Englisch-bischöfliche Kirche - Englische Litteratur
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Gesundheit notwendigen Maßregeln, unterhält in vielen
Fällen eine städtische
Polizei und ernennt die städtischen Beamten.
London,
[* 2] die
City sowohl als die ganze Metropole, hat seine eigne
Verfassung. Außerdem gibt es in 1360 städtischen oder ländlichen
Bezirken von den Steuerzahlern gewählte sogen. local boards (Ortsbehörden) oder improvement
commissions (Verbesserungsbehörden), welchen viele Befugnisse der eigentlichen
Stadträte zustehen. Jedes
Kirchspiel (parish oder township, letzteres ein neugebildetes
Kirchspiel bezeichnend) hat einen oder mehrere »Armenaufseher«
und in vielen
Fällen einen von den Steuerzahlern gewählten
Gemeinderat (vestry).
Die
Einteilung der
Grafschaften in
Hunderte (hundreds), wapentakes, wards u. dgl.
hat kaum noch mehr als eine historische Bedeutung. Die
Einnahmen der Lokalbehörden beliefen sich 1882/83
auf 53,412,055 Pfd. Sterl.
(Mietsteuer 25,038,531,
Einnahmen städtischer Gasfabriken 3,217,284, desgleichen städtischer
Wasserwerke
1,932,321,
Chausseegelder und Marktgebühren 4,478,977,
Einnahmen aus städtischem
Eigentum 717,847,
Anleihen 10,957,601, andre
Quellen 4,678,404, Staatszuschuß 2,391,090 Pfd. Sterl.). Von der gesamten
Ausgabe kamen 8,429,015 Pfd. Sterl. auf
Armenpflege,
4,217,579 auf Gemeindeschulen, 10,456,532 auf
Zinsen und Abzahlung der 159,142,926 Pfd. Sterl. betragenden
Lokalschulden. Die
Miete der zu den Lokalsteuern beitragenden
Häuser schätzte man 1873 auf 132,571,829,1884 auf 189,835,285
Pfd. Sterl. brutto. Die Polizeimacht zählte 1884: 34,999 Mann, und 1881
gab es 20,985 anderweitige Lokalbeamte.
Komödianten, Wandertruppen von Berufsschauspielern, welche gegen Ende des 16. Jahrh.
und im ersten
Viertel des 17. Jahrh. von
England her über die
Niederlande
[* 10] nach
Deutschland kamen und einen Teil der ältern
englischen
Stücke, in rohes
Deutschübertragen, an den verschiedensten
Orten, namentlich auch an
Höfen
(Wolfenbüttel,
[* 11]
Dresden,
[* 12] Kassel),
[* 13] zur Aufführung brachten.
IhreBühne war nicht mehr die der Volksdramen des 15. Jahrh., die sich
in
Deutschland erhalten hatte, sondern näherte sich dem
Prinzip unsrer
Theater:
[* 14] ein erhöhtes
Gerüst als Schauplatz mit einer
Öffnung im
Fußboden, aus welcher die
Teufel und
Geister herauskamen. Diese
englischen
Spieler rissen durch ihre lebendige und
mit zahlreichen
Reizmitteln ausgestattete Darstellungsart das
Publikum hin und beeinflußten mit den rohen,
blutigen
Effekten ihrer
Tragödien und der
Tollheit ihrer
Possen die spätere deutsche dramatische
Dichtung. Ein Teil der von
ihnen besonders häufig aufgeführten
Stücke ward (1620 und 1624 gesammelt) neuerlich von Tittmann (Leipz. 1880) herausgegeben.
[* 6]Litteratur.WieMacaulay mit
Recht sagt, ist von allen
GlorienEnglands seine Litteratur
die glänzendste und dauerhafteste: hat sie doch mehr Blüteperioden, mehr
Größen hohen
Ranges aufzuweisen als irgend eine
andre neuere Litteratur. Wie die
Sprache,
[* 21] mit romanischen und geringen keltischen
Elementen gemischt, durchaus germanisch ist,
so klingt auch in der Litteratur als
Grundton überall germanische
Kraft
[* 22] und germanischer
Ernst, die sich
mit französischer
Eleganz und Leichtigkeit, zuweilen Leichtfertigkeit paaren.
Von englischer Litteratur kann selbstverständlich nicht die
Rede sein, ehe es ein englisches
Volk gab.
Daher gehören die poetischen
Leistungen jener volkreichen britischen
Stämme, denen
Römer
[* 23] und
Sachsen
[* 24] siegreich entgegentraten, die
Überlieferungen des
Druidentums, die phantastischen
Gesänge der
Barden, nicht in diese Betrachtungen, die erst mit der
Einwanderung
germanischer
Männer anheben müssen. Wir behandeln hier zunächst die schöne Litteratur
Englands.
I. Die altenglische
Periode (Mitte des 5.-11. Jahrh.).
Die
Sprache wird früh schon »Englisc« genannt, weshalb die neueste Forschung
die herkömmliche Bezeichnung
»Angelsächsisch« durch die passendere »Altenglisch« ersetzt.
Der
Mythus spendete der
Poesie reichen
Stoff.
Schon auf dem
Festland war der vom Beowa, der das Seeungeheuer Grendel
besiegt, lebendig gewesen; an Beowas
Stelle trat der Geate
Beowulf und wurde in
England zum
Helden des
Epos
»Beowulf«, welches
um das Jahr 700 aufgezeichnet wurde. Auch die
Sage von
»Walther und Hildegunde« war bekannt und fand dichterische Bearbeitung.
Die poetische Form ist die altgermanische allitterierende Langzeile, die
Sprache reich an formelhaften
Wendungen. Wie in der
Heimat lag
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jedermann der Dichtung ob, und keinem ziemte es, die Harfe beim Gelag vorübergehen zu lassen. Doch bildete sich, ähnlich wie
im skandinavischen Norden,
[* 26] ein eigner Stand der Sänger (scóp) aus, die als Bringer der Lust von Burg zu Burg wanderten und Lieder
und Neuigkeiten verbreiteten. Ein solcher, Widsith (Weitfahrer), ist der Held des vielleicht ältesten
Denkmals englischer Dichtung, einer reichen Fundgrube für Sage und Mythus. So war die DichtungEigentum des Volkes und fand Wohlgefallen
an volkstümlichem, sagenhaftem Stoff, wie in »Deors Klage« und manchem Beispiel der Spruch- und Rätselpoesie; epische Stoffe
der Gegenwart feiern später noch das »Lied von Brunanburh« (937) und »Byrhtnoths Tod« (991). Unwillkürlich
drängte sich jedoch hier christliche Färbung auf, wie im Gedicht vom »Seefahrer«.
Eines durchaus biblischen Gegenstandes bemächtigte sich der Northumbrier Kädmon (etwa 670, Hymnus, Genesis?), dem andre mit
einer zweiten Bearbeitung der Genesis, einer epischen Wiedergabe des Exodus, des Daniel u. a. folgen. Auch
Kynewulf (s. d.) besingt in seiner zweiten PeriodeChristentum und einzelne Heilige. Eine geistliche Lyrik fehlt nicht. So erobert
die Kirche ein bedeutsames Gebiet, vermittelt aber gleichzeitig eine gelehrte Bildung, die populär zu machen König Alfred,
nachdem er die einfallenden Dänen abgewehrt, sich zur Aufgabe stellt. Er übertrug die Historien des
Orosius und die Kirchengeschichte des Beda in die Volkssprache und lehrte damit seinem Volk Geschichte, mit der Bearbeitung von
Boethius' »Consolatio philosophiae« sogar Weltweisheit. Weiteres s. Angelsächsische Sprache und Litteratur.
Nicht daß der nationale Sang gänzlich verstummte: in Sumpf und Wald vom Eroberer zurückgedrängt, durch harte Gesetze bedrückt,
freute sich der sächsische Bauer seiner Volkshelden, die dem Fremden die Spitze boten, und der Haß gegen die Normannen begeisterte
zum Lied. Gestalten wieRobin Goodfellow, Robin Hood, Alfred, später KingHorn und Havelok durfte der englische
Spielmann seinem Publikum immer wieder vorführen und des Beifalls sicher sein. Herrschend aber war die Poesie des Herrschers.
Die altfranzösische Dichtung findet glänzende Vertreter auf britischem Boden: allen voran steht der OxforderText des
»Chanson de Roland«. Philipe von Thaun dichtet in sechssilbigen Reimpaaren seinen »Compuz« (etwa 1119)
und später ein »Bestiaire«; reproduziert werden die Legende vom heil. Brandan, der Roman von Tristan. Wace behandelt national
kirchliche wie profane Stoffe, das Leben des heil. Nikolas, die altbritischen Königssagen im »Brut d'Engleterre«, die bis 1106 reichende
Geschichte der normännischen Herzöge und Könige im »Roman de Rou«; auch übertrug er das fabelreiche Geschichtswerk des Galfrid
von Monmouth (1155). Er betritt damit den Weg historischer Dichtung und findet Nachahmer.
Schonvor derEroberung war die Allitteration dem Endreim allmählich gewichen, nun löste sich die Langzeile zum Reimpaar, auch
Strophen wurden nicht verschmäht. Die Ritter des Grals und der Tafelrunde entzogen den reckenhaften Gestalten altsächsischen
Heldentums das Interesse, die leichten, novellenhaften Erzählungen verdrängten die Berichte von Episoden
aus Schlacht und Fehde. Am meisten entzogen sich die geistlichen Dichter diesen Einflüssen: der Verfasser des »Poema morale«,
einer Predigt in Versen aus dem Ende des 12. Jahrh., baut seine gereimten Verse nach antikem Muster, ebenso wie ein Vierteljahrhundert
später der Augustinermönch Orm in seiner »Ormulum« genannten Homiliensammlung. Zwischen beiden
aber steht Layamon (um 1180),
der Waces »Brut« zu einem neuen, ebenso benannten Werk umschuf. Ist ihm die Allitteration auch
Regel, so bleibt doch der Reim nicht ausgeschlossen; sein Original erweitert er bedeutend und ist auch in der Darstellung demselben
weit überlegen. Gleichzeitig warf sich die Thätigkeit dichtender Leute auf die Übersetzung und Bearbeitung
französischer und anglonormännischer Romane. Aus der großen Zahl dieser Produktionen seien nur »Floriz and Blancheflur«
und »Sir Tristrem« (hrsg. von Kölbing, Heilbr. 1882) genannt, letzterer in strophischer Form.
Daß auch nationale Stoffe bald in gleicher Weise behandelt, englische Helden wie Alexander und Roland gefeiert wurden, kann
nicht auffallen; so entstanden die Dichtungen: »RichardCœur de Lion«, »Guy of Warwick«, »Bevis of Hamptoun«, »KingHorn«, die teils
in Reimpaaren, teils in Strophen abgefaßt sind. Nachdem diese Poesie, in Verbindung mit Legenden- und Novellendichtung, ein
volles Jahrhundert geherrscht, konnte eine Reaktion zu gunsten minder weltlicher Stoffe nicht ausbleiben:
christliche Lebensanschauung, moralische Tiefe treten den leichtfertigen Erzeugnissen einer etwas abgelebten Epik entgegen.
Der »Cursor mundi« ist eine poetische Wiedergabe der heiligen Geschichte
und mit zahlreichen Legenden durchflochten. Der unbekannte Verfasser dichtete es zu Ehren der Gottesmutter und zur Belehrung
seiner Landsleute im ausgesprochenen Gegensatz zu der Frankreich entlehnten Litteratur seiner Zeit. Ihm
schließt sich William de Shoreham an, dessen Gedichte (hrsg. von Th. Wright, Lond. 1849) sich mit den Sakramenten und Dogmen
der Kirche beschäftigen und die kirchliche Lehre
[* 27] einem ungläubigen Skeptiker vortragen. Diese didaktische Tendenz gab in DanMichels »Ayenbite of inwyt« (»Stachel des Gewissens«, 1340) die poetische Form auf; auch die meisten Werke
des gleichzeitigen EinsiedlersRichardRolle von Hampole (gest. 1348) verschmähen sie. Doch beruht die Bedeutung dieses Predigers
der Askese auf seinem Gedicht »The pricke of conscience« (»Stachel des Gewissens«),