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verbindungen, unter denen sich ein Bund zum Abfangen der Stangen während des An- und Abschraubens befindet. An den Holzstangen (wegen des geraden Wuchses meist aus Fichten- oder Lärchenholz bestehend) sind beiderseits Eisenbeschläge angebracht, mittels welcher die Stangenverbindung in derselben Weise hergestellt wird wie bei den Eisengestängen.
1) Für drehendes Bohren bedarf man verhältnismäßig starker, speziell für das Diamantbohren röhrenförmiger Gestänge, um die schon erwähnte Wasserspülung zur Schlammentfernung zu ermöglichen.
2) Beim stoßenden Bohren unterscheidet man das Bohren mit steifem Gestänge (englisches Bohrverfahren), bei welchem der Bohrer [* 2] einfach am untersten Gestängestück befestigt ist, vom Bohren mit Zwischenstücken (neueres Gestängebohren), bei welchem der Bohrer an einem besondern beweglichen Stück befestigt ist. Das steife Gestänge ist zweckmäßig nur bis 100 m Tiefe zu gebrauchen, weil bei größern Tiefen infolge des großen Gestängegewichts beim Auffallen des Bohrers heftige, mir häufigen Gestängebrüchen verbundene Stöße entstehen. Hölzerne Gestänge sind hierbei wegen ihrer ungenügenden Stabilität überhaupt nicht anwendbar.
Beim neuern Gestängebohren ist das Gestänge gegliedert in das Obergestänge (den ganzen bis beinahe zum Bohrer reichenden Teil des Gestänges), die Zwischenstücke und das Untergestänge (Bär, Bohrklotz, Schlaggewicht). Letzteres ist ein schweres Gestängestück, welches, unmittelbar über dem Bohrer angebracht, den Zweck hat, dem Bohrer, der jetzt in gewisser Begehung vom Gestänge unabhängig ist, die zu einem kräftigen Stoß erforderliche Belastung und zugleich mittels einer am obern Ende angebrachten sogen. Lehre [* 3] die nötige Führung im Bohrloch zu geben.
Die Zwischenstücke haben den Zweck, den Stoß, der beim Auffallen des Bohrers entsteht, zur Verhütung von Brüchen des Obergestänges möglichst auf Bohrer und Untergestänge zu beschränken. Eine wichtige Erfindung in dieser Hinsicht war die Rutsch- oder Wechselschere (von Oynhausen ^[richtig: Öynhausen], modifiziert von Kind), bei welcher sich das Untergestänge mittels einer Führung frei in das Obergestänge hineinschieben kann. Beim Anheben des Gestänges wird das Untergestänge, in der Schere [* 4] hängend, mit hochgenommen.
Beim Niedergehen des Gestänges stößt nur der Bohrer mit dem Untergestänge auf, das Obergestänge rutscht mittels der Schere noch ein Stück frei weiter, bis es ohne Stoß zum Stillstand kommt, um beim nächsten Aufgang das Untergestänge wieder mit anzuheben. Die Rutschschere wird jetzt meist nur beim Löffeln verwendet (Löffelschere), während beim Bohren die noch bei weitem vorteilhaftere von Kind erfundenen Freifallapparate (Freifallinstrumente) gebraucht werden.
Diese bestehen im Prinzip aus einer Sperrvorrichtung, welche das Untergestänge beim Aufgang des Obergestänges mitnimmt, jedoch in dem Moment der Bewegungsumkehrung ausgelöst wird und das Untergestänge frei fallen läßt (wovon letzteres hier Abfall- oder Freifallstück heißt); das Obergestänge folgt langsamer nach, bis es in seiner tiefsten Stellung wieder das Abfallstück mittels der Sperrvorrichtung erfaßt hat. Das Fallenlassen oder Abwerfen des Freifallstückes geschieht nach zwei verschiedenen Methoden, entweder selbstthätig durch den Widerstand des im Bohrloch stehenden Wassers oder von der Hand [* 5] eines Arbeiters (des sogen. Krückelführers) durch ruckweises Drehen des Obergestänges.
Nach dem erstern Prinzip wirkt das Kindsche Freifallinstrument [* 1] (Fig. 4). Beim Senken des Obergestänges gleiten die hakenförmigen Enden der Zange [* 6] bb über das Köpfchen d des Abfallstückes a fort, um es im ersten Moment des Aufganges zu umfassen, indem der dabei durch den Widerstand des im Bohrloch stehenden Wassers abwärts gedrückte Kolben c mittels der Stange e die Zange zum Schluß bringt. Während des ganzen Aufganges bleibt die Zange geschlossen, nimmt also das Abfallstück mit aufwärts.
Sobald aber das Gestänge seinen Niedergang beginnt, drückt das Wasser von unten gegen c und öffnet dadurch die Zange bb, so daß a frei fallen kann. Der neuere, zuverlässiger wirkende Zobelsche Apparat hat statt des Zangenapparats einen sogen. Flügelkeil mit Schieberstück. Der Fabiansche Freifallapparat kommt durch Drehung des Gestänges zur Wirkung, indem dabei ein am Abfallstück angebrachtes System von Vorsprüngen von seinem Sitz abgleitet. b) Statt der Gestänge verwendet man beim stoßenden Bohren auch Seile (Hanf- oder Drahtseile), eine den Chinesen schon seit den ältesten Zeiten bekannte Bohrmethode (chinesisches Seilbohren).
Das Umsetzen des Bohrers erfolgt hier zwar selbstthätig infolge der jedesmal beim Anheben des Bohrers entstehenden Aufdrehung des Seils, jedoch sehr unzuverlässig, weshalb das Bohrloch sehr oft unrund wird und nachgebüchst werden muß. Das amerikanische Seilbohren unterscheidet sich vom chinesischen durch Anwendung eines sehr schweren Untergestänges mit Rutschschere und durch einen bedeutend größern Hub des Bohrers. Übrigens werden auch beim Seilbohren Freifallapparate verwendet, auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann. Außer der unzuverlässigen Umsetzung sind beim Seilbohren an Nachteilen im Vergleich zum Gestängebohren noch der unsichere Hub und der geringe Bohreffekt zu nennen; dagegen sind als Vorteile besonders die Schnelligkeit, mit welcher der Meißel [* 7] aufgeholt und eingehängt werden kann, und das geringe Gewicht des Seils anzusehen.
Kopfstücke mit Bewegungsvorrichtung. Beim drehenden Bohren bedient man sich eines Kopfstückes mit Querstange, an welcher die Arbeiter angreifen. Speziell beim Diamantbohren besteht das Kopfstück aus einer das oberste Gestängestück umfassenden Röhre, welche durch konische Räder in Umdrehung versetzt wird. Beim stoßenden Bohren geschieht die Bewegung durch die sogen. Schlagvorrichtung, einem starken hölzernen, zweiarmigen Hebel [* 8] (Bohrschwengel), dessen eines Ende von Arbeitern oder einer Dampfmaschine [* 9] bewegt wird, während am andern Ende das Bohrgestänge mittels des Kopfstückes hängt. [* 1] Fig. 5 zeigt das Ende eines Bohrschwengels mit dem Kopfstück, das letztere besteht aus der Stellschraube a, deren Mutter den obern Teil der Schere b bildet, und welche dazu dient, das Gestänge allmählich etwas zu senken, und aus dem Wirbel c unter welchem der Krückel d (zum Umsetzen des Bohrers) und die zum Aufschrauben auf das Obergestänge
[* 1] ^[Abb.: Fig. 4. Kindsches Freifallinstrument.] ¶
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bestimmte Mutter e angebracht sind. Ist die Stellschraube ganz herausgeschraubt, so wird das Gestänge bei e gelöst und nach Einfügung eines kurzen Gestängestückes sowie nach Zurückdrehung der Stellschraube wieder angehängt. Beim Seilbohren besteht das ganze Kopfstück nur aus einer lösbaren Seilklemme. Zu jeder Bohranlage gehört, wie schon erwähnt, ein dreibeiniges Bohrgerüst oder ein aus Fachwerk [* 11] mit Bretterverschalung hergestellter Bohrturm, im Scheitel mit einer Seilscheibe [* 12] versehen, über welche ein Seil von einer Windevorrichtung herabläuft, um die Gestängestücke aus dem Bohrloch herausnehmen und wieder hineinlassen zu können. Im obersten Teil des Bohrturms befinden sich ferner sogen. Rechen zum Aufhängen der Gestängestücke. In Anbauen am Bohrturm werden die Betriebsmaschinen, eine Schmiede für Reparaturen und das Materialienlager untergebracht.
Von Wichtigkeit sind beim Erdbohren noch eine Reihe von Hilfswerkzeugen (Hilfsgezähe). Bei Gestängebrüchen muß man die im Bohrloch stecken gebliebenen Teile mittels der Fanginstrumente herausschaffen, deren verschiedene Arten (Glückshaken, Geißfuß, Kluppe, [* 13] Fangfeder, Klappenbüchse, Krätzer, Wolfsrachen, Schraubentute, Löffelhaken, Spinnenbüchse, Zobelscher Eisenfänger) wie Haken, Zangen oder Schrauben [* 14] wirken.
Vielfach ist es nötig, die Bohrlöcher mit Röhren [* 15] auszukleiden, teils um das Abbröckeln von Teilen der Bohrlochwand (das sogen. Nachfallen) zu vermeiden, teils um einen wasserdichten Ausbau zu schaffen (wie z. B. bei Salzbohrlöchern). Im erstern Fall verwendet man Absperrungsröhren aus Eisenblech, welche durch Vernietung mittels besonderer Hilfswerkzeuge (Nietamboß) aneinander gefügt werden, im letztern Isolierungsröhren, meist in Form von ausgebohrten Nadelholzstämmen, welche durch kupferne Muffen verbunden werden.
Das Herausziehen einer Verrohrung geschieht, wenn man das Bohrloch erweitern oder nach beendeter Bohrarbeit die Röhren wiedergewinnen will, unter Anwendung der Röhrenheber oder Röhrenzieher.
Vgl. Beer, Erdbohrkunde (Prag [* 16] 1858);
Degousée und Laurent, Anwendung des Erd- und Bergbohrers (a. d. Franz., Quedlinb. 1862);
Fauck, Anleitung zum Gebrauch des Erdbohrers (Leipz. 1877);
Derselbe, Fortschritte in der Erdbohrtechnik (das. 1885);
Strippelmann, Bohrmethode mit Freifallapparat und die Diamantröhrenbohrung (Klagenfurt [* 17] 1878);
Derselbe, Die Tiefbohrtechnik (2. Aufl., Leipz. 1881);
Serlo, Bergbaukunde (4. Aufl., Berl. 1884);
Köhler, Bergbaukunde (Leipz. 1884).