mehr
Fällen kann von derselben die Einrichtung der Station und der ganze Dienst auf derselben übernommen und durch Delegierte des kaiserlichen Kommissars geleitet werden.
Erft - Erfurt
Fällen kann von derselben die Einrichtung der Station und der ganze Dienst auf derselben übernommen und durch Delegierte des kaiserlichen Kommissars geleitet werden.
Fluß in der preuß. Rheinprovinz, [* 2] entspringt in der Eifel, südwestl. von Rheinbach, geht eine Strecke parallel mit dem Rhein, wendet sich dann nordöstlich demselben zu und mündet nach einem Laufe von 120 km bei Grimlinghausen, fast südwestlich von Düsseldorf, [* 3] in den Rhein.
Kurz vor der Mündung entsendet sie einen Arm nach Neuß, [* 4] von welcher Stadt derselbe, ausgegraben und schiffbar gemacht, als 4 km langer Erftkanal zum Rhein bei der Neußer Hütte führt.
s. Eid, ^[= # (Juramentum, Jusjurandum), feierliche Wahrheitsversicherung unter Anrufung der Gottheit. Die ...] S. 367.
Erfurt
* 5
Erfurt.[* 5] (hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks, Stadt- und Landkreises in der preuß. Provinz Sachsen, [* 6] der Mittelpunkt und die alte Metropole Thüringens, bis 1873 Festung, [* 7] 213 m ü. M., liegt an der Gera, [* 8] die sie in zwei Hauptarmen, der Breiten und der Wilden Gera, durchfließt, in fruchtbarer, freundlicher Gegend. Erfurt ist Knotenpunkt der Linien Neudietendorf-Weißenfels und Erfurt-Sangerhausen der Preußischen Staatsbahn und der Eisenbahn Nordhausen-Erfurt und eine weitgedehnte, unregelmäßige Stadt, deren äußeres Ansehen mit den vielen Türmen und Türmchen, dem Dom und dem Severistift auf der Höhe und den zwei ehemaligen Citadellen imposant ist.
Mainz (Stadt: hervorra
* 9
Mainz.Die Stadt hat sieben Thore: das Brühler-, Andreas-, Johannis-, Krämpfer-, Schmidtstedter- und Löberthor und das Pförtchen, und sechs nach jenen Thoren genannte Vorstädte. Die zum Teil sehr starken Thorbefestigungen sind in den letzten Jahren gänzlich verschwunden. Neue Straßen, ja ganze neue Stadtteile sind entstanden im sogen. Hirschbrühl, vor dem Johannis-, Andreas-, Brühler- und Löberthor und vor dem Pförtchen. Die Hauptstraße ist der Anger. Unter den öffentlichen Plätzen sind zu erwähnen: der Friedrich-Wilhelmsplatz, sonst »Vor den Graden« (ante gradus) genannt, am Petersberg und Dom liegend, mit einem großen Obelisken vom Jahr 1777 zum Andenken an den letzten Kurfürsten von Mainz, [* 9] Friedrich Karl Joseph von Erthal;
der Fischmarkt mit einer sogen. Rolandssäule, der Wenigenmarkt (d. h. Kleine Markt), der Hirschgarten mit dem Kriegerdenkmal und der Hermannsplatz.
Die beiden Citadellen Petersberg und Cyriaksburg, ehemals Klöster, welche die Stadt bedeutend überragen, sind jetzt jedermann zugänglich und gewähren eine herrliche Aussicht.
Das merkwürdigste aller Gebäude Erfurts und die erste Zierde der Stadt ist der Dom Beatae Mariae Virginis, die katholische Hauptkirche, die sich auf dem Domberg, unweit des Petersbergs, mit der dicht neben dem Dom ebenso hochstehenden St. Severikirche erhebt; zu beiden Kirchen steigt man auf 48 breiten steinernen Stufen, von welchen der frühere Name des Platzes »Vor den Graden« (Stufen) herrührt. Dieser Dom ist nicht nach Einem Plan gebaut, sondern aus einzelnen, in verschiedenem Stil gearbeiteten Teilen zusammengesetzt und bietet die größten Unregelmäßigkeiten.
Turma - Turmalin
* 10
Turm.Das Langhaus, zwar 1153 gegründet, aber im 15. Jahrh. völlig gotisch umgebaut, erhielt im Anfang des 13. Jahrh. einen schönen Kreuzgang, dazu kam von 1349 bis 1372 das herrliche lange Chor, das seltsamerweise der Hauptteil des ganzen Baues ist; ebenso seltsam ist die Stellung der Türme zwischen Chor und Langhaus und der mit dem Chor gleichzeitige hübsche dreieckige Portalbau an der Nordseite des Langhauses. Unter dem auf mächtigen Substruktionen, der sogen. Kavate, ruhenden Chor eine aus der Mitte des 14. Jahrh. stammende Krypte. An bedeutenden Kunstwerken besitzt das Innere des Doms ein Steindenkmal des Grafen Ernst III. von Gleichen und seiner zwei angeblich gleichzeitigen Gemahlinnen, aus dem 13. Jahrh., sowie eine eherne Grabplatte mit der Krönung Mariä von Peter Vischer (1521) und im nördlichen Turm [* 10] die große, 1497 gegossene, 275 Ztr. schwere Glocke Maria gloriosa. In einer Nische des Giebels über dem Westportal steht eine 9 m hohe, in Mosaik ausgeführte Madonnenstatue, ein ausgezeichnetes Kunstwerk aus der Mosaikfabrik von Salviati in Venedig. [* 11]
Wage - Wagen
* 13
Wage. Neben dem
Dom liegt die gotische fünfschiffige
Hallenkirche St. Severi mit einem prächtigen kolossalen
Taufstein aus der
zweiten Hälfte des 15. Jahrh. Die evangelische Predigerkirche, wahrscheinlich aus den
Jahren 1380-90, ist im reinsten gotischen
Stil mit strenger Regelmäßigkeit und doch mit der gefälligsten Leichtigkeit erbaut. Erwähnung verdienen der Schnitzaltar
im
Chor, der große
Kronleuchter mit den zwölf
Aposteln und vorzüglich das Denkmal des
Ritters
Theoderich von
Lichtenhain
(von 1266).
Andre nennenswerte
Kirchen sind: die evangelische Augustinerkirche bei dem ehemaligen Augustinerkloster, in welchem
Martin
Luther, dessen
Zelle
[* 12] bei dem 1872 stattgehabten
Brand zerstört ward, einst
Mönch war, und wo sich noch gegenwärtig (seit
1819) das Martinsstift für arme, verwahrloste
Kinder mit evangelischem Waisenhaus befindet; die gotische evangelische Barfüßerkirche
mit einem prachtvollen Schnitzaltar und schönen Grabsteinen aus dem 14. Jahrh., die 1837 zum
Teil einstürzte, seitdem aber restauriert ward, und die evangelische Reglerkirche, ursprünglich im romanischen
Stil, 1859 ebenfalls
restauriert, mit einem
Turm aus dem 12. Jahrh. und einem stark naturalistischen Altarwerk von
Mich, Wohlgemuth. Im ganzen zählt
jetzt die Stadt 9 evangelische und 9 kathol.
Kirchen nebst mehreren
Kapellen, ein
Kloster (der Franziskanerinnen
mit Mägdebildungsanstalt) und eine stilgerecht in
Backstein aufgeführte neue
Synagoge. Unter den weltlichen Gebäuden sind
hervorragend: das im gotischen
Stil 1868-75 vom Stadtbaurat
Sommer erbaute neue
Rathaus mit prächtigem Festsaal, in welchem
sich sechs große, von
Jansen ausgeführte
Bilder in Wachsfarben
(Szenen aus der Geschichte Erfurts) befinden,
das Regierungsgebäude, das Postgebäude, die Thuringia, mehrere Schulgebäude, die
Wage
[* 13] oder das Kaufhaus, das
Große
Kollegium
etc.
Die Bevölkerung [* 14] Erfurts ist in raschem Zunehmen begriffen. Während dieselbe 1867 noch 41,760, 1880: 53,254 betrug, darunter 44,158 Evangelische, 8477 Katholiken und 546 Juden, wurden 1885 schon 58,385 Seelen gezählt. Die Stärke [* 15] des Militärs beträgt 2395 Mann. Industrie und Handel haben sich, besonders seit Aufgabe der Stadt als Festung, stetig gehoben. Außer der in großartigem Maßstab [* 16] betriebenen Handelsgärtnerei (s. unten) werden in Erfurt hauptsächlich folgende Industriezweige gepflegt: die Konfektion von Frauenkleidern, in welcher ca. 2000 Arbeitnehmer beschäftigt werden (Absatzgebiete für die Fabrikate sind Deutschland, [* 17] England, Holland und die Schweiz); [* 18]
die Lampenfabrikation (4 Fabriken mit ca. 300 Arbeitern, Absatz nach Deutschland, Frankreich, Spanien, [* 19] Italien [* 20] und der Türkei); [* 21]
Maschinenfabrikation, welche
[* 1] ^[Abb.: Wappen [* 22] von Erfurt.] ¶
Die demnächst zur Ausführung gelangenden Bauprojekte sind mit blauer Farbe eingetragen.
Ackerhofs-Gasse, Große | D E 2 |
Allerheiligen-Gasse | F 4 |
Allerheiligen-Kirche | F 4 |
Andreas-Straße | D 2, 3 |
Andreas-Thor | D 2 |
Anger | G 5 |
Armen-Hospital | D 7 |
Artillerie-Kaserne | D 5 |
Augustiner-Kirche | F 3 |
Augustiner-Straße | F 3 |
August-Straße | G H 5 |
Bade-Anstalt | D 4 |
- Städtische | C 8 |
Bahnhof-Straße | H 6 |
Barfüßer-Kirche | F 5 |
Barfüßer-Straße | F 5 |
Benarys Gärtnerei | C 6 |
Berg-Strom | B 8, E 5 |
Bibliothek | G 5 |
Breiter Strom | F 5, 4 |
Brühler Feld | A 7, 6, 5 |
Brühler Friedhof | D 6 |
Brühler Lünette (vorm.) | B 6 |
Brühler Straße | C 6 |
Brühler Thor | B C 7 |
Bürgerschule | F 4 |
Burg-Gasse | D 6 |
Cyriax-Burg | A 8 |
Daberstedter Schanze | H 7 |
Dalbergs-Weg | D 8-E 7 |
Defensions-Kaserne | D 4 |
Divisions-Kommando | H 5 |
Dom | E 5 |
Dom-Gasse | E 5 |
Dreien-Brunnen | C 8 |
Eichen-Gasse | F 6 |
Eimer-Gasse | G 4 |
Empfangsgebäude | H 6 |
Fischmarkt | F 4 |
Friedhof | G 2-H 5 |
Friedrich-Wilh.-Platz | E 4 |
Futter-Straße | G 4 |
Garnison-Lazarett | F 2, 3 |
Garten-Straße | F G 6 |
Gas-Anstalt | F 7 |
Gewehr-Fabrik | D 5 |
Glocken-Gasse | E 3 |
Gotthardt-Gasse | G 3 |
Grafen-Gasse | G 5 |
Gymnasium | G 5 |
Hagans Eisengießerei | D 8 |
Hebammen-Institut | D 7 |
Hermanns-Platz | D 6 |
Hirsch-Brühl | D 7, 8 |
Hirsch-Garten | F 6 |
Hirschlache | E 7 |
Hirschlach-Ufer | F 6-G 5 |
Hospital, Großes | H 3 |
Hospital-Gasse | H 3 |
Hospital-Platz | H 3 |
Hügel | F 2, 3 |
Johannis-Vorstadt | F 1 |
Johannisfeld | E F G 1 |
Johannis-Gera | F G 2 |
Johannis-Kirche | F 3 |
Johannis-Lünette | H 1 |
Johannis-Mauer | G 2 |
Johannis-Straße | G 2, 3 |
Johannis-Thor | E F 1 |
Julius-Graben | C 6, 5 |
Kalk- u. Ziegelbrennerei | G 2 |
Karthäuser-Kloster | F 7 |
Karthäuser-Mühle | D 8 |
Karthäuser-Straße | E 8-F 7 |
Karthäuser-Ufer | F 7 |
Kasernen | C 4, C 6, D 3, 4, 5 |
Kasino | F 5 |
Kaufmanns-Kirche | G 4 |
Ketten-Straße | E 5 |
Kochlöffel | F 1 |
Kohlgrube | F 2 |
Krämer-Brücke | F G 4 |
Krämpfer Feld | I 1-K 3 |
Krämpfer Straße | H 4 |
Krämpfer Thor | I 3 |
Krämpfer Vorstadt | H 4, 3 |
Krankenhaus, Kathol. | E 7 |
Kreuzsand | F 3, 4 |
Kriegs-Schule | G 3 |
Kronenburg-Gasse | E F 2 |
Landgericht, Königliches | E 4 |
Lange Brücke | F 5 |
Lilien-Gasse | E 6 |
Linden-Weg | H 3 |
Löber-Chaussee | F 8 |
Löber-Feld | F G 8 |
Löber-Gera | G 6 |
Löber-Straße | F 6 |
Löber-Thor | G 7 |
Löber-Vorstadt | G 7 |
Lorenz-Kirche | C 4 |
Luisen-Straße | D 7 |
Luisen-Thal | D E 4 |
Magdalenen-Kapelle | F 4 |
Mainzer Hof | D 5 |
Mainzer Hof-Straße | D 5 |
Mangolds Felsen-Keller | K 8 |
Marbacher Gasse | E 3 |
Markt-Straße | E F 4 |
Martini-Kaserne | C 6 |
Martins-Kirche | C 6 |
Martins-Stift | F 3 |
Maschinenbau-Werkst. | G 7 |
Michaels-Kirche | F 4 |
Michaels-Straße | F 3 |
Milch-Insel | D 8 |
Moritz-Gasse | E 2, 3 |
Müfflings Denkmal | D 6 |
Müller-Gasse | E 1 |
Neue Gasse | G 6 |
Neuerbe | I 4, 5 |
Neuwerk-Kirche | E 6 |
Neuwerk-Straße | F 6 |
Nordhäuser Eisenbahn | K 5 |
Obelisk | E 5 |
Ölmühle | E 2 |
Packhof | G 5 |
Paul-Straße | F 5 |
Pergamenter-Gasse | E 4 |
Petersberg | C D 4 |
Pfeifer-Gasse | E F 2 |
Pförtchen | D 8 |
Pilze | G 4 |
Platz' Gärtnerei | H 4 |
Post | E 5 |
Post und Telegraph | G 4 |
Prediger-Kirche | F 5 |
Prediger-Straße | F 5, 6 |
Proviant-Amt | E 2 |
Radowitz-Denkmal | H 5 |
Rathaus | F 4 |
Real-Schule | F 5 |
Regierung, Königliche | F 5 |
Regierungs-Straße | E 6-F 5 |
Regler-Kirche | H 5 |
Regler-Schule | H 5 |
Reichardts Denkmal | E 6 |
Ressource | G 5 |
Sackpfeifen-Mühle | E 5 |
Schlachthaus | H 1, 2 |
Schleuse | D 2 |
Schlösser-Straße | G 4 |
Schmale Gera | E 2, 1 |
Schmidtstädter Feld | K 4-7 |
Schmidtstädter Straße | H 5 |
Schmidtstädter Thor | I 5 |
Schotten-Kirche | G 3 |
Schotten-Straße | G 3 |
Seminar | E 6 |
Severi-Kirche | E 5 |
Severis Hof | D 5 |
Soldaten-Denkmal | F 2 |
Sommer-Theater | E 7 |
Steiger-Wirtshaus | F 8 |
Telegraph | G 4 |
Thüringer Güterbahnhof | K 5 |
Thuringia | F 8 |
Thüringische Eisenbahn | K 5 |
Thüringischer Bahnhof | G 6 |
Tunnel | F 7, I 6 |
Turnhalle | E 5 |
Ursuliner-Kloster | H 4 |
Vieh-Gasse | G 4 |
Waisenhaus | F 3 |
Walden-Gasse | F 2 |
Walkmühl-Gasse | D 7 |
Walk-Strom | D 7, 6 |
Wall-Straße | F 1 |
Weber-Gasse | E 3 |
Weiden-Gasse | E F 5 |
Weiße Gasse | E 4, 3 |
Weiter-Gasse | G 5 |
Wenige-Markt | G 4 |
Wigberts-Kirche | F 5 |
Wilde Gera | E 6-E 2 |
Wilhelm-Straße | D 7, 6 |
Zeughaus | G 5 |
Ziegelbrennerei | G 2 |
Erfurt (Industrie, Gar
* 24
Seite 5.776.außer der königlichen Eisenbahnreparaturwerkstätte und der königlichen Gewehrfabrik in 6 Fabriken mit ca. 500 Arbeitern betrieben wird. Von hervorragendem Ruf sind die in einer derselben angefertigten Turbinen und die in einer andern hergestellten Lokomotiven für Sekundärbahnen, Bergwerke etc. Die Fabrikate finden in Deutschland, Österreich-Ungarn, [* 25] Holland, Italien und Rußland Absatz. Ferner: die Schuhfabrikation in 18 Fabriken mit ca. 1000 Arbeitern (die Fabrikate werden hauptsächlich in Deutschland, zum Teil auch in Amerika [* 26] und Australien [* 27] abgesetzt);
die Bierbrauerei [* 28] (in 20 Brauereien wurden 1884 ca. 126,000 hl Bier fabriziert, davon ca. 29,000 hl obergäriges und ca. 97,000 hl untergäriges Bier);
die Malzfabrikation in 4 Fabriken.
Außerdem werden die Leder-, Tapeten-, Tabaks-, Stiefelwichse-, Möbel-, Chemikalien- und Kirschsaftfabrikation, die Garnbleicherei und Wollfärberei und die Ölmüllerei lebhaft betrieben. Die von Erfurt aus in den Handel kommenden Baumwoll-, Flachs- und Hanfgarne werden zum großen Teil auf dem Eichsfeld für Rechnung von Erfurter Firmen angefertigt.
Von hervorragender Bedeutung ist Erfurt durch seine Gartenkultur, die mit ihren Anfängen bis ins Mittelalter zurückreicht und gegenwärtig von 37 Kunst- und Handelsgärtnern auf 170 Hektar betrieben wird; 27 davon betreiben nur Engrosgeschäfte. Die Blumenkultur allein erstreckt sich auf ca. 100 Hektar Land, und die Glasbedeckungen der Gewächshäuser nehmen eine Fläche von 60,000 qm ein. Die Blumistik beschäftigt sich zum Teil mit der Fortzüchtung perennierender Gewächse, zum Teil mit Neuzüchtung von Farbenvarietäten, beides zum Zweck der Samenkultur.
Same (botanisch)
* 29
Samen.Mit besonderer Vorliebe werden Astern und Levkojen gezogen: erstere in weit über 250 Varietäten, letztere in neuester Zeit in 16 verschiedenen Formen mit 200 verschiedenen Farben. Es werden jährlich ca. 680,000 Töpfe mit Levkojenpflanzen aufgestellt, welche etwa 27,500 Lot Samen [* 29] im Wert von gegen 150,000 Mk. liefern. Außerdem werden junge Georginenpflanzen, junge Nelkenpflanzen, Edelrosen, Orchideen, [* 30] Pelargonien, Kalceolarien, Fuchsien, Verbenen, Heliotropen in Millionen von Exemplaren versendet.
Der Kostenaufwand für die Leinen- und Papierbeutel zur Versendung der Blumensämereien beträgt jährlich ca. 50,000 Mk. Manche Gärtnereien befassen sich noch besonders mit dem Trocknen der Blumen und der Herstellung von Blumenbouketts aus denselben, die besonders nach England, Rußland und Amerika exportiert werden. Die Haupterzeugnisse der Gemüsegärtnerei sind: Blumenkohl (jährlich über 10,000 Schock), Brunnenkresse (50,000 Schock), Wirsing (21,300 Schock), Spargel (190 metr. Ztr.), Gurken (50,000 Schock) etc.;
der größte und beste Teil davon wird auf die Märkte von Halle, [* 31] Leipzig, [* 32] Berlin, [* 33] Magdeburg, [* 34] Dresden, [* 35] Kassel [* 36] etc. verwendet.
Gerste (Varietäten der
* 37
Gerste.Die produktivste Kulturfläche ist der nach dem Steiger zu gelegene sogen. Dreienbrunnen (30 Hektar groß), der, noch im 16. Jahrh. ein Sumpf, zu Ende des 18. Jahrh. kultiviert ward und vorzüglich Gemüse und Brunnenkresse (in langen, gut gehaltenen Wassergräben, sogen. Klingen) liefert. Der Boden ist tief gelockert, humusreich und erhebt sich 1,2-1,5 m über das reine Wasser der Bewässerungsgräben, das jahraus jahrein in fast gleicher Temperatur verharrt. Der Handelsverkehr Erfurts ist lebhaft, beschränkt sich aber, soweit er nicht den Vertrieb industrieller Erzeugnisse zum Gegenstand hat, auf die Befriedigung des Konsums Thüringens. Von speziell thüringischen Landesprodukten findet namentlich Gerste [* 37] zumeist guten Absatz nach Süddeutschland, den Rheinlanden und Westfalen; [* 38] für den Geldverkehr, das Diskont- und Effektengeschäft bestehen elf Bankinstitute, unter welchen die kaiserliche Reichsbankstelle das bedeutendste ist. Die letztere hat im J. 1884 für 20,602,000 Mk. Wechsel angekauft und einen Umsatz von 135,571,000 Mk. im Giroverkehr gehabt.
Krankenhaus zu Stettin
* 39
Krankenhaus.An die ehemalige Universität (s. unten, Geschichte) erinnern noch die 1758 gestiftete, jetzt königliche Akademie der Wissenschaften, die königliche Bibliothek von etwa 60,000 Bänden und 1000 Handschriften, die sonst nach ihrem Stifter, dem Grafen Boyneburg, die Boyneburgsche hieß und später durch Büchersammlungen aufgehobener Klöster etc. vermehrt wurde. Außerdem hat Erfurt ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine höhere Bürgerschule, eine höhere (Privat-) Handelsschule, ein Lehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, eine Gewerbe- und Handelsschule für Frauen und Töchter, eine landwirtschaftliche Mittelschule sowie zahlreiche andre Unterrichtsanstalten, einen Gewerbverein, 2 Musikvereine, eine Thüringische Bibelgesellschaft und einen Kunstverein. An Wohlthätigkeitsanstalten bestehen das Martinsstift (s. oben), 2 Waisenhäuser, 3 Hospitäler, 2 Siechenhäuser, ein katholisches und ein neues evang. Krankenhaus. [* 39] Sanitären Zwecken dienen ferner die Wasserleitung [* 40] und Kanalisation wie auch ein vorzüglich eingerichtetes Schlachthaus. - Erfurt ist Sitz einer königlichen Regierung, eines Bezirksverwaltungsgerichts, eines Landratsamts, eines Hauptsteueramts, einer Berginspektion, eines Landgerichts (für die zwölf Amtsgerichte zu Arnstadt, [* 41] Ebeleben, Erfurt, Gehren, Greußen, Langensalza, [* 42] Mühlhausen [* 43] i. Th., Sömmerda, Sondershausen, [* 44] Tennstedt, Treffurt und Weißensee), der Generalinspektion des Thüringer Zoll- und Handelsvereins, einer Oberpostdirektion und einer königlichen Eisenbahndirektion.
Preußen
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Preußen.Außerdem befinden sich hier ein Garnisonkommando, die Kommandos der 8. Division nebst Intendantur, der 15. und 16. Infanterie- und der 8. Kavalleriebrigade sowie eine königliche Gewehr- und Munitionsfabrik. Die Garnison umfaßt 2 Bat. des 71. und 1 Bat. des 36. Inf.-Reg., 1 Abt. des 19. Feldartillerie-Reg. und ein Artilleriedepot. Vor der Stadt ist das uralte, merkwürdige Sibyllentürmchen. Der beliebteste Vergnügungsort in der Umgebung Erfurts ist der Steiger, eine Höhe im S. von Erfurt mit schattigen Promenaden und anmutigen Aussichten, dabei auf einer Waldwiese (auf der ehemaligen Napoleonshöhe) ein im Oktober 1868 eingeweihtes Denkmal König Friedrich Wilhelms III. von Preußen. [* 45] Im N. von der Stadt ist ein Steinsalzbergwerk auf dem Johannisfeld bei Ilversgehofen (Dorf mit 3282 Einw.) angelegt, das 390 m Tiefe hat und 1884: 25,201 Ton. Steinsalz einschließlich 396 T. Anhydrite förderte; eine Eisenbahn verbindet das Werk mit der Stadt.
Erfurt (im Mittelalter Erpesfurt, Erphorde, lat. Erfordia), einer der ältesten Orte der Gegend, soll nach einer
Sage zu Anfang des 8. Jahrh. von einem gewissen Erpes gegründet worden sein und nach
ihm ursprünglich Erpesford (Erphesford) geheißen haben. Gewiß ist, daß Erfurt schon im 8. Jahrh. als Stadt bestanden hat,
da es als eine solche vom heil. Bonifacius vorgefunden ward, als er nach Thüringen kam, um dessen bisher
heidnische
Bewohner dem Christentum zuzuführen. Das von diesem 741 errichtete Bistum ging jedoch mit dem Märtyrertod des
ersten Bischofs, Adolar, 755 wieder ein, und es wurde nun der Sprengel unmittelbar der Erzdiözese Mainz einverleibt. Karl d. Gr.
bestimmte Erfurt 805 zum
¶