Verwendung der künstlichen Gebärden und der
Fingersprache neben dem schriftlichen
Verkehr besteht. Erst allmählich machte
er sich mit der Litteratur des Taubstummenwesens bekannt und räumte dann auch der Lautsprache einen beschränkten Platz
neben der
Zeichensprache ein. Epée widmete, ermutigt durch glückliche Erfolge, von da an sein
Leben der neuen Aufgabe,
gründete um 1770 ohne andres
Vermögen als das einer jährlichen
Rente von 12,000
Frank auf eigne
Kosten die erste Taubstummenschule
in
Paris,
[* 2] welche er einige Jahre später auf den
Montmartre verlegte und in eine förmliche Erziehungsanstalt umwandelte. In
einem taubstummen
Jüngling, den er 1773 in
Péronne fand, glaubte
er den verstoßenen
Erben der gräflichen
FamilieSolar zu entdecken und setzte in der That in einem langwierigen
Prozeß 1781 die
Anerkennung desselben als
GrafSolar und
die Einsetzung in das gräfliche
Erbe durch, welches
Urteil aber 1792 wieder umgestoßen wurde.
Diese Begebenheit hat zu dem bekannten
SchauspielBouillys, betitelt: »L'abbé de l'Épée«, von
Kotzebue (»Der Taubstumme«) für die deutsche
Bühne bearbeitet,
Anlaß gegeben. Erst 1785 bewilligte
Ludwig XVI. Epée eine persönliche
Beihilfe und einen staatlichen Zuschuß. Im letzten Jahrzehnt seines
Lebens genoß Epée eines über ganz
Europa
[* 3] ausgebreiteten
Rufs und allgemeiner Verehrung in
Frankreich, hatte aber in litterarischen
Fehden seineMethode gegen die
Vertreter der Lautsprache,
Pereira in
Paris und
Heinicke in
Leipzig,
[* 4] zu verteidigen. In
Wien
[* 5] gründete
Maria Theresia nach seinen
Angaben eine Anstalt, der seine
Schüler Stork und
May vorstanden.
Überhaupt breitete sich seine
Methode siegreich aus und herrschte Menschenalter hindurch selbst in
Deutschland
[* 6] vor. Er starb in
Paris.
Sein Hauptwerk ist:
»Institution des sourds et muets par la voie des signes méthodiques« (Par. 1776, 2 Bde.; 2. Aufl.
u. d. T.: »La véritable manière d'instruire
les sourds et muets«, das. 1784).
Vgl. Bébian und Bazot,
Éloges historiques de
Ch. M. de l'Épée (Par. 1819);
1) in der griech.
Mythe ein
Heros, Sohn des Panopeus, Verfertiger des trojanischen
Pferdes. Vergil läßt ihn
selbst mit in dieses steigen. Nach andrer
Sage kam er mit 30
Schiffen von den Kykladischen
Inseln nach
Troja.
[* 7] In der
»Ilias« siegt
er bei den Leichenspielen des
Patroklos im
Faustkampf über den
Euryalos. Spätere machen ihn zum Wasserträger der
Atriden und
stellen ihn als feig dar, so daß sein
Name zum Sprichwort wurde. -
(griech.), die feine die Gehirnhöhle überziehende
Haut. ^[= (Integumentum, Integument), die Bekleidung der Oberfläche und der verschiedenen Höhlen des ...]
[* 9]
(griech.), »Einschaltung«
eines
Lautes, namentlich zwischen zwei
Konsonanten, um den Übergang von einem zum andern zu erleichtern, z. B. lat.
sumpsit für sumsit, griech. andros statt anros (des
Mannes), deutsch unser-t-wegen, eigen-t-lich, öffen-t-lich etc., franz.
gendre aus lat. gener etc. Auch nach einem
Vokal kann Epenthese eintreten, namentlich um denselben an ein in der folgenden
Silbe noch
oder einstmals enthaltenes i oder j zu assimilieren, z. B. griech.
melaina für melanja; auch der deutsche
Umlaut (s. d.) ist hieraus zu erklären. Epenthētisch,
eingeschoben,
eingeschaltet.
königl.
Freistadt, Sitz des ungar.
KomitatsSáros und
Station der
Kaschau-Orlóer Bahnlinie, liegt in anmutiger
Gegend an der Tarcza, hat 4
Kirchen (darunter die gotische
Pfarrkirche), eine
Synagoge, ansehnliche Gebäude
(Komitat-,
Kapitel-, Stadthaus etc.) und (1881) 10,139 Einw.,
welche
Leinwand und Tischzeuge,
Tuch,
Flanell,
Kotzen etc. verfertigen und bedeutenden
Handel mit diesen
Produkten sowie mit
Wein,
Vieh,
Getreide
[* 10] etc. treiben. Eperies ist Sitz eines griechisch-katholischen
Bistums mit
Domkapitel sowie eines
Gerichtshofs und Steuerinspektorats,
hat ein evangelisches
Lyceum mit Rechtsakademie, Lehrerpräparandie und großer
Bibliothek (32,000
Bände),
ferner ein katholisches
Gymnasium und ein Franziskanerkloster (seit 1718), drei Geldinstitute, ein
Theater
[* 11] und einen berühmten
Kalvarienberg. In der
Nähe befinden sich drei Schloßruinen, die königlichen Salzsudwerke von
Sóvár und ein
Sauerbrunnen
mit besuchtem
Bad.
[* 12] - Eperies (Eper, magyar.,
»Erdbeere«) ist als deutsche
Kolonie des 13. Jahrh. anzusehen. Im
J. 1347 wurden seine freistädtischen
Rechte bestätigt und 1374 vermehrt.
Eperies, später befestigt, hatte im
Lauf der Zeit durch
Krieg,
Pest und andre Unglücksfälle sowie durch Religionsverfolgungen
viel zu leiden. 1441 ward es von den
Polen verbrannt und 1604 von
Bocskay erobert, aber von dem kaiserlichen
GeneralGeorgBasta nach kurzer Zeit wiedergenommen. 1629 wurde hier der
Friede zwischen dem
PalatinEsterházy und
Rákóczy geschlossen.
Nach vielen Wechselfällen ward die Stadt 1644 von
Rákóczy, 1670 von den Kaiserlichen und 1672 wieder von den Insurgenten
genommen. Im folgenden Jahr wurden die Festungswerke zerstört und Eperies seiner Privilegien
beraubt. Nachdem es die Insurgenten 1682 abermals erobert hatten, ließen sie es 1684 neu befestigen, wurden aber von den
Kaiserlichen unter
GeneralSchulze hier geschlagen. Dennoch kapitulierte die Stadt
erst ein Jahr später 1687 setzte
hier der kaiserliche
GeneralCaraffa das berüchtigte Eperieser Blutgericht gegen die Insurgenten ein,
durch welches viele der angesehensten Bewohner zum
Tod verurteilt wurden.
(spr. epärnä, früher
Sparnacum), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementMarne, in einer reizenden
und fruchtbaren Gegend der
Champagne, links an der
Marne, Eisenbahnknotenpunkt an der Ostbahn, ist ein unregelmäßig gebauter,
aber reinlicher
Ort, von dessen Gebäuden die
Kirche mit dorischer
Säulenhalle und der Justizpalast sowie
die schönen
Villen der großen Weinhändler in der Vorstadt La
Folie zu erwähnen sind, und zählt (1881) 16,304 Einw. Epernay ist
der Hauptfabrik- und Hauptstapelplatz der
Champagnerweine, von denen die in der Umgegend wachsenden zum Unterschied von den
bei
Reims
[* 13] erzeugten
Vins de la rivière heißen.
Bemerkenswert sind die ungeheuern in den Kalkfelsen gehauenen
Keller, worin jährlich
ca. 5 Mill.
Flaschen Champagner aufgespeichert
liegen. Der jährliche
Umsatz wird zu 20 Mill.
Frank veranschlagt. Außerdem werden hier
Flaschen,
Pfropfen
[* 14] und alles, was sonst
mit dem Champagnerhandel zusammenhängt, verfertigt. Epernay besitzt auch Eisenbahnreparaturwerkstätten,
ein
Handelsgericht, ein
Collège und eine
Bibliothek (15,000
Bände). Als wichtiger Verkehrspunkt soll es auch
Befestigungen erhalten.
- An der
Stelle von Epernay stand bereits im 6. Jahrh. ein
SchloßSparnacum. Der öftere Aufenthalt der
¶
mehr
Bischöfe von Reims daselbst veranlaßte die Erbauung der Stadt, die im 9. Jahrh. zum Schutz gegen die Normannen mit einer Citadelle
versehen wurde. Diese wurde 923 zerstört. Nachdem sich die Grafen von Champagne derselben bemächtigt, teilte diese die Schicksale
der Champagne. 1544 wurde Epernay von Franz I. in Asche gelegt, dann an PeterStrozzi als Entschädigung geschenkt
und wieder aufgebaut, hierauf zur Zeit der Ligue von den Spaniern eingenommen, aber 1592 von Heinrich IV. wiedererobert. 1642 kam
Epernay durch Tauschvertrag an den Herzog von Bouillon.
Vgl. Fiévet, Histoire de la ville d'E. (Reims 1869, 3 Bde.);