Weltregierung anschließt. Die Schwierigkeit des
Begriffs liegt in dem
Verhältnis derjenigen
Wirkungen, welche von den sogen.
zweiten
Ursachen, den
Natur- und Menschenkräften, ausgehen, zu der Allwirksamkeit der ersten und letzten
Ursache,
Gottes. Um
dies zu erklären, hat die lutherische
Dogmatik die
Lehre
[* 2] vom sogen.
Concursus aufgestellt, wonach, wie
Quenstedt die
Sache formulierte, »die Thätigkeit und Wirksamkeit der
Kreatur nicht lediglich von Gott und nicht lediglich von der
Kreatur,
auch nicht teilweise von Gott, teilweise von der
Kreatur, sondern zugleich von Gott und der
Kreatur ausgeht«. Es schwebt hierbei
die unlösbare Aufgabe vor, die relative Selbständigkeit der
Welt und ihre absolute Abhängigkeit von
Gott in Einer
Formel zu vereinigen, aber doch so, daß, wo die
Handlung des
Menschen eine böse ist, zwischen göttlicher und
natürlicher Ursachlichkeit halbiert werden kann.
(lat.
Suspensio), gewaltsame Todesart, welche von Selbstmördern sehr häufig gewählt, dagegen zu
Zwecken
des
Mordes nur ganz selten vorgenommen wird. Der Erhängte stirbt den Erstickungstod, indem der
Strick
oder das sonst gewählte Strangulationsinstrument die Zungenwurzel gegen die hintere Rachenwand andrückt und somit die
Luftwege
verlegt. Gleichzeitig drückt das fest um den
Hals herumliegende Strangulationswerkzeug auf die großen Venenstämme des
Halses
und verhindert den Abfluß des
Bluts aus dem
Gehirn
[* 3] und schließlich den
Blutkreislauf
[* 4] im
Gehirn überhaupt.
Am
Hals Gehängter beobachtet man sehr häufig eine Strangrinne oder Strangulationsmarke, d. h.
einen rinnenförmigen, bis zu 5
mm tiefen, vom
Strick bewirkten
Eindruck der
Haut,
[* 5] welcher um den größten Teil des Halsumfangs
herumgeht. Im
Grunde der Strangrinne ist die
Lederhaut manchmal eingetrocknet, hornartig fest, bräunlich
verfärbt.
Das
Gesicht
[* 6] ist blaurot und gedunsen, die
Augen glänzend und die
Hornhaut derselben gespannt (es fehlt also das gebrochene
Totenauge); die
Zunge steht etwas zwischen den
Lippen hervor oder ist zwischen den
Zähnen eingeklemmt. Männliche Individuen
erleiden zuweilen im
Moment des Erhängens einen Samenabfluß aus der
Harnröhre, auch unwillkürlicher
Kotabgang aus dem
Mastdarm kann erfolgen. Im Innern des
Körpers findet man das
Gehirn und die
Lunge
[* 7] strotzend mit dunkelrotem,
flüssigem
Blut erfüllt, die rechte
Herzkammer ausgedehnt und bluthaltig, die linke
Herzkammer gewöhnlich leer.
Kleine Blutergüsse im
Gehirn, unter dem
Lungenfell und an andern
Orten sind beim
Tode durch Erhängen etwas ganz
Gewöhnliches. Die gerichtsärztliche Beurteilung Erhängter ist zuweilen eine sehr schwierige, namentlich mit Rücksicht
auf die
Frage, ob im gegebenen
Fall ein
Mord oder ein
Selbstmord vorliegt, oder ob am Ende gar ein bereits Gestorbener von einem
andern aufgehängt wurde. Hierbei ist besonders zu beachten, daß ein
Selbstmord durch Erhängen selbst dann
möglich ist, wenn der Erhängte mit den
Füßen den
Boden berührt.
Sogar in knieender
Stellung hat man erhängte
Selbstmörder angetroffen. Am ehesten läßt sich die
Frage entscheiden, wenn
Brüche der Kehlkopfsknorpel, Muskelzerreißungen und Blutaustritte an der Strangmarke vorliegen, da durch die etwa vorhandenen
blutigen
Infiltrationen ersehen wird, daß die
Verletzung noch bei Lebzeiten entstanden ist, während die
Abwesenheit einer
Blutung auf nachträglich verursachten
Bruch hinweist.
Ob derTod durch Erhängen oder
Erdrosselung (s. d.) eingetreten
ist, kann nur aus etwa vorhandenen Druckmarken am
Hals und dann aus genauer Untersuchung und Erwägung aller Nebenumstände
geschlossen werden.
Trifft man einen Erhängten, der noch nicht völlig erkaltet ist, so ist sofort nach
Lösung der
Schlinge
künstliche
Atmung einzuleiten dadurch, daß man abwechselnd den
Bauch
[* 8] und dann die
Brust des
Menschen zusammenpreßt, wobei
die
Arme rhythmisch nach vorn und rückwärts bewegt werden. Auch die elektrische Reizung der Atmungsnerven ist während
derPeriode des
Scheintodes noch oftmals wirksam.
Vgl.
Casper-Liman, Lehrbuch der gerichtlichen
Medizin (7.
Aufl., Berl. 1881);
Müller, Behandlung Verunglückter bis zur Ankunft des
Arztes (das. 1877);
Esmarch, Erste
Hilfe bei plötzlichen
Unglücksfällen (Leipz. 1882).
2)
HeinrichAugust, Geschichtsforscher, geb. zu
Erfurt,
[* 12] studierte daselbst und in
Göttingen
[* 13]
Medizin, habilitierte
sich als
Dozent derselben sowie der
Philosophie zu
Erfurt, ward 1813 außerordentlicher
Professor, diente 1815 im
französischen
Feldzug als Oberarzt im 6. preußischen
Armeekorps und hielt nach seiner Rückkehr bis zu der 1816 erfolgten
Aufhebung der
ErfurterUniversität akademische Vorlesungen. 1821 wurde er zur
Organisation des
Erfurter Regierungsarchivs berufen, 1822 zum
Bibliothekar an der ehemaligen Universitätsbibliothek ernannt. 1824 ward er Archivar des Provinzialarchivs
in
Magdeburg,
[* 14] 1831 des westfälischen Provinzialarchivs in
Münster
[* 15] und 1834 hier zugleich
Direktor des
Vereins für Geschichte
und
AltertumskundeWestfalens. Er starb Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »De bibliothecis Erfordiae« (Erf.
1813-14, 2 Hefte);
»Überlieferungen zur vaterländischen Geschichte alter und neuer Zeit« (Magdeb.
1825-28,3 Hefte);
»Geschichte des Wiederaufblühens wissenschaftlicher
Bildung, vornehmlich in
Deutschland,
[* 16] bis zum Anfang
der
Reformation« (das. 1827-1832, 3 Bde.);
Luise, namhafte Schauspielerin, geb. zu
Wien, debütierte 1859 in
Kassel
[* 17] als Käthchen von
Heilbronn,
[* 18] ward später in
Dessau
[* 19] und
Hannover
[* 20] engagiert und 1864, nachdem sie seit 1862 inWiesbaden
[* 21] als tragische
Liebhaberin gewirkt hatte, nach
Berlin
[* 22] berufen, wo sie sich in ihren Debütrollen:
Julia, Leopoldine von
Strehlen
[* 23] und
Porcia
als würdige Nachfolgerin der Pellet erwies und sich rasch die
Gunst des
Publikums erwarb. Unterstützt von einer glücklichen
äußern Begabung, atmeten alle ihre Gebilde die edelste Weiblichkeit; Innigkeit undLeidenschaft standen
ihr in allen Abstufungen zu
Gebote.
In den ersten
Jahren waren
Gretchen, Klärchen, Desdemona ihre beliebtesten
Rollen.
[* 24] Unter denen, die sie später mit Meisterschaft
darstellte, heben wir hervor:
Pompadour, Orsina,
LadyMilford,
Adelheid von Waldorf, Franziska von
Hohenheim, Leonore von
Este,
Iphigenia. Auch in Repräsentationsrollen, Salondamen, leistete Erhartt durch feine
Tournüre Ausgezeichnetes.
Seit 1868 ist sie mit dem
GrafenKarl von der
Goltz vermählt, dem sie 1878 nach
Erfurt folgte.
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