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Koch umfaßt die erste Gruppe den Süden und Westen mit drei verschiedenen dialektischen Gebieten, die zweite die mittlern Grafschaften und Ostangeln, die dritte den Norden [* 2] Englands (mit Einschluß von Schottland). Das Schottische, die Sprache [* 3] Niederschottlands, bis zum 16. Jahrh. eine litterarische Sprache, sinkt besonders seit der Vereinigung Schottlands mit England (1603) zu einem Dialekt herab; es hat sich aber im 18. Jahrh. in der volkstümlichen Dichtung besonders bei Burns zu einem hohen Grade der Vollendung erhoben.
Bei seinem reiner gehaltenen germanischen Charakter bewahrt es viele altertümliche Züge. Folgende Merkmale unterscheiden es hauptsächlich von dem Englischen: oft steht a (vereinzelt ai) für o (langer = longer, snaw = snow, baith = both), au für o, ou (auld = old, saul = soul), u, ui, eu für oo (gude = good, puir = poor, neuk = nook);
ll fällt im Auslaut ab (a' = all; zuweilen im Inlaut: faut = fault);
das gutturale ch (h), englisch
gh, erhält
sich auch in der
Aussprache (nicht = night, dochter = daughter), ebenso gewöhnlich k (kirk = church, bink = bench);
g in der Endung -ing verliert sich (mawin = mowing), ebenso d nach n (men' = to mend);
I canna, winna, dinna stehen für I cannot, I will not, I do not; I' se für I shall.
J.
Grimm gebührt der
Ruhm, in seiner
»Deutschen
Grammatik« auch den
Grund für eine wissenschaftliche Behandlung des
Englischen
gelegt zu haben; ihm folgten
Fiedler (»Wissenschaftliche
Grammatik der englischen
Sprache«, 1850 ff., 2 Bde.;
neue Bearbeitung von
Kölbing, Leipz. 1877),
Koch (»Historische Grammatik«, Götting. 1863-69, 3 Bde.),
Mätzner (»Englische [* 4] Grammatik«, Berl. 1860 ff., 3 Bde.; 3. Aufl. 1880 ff.). Diese letztere Arbeit machten sich die Engländer, denen es an einer historischen Grammatik ihrer Sprache noch fehlt, durch eine Übersetzung zu eigen; geschätzt sind bei diesen noch unter anderm die in vielen Auflagen erschienenen Arbeiten von Latham (»On the English language«, »Handbook of the English Language« etc.). Tüchtige Kräfte sind indes seit einiger Zeit auch in England und Nordamerika [* 5] am Werk, das Werden ihrer Sprache von den frühsten Zeiten an zu verfolgen; erwähnt seien nur: Ellis, Furnivall, March, Marsh (»Origin and history of the English language«, »Lectures on the English language«),
Morris,
Skeat,
Sweet etc. Die meisten der Genannten und noch andre
Gelehrte sind auch beteiligt bei dem verdienstvollen
Unternehmen der
Early English
Text Society (seit 1864) und der
Chaucer Society; auch
Arbers korrekte und billige »Reprints« wertvoller
Denkmäler hauptsächlich des 16. Jahrh. verdienen hier Erwähnung.
Ferner hat sich seit 1873 eine
English
Dialect Society gebildet zur Herausgabe neuerer Werke über englische
Dialekte. Veraltete und provinzielle
Ausdrücke sind
gesammelt von
Nares (»Glossary«, neu hrsg. von Halliwell
und
Wright, 1872-75, 2 Bde.),
Halliwell (»Dictionary of archaic and provincial words«, 1844; neue Ausg. 1873-78, 2 Bde.),
Wright (»Dictionary of obsolete and provincial words«, 1857).
Ein vollständiges Wörterbuch der englischen Sprache, das bisher fehlte, wurde von der Philological Society in Angriff genommen und erscheint, von Murray bearbeitet, seit 1884 (»New English dictionary on historical principles«) in Oxford. [* 6] Von den Leistungen der Engländer und Amerikaner auf lexikalischem Gebiet sind sonst namhaft zu machen zunächst Johnson, Dictionary of the English language (1755 u. öfter; in neuer Bearbeitung von Latham, 1866-1870); ferner Richardson (1835, brauchbar durch seine Belege), Webster (neue Bearbeitung, besonders in Bezug auf Etymologie wertvoll, Lond. 1865), Worcester (1830 u. öfter), Ogilvie, Imperial dictionary (1861). Oft citiert findet man Walker, [* 7] Critical pronouncing dictionary (1791 u. öfter, auch Leipz. 1826). Unter den größern von Deutschen verfaßten Wörterbüchern stehen obenan die von Flügel (1830; 3. Aufl., Leipz. 1848, 2 Bde.) und Lucas (Brem. 1854 bis 1868, 2 Bde.). Ein sehr gutes Supplementlexikon (eigentlich zu Lucas, aber von selbständigem Wert) ist das von Hoppe (Berl. 1871). Kleinere mehr oder minder brauchbare Wörterbücher lieferten Elwell, Flügel, Grieb, Hilpert, Köhler, Thieme u. a. Altenglische Wörterbücher (12.-16. Jahrh.) haben wir von Stratman (»Old English dictionary«. 3. Aufl. 1878) und Mätzner (Berl. 1872 ff.). Der Sprachschatz Shakespeares allein ist vortrefflich behandelt von Alex. Schmidt (Berl. 1874-76); die Wörter des schottischen Dialekts sind gesammelt von Jamieson (»Dictionary of the Scottish language«, 1808, Supplemente 1825; Auszug von Longmuir, 1877). Brauchbare etymologische Wörterbücher lieferten Ed. Müller (2. Aufl., Köth. 1878-79) und Skeat (2. Aufl., Lond. 1884; auch in kürzerer Bearbeitung 1882); ein synonymisches Crabb (neue Ausg. 1875) und neuerdings Klöpper (Rost. 1879 bis 1880). Von Lesebüchern sind zu empfehlen: Mätzner, Altenglische Sprachproben (Berl. 1867-1869, 2 Bde.);
Wülcker, Altenglisches Lesebuch (Halle [* 8] 1874-80);
Morris u. Skeat, Specimens of early English (neue Ausg., Oxf. 1882 ff.);
für die neuere Zeit unter andern: Chambers, Cyclopaedia of English literature (neue Aufl. 1875-1876);
Ideler u. Nolte, Handbuch der englischen Litteratur (Berl. 1844-53, 1 Bde.);
Herrig, British classical authors (56. Aufl., Braunschw. 1884);
Ahn, Classbook of English poetry and prose (Köln [* 9] 1870).
Von den mehr praktischen Zwecken dienenden Grammatiken sind erwähnenswert unter andern die von Gesenius, S. Schmidt, Schmitz, Zimmermann. An mehreren deutschen Universitäten hat man in neuerer Zeit eigne Lehrstühle für und Litteratur errichtet. In Kölbings »Englischen Studien« (Heilbr. 1876 ff.) und Wülckers »Anglia« (Halle 1877 ff.) kann man die Entwickelung der vorliegenden Disziplin eingehend verfolgen.
Vgl. Storm, Englische Philologie (Heilbr. 1881).