Schon nach den ersten Anfällen des Übels brach der entsetzliche
Schweiß aus, wonach dieKrankheit genannt
ward; er erschöpfte die
Kräfte des Kranken außerordentlich, und seine Unterdrückung hatte schnellen
Tod zur
Folge. Bisweilen
trat nach einem Frieselausschlag
Genesung ein. Die
Seuche herrschte fast immer im
Sommer und
Herbst, vornehmlich bei feuchter,
nebeliger
Witterung. Merkwürdigerweise blieben schwächliche, alte Leute und
Kinder meist von ihr verschont, während
junge, kräftige
Personen aus den höhern
Ständen in großer Anzahl von ihr ergriffen wurden.
Auch
Fremde verschonte dieselbe meist. Als beste Kurmethoden bewährten sich gelinde Beförderung des
Schweißes und Belebung
der
Kräfte, während alle ausleerenden
Mittel sich sehr nachteilig zeigten. Die
Krankheit gehörte ohne
Zweifel in
die
Klasse
der sogen. Infektionskrankheiten, allein über die
Natur des Ansteckungsstoffs und seine Verbreitung fehlt
uns jegliche Kenntnis. Seit dem 16. Jahrh. hat sich die
Seuche nicht wieder gezeigt. Doch hat
man in neuerer Zeit ähnliche
Schweißfieberepidemien beobachtet, welche von Frieselausbrüchen begleitet waren.
Pflaster
(Emplastrum adhaesivum anglicum, Taffetas adhaesivum),
Taft von verschiedener
Farbe, der auf einer
Seite mit Hausenblasenlösung bestrichen ist. Man löst 10 Teile klein geschnittene
Hausenblase in 120 Teilen warmem
Wasser,
bestreicht mit der Hälfte der
Lösung wiederholt ausgespannten
Taft, mischt die andre Hälfte mit 40 Teilen
Spiritus
[* 6] und 1 Teil
Glycerin, streicht auch diese Mischung auf den
Taft und befeuchtet zuletzt die Rückseite des
Tafts mit Benzoetinktur.
Ein
Surrogat des englischen
Pflasters ist das ostindische Pflanzenpapier, welches aus Seidenpapier, mit
Hausenblase überstrichen,
besteht, sich aber durch die geringste
MengeFeuchtigkeit wieder ablöst. dient zum
Verband
[* 7] von
Wunden etc., wo jede Reizung
vermieden werden muß. Es zeichnet sich vor dem harzigen
Heftpflaster auch dadurch aus, daß es mit lauwarmem
Wasser leicht
entfernt werden kann.
[* 5]Sprache.
[* 8]Die e. S. ist in höherm
Grad als irgend eine andre eine
Mischsprache, deren Grundbestandteil
ein altniederdeutscher
Dialekt, das
Angelsächsische, bildet: auf dessen weitere
Entwickelung hauptsächlich noch das normännisch-französische
Element infolge politischer Ereignisse von entscheidendem Einfluß gewesen ist.
In den frühsten
Zeiten, soweit die geschichtliche
Kunde reicht, wurden
Großbritannien
[* 9] und
Irland von
Kelten bewohnt, deren
Sprache in zwei
Dialekte zerfällt:
in den irisch-gälischen, noch jetzt in
Irland, Hochschottland und auf der
Insel Man üblich, und den kymrisch-britannischen,
der noch jetzt in
Wales und der Niederbretagne erklingt. In
Cornwall ist das
Keltische erst im 18. Jahrh. ausgestorben.
Jener romanische Dialekt wirkte nun auch auf letztere Sprache ein; französische Wörter zeigen sich hier im Lauf der Zeit in
immer größerer Anzahl; französische und deutsche Accentuation gehen bald nebeneinander her. Außerdem
aber beginnt der Ablaut beim Zeitwort zu schwanken; der Unterschied zwischen starker und schwacher Substantiv- und Adjektivsflexion
schwindet allmählich, die vollern Flexionsvokale werden gleichförmig zu e; neben die gewöhnliche deutsche Steigerungsweise
tritt die umschriebene (mit more und most).
Auch wurden die angelsächsischen Buchstaben mit den Schriftzügen der Normannen vertauscht, die alsdann,
natürlich modifiziert, in stetem Gebrauch geblieben sind. In dieser mit dem 12. Jahrh. beginnenden neuen Periode der englischen
Sprache, die bis zum Auftreten von Shakespeare und F. Bacon dauert, und die man am besten als die mittelenglische oder (falls
man die erste Periode die angelsächsische anstatt altenglische nennt) als die altenglische bezeichnet,
hat man wiederum unterschieden: a) die neuangelsächsische (Koch) oder halbsächsische Periode (Mätzner), dem Semi-Saxon der
Engländer entsprechend, bis 1250; b) die altenglische, bis 1350, und c) die mittelenglische, bis gegen
Ende des 16. Jahrh. An eine irgendwie einen wirklichen Einschnitt machende Veränderung in der Sprache
ist jedoch bei keiner dieser Perioden zu denken, und die Einteilung hat keine wissenschaftliche Berechtigung.
Unter Eduard III. (1327-77) wurde, nachdem schon das Englische zur Geschäftssprache geworden und durch die Kriege mit Frankreich
das französische in England mehr und mehr außer Gebrauch gekommen war, 1362 durch einen Erlaß das französische
als Gerichtssprache durch das Englische ersetzt. An EduardsHof
[* 13] erhielt sich zwar jenes noch; doch als um Ende des Jahrhunderts
das HausLancaster den Thron
[* 14] bestieg, führte man auch als Hofsprache das Englische ein. Um die Mitte des 15. Jahrh. trat nun
eine Beschleunigung des sprachlichen Umschwunges ein, der aber nicht von der Art war, daß das Neuenglische
sich durch eine scharfe und zeitlich streng innegehaltene Grenzlinie von dem Mittelenglischen abhöbe.
Als allgemeine Unterscheidungsmerkmale dieses Neuenglischen von der vorhergegangenen Periode gelten: gleichmäßigere Regelung
der Orthographie;
das Eindringen zahlreicher lateinischer und die Erweiterung des Gebiets französischer
Wörter bei gleichzeitigem Verlust germanischer;
die starken Verben vermindern sich;
im Präteritum bleibt für Singular und
Plural nur ein Ablaut (früher z. B. Sing. wan, Plur. wonnen, jetzt nur won);
Person- und Modusbezeichnung schwindet fast gänzlich;
das aktive Partizip geht auf -ing anstatt auf -end aus;
die adjektivische Flexion ist ganz geschwunden,
die substantivische bewahrt nur noch s als Zeichen des Genitivs im Singular und des ganzen Plurals;
eine große Anzahl romanischer
Wörter erhält nur deutsche Accentuation;
allseitige stilistische Durchbildung, die zu den höchsten Leistungen auf allen
Gebieten der Poesie
und Prosa befähigt.
Schon unmittelbar nach dem Beginn der neuen Periode legen Marlowe
und Shakespeare, F. Bacon und die »Authorized version« der Bibel
[* 15] (1607-11) das herrlichste Zeugnis hierfür ab. Daß auf die
Bildung dieses litterarischen Idioms auch Ereignisse von allgemein kulturgeschichtlicher Bedeutung, wie die Einführung der
Buchdruckerkunst (in England durch Caxton), die Reformation, das Wiederaufleben der klassischen Studien, von hervorragendem
Einfluß gewesen sind, darf bei der Betrachtung der Entwickelung der englischen Sprache nicht außer acht gelassen werden.
Am Wortschatz hat das Angelsächsische und nach ihm das Normännisch-Französische den größten Anteil, und zwar mögen etwa
fünf Achtel sämtlicher Wörter dem erstern zufallen. In wissenschaftlichen Werken ist natürlich die Anzahl der angelsächsischen
Wörter am geringsten. Deutsche
[* 16] Benennung herrscht vor in den Namen für Naturgegenstände und Naturerscheinungen, für Kleidung
und Waffen,
[* 17] für die Geräte der Haus- und Landwirtschaft und der Schifffahrt; französisch hingegen sind alle Ausdrücke, welche
im Hof- und Staatsleben gebräuchlich sind, die Bezeichnungen für Titel und Würden, Künste und Wissenschaften. In
Beziehung auf die Sprachformen verdankt das Englische, außer seiner Betonung,
[* 18] dem Angelsächsischen die Reste seiner Substantiv-,
wie Verbalflexion, seine Hilfsverben, seine Artikel, sein Zahlwort (ausgenommen das schon früh für other eingetretene second),
die meisten Verhältnis- und Bindewörter, seine Steigerungsformen wie seine Adverbialbildung.
Unter französischem Einfluß steht die Wortfolge; auch auf die Aussprache einzelner Laute mag das französische
eingewirkt haben. So werden ihm die Verstummung des l vor andern Konsonanten, das teilweise Verstummen von h und gh sowie der
Übergang des gutturalen k in den Zischlautch (= tsch) zugeschrieben. Bei der Erlernung des Englischen bietet hauptsächlich
die Orthographie und Aussprache viel Schwierigkeit, da man die alte Schreibweise beibehielt, während der
Laut ein andrer wurde; z. B. ear (Ohr)
[* 19] wurde früher wirklich ear ausgesprochen, dann er und zuletzt îr.
Mit einer bessern Regelung ihrer Orthographie sind die Engländer übrigens seit Jahren beschäftigt (vgl. Pitman). Eine weitere
Schwierigkeit liegt in dem ungeheuern Wortreichtum und dem teilweisen Mangel an scharf ausgeprägten
grammatischen Regeln, der dazu zwingt, sich mehr durch Lektüre das Idiom zu eigen zu machen. Die Hauptvorzüge der englischen
Sprache sind ihr Reichtum, indem sie meist für einen Ausdruck sowohl ein deutsches als ein französisches Wort hat (z. B. to
begin und to commence, freedom und liberty), die Klarheit der grammatischen Konstruktion, ihre Kürze und
Gedrängtheit; arm hingegen ist sie im Vergleich zum Deutschen und mehr noch zum Griechischen an die Rede nüancierenden Partikeln.
Das Englische ist jetzt die verbreitetste Sprache und wird in allen Erdteilen gesprochen, wenn auch natürlich je nach dem Land
mit mehr oder weniger dialektischen Eigentümlichkeiten, wie sie z. B. das Nordamerikanische aufweist.
Die e. S. im weitern Sinn zerfällt zunächst in das Englische im engern Sinn und das Schottische. Sie hatte schon in ihrer ältesten,
der angelsächsischen, Periode verschiedene Dialekte, die sich im Lauf der Zeit noch mannigfaltiger gestalteten. Die
Gruppierung derselben ist bei den Grammatikern etwas verschieden. Mätzner z. B. teilt sie in die westliche, die südliche
und die nördliche Gruppe, wovon die südliche wieder in drei Unterabteilungen zerfällt; nach
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