acker- und Flachsbau treiben. Ermsleben ist der Geburtsort des Dichters
Gleim.
die Gesamtheit der physiologischen Vorgänge, durch welche die Organismen die zu ihrem
Aufbau und ihrem
Lebensunterhalt erforderlichen
Stoffe aus der
Außenwelt aufnehmen und verarbeiten. Vom chemischen Standpunkt aus gestalten
sich diese
Prozesse für sämtliche Organismen auf
Erden zu einem außerordentlich einfachen
Kreislauf:
[* 20] die
Pflanzen vermögen aus der anorganischen
Natur gewisse
Substanzen sich anzueignen und zu
Bestandteilen ihres eignen
Körpers
umzuwandeln, während die
Tiere ihre
Nahrung aus dem
Pflanzenreich entnehmen (die fleischfressenden
Tiere natürlich nur mittelbar)
und dafür die von ihnen verbrauchten
Substanzen an den
Boden und die
Luft zurückgeben, aus denen sie die
Pflanze für das organische
Leben gewonnen hatte und
¶
Der Tierkörper dagegen wandelt die direkt oder indirekt aus der Pflanzenwelt entnommenen organischen Stoffe wiederum in einfachere
anorganische Stoffverbindungen um, indem er sie verbrennt, d. h. indem sie
mit dem aus der Atmosphäre eingeatmeten Sauerstoff sich verbinden. Die Rolle, welche die Pflanzen in dem großen Kreislauf desStoffes spielen, ist also derjenigen der Tiere gerade entgegengesetzt. Denn die Pflanze zersetzt Kohlensäure, Wasser und Ammoniak,
die sie aus Luft und Boden aufgenommen hat, und erzeugt daraus Eiweißstoffe, Fette und Kohlehydrate, indem
sie gleichzeitig Sauerstoff ausscheidet.
Das Tier dagegen verzehrt die Eiweißstoffe, die Fette und Kohlehydrate, zersetzt sie mit Hilfe des eingeatmeten Sauerstoffes
und erzeugt dabei Kohlensäure, Wasser und Ammoniak, welche ausgeschieden werden. Man kann somit den Tierkörper mit einem Oxydationsapparat,
den Pflanzenkörper mit einem Reduktionsapparat vergleichen. Mit dem besprochenen Kreislauf desStoffes
geht aber immer Hand
[* 23] in Hand ein Kreislauf der Kraft.
[* 24] Die reduzierende Thätigkeit des Pflanzenkörpers geschieht nur unter dem
Einfluß des Sonnenlichts und eines bestimmten Wärmegrades: die Pflanze verbraucht Wärme,
[* 25] dafür aber häuft sie in ihren
Substanzen eine entsprechende Masse von Spannkräften auf, welche später wieder in lebendige Kraft umgesetzt
werden kann. Letzteres geschieht durch den Tierkörper, denn indem dieser die als Nahrung aufgenommenen Pflanzenstoffe verbrennt,
erzeugt er nicht bloß Wärme, sondern auch lebendige Kraft, welche als Arbeit des Tiers in die Erscheinung tritt.
Der Tierkörper bedarf zu seiner Ernährung sowohl organischer als anorganischer Nährstoffe. Die organischen
Nährstoffe entstammen unmittelbar oder mittelbar der Pflanzenwelt, denn auch die zur Nahrung dienenden tierischen Bestandteile
sind auf pflanzliche Nährstoffe zurückzuführen, weil das fleischfressende Tier entweder direkt oder doch jedenfalls in letzter
Instanz von Pflanzenfressern sich ernährt. OrganischeNährstoffe sind die Albuminate oder Eiweißkörper, die Fette und die Kohlehydrate.
Ihre Bedeutung für die Ernährung des tierischen Organismus gipfelt darin, daß sie sich mit dem der Atmosphäre
entnommenen freien Sauerstoff zu verbinden vermögen. Es sind Spannkraft führende Körper, auf deren Verbrennung die Leistungen
des Tiers, Bewegung, Wärmebildung etc., beruhen. Ein organischer Nährstoff ist daher für die Ernährung des Tiers um so wertvoller,
einer je vollkommnern Oxydierung er fähig ist oder: was auf das Gleiche hinauskommt, je größer die Summe von Spannkräften
ist, welche er repräsentiert. AnorganischeNährstoffe sind freier Sauerstoff, welcher mit der atmosphärischen Luft eingeatmet
wird und den Verbrennungsprozessen im Körper vorsteht, ferner das Wasser, welches als allgemeines Lösungsmittel der übrigen
Körperbestandteile dient, und endlich gewisse Salze, namentlich Kochsalz, phosphorsaurer und kohlensaurer Kalk etc.
Was
die physiologische Bedeutung der einzelnen Kategorien von organischen wie anorganischen Nährstoffen für die Ernährung des Tierkörpers
anbelangt, so ist in Kürze folgendes darüber zu sagen:
Dieses Quantum ist vielfach überschätzt worden, indem man irrtümlich mit Liebig annahm, daß die Muskelarbeit wesentlich
eine Funktion der Eiweißkörper sei, während Kohlehydrate und Fette niemals zur Arbeitsleistung, sondern nur zur Wärmebildung
dienen sollten. Als aber Voit und Pettenkofer den Stoffwechsel während der Arbeit und während der Ruhe vergleichend
studierten, da fanden sie auch während der stärksten Muskelarbeit den Eiweißzerfall im Organismus nicht größer als während
der Ruhe.
Die neuere Physiologie hat entschieden, daß nicht die Eiweißkörper, sondern daß die stickstofffreien Nährstoffe die Quellen
der Muskelkraft sind; wenn aber trotzdem eine eiweißreiche Kost den Organismus zu weit größerer Energie
befähigt, so ist dies darauf zurückzuführen, daß nur eiweißreiche Organe energisch zu funktionieren vermögen, daß aber
ein bedeutender Eiweißgehalt der Organe nur durch eine verhältnismäßig große Eiweißzufuhr erhalten werden kann. Aus
der Zersetzung des Eiweißes im Organismus geht eine Reihe stickstoffhaltiger Zersetzungsprodukte hervor, welche
durch die Nieren ausgeschieden werden; das wichtigste derselben ist der Harnstoff.
Bei gesteigerter Eiweißzufuhr wird die Harnstoffausscheidung selbst dann erheblich vermehrt, wenn an die Arbeitsleistung
des Organismus größere Anforderungen nicht gestellt werden; umgekehrt scheidet der hungernde Organismus nur minimale Mengen
von Eiweiß aus, und es zeigt also der Organismus das Bestreben, sich seinen Eiweißgehalt nach Kräften
zu sichern. Übrigens genügt eine Nahrung, welche genau so viel Eiweiß enthält, als im Hungerzustand zerstört wird, auch
nicht annähernd zur Erhaltung des Organismus; dieser büßt vielmehr unter solchen Verhältnissen mehr und mehr an Körpermasse
ein und geht schließlich nicht viel später zu Grunde als bei Entziehung der ganzen Nahrung.
Ein Fleischfresser braucht zum Fristen eines selbst kümmerlichen Daseins mindestens 2½mal soviel Eiweiß, wie seinem Hungerumsatz
entspricht. 100 g Nahrungseiweiß vermögen also auch nicht annähernd 100 g Körpereiweiß vor Zerfall zu schützen, und
es handelt sich bei der Ernährung keineswegs um einen bloßen Austausch der eiweißartigen Bestandteile des Körpers
und der Nahrung, sondern noch unbekannte Momente gestalten den Gang
[* 27] der Ernährung wesentlich anders.
Von Eiweiß allein vermag sich der Organismus nicht zu erhalten, und er geht bei ausschließlicher Eiweißzufuhr nicht viel
später zu Grunde als bei völliger Nahrungsentziehung. Für den gut genährten Fleischfresser glaubt indessen
Voit annehmen zu müssen, daß er sich dauernd mit fettfreiem Fleisch, also mit einer Kost, welche fast ausschließlich aus
Eiweiß, Wasser und Salzen besteht, erhalten kann. Es wird das aus einem Versuch geschlossen, in welchem ein gut genährter Hund,
der ausschließlich höchst fettarmes Fleisch¶