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doch für 407,800 Mk. gewonnen. Mangan-, Arsenik-, Nickel-, Wolfram- und Antimonerze kommen in Cornwall und Devonshire vor, Kobalt in Wales. Unter den Nichtmetallen nimmt nächst den Steinkohlen das Kochsalz den vornehmsten Rang ein. Die Salzquellen von Northwich etc. in Cheshire und Droitwich in Worcester werden seit undenklichen Zeiten ausgebeutet; die reichen Steinsalzlager von Cheshire wurden aber erst 1670 entdeckt. Die sehr drückende Salzsteuer wurde 1823 aufgehoben. Im J. 1884 wurden 2,308,498 T. Kochsalz erzeugt, von welchem ein beträchtlicher Teil ins Ausland geht.
An Bausteinen ist kein Mangel. Geschätzt werden namentlich die oolithischen Kalksteine, welche in Lincoln, Kent, Rutland, bei Bath und Portland vorkommen;
die magnesischen Kalksteine aus dem nördlichen England (zwischen Tyne, Derby und Nottingham); [* 2]
die Sandsteine aus dem Darleythal in Derbyshire, Yorkshire und Kent;
der Granit von Cornwall, Devon [* 3] und Cumberland;
der Syenit der Malvernhügel und von Leicester; [* 4]
der Porphyr von Cornwall, Cumberland und Wales;
der Grünstein von Cornwall und Leicester.
Nordwales (Festiniog) und Yorkshire liefern Fliesensteine; Cornwall, Devon, Cumberland, Westmoreland und namentlich Nordwales Dachschiefer; Westmoreland, Derby, Devon und Anglesey Marmor. Ziegelerde kommt vielfach vor, und die zahlreichen Ziegelbrennereien (mit 50,075 Arbeitern) liefern das Material für die Mehrzahl der Häuser. Außer dem gewöhnlichen Töpferthon findet man Porzellanerde (Kaolin) bei St. Austle in Cornwall, feuerfesten Thon bei Stourbridge und Pfeifenerde bei Poole in Dorset.
Mühlsteine [* 5] werden in Northumberland, Lancashire, Yorkshire, Derbyshire und Nordwales gebrochen. Walkerde kommt in Surrey, Bedfordshire, bei Bath und in Kent vor, Trippelstein in Derby und Südwales. Unter den Edelsteinen verdienen Erwähnung: die Opale, Bergkristalle und Amethyste, Topase und Turmaline von Cornwall;
der in Cornwall, Cumberland und Nordwales vorkommende Malachit;
die Granate von Cornwall und Cumberland;
der Flußspat [* 6] von Derbyshire, Cumberland und Cornwall;
der Gagat von der Küste Yorkshires und der Bernstein, [* 7] welcher gelegentlich an den Küsten von Norfolk und Suffolk gefunden wird.
Alabaster kommt im roten Sandstein Cheshires, Lancashires und Derbyshires vor. Vorzüglicher Graphit wird in den Gruben von Borrowdale (Cumberland) gewonnen. Koprolithen werden vielfach gesammelt, um als Dünger verwendet zu werden. Außerdem mögen noch Baryt (Derbyshire und Northumberland), Alaun [* 8] (an der Küste von Yorkshire), Gips, [* 9] Asphalt (in Shropshire, Dorset und Wiltshire), Petroleum und Asbest (in Cornwall) Erwähnung finden.
Industrie.
In keinem Land steht das Manufakturwesen in gleicher Blüte [* 10] wie in England. Die Gründe dafür sind verschiedener Art, namentlich aber fällt der Reichtum an Steinkohlen schwer ins Gewicht; doch auch Gewerbefreiheit, die Aufhebung aller Monopole (seit 1624) und die Beseitigung von Schutzzöllen, welche den einheimischen Fabrikanten zwingt, mit dem Ausländer in der Güte seiner Fabrikate zu wetteifern, haben ihren Teil daran. Unter allen Industriezweigen nimmt wohl die Fabrikation von Tuch, Zeugen u. dgl. aus Wolle, Baumwolle, [* 11] Seide, [* 12] Flachs, Hanf und verschiedenen Faserarten den vornehmsten Rang ein; denn sie beschäftigte 1881: 1,053,648 Menschen außer denjenigen, welche mit Herstellung der nötigen Maschinen beschäftigt waren.
Die Fabrikation von Wollwaren (1881: 233,256 Arbeiter) war bereits zur Zeit der Römer [* 13] bekannt; aber trotz der hohen Schutzzölle und andrer gut gemeinter Gesetze (zwischen 1679 und 1806 durfte man sich nur in wollenen Leichentüchern begraben lassen) gelang es erst nach Heranziehung von vlämischen Webern (seit 1665), feinere Tuche zu machen. Mechanische Webstühle [* 14] wurden bereits 1785 eingeführt, aber erst seit 1807 ist ihr Gebrauch gesetzlich gestattet. Die Ausfuhr britischer Wolle war bis 1825 verboten, und ausländische Wolle mußte bis 1844 einen Einfuhrzoll zahlen.
Yorkshire ist jetzt Hauptsitz der Wollindustrie (namentlich Huddersfield, Bradford, Leeds [* 15] und Dewsbury); aber Westengland (Bradford in Wilts, Stroud und Dursley in Gloucester) zeichnet sich noch immer durch seine Tuche aus. Bradford in Yorkshire ist Hauptsitz der nach einem jetzt unbedeutenden Dorf in Norfolk genannten Worstedweberei. Wollene Decken werden namentlich in Dewsbury, Teppiche in Kidderminster, Halifax [* 16] und Dewsbury, Flanelle in Lancashire und Wales (Newtown) verfertigt.
Die Baumwollindustrie (530,261 Arbeiter) ist erst seit Erfindung der Spinn-Jenny 1767 von Wichtigkeit geworden, hat aber seit jener Zeit einen ungeheuern Aufschwung genommen. Sie konzentriert sich fast ausschließlich in Lancashire und den angrenzenden Teilen von Yorkshire, Cheshire und Derbyshire; Hauptfabrikstädte sind dort Blackburn, Ashton under Lyne, Manchester [* 17] mit Salford, Oldham, Bolton, Bury, Stockport und Rochdale. Strumpfwaren (42,373 Arbeiter) kommen vorzüglich aus Leicester und Nottingham.
Die Seidenfabrikation wurde im 14. Jahrh. in England eingeführt und 1665 durch französische Einwanderer verbessert, hat aber erst in jüngster Zeit einen Grad der Entwickelung erreicht, welcher sie in den Stand setzt, mit ausländischen Fabrikaten auf den Weltmärkten zu konkurrieren. Die Aufhebung der Zölle auf ausländische Seidenwaren 1860 und mehr noch ein Umschwung in der Mode haben ihr Schläge versetzt, von welchen sie sich noch nicht erholt hat, und die Zahl der Seidenarbeiter ist von 112,553 (1861) auf 60,595 (1881) gefallen.
Hauptsitze derselben sind Spitalfields (in London), [* 18] Macclesfield in Cheshire, Manchester und Leigh in Lancashire, Coventry in Warwickshire, Derby und Leek in Stafford. Die Leinwandindustrie (12,065 Arbeiter) ist in England von untergeordneter Bedeutung. Ihre Hauptsitze sind Leeds und Barnsley in Yorkshire und einige Orte in Lancashire. Die Herstellung von Spitzen beschäftigte 1881: 44,144 Menschen, meistens Frauen. Berühmt sind die Spitzen von Nottingham, Bedford und Buckingham. Hüte werden namentlich in Stockport, Ashton under Lyne und London verfertigt (22,689 Arbeiter) und vielfach ins Ausland verführt. Die Strohflechterei (30,984 Arbeiter) beschränkt sich fast ausschließlich auf Bedfordshire, Hertford und Buckinghamshire. Yeovil und Worcester sind ihrer Handschuhe wegen bekannt; Stiefel und Schuhe liefern Northampton und Leicester massenhaft.
In der Verarbeitung von Metallen hat sich England von jeher ausgezeichnet, wenn es auch in einigen Zweigen von kontinentalen Nationen jetzt überholt worden ist und sich bisweilen die Einfuhr von Eisen [* 19] aus Belgien [* 20] und Stahl aus Deutschland [* 21] gefallen lassen muß. Die Eisenindustrie (361,343 Arbeiter) hat ihre Hauptsitze in Staffordshire und dem angrenzenden Warwickshire (Wolverhampton), Shropshire (Wellington), Lancashire (Bolton, Oldham), Yorkshire (Sheffield, [* 22] Bradford und Leeds), Durham (Stockton) ¶
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und Südwales (Merthyr Tydfil), und dem durch jene Gegenden fahrenden Eisenbahnreisenden bieten bei Nacht die zahlreichen Feuerschlöte ein wunderbares Schauspiel, während am Tag dichter Steinkohlenrauch die wenig anziehenden Städte einhüllt. Die Zinnindustrie (36,923 Arb.) beschränkt sich fast ausschließlich auf Südwales (Glamorgan) und Cornwall. Der Maschinenbau beschäftigte 1881: 160,792 Menschen, die Herstellung von Werkzeugen und Geräten 48,558. Birmingham [* 24] und Umgegend liefern namentlich Waffen, [* 25] Stahlwaren aller Art, Juwelierarbeiten, Britanniametallwaren, Nägel, [* 26] Schrauben, [* 27] Knöpfe, Handwerkszeug, Stahlfedern und Maschinen.
Sheffield mit Umgegend ist Hauptsitz der Messerschmiede und liefert Feilen, gold- und silberplattierte Waren von vorzüglicher Güte. In Manchester und andern Orten Lancashires baut man die Maschinen für die Baumwollfabriken. London zeichnet sich aus durch seine Schlosser- u. Goldschmiedewaren. Dampfmaschinen [* 28] werden an vielen Orten gebaut, namentlich in Birmingham, Birkenhead, Nottingham, Derby und Newcastle. [* 29] London, Prescot und Coventry zeichnen sich außerdem durch ihre nicht unbeträchtliche Uhrenmanufaktur aus. Der Schiffbau beschäftigte 54,080 Menschen. Eiserne Schiffe [* 30] gehen aus den großartigen Werkstätten der Tynehäfen, Birkenheads und Londons hervor.
Die Zubereitung von Leder bildet einen wichtigen Erwerbszweig, welcher fast in jeder bedeutenden Stadt betrieben wird, wenn auch London fast ausschließlich die feinern Sorten von Leder produziert. Die besten Sattlerwaren kommen aus Birmingham und London, und mit Manchester und Liverpool [* 31] liefern diese Städte auch die schönsten Kutschen. Die Verfertigung von irdenen Waren (46,596 Arb.) bildet die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung [* 32] des sogen. Töpferbezirks (Potteries) [* 33] in Staffordshire, wo Wedgwood 1760-95 wirkte.
Das schönste Porzellan kommt aus Worcester, Derby und London. Die Glasmanufakturen (21,630 Arb.) Englands verdanken ihre ersten Erfolge italienischen und französischen Einwanderern. Die erste Spiegelglasfabrik wurde 1773 bei Liverpool errichtet. Das meiste Kron- und Flaschenglas wird in der Tynegegend gefertigt; Prescot, Birmingham, London u. a. O. liefern besonders Flint- und Spiegelglas, und es zeichnet sich namentlich das englische Flintglas durch große Reinheit und Schein aus. Chemische [* 34] Fabriken (43,015 Arb.) finden sich vorzugsweise im Norden [* 35] (Newcastle und Gateshead). Die Papiermühlen (18,629 Arb.) liefern ein in der ganzen Welt geschätztes Fabrikat. Die berühmtesten englischen Brauereien liegen in Burton upon Trent (für Ale) und in London (namentlich für Porter). London, Liverpool und Bristol sind Hauptsitze der Tabaksfabrikation. Weiteres s. Großbritannien. [* 36]
Die Industrie nährt in England einen größern Teil des Volkes als in irgend einem andern Lande der Welt, und von ihrer Blüte ist der Wohlstand in viel höherm Grad abhängig, als es bei einer vorherrschend Ackerbau treibenden Bevölkerung der Fall sein würde. Der englische Arbeiter und Handwerker steht sich im allgemeinen gut. Er ist arbeitsam und soll trotz der kürzern Arbeitszeit (54 Stunden die Woche) schneller und besser arbeiten als sein kontinentaler Nachbar, namentlich erfreut sich der englische Erdarbeiter eines großen Rufs.
Mit allen Engländern teilt auch der Arbeiter die hohe Achtung vor dem Gesetz, und bei den leider nur zu häufigen Arbeitseinstellungen (strikes) kommt es sehr selten zu Gewaltthätigkeiten. Die im ganzen Land verbreiteten Gewerkvereine (trades' unions) haben viel dazu beigetragen, Streiks möglich zu machen, da die Mitglieder während derselben eine Unterstützung aus der Vereinskasse beziehen, deren Höhe wesentlich durch die von andern Vereinen und dem Publikum gespendeten freiwilligen Gaben bestimmt wird. Im J. 1883 hatten 144 dieser Genossenschaften (in allem gab es deren 195) 253,088 Mitglieder mit einer Jahreseinnahme von 292,740 Pfd. Sterl. und einem Kapital von 431,495 Pfd. Sterl. Am zahlreichsten war der Bund der Grubenarbeiter von Durham (mit 37,000 Mitgliedern), am reichsten aber der Bund der Dampfkesselmacher und Schiffbauer (27,403 Mitglieder mit 67,361 Pfd. Sterl. Einnahme).
Überhaupt ist das Genossenschaftswesen in England hoch entwickelt. Wenn die Genossenschaften einem von der Regierung ernannten Registrar ihre Statuten und jährlichen Berichte einschicken, erfreuen sie sich der Rechte von Korporationen. Eine hervorragende Stellung unter ihnen nehmen die sogen. freundschaftlichen Vereine (friendly societies) ein, die ihren Mitgliedern ärztlichen Rat und Unterstützung in Krankheitsfällen und wohl auch dabei Alters- und Witwenpensionen gewähren.
Viele von ihnen sind in Nachahmung der Freimaurer als Orden [* 37] gebildet, so namentlich die Odd Fellows und die Foresters. Es bestehen etwa 17,500 dieser Gesellschaften, und 12,867 von ihnen, die für das Jahr 1880 Berichte einschickten, hatten 4,802,249 Mitglieder und ein Kapital von 13 Mill. Pfd. Sterl. Leider sollen die Mitgliederbeiträge vieler dieser Gesellschaften nicht hoch genug sein, als daß sie die versprochenen Vorteile auf die Dauer gewähren könnten, und man will ein Defizit von 5 Mill. Pfd. Sterl. herausgerechnet haben.
Die 1697 Baugesellschaften, welche für das Jahr 1884 Berichte einschickten, hatten 513,667 Mitglieder, eine Jahreseinnahme von 21 Mill. Pfd. Sterl. und ca. 33 Mill. Pfd. Sterl. eignes Kapital. Korporative Vereine für den Betrieb von Fabriken, den Einkauf und Verkauf von Rohmaterial, Lebensmitteln etc. bestehen seit 1844, in welchem Jahr die Gesellschaft der Rochdale Equitable Pioneers ins Leben trat. Jetzt bestehen derer 1113, und 870 derselben, welche für das Jahr 1883 einen Bericht erstatteten, hatten 576,477 Mitglieder, ein Aktienkapital von 6,9 Mill. Pfd. Sterl., einen Absatz von 23,5 Mill. Pfd. Sterl. und einen Gewinn von 1,9 Mill. Pfd. Sterl. Dazu kommen noch 438 Leihgesellschaften mit 42,895 Mitgliedern und einem Kapital von 340,403 Pfd. Sterl. Überhaupt aber hatten die 15,616 Genossenschaften, welche Berichte einschickten, 6,188,376 Mitglieder und ein Kapital von 53,4 Mill. Pfd. Sterl. Die Sparkassen werden teils vom Postamt verwaltet (Post office Savings Banks), teils stehen sie unter staatlicher Aufsicht (als Trustees Savings Banks). Erstere zahlen 2½, letztere 3 Proz. Zinsen. Das eingelegte Kapital beider Klassen war 1850: 28,9 Mill., 1873: 53,6 Mill., 1884 aber 89,8 Mill. Pfd. Sterl. Im J. 1884 wurden 24,3 Mill. Pfd. Sterl. eingezahlt, 21,9 Mill. Pfd. Sterl. ausgezahlt.
Verkehr.
Unter den Anstalten, welche den ungemein lebhaften Binnenverkehr Englands fördern, nehmen die Eisenbahnen unbedingt den vornehmsten Rang ein. Bereits seit 1797 bestehen Pferdebahnen in Shropshire und Südwales, aber die erste von einem Dampfwagen befahrene Bahn (die von Stockton nach Warrington) wurde erst 1825 eröffnet. Seit jener Zeit hat das Eisenbahnwesen einen ungemein raschen Aufschwung genommen, obwohl der Staat sich jeder ¶