Einfluß auf die Erfindungen ausgeübt. Die Befreiung der Gewerbe von alten Fesseln, die Beförderung des Gedanken- und Güteraustausches
durch Eisenbahnen und Telegraphen, der erleichterte persönliche Verkehr, die Hebung der Schulen und die Gründung von Fachschulen,
namentlich auch die Patentgesetze, welche den Erfindern die Früchte ihrer Arbeit zu sichern suchen, haben
wesentlich dazu beigetragen, daß in unsrer Zeit eine Erfindung sich an die andre drängt und nach einmal gegebenem
Anstoß schnell eine eminente Entwickelung auf allen Gebieten sichtbar wird. Daß dabei der Industrialismus auch taube Blüten
treibt und sehr unerquickliche Erscheinungen hervorbringt, liegt in der Natur der Sache. Über die Geschichte
der Erfindungen u. Entdeckungen vgl. die Litteratur bei Technologie.
(Congelatio). Die krankhaften Veränderungen, welche bei der andauernden Einwirkung höherer Kältegrade
auf den tierischen und menschlichen Organismus an diesem hervorgerufen werden, sind teils nur örtlicher Natur, teils betreffen
sie den Gesamtorganismus. Was die Einwirkung der Kälte auf den Gesamtorganismus anbetrifft, so kann dieselbe
in kurzer Zeit den Tod herbeiführen. Völlig gesunde und kräftige Subjekte widerstehen der Kälte länger als schwächliche,
noch nicht ausgewachsene, zarte Personen; es influieren hier auch diätetische und moralische Verhältnisse.
Nordpolfahrer trotzten monatelang einer Kälte von 40-50° C. ohne großen Nachteil für ihre Mannschaft,
während im Winter 1812 eine viel geringere Kälte eine unendlich große Zahl von Soldaten hinwegraffte. Hier wirkten Mutlosigkeit,
Mangel an Nahrung, Ermüdung mit der Kälte zusammen. Bei bewegter Luft ist die Kälte viel eindringlicher und empfindlicher,
daher schwerer zu ertragen als bei ruhiger. Bei recht nahrhafter, kräftiger Kost und hinreichenden Mengen
und Auswahl von Spirituosen sowie bei genügender Bewegung erträgt der Mensch erstaunlich niedrige Temperaturgrade.
Die allgemeinen Symptome, welche an Individuen, die einer sehr heftigen Kälte oder überhaupt der Gefahr zu erfrieren ausgesetzt
sind, zuerst wahrgenommen werden, betreffen besonders die Sphäre des Nervensystems. Es entstehen Taubheit der Empfindung und
alsbald völlige Gefühllosigkeit aller mit der Luft in Berührung stehenden Teile; alle Bewegungen werden
mühsam und schwierig, die Augen schließen sich, und ein unwiderstehliches Bedürfnis zu schlafen tritt ein.
Dasselbe ist so mächtig, daß sich die Unglücklichen selbst bei vollem Verständnis für die Gefahr, die ihrer wartet, wenn
sie nicht durch fleißige Bewegung einen Rest von Wärme zu erhalten suchen, dennoch dem Schlaf überlassen.
Sie erwachen dann in der Regel nicht mehr, wenn sie nicht bald und mit großer Vorsicht erweckt und behandelt werden. Die
Ursache des Todes ist die Zurückdrängung des Bluts von der Körperoberfläche nach den innern Organen, besonders
dem Gehirn, zu, so daß die Gefäße desselben stark mit Blut überfüllt werden und seröse Ausschwitzungen in die Hirnhöhlen
und die Gehirnsubstanz eintreten.
Die Erscheinungen an der Leiche gleichen sehr denen an Erstickten. Individuen, welche in Gefahr zu erfrieren sind und im Zustand
des Scheintodes aufgefunden werden, müssen in kühlen Räumen verhalten und dürfen nur ganz allmählich
in den Bereich einer wärmern Temperatur verbracht werden. Man bringe den durch Kälte Erstarrten in ein kaltes Zimmer, reibe
ihn mit Schnee und Eis und setze ihn in ein kaltes Bad. Vorsicht ist übrigens nötig, damit die erstarrten Glieder nicht brechen.
Fängt das Leben an zurückzukehren, läßt sich
der Herzschlag hören, so beginnt man das Wasser allmählich
lau zu machen, hält dem Kranken Salmiakgeist unter die Nase, bläst ihm vorsichtig Luft in dieselbe, reibt den Körper mit Terpentinöl
oder Spiritus und gibt auch innerlich belebende Mittel, z. B. starken Wein und schwarzen Kaffee oder Hoffmannsche Tropfen,
Schwefeläther u. dgl.
Die örtlichen Einwirkungen der Kälte sind je nach dem Temperaturgrad und der Dauer verschieden. Anfänglich erzeugt die
Kälte, ehe sie noch Gefrieren, d. h. Erstarrung und Eisbildung, eines Teils hervorruft,
Röte und Geschwulst desselben. Die Röte geht bald ins Blaue oder Violette über. Bei plötzlicher Einwirkung
werden einzelne hervorragende Teile, z. B. Ohr, Nase, Wange, blaß, starr und steif. Zugleich entsteht ein heftiger Schmerz,
obgleich eine Berührung gewöhnlich gar keine Empfindung veranlaßt.
Später verschwindet die Schmerzhaftigkeit, es stellt sich vollständige Unempfindlichkeit ein, die Betreffenden ahnen
oft gar nicht den Zustand ihrer Körperteile und werden erst durch andre Personen auf die Veränderung
an denselben aufmerksam gemacht. Bei solcher heftigern Einwirkung der Kälte entstehen dann Blasen, entweder bald oder nach
einiger Zeit, infolge der entzündlichen Reaktion, die sich nachher einstellt, und besonders dann sehr rasch, wenn man den
Teil zu früh einer höhern Temperatur aussetzt.
Ist die nachfolgende Entzündung nicht sehr heftig, so regeneriert sich die zur Blase emporgehobene Oberhaut
ohne weiteres; ist sie aber bedeutender, dann entstehen Geschwüre mit jauchiger Absonderung, durch die an Händen und Füßen
sogar die Knochen bloßgelegt werden können. Der höchste Grad der Erfrierung ist die entweder sogleich oder nach einer vorausgegangenen
Entzündung entstehende Ertötung des Teils, die Verwandlung desselben in eine schwarze, harte, gefühllose
Masse (Brand), die durch eine demarkierende Entzündung von dem Gesunden abgetrennt und schließlich vom Körper gänzlich abgestoßen
wird.
Auch bei der Behandlung örtlich erfrorner und durch Frost stark getroffener Teile ist die Anwendung der Kälte, das Reiben
mit (schmelzendem) Schnee etc. das erste, was geschehen darf. Da im zweiten Stadium, dem der Reaktion, sich
immer einige Entzündung zeigt, so muß diese nach den Regeln der Kunst behandelt werden; auch diese bekämpft man möglichst
durch kalte Umschläge. Die Behandlung nach eingetretenem Absterben s. unter Brand. Die sogen. Frostbeulen (perniones) und
die Frostgeschwüre behandelt man ebenfalls anfänglich am besten mit Kälte; für spätere Behandlung aber sind aus der großen
Zahl der dagegen empfohlenen Mittel die Bepinselungen mit Jodtinktur und andern Reizmitteln, das Betupfen mit Höllenstein etc.
hervorzuheben. Bei oberflächlichen Frostballen ist Bestreichen derselben mit elastischem Kollodium sehr ersprießlich.
Vgl.
Müller, Die Behandlung Verunglückter bis zur Ankunft des Arztes (Berl. 1877);
Esmarch, Erste Hilfe bei
plötzlichen Unglücksfällen (Leipz. 1882);
Sonnenburg, Verbrennungen und Erfrierungen (Stuttg. 1879).
Plätze, an denen die Kranken und Verwundeten beim Transport vom Kriegsschauplatz nach der Heimat
Verpflegung und Erneuerung des Verbandes erhalten, nach Bedürfnis auch übernachten. Erfrischungsstationen werden auf Anordnung
der Etappeninspektionen und zwar in der Regel an den Orten errichtet, an denen eine Krankentransportkommission oder eine Sektion
derselben ihren Sitz hat; doch können sie nach Bedürfnis vermehrt werden. Auch hier soll zum Dienste das Personal der freiwilligen
Krankenpflege herangezogen werden, und in besondern
mehr
Fällen kann von derselben die Einrichtung der Station und der ganze Dienst auf derselben übernommen und durch Delegierte des
kaiserlichen Kommissars geleitet werden.