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Apparat von Abel (s. Figur) besteht aus einem kupfernen, auf eisernem Dreifuß sitzenden cylindrischen Mantel D, in welchen das aus den beiden kupfernen Cylindern B und C bestehende Wasserbad so eingesetzt ist, daß es, während es unten auf dem eisernen Ringe g aufsitzt, mit der aufgelöteten runden Kupferplatte K zugleich den Mantel D oben abschließt. In der Mitte der Platte K befindet sich eine kreisförmige, zur Verhinderung der Wärmeleitung [* 2] mit einem Ebonitring eingefaßte Öffnung, in welche der aus Messing oder Bronze [* 3] gefertigte Ölbehälter A, in das Luftbad B herabhängend, eingesetzt wird.
Dieser Behälter A trägt im Innern eine Einfüllmarke a und ist mit einem dicht schließenden Deckel versehen, durch welchen das Thermometer [* 4] b bis ins Innere hinabreicht. Auf dem Deckel ist ferner noch in zwei Stützen um eine horizontale Achse beweglich das kleine, mit verlängerter Schnauze versehene Öllämpchen c aufgehängt. Schließlich befinden sich im Deckel noch drei rechteckige Öffnungen, welche durch einen mit entsprechenden Öffnungen versehenen Schieber d geschlossen und geöffnet werden können.
Beim Aufziehen des Schiebers wird nun durch einen an demselben befindlichen Stift das bewegliche Lämpchen c so auf die Seite gekippt, daß seine Schnauze gerade bis auf die mittlere frei werdende Öffnung des Deckels hinabreicht. Beim Zurückschieben des Schiebers kehrt, gleichzeitig mit dem Schließen der Deckelöffnungen, das Lämpchen wieder in seine aufrechte Lage zurück. Bei dem für Leuchtgas [* 5] eingerichteten Apparat dreht sich zwischen den beiden Trägern auf dem Deckel statt des Lämpchens ein hohles Rohr, welches in seiner Mitte eine kleine, einer Lötrohrspitze ähnliche Metalldüse besitzt und an dem einen Ende durch einfaches Überziehen eines Gummischlauchs mit der Gasleitung in Verbindung gebracht wird.
Nachdem das Wasserbad C, welches durch den Trichter f mit Wasser gefüllt wird, auf etwa 54° erwärmt ist, wird der Behälter A bis zur Marke mit dem zu prüfenden Öl gefüllt, mit dem Deckel verschlossen und in den Luftraum B eingesetzt. Sobald das Thermometer b etwa 19° erreicht hat, beginnt man mit der Prüfung, welche darin besteht, daß man von 1 zu 1 oder von 2 zu 2 Minuten den Schieber d öffnet und schließt und dadurch das oben beschriebene Spiel des Lämpchens bewirkt.
Dies Öffnen und Schließen soll so geschehen, daß der Schieber während dreier Schwingungen eines für diesen Zweck aufgestellten Pendels langsam aufgezogen und während der vierten Schwingung [* 6] rasch wieder geschlossen wird. Die Temperatur, bei welcher man während eines solchen Öffnens eine Entflammung des im obern Teil von A befindlichen Gasgemisches bemerkt, gilt als Entflammungspunkt. Es wird noch angegeben, bei Prüfung sehr flüchtiger Sorten den Luftraum in B mit kaltem Wasser zu füllen und bei sehr schweren Ölen dies Wasser von vornherein auf etwa 50° zu erhitzen.
Für den amtlichen Gebrauch in Deutschland [* 7] ist der Abelsche Apparat in einer von Pensky verbesserten Form eingeführt worden. Der Schieber wird hier nicht mit der Hand [* 8] bewegt, sondern ist mit einem besondern Triebwerk versehen, welches ihn genau in der vorgeschriebenen Weise regelmäßig verschiebt. Dadurch sind die mit dem Apparat erhaltenen Resultate von der Geschicklichkeit des Beobachters unabhängig geworden, und die Benutzung ist auch dem minder Geübten ermöglicht.
Das Petroleum dient nicht nur zum Brennen in Lampen, [* 9] sondern auch als Heizmaterial in der Küche, in Zimmeröfen, [* 10] Hochöfen, Töpferöfen und auf Dampfschiffen. Da es sehr viel weniger Raum einnimmt als Kohlen, so kann ein auf Petroleumheizung eingerichteter Dampfer die See viel länger halten und gewinnt bedeutend an Raum für die Ladung.
Die zuletzt destillierenden schwersten
Öle
[* 11] von 0,9-0,93 spez. Gew.
scheiden beim Erkalten
Paraffin
[* 12] ab (daher
Paraffinöl) und werden als Schmieröle
(Globeöl,
Vulkanöl,
Phönixöl) benutzt. Die
Rückstände von der
Destillation
[* 13] des Erdöls
bilden eine teerartige
Masse und liefern vortreffliches
Leuchtgas sowie glänzend
schwarzes
Pech, welches wie
Asphalt zur Pflasterung, zu
Dachpappe etc. benutzt wird. Aus pennsylvanischem
Erdöl
erhält man annähernd:
Petroleumäther,
Gasolin,
Benzin etc. 15,5, Leuchtöl 55, Schmieröl 17,5,
Paraffin 2, koksartigen Rückstand,
Gas, Verlust 10 Proz. Eine große Bedeutung dürfte das Erdöl
in Zukunft für die
Teerfarbenindustrie gewinnen, da wenigstens die kaukasischen
Öle leicht
Produkte liefern, aus welchen
Anilinfarben und
Alizarin dargestellt werden können.
Geschichtliches. Produktion.
Das Erdöl
war schon im
Altertum bekannt, bei dem
Bau von
Babylon und
Ninive wurde ein Asphaltmörtel benutzt, dessen
Asphalt durch
Verdunstung von Erdöl
aus den
Quellen am Is, einem Nebenflüßchen des
Euphrat, gewonnen wurde. Diese
Quellen zogen die
Aufmerksamkeit
Alexanders d. Gr., des
Trajanus und
Julianus auf sich und fließen noch heute; man benutzt das aus ihnen
gewonnene Erdöl
in den benachbarten
Orten als Leuchtmaterial. Im alten
Ägypten
[* 14] scheint Erdöl
oder daraus bereiteter
Asphalt beim
Einbalsamieren benutzt worden zu sein.
Herodot spricht von den Erdöl
quellen auf
Zakynthos, die einen Teil
Griechenlands mit Erdöl
versorgten, und
Plutarch beschreibt einen brennenden
See in der
Nähe von
Ekbatana.
Dioskorides und
Plinius erwähnen das Erdöl
von Agrigent, welches
als »sizilisches
Öl« in
Lampen gebrannt wurde. Eine solche Benutzung des Erdöls
als Leuchtmaterial hat wohl nie ganz aufgehört;
im vorigen
Jahrhundert diente das zu Amiano unweit
Parma
[* 15] gefundene Erdöl zur
Beleuchtung
[* 16] einiger italienischer
Städte, namentlich
Genuas. Die ewigen
Feuer auf heidnischen
Altären hat man mit
[* 1] ^[Abb.: Abelscher Petroleumprober.] ¶
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Erdölquellen in Verbindung gebracht, und jedenfalls sind noch heute die von brennbaren Gasen begleiteten Quellen von Baku den Anhängern Zoroasters ein Gegenstand religiöser Verehrung. Auch die Erdölquellen zu Rangun [* 18] am Irawadi sollen schon im Altertum in Thätigkeit gewesen sein. Bei uns hat man das Steinöl (Oleum petrae) gleichfalls seit langer Zeit gekannt, es wurde oft als Heilmittel benutzt und dient noch jetzt als Hausmittel.
Auch in Amerika [* 19] kannten und gewannen die Indianer im heutigen Pennsylvanien und Kanada das Erdöl vor der Ankunft der Europäer; man findet dort Vorrichtungen zu diesem Zweck, welche aus sehr früher Zeit stammen. Unter dem Namen Seneca- oder Geneseeöl wurde das Erdöl dort gleichfalls zu medizinischen Zwecken benutzt. 1836 waren Erdölquellen im Thal [* 20] des Kleinen Kanawha in Virginia im Betrieb, welche jährlich 50-100 Fässer Öl lieferten. Murray, ein Geolog in Kanada, machte auf das Vorkommen von flüssigem Bitumen im körnigen Kalkstein von Westkanada aufmerksam, und die geologischen Berichte über dies Land von 1850 bis 1852 sprechen gleichfalls von diesen Verhältnissen.
Schon 1845 versuchte ein unternehmender Mann das Erdöl aus einer Quelle [* 21] in Pennsylvanien in den Handel zu bringen; aber der Versuch schlug durchaus fehl. Erst die Entwickelung der Teerindustrie lenkte die Aufmerksamkeit auf diese so lange vernachlässigten Naturschätze. 1853 beschäftigte man sich mit dem Erdpech von Enniskillen in Kanada, 1857 begann Williams von Hamilton dasselbe zu destillieren, und gleichzeitig entdeckte man, daß beim Graben von Brunnen [* 22] in dem tiefer liegenden Thon ein flüssiges Material in großen Mengen zum Vorschein kam.
Auch nördlich von Pittsburg erbohrte man um dieselbe Zeit mehrere Quellen. In diesem und im folgenden Jahr kamen auch die ersten Erdölproben nach Europa, [* 23] aber erst von 1859 datiert der Beginn des eigentlichen Petroleumhandels. Man stieß nämlich 12. Aug. jenes Jahrs bei Titusville im Bezirk Venango in Pennsylvanien bei dem Versuch, einen artesischen Brunnen zu graben, in einer Tiefe von 22 m auf eine Ölquelle, welche während vieler Wochen täglich 1000 Gallons Erdöl lieferte.
Die Nachricht von dieser Entdeckung verbreitete sich sehr schnell, von allen Seiten strömten unternehmungslustige Menschen herbei, und es brach ein »Ölfieber« aus, an Heftigkeit dem kalifornischen und australischen Goldfieber mindestens vergleichbar. Bis zu Ende 1860 waren bereits gegen 2000 Bohrlöcher abgeteuft, von welchen viele mit leichter Mühe eine reiche Ausbeute gaben, andre aber erst bei 120-150 m Tiefe das Erdöl erreichten - oder auch gar nicht. Die Zustände in den Öldistrikten waren anfangs durchaus chaotisch; oft ergossen sich kolossale Mengen von Erdöl, ohne daß die Besitzer der Quellen genug Fässer herbeischaffen konnten, um diesen unerwarteten Reichtum zu bergen.
Dazu fehlte es an Transportmitteln, man bildete Flöße aus aneinander befestigten Fässern und ließ das Öl in großen, flachen Kästen den Alleghany hinab nach Pittsburg schwimmen. Dabei entstanden die ärgsten Verwirrungen, und nicht selten entzündeten sich dem Erdboden entströmende Gase, [* 24] bildeten ein Feuermeer und richteten die schrecklichsten Verwüstungen an; ja, das Feuer ergriff den Fluß, dessen Wasser mit einer Ölschicht bedeckt war, und dann erlahmten alle Anstrengungen, des Feuers Herr zu werden.
Aber der Energie der Amerikaner gelang es bald, bessere Zustände herbeizuführen: Eisenbahnen, Kunststraßen und Kanäle vermitteln nun den Verkehr, und in einem Jahrzehnt sind blühende Städte in den Öldistrikten entstanden. Zum Transport des Öls [* 25] nach den Raffinier- und Hafenplätzen wurden meilenlange Rohrleitungen angelegt (die Röhrenleitung nach der Seeküste ist 350 engl. Meilen lang und 6 Zoll weit und hat 2 Mill. Doll. gekostet). In wenigen Jahren war Petroleum der drittwichtigste Exportartikel der Vereinigten Staaten [* 26] geworden und sein Sieg über alle andern Leuchtmaterialien, mit Ausnahme des Leuchtgases, entschieden. Kaum kennt die Handels- und Kulturgeschichte einen Gegenstand von gleicher Wichtigkeit, der so schnell in allen Kreisen der Gesellschaft Eingang gefunden hätte; große Industriezweige wurden durch dies neue Material aufs tiefste ergriffen und umgestaltet, und bis in die entlegensten Wohnstätten drang nun ein helles, freundliches Licht. [* 27]
Die Erdölproduktion der Vereinigten Staaten betrug 1859: 82,000 Barrels à 42 Gallons, 1869: 4,046,558 Barrels und erreichte ihren Höhepunkt 1882 mit 28,650,181 Barrels;
1884 wurden 23,744,942 Barrels produziert, wovon zur Ausfuhr gelangten: 415,615,693 Gallons raffiniertes, 67,186,329 Gallons rohes Petroleum, 15,045,411 Gallons Naphtha u. a., 10,515,535 Gallons Schmieröl und 5,297,124 Gallons Rückstände, im ganzen 513,660,092 Gallons im Gesamtwert von 47,103,248 Doll. Das nächstbedeutende Produktionsgebiet, Rußland, ist erst in neuester Zeit bekannt geworden, hat sich aber außerordentlich schnell entwickelt und macht dem amerikanischen Erdöl selbst im mittlern und westlichen Europa bereits ernstliche Konkurrenz. 1875 betrug die Gesamtausfuhr an Naphtha in Baku u. a. O. erst 554,291 Pud, 1883 aber 60 Mill. Pud und 14,252,626 Pud Petroleum. Die Ausfuhr aus Baku betrug 1883: 11,927,980 Pud Petroleum, 1,935,557 Pud Naphtha u. a., 1,001,398 Pud Schmieröl und 17,442,340 Pud Rückstände. Die Gesamtproduktion der Erde beträgt gegenwärtig in Hektolitern:
Vereinigte Staaten | 64000000 |
Baku | 25000000 |
Galizien | 8000000 |
Britisch-Birma | 1600000 |
Kanada | 1440000 |
Deutschland | 480000 |
Peru | 480000 |
Rumänien | 200000 |
Transkasp. Gebiet | 186000 |
Australien | 128000 |
Kaukasien | 80000 |
Japan | 54000 |
Der Erdölverbrauch Europas stellt sich in Verbindung mit den annäherungsweise anzunehmenden Verbrauchsziffern der Türkei [* 28] und Griechenlands und unter Mitberücksichtigung des Konsums der Freihäfen und Freigebiete auf ca. 11 Mill. Ztr. Deutschland steht, selbst nach Abzug des Exports, an der Spitze der Konsumtion von Erdöl. Der bedeutendste Handelsplatz in Deutschland ist Bremen, [* 29] ihm folgt Hamburg. [* 30]
Vgl. Hirzel, Das Steinöl und seine Produkte (Leipz. 1864);
Perutz, Die Industrie der Mineralöle (Wien [* 31] 1868-80, 2 Bde.);
Buchner, Die Mineralöle (Weim. 1864);
Cone und Johns, Petrolia, a brief history of the Pennsylvania petroleum region (New York 1870);
Höfer, Petroleumindustrie Nordamerikas (Wien 1877);
Strippelmann, Petroleumindustrie Österreich-Deutschlands (Leipz. 1878, 3 Tle.);
Nöldeke, Vorkommen und Ursprung des Petroleums (Celle [* 32] 1883);
Piedboeuf, Petroleum Zentraleuropas (Düsseld. 1883);