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Quäker, in demselben Jahr 12,900 Kirchen, 8996 Geistliche (neben Tausenden von freiwilligen Predigern oder Lay Preachers), 1,500,000 Mitglieder und 2,500,000 Sonntagsschüler. Überhaupt aber zählte man 1881: 21,663 anglikanische Geistliche, 2089 katholische Priester, 9737 Geistliche der Dissidenten, 4625 Missionäre, Bibelvorleser etc. und 3795 Nonnen. Im J. 1884 gab es etwa 15,000 anglikanische und 23,341 andre gottesdienstliche Gebäude. Was nun die anglikanische Kirche (s. d.) betrifft, so steht dieselbe unter 33 Bischöfen, die vom König, als Oberhaupt der Kirche, ernannt werden.
Der Erzbischof von Canterbury ist Primas von ganz der von York Primas von England. Ersterm unterstehen die Diözesen von Bangor, Bath mit Wells, Canterbury, Chichester, Ely, Exeter, Gloucester mit Bristol, Hereford, Lichfield, Lincoln, Llandaff, London, [* 2] Norwich, [* 3] Oxford, [* 4] Peterborough, Rochester, St. Albans, St. Asaph, St. Davids, Salisbury, Southwell, Truro, Winchester und Worcester, während das Erzbistum York die Bistümer Carlisle, Chester, Durham, Liverpool, [* 5] Manchester, [* 6] Newcastle, [* 7] Ripon, Sodor und Man und York umfaßt.
Die Bistümer zerfallen in 85 Erzdiakonate und 613 ländliche Dekaneien (Rural Deaneries), deren Vorsteher meist Inhaber einer Pfründe sind und keinen oder doch nur einen geringen Gehalt von höchstens 300 Pfd. Sterl. beziehen. Die Kapitelgeistlichkeit besteht aus 30 Dekanen (Deans) mit durchschnittlichem Gehalt von 1450 Pfd. Sterl., 131 Domherren (Canons) mit 350-1260 Pfd. Sterl., Stiftsherren (Prebendaries) u. a. Das gesamte Eigentum der Domkapitel wird von Ecclesiastical Commissioners verwaltet, zu denen außer den Bischöfen auch noch 5 Staatsminister, 3 Richter und 12 Laien gehören.
Sein Ertrag belief sich 1883 auf 1,044,534 Pfd. Sterl., aus welchem die Gehalte der Bischöfe (2-15,000 Pfd. Sterl.), der Kapitelgeistlichkeit etc. bestritten werden. Die niedere Geistlichkeit wird nach bestandenem Examen von den Bischöfen ordiniert. Sie teilt sich in Incumbents (Pfarrer) und Curates (Hilfsgeistliche), welche im Dienst eines Pfarrers stehen. Erstere beziehen den an Stelle des abgelösten Zehnten zahlbaren Erbzins und andre Kircheneinnahmen, letztere einen meist sehr bescheidenen Gehalt.
Die Zahl der Pfarreien beläuft sich auf 13,728 mit einer Jahreseinnahme von 4,525,395 Pfd. Sterl. Das Patronatsrecht bei Besetzung derselben wird ausgeübt von den Bischöfen (in 3454 Fällen), den alten Universitäten (723), den Kollegien von Eton und Winchester (59), der Krone (127), dem Prinzen von Wales (63), dem Lordkanzler (655) und von Gutsherren (8521), die in manchen Fällen die Stellen an den Meistbietenden versteigern. Das Parlament der Geistlichkeit heißt Konvokation, besitzt aber keine Autorität. Sitz in ihm haben die Bischöfe, die Dekane, die Erzdiakonen, von den Domkapiteln ernannte Anwalte (Proctors) und je zwei von der niedern Geistlichkeit eines jeden Bistums gewählte Vertreter. Die Laien haben in diesen Parlamenten weder Sitz noch Stimme, wie sie denn auch bei Besetzung der Pfarreien nicht befragt werden. Die gesamten Einnahmen der Kirche schätzt man auf 8 Mill. Pfd. Sterl.
Nichtanhänger der Staatskirche genießen jetzt sämtliche bürgerliche Rechte, zahlen auch seit 1868 keine Kirchensteuer mehr, und die kirchliche Trauung ist fakultativ. Sie erhalten indes vom Staat keine Unterstützung für ihre gottesdienstlichen Gebäude und sind daher ausschließlich auf freiwillige Beiträge angewiesen. Ganz verschieden von der Staatskirche, spielt bei ihnen das Laienelement eine bedeutende Rolle. Die Geistlichen (Ministers) werden von der Gemeinde angestellt und abgesetzt, das Kirchenvermögen von einem von der Gemeinde gewählten Vorstand verwaltet.
Sehr häufig stehen die Geistlichen der Dissidenten denjenigen der Staatskirche an Bildung und sozialer Stellung nach, und vielfach bedient man sich der sogen. Lokalprediger, welche während der Woche irgend ein Handwerk betreiben, welches sie nährt. Man zählt in England und Wales über 100 verschiedene Sekten, und während einige davon dem finstersten Calvinismus huldigen, vertreten andre die freisinnigsten Grundsätze. Eine hervorragende Rolle spielen in jüngster Zeit namentlich einige nach militärischer Art organisierte Armeen, wie die vom »General« Booth geführte »Heilsarmee« (s. d.),
die in allen größern Städten ihre »Kasernen« (d. h. Kirchen) und in vielen Orten ihre »Vorposten« unterhält, und deren »Soldaten« sonntäglich mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen die Straßen durchziehen. Anderseits haben aber auch die Sekularisten (s. d.) in vielen Städten ihre »Hallen«, die Positivisten (s. Comte) halten ihre Versammlungen ab, und die Agnostiker nehmen an Zahl zu. Sicherlich kann man behaupten, daß das religiöse Leben in England ein sehr reges ist, und wenn auch noch immer in einigen Schichten Engherzigkeit und Beschränktheit das Übergewicht behaupten, so ist doch nicht zu verkennen, daß freiere Ansichten (auch in der Staatskirche) immer mehr zu Tage treten.
Die Römisch-Katholischen stehen seit Herstellung der Hierarchie im J. 1850 unter dem Erzbischof von Westminster und 14 Bischöfen (Birmingham, [* 8] Clifton, Hexham, Leeds, [* 9] Liverpool, Middlesborough, Newport, Northampton, Nottingham, [* 10] Plymouth, [* 11] Portsmouth, [* 12] Salford, Shrewsbury und Southwark). Sie haben sich infolge der irischen Einwanderung bedeutend vermehrt, auch sind mehrere anglikanische Geistliche und hervorragende Laien neuerdings zu ihnen übergetreten. Eine statistische Untersuchung (begründet auf die Heiratsregister) zeigte jedoch, daß diese Proselytenmacherei mehr als ausgeglichen wird von der Zahl der Abtrünnigen. Im J. 1780 zählte man in England und Wales 69,380 Katholiken (0,89 Proz. der Bevölkerung), [* 13] 1851: 766,000 (4,26 Proz.), 1881: 1,100,000 (4,24 Proz.).
Sehr zahlreich sind die religiösen Vereine, und ihre Einnahmen erreichen eine Höhe, um welche sie die Geistlichkeit aller andern Länder beneiden könnte. Die bedeutendsten dieser Gesellschaften sind die 1804 gestiftete Bibelgesellschaft, der 1789 gestiftete Traktätchenverein (Religious Tract Society), die 1689 gestiftete Gesellschaft für Förderung christlicher Kenntnisse (Society for promoting Christian knowledge); ferner zahlreiche Missionsgesellschaften der anglikanischen Kirche und der Dissidenten, unter welchen die Church Missionary Society und die London Missionary Society hervorragen.
Vereine für innere Mission, für Bekehrung der Juden, für Kirchenbau, für Unterstützung armer Geistlichen etc. erfreuen sich zahlreichen Anhanges. Die Church Institution verteidigt die Staatskirche, die Liberation Society befürwortet Trennung von Kirche und Staat, die English Church Union verteidigt das Treiben der Ritualisten (s. d.), die Church Association sucht deren Ausschreitungen zu verhindern. Hierher gehören ferner die seit 1844 gegründeten Jünglingsvereine (Young men's Christian Association) mit über 200,000 Mitgliedern, welchen die Annehmlichkeiten eines Klubs, allerdings mit einer gehörigen Dosis Religion und ¶
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ohne Tabak [* 15] und geistige Getränke, geboten werden. Auch die zahlreichen Mäßigkeitsvereine (Teetotal Societies) haben teilweise einen religiösen Anstrich.
Bildung.
Das Schulwesen Englands hat sich ungemein rasch gehoben, seitdem die Schulakte vom Jahr 1870 die Gemeinden zwingt, für Herstellung und Verwaltung der nötigen Elementarschulen Sorge zu tragen. Wo die bestehenden Schulen dem Bedürfnis nicht genügen, muß ein von den Steuerzahlern gewählter Schulrat (School Board), in welchem auch Frauen Sitz und Stimme haben, dem Mangel abhelfen. In diesen Gemeindeschulen (Board Schools) darf zwar die Bibel [* 16] gelesen und erklärt werden, dogmatischer Religionsunterricht ist indes ausgeschlossen.
Außer ihnen gelten aber auch die von Gesellschaften oder Privaten unterhaltenen Schulen als »öffentliche«, wenn die Schüler nicht gezwungen sind, dem Religionsunterricht beizuwohnen, und dem Inspektor der obersten Schulbehörde (Board of Education) der Zutritt zu jeder Zeit gestattet ist. »Öffentliche« Schulen haben Anspruch auf einen Zuschuß aus Staatsmitteln, dessen Höhe sich nach der Zahl der Schüler und den Leistungen derselben richtet. Unter den Gesellschaften, welche sich um das Unterrichtswesen durch Gründung von Schulen wesentliche Verdienste erworben haben, stehen die 1808 gegründete konfessionslose British and Foreign School Society und die 1811 ins Leben getretene anglikanische National Society obenan.
Insgesamt gab es 1884: 18,761 öffentliche Elementarschulen mit Raum für 4,826,738 Kinder. Beim Besuch des Inspektors waren 3,925,045 Kinder anwesend, und der durchschnittliche Schulbesuch betrug 3,273,124. Einige sind zu wirklichen Mittelschulen erweitert worden, und mit den meisten Stadtschulen stehen Fröbelsche Kindergärten in Verbindung. Doch macht sich der Mangel an guten Mittelschulen immer mehr fühlbar. Die zahlreichen Privatanstalten und Pensionen dieser Art entsprechen häufig selbst nicht den bescheidensten Forderungen, während die alten Stiftsschulen und die durch Schulfreunde ins Leben gerufenen sogen. Proprietary Schools dem Bedürfnis nicht genügen. Unter den sogen. 401 Colleges und Grammar Schools, welche etwa den deutschen Gymnasien oder Realgymnasien entsprechen, nehmen die von Eton, Winchester, Harrow, Westminster, Christ College in London, die City of London School und die Merchant Taylors' School den vornehmsten Rang ein, und namentlich die vier zuerst genannten widmen sich der Erziehung der Söhne vornehmer Eltern.
Universitäten bestehen in Oxford, Cambridge, Durham und Manchester (Viktoria-Universität). Die sogen. Universität von London ist dagegen bloß eine Examinationsbehörde, vor welcher die Studenten der höhern Colleges, der Fachschulen u. a. promovieren. Diese höhern Colleges sind in der That »kleine« Universitäten mit 1-4 Fakultäten. Es gibt deren 14, einschließlich 4 für Damen. An Fachschulen ist England gerade nicht reich. In London und den größern Städten bestehen in Verbindung mit den Hospitälern 25 Schulen für Ärzte, deren Studenten nach einem vor dem College of Physicians, dem College of Surgeons oder der Apothekergesellschaft abgelegten Prüfung zur Praxis zugelassen werden.
Eine »Rechtsschule« besteht in Lincoln's Inn (London), in der Regel aber gehen Juristen bei einem Advokaten (barrister) oder Notar in die Lehre [* 17] und treten nach einem Examen in eine der juristischen Korporationen ein. Theologische Seminare gibt es 56 protestantische und 23 katholische, in welchen auch Schüler, die sich nicht dem Priesterstand zu widmen gedenken, Aufnahme finden. Lehrer und Lehrerinnen werden in 39 Training Colleges ausgebildet. Polytechnische Anstalten in größerm Maßstab [* 18] bestehen jetzt in Birmingham, Leeds und London; eine Akademie für die Ausbildung von Ingenieuren für Indien findet sich bei Coopers' Hill. Außerdem sind noch zu erwähnen 2 landwirtschaftliche Akademien, 1 College für Tierärzte, 4 höhere Militärschulen in Woolwich und Sandhurst und 4 Konservatorien der Musik.
Wenn die Anzahl der technischen Schulen gering erscheint für ein Land mit so hoher gewerblicher Entwickelung, so darf nicht vergessen werden, daß auch in den meisten höhern Colleges technische Fächer [* 19] gelehrt werden. Außerdem aber entwickelt das Science and Art Department eine sehr ersprießliche Thätigkeit, indem unter seiner Leitung eine Bergbauschule, eine Schifffahrtsschule, eine Hochschule für Kunstgewerbe, über 100 technische Schulen (science schools) und 150 Zeichenschulen ins Leben gerufen worden sind.
Alles in allem leitet diese Behörde, deren Mittelpunkt das Gewerbemuseum in South Kensington bildet, den Unterricht von über 1 Mill. Studierenden und Schulkindern. Auch die von den alten Gilden Londons gegründete Anstalt hat bereits über 150 technische Unterrichtskurse in Provinzialstädten eingerichtet. Im J. 1881 zählte man in England und Wales 46,074 Lehrer und 122,846 Lehrerinnen, 2925 Studenten der Theologie, 5992 Studenten der Medizin, 1953 des Rechts und 1337 Kunstschüler.
Unter den gelehrten Gesellschaften behauptet die 1663 gegründete Royal Society den ersten Rang. Außer ihr gibt es zahlreiche Gesellschaften, welche sich die Pflege der verschiedensten Zweige des menschlichen Wissens und der Kunst angelegen sein lassen. Die zahlreichen über das ganze Land verbreiteten Literary and Mechanics Institutions suchen durch belehrende und musikalische Vorträge auf ihre Mitglieder bildend einzuwirken. Aus Gemeindemitteln unterhaltene Freibibliotheken gibt es jetzt in 102 größern Städten. Was nun auch noch die Mängel des englischen Schulwesens sein mögen, so muß doch anerkannt werden, daß die Fortschritte, die man seit 1870 in jeder Richtung gemacht hat, ganz bedeutende sind. (Weiteres s. Großbritannien.) [* 20]
Charakter und Sinnesart.
Es hält schwer, den Charakter eines Volkes zu bestimmen, welches aus so mannigfachen Elementen besteht wie das englische; denn gerade was am meisten in die Augen springt, sind eben oft nur Absonderlichkeiten, welche eine Minderheit auszeichnen, denen aber die große Masse des Volkes fremd ist. Man darf wohl sagen, daß der Engländer über Mittelgröße und kräftig gebaut ist. Die Größe bei 40 Jahre alten Männern beträgt 1727 mm (bei Wohlhabenden 1745, Handwerkern 1704, Feldarbeitern 1717 mm), das Gewicht 74,4 kg (bez. 77,1, 69,9 und 73,0 kg) und der Brustumfang 767 mm. Dieser kräftige Körperbau ist wesentlich eine Folge der nahrhaften, wenn auch derben Kost. Weizenbrot und geröstetes Fleisch (an dessen Stelle beim Arbeiter häufig Speck tritt) sowie schwere Puddinge sind die Nationalgerichte. Roastbeef und aus Rosinen, Mehl, [* 21] Nierenfett etc. zubereiteter Plumpudding fehlen auch dem armen Mann beim Weihnachtsfest nicht, selbst nicht in den Armenhäusern. Schweres Bier (Ale und Porter) und Wacholderschnaps (Gin) sind die Nationalgetränke. Nur die wohlhabenden Klassen trinken häufig Wein, aber während früher die schweren Portweine am beliebtesten waren, begnügt man sich jetzt mit leichtern ¶