Salisb. (Winterling), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, perennierende, niedrige Kräuter mit knolligem
Wurzelstock, grundständigen, handförmig geteilten Blättern auf einfachem Schaft, einzeln stehenden Blüten mit laubartigem
Involukrum und vielsamigen Kapseln.
Eranthis hiemalis Salisb. (Winterwolfskraut, Winterchristwurz), mit 5-15 cm hohem Schaft und einer
gelben, glockenförmigen Blüte, wächst in schattigen Wäldern Süd- und Mitteleuropas und blüht im Februar
und März.
Die Wurzeln waren früher als Winternieswurzel offizinell und sollen gleiche Kräfte wie die der schwarzen Nieswurz
besitzen.
(spr. erár), Sébastien, berühmter franz. Klavierbauer,
geb. zu Straßburg aus einer deutschen Familie (Erhard), Sohn eines Tischlers, trat 1768 als Arbeiter
in die Werkstätte eines Pariser Klavierbauers, wuchs aber seinem Prinzipal bald über den Kopf, so daß er entlassen wurde;
eine geschickte Arbeit für seinen neuen Arbeitgeber lenkte die Aufmerksamkeit auf den jungen Mann. Größeres Aufsehen erregte
sein Clavecin mécanique, ein kompliziertes Instrument, auf dem unter anderm die Verkürzung der Saiten auf
die Hälfte (Transposition in die höhere Oktave) vermittelst eines durch einen Pedaltritt regierten Stegs bewerkstelligt wurde.
Mit 20 Jahren hatte er bereits ein ausgezeichnetes Renommee. Eine kunstsinnige Dame, die Herzogin von Villeroi, stellte ihm sogar
in ihrem Schloß Räumlichkeiten zur Errichtung einer Werkstatt zur Verfügung, und Erard fabrizierte dort 1777 sein
erstes Pianoforte, das erste in Frankreich überhaupt gebaute (vgl. Silbermann). Um dieselbe Zeit kam sein Bruder Jean Baptiste
nach Paris, und die beiden Brüder begründeten nun ein eignes Etablissement in der Rue de Bourbon.
Ein durch den König in anerkennendster Weise zu gunsten Erards entschiedener Prozeß mit Konkurrenten,
die ihn verklagten, weil er sich nicht in die Gilde der Fächermaler (dieser mußten zu jener Zeit die Instrumentmacher wegen
der Zierarbeit, die sie an ihren Instrumenten anbrachten, angehören) hatte aufnehmen lassen, machte vollends Paris auf Erard aufmerksam.
Seine nächsten Thaten waren die Konstruktion des Piano organisé (Orgelklavier, Verbindung eines Pianoforte
mit einem kleinen Positiv, zweiklavierig) und der Harfe à fourchette.
Der Ausbruch der französischen Revolution veranlaßte Erard, nach London zu gehen, wo er eine Filiale errichtete, Patente nahm und
seine neuen Instrumente zu großer Berühmtheit brachte. 1811 konstruierte er die Doppelpedalharfe (à double mouvement),
welche mit einemmal allen Unzulänglichkeiten des Instruments ein Ende machte; der Erfolg war ein enormer,
und Erard verkaufte in einem Jahr für 25,000 Pfd. Sterl. Harfen. Allen seinen Erfindungen setzte er aber die Krone auf durch die 1823 gemachte
Erfindung des double échappement (Repetitionsmechanik) für das Pianoforte. Sein letztes Werk war die sinnreiche Konstruktion
der Expressivorgel für die Tuilerien. Er starb auf seinem Landsitz bei Passy. Nach dem Tod Sébastien
Erards ging das Etablissement auf seinen Neffen Pierre Erard (geb. 1796, gest. über. Dieser
veröffentlichte: »The harp in its present improved state compared with the original
pedal harp« (1821) und »Perfectionnements apportés
dans le mécanisme du piano par les Érard depuis l'origine de cet instrument jusqu'à l'exposition de 1834« (1834).
Sein Nachfolger wurde der Neffe seiner Witwe, Pierre Schäffer (gest.
Wolfgang, Volkswirt,
geb. zu Schönfeld bei Großenhain, studierte in Leipzig, Jena und
Berlin, ward 1866 Chefredakteur der »Mittelrheinischen Zeitung« in Wiesbaden, später Generalsekretär des Rheinisch-Westfälischen
Handels- und Gewerbvereins, dann Sekretär der Bielefelder Handelskammer und ist seit 1871 erster Sekretär der Handelskammer und
Syndikus der Börsenkommission zu Breslau. Er schrieb: »Was steht in den preußischen Schulregulativen?« (Leipz.
1868);
»Der Zwangsstaat und die deutschen Sozialisten« (das.
1868);
»Vier Zeitfragen aus dem Gebiet der Volkswirtschaft und Gesetzgebung« (das. 1870);
»Handelspolitische Aufgaben nach dem
Krieg« (Berl. 1871);
»Der Prozeß Bebel-Liebknecht und die offizielle Volkswirtschaft« (Bresl. 1875);
»Aus der Praxis, volkswirtschaftliche
Studien und Skizzen« (das. 1872);
Arzt in Alexandria um 300 v. Chr., geboren zu Julis auf Keos, Schüler des Chrysippos und Theophrastos, lebte
am Hof des Seleukos Nikator, dann in Alexandria und starb in Ionien. Die von ihm gestiftete medizinische Schule ist unter dem
Namen der Erasistrateer bekannt. Er nahm im Körper zwei Hauptgegensätze an, den Lebensgeist und das Blut,
und suchte den Grund aller Krankheiten in dem Überfluß an Nahrungsstoff, dem er durch strenge Diät entgegenzuwirken suchte.
Zum Behuf anatomischer Untersuchung soll er zum Tod verurteilte Verbrecher noch lebend geöffnet haben. Von seinen Schriften
sind nur dürftige Fragmente erhalten.
Vgl. Hieronymus, Erasistrati et Erasistrateorum historia (Jena 1790).
der Heilige, ein syrischer Bischof, der unter Kaiser Diokletian als Märtyrer gestorben sein soll.
Das Volk zählt
ihn unter die 14 Nothelfer und verehrt ihn als Patron gegen Bauchweh (er wird häufig abgebildet, wie ihm die Gedärme aus
dem Leib gerissen werden) sowie in manchen Gegenden gegen Viehkrankheiten.
Desiderius, genannt Erasmus von Rotterdam, berühmtester Humanist des 16. Jahrh., geboren wahrscheinlich zu
Rotterdam aus einer ungesetzlichen Verbindung, welche seine Mutter Margarete, Tochter eines Arztes in Sevenbergen, mit einem dem
Klosterzwang sich entziehenden jungen Mann, Gerhard de Praet aus Gouda in Holland, eingegangen war, erhielt
daher den Namen Gerhard Gerhards (nämlich Sohn; holländ. Geert Geerts), den er nach damaliger Sitte später in den lateinisch-griechischen
Namen Desiderius (der »Ersehnte, Vielgeliebte«) umwandelte.
Zuerst zu Gouda unterrichtet, kam er, etwa 9 Jahre alt, in die Schule des Alexander Hegius zu Deventer, mußte
dieselbe aber infolge einer Seuche, die ihm die Mutter fortraffte, nach 4 Jahren wieder verlassen. Als bald darauf auch der
Vater starb, übergaben ihn seine Vormünder dem Brüderhaus zu Herzogenbusch, damit er sich für eine asketische Genossenschaft
vorbereite. Doch nachdem er dort 3 Jahre freudlos zugebracht hatte, kehrte er nach Gouda zurück, und
erst 1486 gelang es einem frühern Schulfreund aus Deventer, Cornelius Verdenus, ihn zum Eintritt in das Kloster Emmaus oder Stein
bei Gouda zu bewegen. Aber das Leben daselbst behagte ihm nur so weit, als ihm Muße und Gelegenheit ward,
sich mit den alten Klassikern und den Schriften des Laurentius Valla zu beschäftigen. Er folgte daher 1491 gern einer
mehr
Aufforderung nach Cambrai, um den dortigen Bischof nach Rom zu begleiten. Zwar kam es nicht zu dieser Reise, doch blieb er zunächst
in Cambrai, zumal nachdem er 1492 zum Priester geweiht worden war. 1496 wurde unter Beihilfe des Bischofs sein sehnlichster Wunsch
erfüllt, in Paris seine Studien fortzusetzen. Durch Not gedrängt, Privatunterricht zu geben, kam er hier
in das Haus des jungen Lords William Mountjoy. Mit diesem reiste er 1497 nach England. Während eines zweiten längern Aufenthalts
daselbst 1498-99 schloß er Freundschaft mit Männern wie Th. Morus, John Colet u. a., fand auch ehrenvolle Aufnahme am Hof Heinrichs
VII. 1505 begab er sich wieder nach England und hielt wahrscheinlich in Cambridge Vorlesungen über griechische Sprache.
Nach Paris zurückgekehrt, reiste er 1506 nach Italien, wurde in Turin Doktor der Theologie, verkehrte in Bologna mit tüchtigen
Kennern des Griechischen, verweilte längere Zeit in Venedig, wo er bei seinem Freund Aldus Manutius unter anderm
eine neue Ausgabe seiner »Adagia« (1506) erscheinen ließ, und ging 1508 nach
Padua, von da nach Siena und Rom, wo er vom Papst seines Ordensgelübdes entbunden wurde. Die ihm dort gemachten Anerbietungen
schlug er aus, weil sich ihm durch die Thronbesteigung Heinrichs VIII. (1509) in England glänzende Aussichten eröffneten.
Er eilte dorthin und lehrte in Cambridge Griechisch, erhielt 1511 auch die Pfarrei von Aldington bei Canterbury.
Trotzdem trat er 1516 als königlicher Rat in die Dienste des spätern Kaisers Karl V. und lebte als solcher erst in Brüssel,
dann in Löwen ohne öffentliches Lehramt, bloß seinen Studien. 1517 war er noch einmal in England. Seit 1521 in
Basel
heimisch, wo er auch früher schon wiederholt sich wohl gefühlt hatte, entfaltete er hier im Verein mit Öcolampadius, Beatus
Rhenanus, Glareanus und andern Gelehrten sowie den Buchdruckern Froben und Amerbach eine wunderbar reiche litterarische Thätigkeit;
seit 1516 wurden auch fast alle seine Schriften hier gedruckt.
Als 1529 in Basel
die Reformation siegte, siedelte er nach dem katholischen Freiburg
über, wo es ihm indessen nicht recht behagte. 1535 einer
Einladung der Statthalterin der Niederlande Folge leistend, kam er auf der Durchreise noch einmal nach Basel,
wurde hier von einem
Gichtanfall ergriffen, der ihn den ganzen Winter über an das Bett fesselte, und starb in der Nacht vom 11. zum Er
wurde im Münster zu Basel
beigesetzt, wo sein Grabmal noch heute zu sehen ist. Ein ehernes Denkmal wurde ihm 1622 in seiner Vaterstadt
errichtet. Seine Bildnisse von Dürer und Holbein sind allbekannt.
Erasmus ist der umfassendste und geistreichste Humanist des 16. Jahrh. Um die Belebung
der klassischen Studien hat er unvergängliche Verdienste. In religiöser Beziehung hat er durch die Freiheit des Geistes, mit
der er gewisse Einrichtungen der Kirche, besonders das Mönchtum und den Scholastizismus, geißelte, die Reformation vorbereiten
helfen. Auch schien er anfangs mit Luther Hand in Hand gehen zu wollen. Allmählich aber wandte er sich
immer mehr von dem kühnen Volksmann ab, schon weil ihm das exklusive Interesse der klassischen Studien in erster Linie stand,
nicht die Befriedigung der religiösen und sittlichen Bedürfnisse des Volkes.
In der »Diatribe de libero arbitrio« griff er Luther direkt an. Dieser antwortete mit der Schrift »De servo
arbitrio«, und Erasmus entgegnete wieder in dem leidenschaftlichen »Hyperaspistes«.
Etwas früher hatte er auch Huttens »Expostulatio cum Erasmo« die bittern und für ihn wenig
ehrenvollen
»Spongia adversus Hutteni aspergines« entgegengesetzt. Infolge davon sank sein Einfluß,
da ihm nun nicht bloß von römischer, sondern auch von protestantischer Seite Mißtrauen entgegengetragen wurde.
Zwar betonte er seine Übereinstimmung mit der erstern immer mehr, dennoch verbitterten ihm die Fehden, in die er nach beiden
Seiten verwickelt wurde, den letzten Teil seines Lebens. Um so staunenswerter ist seine litterarische Thätigkeit
während desselben, zumal er noch von Kränklichkeit heimgesucht wurde. Seine wichtigsten philologischen Schriften, die zum
Teil in vielen Auflagen wiederholt wurden, sind: »De duplici rerum ac verborum copia« (Par. 1512);
»De ratione studii et instituendi
pueros commentarii« (das. 1512);
»De octo partium orationis constructione« (Straßb. 1515);
Auf theologischem Gebiet hat er die Editio princeps
des griechischen Neuen Testaments mit Übersetzung (Basel
1516; 2. Aufl. 1519, nach der Luther übersetzt hat; dann 1522, 1527, 1535)
geliefert, an die sich seit 1518 die für das Schriftverständnis höchst belangreichen Paraphrasen schlossen; ferner Ausgaben
zahlreicher Kirchenväter, des Hieronymus, Cyprian, Arnobius, Hilarius, Irenäus, Chrysostomus, Ambrosius, Augustin,
Origenes; außerdem »Enchiridion militis christiani« (Antwerp. 1609),
»Institutio principis christiani« (Löwen 1516),
»Ecclesiastes
s. de ratione concionandi libri IV« (Basel
1535, die erste nach festem Plan ausgeführte Homiletik) u. a. Von allgemeinern Schriften
sind hervorzuheben: die in fast alle neuern Sprachen übersetzten »Colloquia« (Bas. 1516; beste Ausg.,
Amsterd. 1650 u. öfter; Leiden 1664) und das nicht minder bekannte »Encomium moriae« (»Lob der Narrheit«, Par. 1509 u. öfter;
mit den berühmten Randzeichnungen, durch die Hans Holbein ein Exemplar der Frobenschen Ausgabe von 1514 geziert hat, Basel
1676 u.
öfter; Havre 1839; deutsch, St. Gallen 1839, und von Frank, Leipz. 1884). Die erste Sammlung von Erasmus' Schriften,
zu welcher er selbst schon Anstalten getroffen hatte, erfolgte durch Beatus Rhenanus (Basel
1540-41, 9 Bde.). Die beste Ausgabe besorgte
Clericus (Leclerc, Leid. 1703-1706, 10 Bde.); im dritten Bande derselben ist auch die beste Sammlung seiner lebensvollen Briefe
enthalten. Von den zahlreichen Biographien nennen wir die von Erhard (in der »Encyklopädie« von Ersch und
Gruber), Stichart (Leipz. 1870), Durand de Laur (Par. 1872), Drummond (Lond. 1873), Feugère (Par. 1874), Pennington (Lond.
1874).
Vgl. auch Stähelin, Erasmus' Stellung zur Reformation (Basel
1873);
Scholz, Die pädagogischen und didaktischen Grundsätze des Erasmus (Nordh.
1880, Programm);