Fabrikation von Spitzen, Leinwand, Wollwaren und Handel treiben. Enghien gehört dem Herzog von Arenberg. - 2) (Enghien les Bains) Badeort
im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Pontoise, im Thal von Montmorency, an einem kleinen See und an der Nordbahn, 12 km
von Paris, von wo aus es viel besucht wird, mit zahlreichen Landhäusern, (1876) 1610 Einw.
und fünf Schwefelquellen von 10-14° C., welche tonisierend und rekonstituierend, besonders auf die Luftwege und die Haut,
einwirken.
(spr. anggäng), Louis Antoine Henri von Bourbon, Herzog von, Sohn des Herzogs Louis Henri Joseph von Bourbon-Condé,
geb. 2. Aug. 1772 zu Chantilly, verließ im Juli 1789 mit seinem Vater und Großvater Frankreich, trat in das
von seinem Großvater am Rhein gesammelte Emigrantenkorps und kommandierte 1796-99 die Avantgarde desselben. Nach der Auflösung
des Korps zog er sich 1801 nach dem badischen Städtchen Ettenheim zurück, wo die Prinzessin Charlotte von Rohan-Rochefort lebte,
für die er eine romantische Neigung hegte. Er bezog zwar eine englische Pension und war bereit, für die
Sache seines Hauses und des Königtums das Schwert zu ziehen, hielt sich aber von allen Verschwörungen fern.
Als jedoch Napoleon nach dem Komplott von Cadoudal und Pichegru die Bourbonen durch einen Gewaltstreich einschüchtern wollte,
befahl er, Enghien als das am leichtesten erreichbare Mitglied der Königsfamilie zu verhaften.
Am 15. März 1804 ward der Herzog unter grober Verletzung des Völkerrechts in Ettenheim festgenommen, erst nach Straßburg, dann
nach Vincennes gebracht und hier 20. März sofort vor ein Kriegsgericht gestellt, welchem der General Hulin präsidierte. Mit stolzer
Verachtung wies er jede Anschuldigung einer Teilnahme an einer Verschwörung gegen das Leben des Ersten Konsuls
zurück und verlangte eine Unterredung mit demselben, die jedoch abgeschlagen wurde, da Napoleon die sofortige Vollstreckung
des Todesurteils befohlen und sich überdies von Paris entfernt hatte.
Anfangs unschlüssig, fällten die Richter 21. März um 4 Uhr morgens das Todesurteil über Enghien, welches eine
halbe Stunde später im Graben des Schlosses mit Pulver und Blei vollstreckt ward. Napoleon, auf dessen Rachsucht allein die schändliche
That zurückzuführen ist, suchte später die Schuld auf den damaligen Polizeiminister Savary und auf Talleyrand abzuwälzen
und behauptete in den »Mémoires de Ste-Hélène«, es sei ihm ein Brief des Herzogs erst zwei Tage nach dessen
Tod von Talleyrand überreicht worden; Enghien hat aber gar keinen Brief geschrieben. Savarys Rechtfertigungsschrift »Sur la catastrophe
de M. le duc d'E.« (Par. 1823) veranlaßte mehr als 20 verschiedene Schriften, die einen der Bände der »Collection de mémoires
sur la révolution française« bilden, aber eben nur Napoleons Schuld konstatieren; auch Talleyrand wußte sich bei Ludwig XVIII.
zu rechtfertigen. Dupin hat die Aktenstücke bekannt gemacht und das Gesetzwidrige in dem Verfahren gegen den Herzog aufgedeckt.
Nach der Restauration ward Enghiens Leichnam ausgegraben und ihm von Ludwig XVIII. und den Kammern in der
Kirche zu Vincennes ein Denkmal gesetzt.
(Anglia, nach den Angelsachsen so genannt), der südliche Teil der Insel Großbritannien, umfaßt das eigentliche
England nebst den Küsteninseln, darunter Sheppey, Wight und die Scillyinseln. Politisch gehört dazu noch das westlich davon gelegene
Fürstentum Wales. Von Frankreich wird England durch die nur 22 km breite Straße von Dover (Straits of Dover, Pas de Calais)
getrennt; im O. grenzt es an die Nordsee, im S. an den Englischen Kanal (English channel, la Manche), im W. an den Atlantischen
Ozean und die Irische See. Der südlichste Punkt ist die Lizardspitze (40° 58' nördl. Br., 5° 11' westl.
L. v. Gr.); der nördlichste liegt bei Berwick (55° 49' nördl. Br., 2° 3' östl. L.); der östlichste ist Lowestoft Neß an der
Küste von Suffolk (52° 29' nördl. Br., 1° 45' östl. L.), der westlichste Landsend (50° 4' nördl. Br., 4° 38' westl. L.).
S. Karte »Großbritannien«.
Übersicht des Inhalts:
S.
Areal und Bevölkerung
629
Bodenbeschaffenheit
630
Bewässerung
631
Klima
631
Pflanzen- und Tierwelt
632
Bevölkerung (Zunahme etc.)
632
Nationalität
633
Religion
633
Bildung
635
Charakter u. Sinnesart
635
Ackerbau
636
Viehzucht
637
Bergbau etc.
638
Industrie
639
Verkehr
640
Armenwesen
641
Rechtspflege
641
Lokalverwaltung
642
Areal und Bevölkerung
der
40 Grafschaften von England und von Wales zeigt die folgende Tabelle:
Grafschaften
Areal QKil.
QMeil.
Bevölkerung 1881
Bewohner auf 1 QKil.
Zu- oder Abnahme 1871-81 pro 1000
Bedfordshire (Beds)
1194
21,7
149473
126
22
Berkshire (Berks)
1870
34,0
218363
117
112
Buckinghamshire
1931
35,1
176323
91
2
Cambridgeshire
2124
38,6
158594
75
-8
Cheshire
2659
48,3
644037
242
146
Cornwall
3495
63,5
330686
95
-91
Cumberland
3926
71,3
250647
64
138
Derbyshire
2665
48,4
461914
174
215
Devonshire
6698
121,6
603595
90
5
Dorsetshire
2538
46,1
191028
75
-24
Durhamshire
2642
48,0
867258
329
266
Essex
3994
72,5
576434
144
235
Gloucestershire
3171
57,6
572433
184
71
Hampshire (Hants)
4199
76,3
593470
141
90
Herefordshire
2157
39,1
121062
56
-35
Hertfordshire (Herts)
1640
29,8
203069
124
56
Huntingdonshire (Hunts)
929
16,9
59491
64
-64
Kent
4028
73,1
977706
242
152
Lancashire
4889
88,8
3454441
706
225
Leicestershire
2071
37,6
321258
156
192
Lincolnshire
7154
129,9
469919
66
76
Middlesex
734
13,2
2920485
3979
149
Monmouthshire
1499
27,2
211267
141
81
Norfolk
5488
99,7
444749
81
14
Northamptonshire
2549
46,3
272555
107
117
Northumberland
5221
94,8
434086
83
123
Nottinghamshire (Notts)
2136
38,8
391815
183
226
Oxfordshire
1957
36,5
179559
92
9
Rutlandshire
384
6,9
21434
56
-29
Shropshire (Salop)
3418
62,1
248014
72
-1
Somersetshire
4248
77,1
469109
110
12
Staffordshire
3022
54,9
981013
324
143
Suffolk
3820
69,4
356893
93
23
Surrey
1963
35,6
1436899
742
315
Sussex
3777
68,6
490505
130
175
Warwickshire
2292
41,6
737339
322
162
Westmoreland
2027
36,8
64191
32
-13
Wiltshire (Wilts)
3507
63,7
258965
74
7
Worcestershire
1912
34,7
380283
199
122
Yorkshire East-Riding
3038
55,1
315460
104
168
North-Riding
5510
100,0
346260
67
180
West-Riding
6164
111,9
2224844
361
166
England:
131628
2390,5
24613926
187
145
Wales
19069
346,3
1360513
71
117
England u. Wales:
150697
2736,8
25974439
172
144
mehr
Bodenbeschaffenheit.
Der größte Teil Englands hat eine leicht wellige Oberfläche, ein andrer ist völlig eben, im N. und SW. findet sich Gebirgsland.
Im allgemeinen ist der landschaftliche Charakter nicht großartig, aber lieblich und durch Abwechselung angenehm. Ebenen im
Schmuck des frischesten Grüns, von ansehnlichen, ruhig hinfließenden Strömen durchzogen, von bläulich
grünen Waldgruppen umsäumt und von zahlreichen Viehherden belebt, dehnen sich weit aus. Ohne große Wälder zu enthalten,
ist England doch gut bewaldet; charakteristisch sind die Hecken und Baumreihen, welche die gartenähnlichen Felder umgeben und dem
Fußreisenden die Aussicht oft entziehen; ferner die zahlreichen und prächtigen Landsitze des Adels, gewöhnlich von
unübertrefflichen samtartigen Grasplätzen und Gruppen mächtiger alter Bäume umgeben, zwischen denen sich malerisch geordnetes
Buschwerk und Unterholz hinzieht.
Nicht selten stößt diese englische Landschaft mit ihrem milden und zugleich luxuriösen Charakter unmittelbar ans Meer. Im
S. wechseln häufig schon höhere Hügel mit Thälern; im N. und W. aber ragt eigentliches Gebirgsland
kahl über die umgebende grüne Landschaft hervor. Wohl in keinem andern Land läßt sich die Abhängigkeit der Terrainformen
von der geologischen Beschaffenheit des Bodens mit mehr Vorteil studieren als in England, wo fast alle geologischen Bildungen, von
den ältesten bis zu den jüngsten, vertreten sind.
Von den Alluvialflächen an der Themsemündung in nordwestlicher Richtung fortschreitend, durchkreuzen
wir sie sämtlich der Reihe nach, bis wir von den kambrischen Felsen der Insel Anglesey herab auf das Irische Meer blicken. Von
Schottland wird England durch die Cheviot Hills (s. Cheviots) getrennt, welche in ihrem Kulminationspunkt eine Höhe von 813 m erreichen.
Ihre Gipfel sind teilweise kegelförmig, felsig und kahl; die Abhänge, steil und durch tiefe Schluchten
und Thäler getrennt, bieten zahlreichen Herden eine fruchtbare Weide.
Eine Einsenkung, durch welche die Eisenbahn von Carlisle nach Newcastle läuft (136 m), trennt dieses Grenzgebirge von dem breitbuckligen
Zug
der der Kohlenformation angehörigen Penninischen Kette (s. d.). Dieses »Rückgrat« Nordenglands erstreckt
sich 245 km weit bis nach Derbyshire hinein, wo es mit dem 351 m hohen Weaver Hill endet. Es bildet die Wasserscheide zwischen
der Nordsee und dem Irischen Meer. Sein höchster Punkt ist der Croß Fell (892 m). Nach O. fällt es sanft in die breite,
ergiebige Thalebene von York ab, westlich grenzt es steiler an die fruchtbare, vom Eden durchflossene Cumbrische Ebene und an
das Tiefland von Lancashire und Cheshire.
Das Penninische Gebirge mit seinen meist abgerundeten Formen und großen Strecken von Torfboden und Heideland macht auf den Beschauer
einen höchst trostlosen Eindruck. Es wird aber durchzogen von malerischen Thälern, die im üppigsten
Grün prangen, und sein Reichtum an Steinkohlen und Eisen hat selbst in seinen Einöden Hauptsitze der Industrie erwachsen lassen.
Durch den Sattel von Yap Fell, an den Quellen von Eden und Lune, steht die Penninische Kette mit dem Cumbrischen Gebirge in Verbindung,
welches die Halbinsel von Cumberland erfüllt und im Sca Fell zu 984 m ansteigt.
Heiden kommen zwar auch hier vor, aber malerische Seen, saftige Wiesen und bewaldete Thäler sind tonangebend und haben diesen
»Lake District« zu einer der besuchtesten Touristengegenden werden lassen. Die Ebene von Cheshire trennt die Gebirge Nordenglands
von den Kambrischen Gebirgen in Wales (s. d.), welche im Snowdon bis 1074 m ansteigen. Als
Vorhügel dieses Gebirgslandes kann
man die Clee Hills (550 m) und die Malvern Hills (426 m) jenseit des Severn auffassen. Den Kanal von Bristol kreuzend, erreichen
wir die an malerischen Schönheiten so reiche Halbinsel Devon-Cornwall, wo der Dartmoor, eine wüste, sumpf-
und heidereiche Granitinsel, über eine üppig grüne Landschaft hervorragt und im Yeo Tor eine Höhe von 633 m erreicht. Andre
Höhenzüge sind hier der Exmoor im N., ein Schutz gegen Nordwinde, und die Cornischen Höhen (Cornish Heights) im äußersten
Westen (Brown Willy, 416 m).
Diese aus den ältern Gesteinen bestehenden Bergländer Englands sind von Thälern oder niedern Tafelländern
begrenzt, durch die sie von den Hügellandschaften des südöstlichen England getrennt werden. Im N. liegt die fruchtbare
Thalebene von York, die in ausgedehnten, an der Verbindung von Ouse und Trent gelegenen Marschen ihre Fortsetzung findet. Die
Mitte des Landes nimmt das ausgedehnte Tafelland von Birmingham ein, 100-200 m hoch, mit dem Wrekin (400 m) als isoliertem Gipfel
nahe seinem Westrand. Im O. geht dieses Tafelland in den Distrikt der Fens (s. d.) über, ein kleines »Holland« mit zahlreichen
Kanälen und saftigen Weiden, während es im W. mit den Tiefebenen von Lancashire und Cheshire in Verbindung
steht.
Letzteres läßt sich in südlicher Richtung längs des Severn (als Thalebene von Gloucester) verfolgen und setzt sich als Thalebene
von Taunton etc. jenseit des Kanals von Bristol bis zur Südküste Devons fort. In diesen weiten Gebieten herrschen Sandsteine,
Kalksteine, Thon und Mergel der Trias- und Liasbildungen vor, und wellenförmige Wiesen wechseln mit ergiebigen
Ackerfeldern und Obsthainen ab. Die Hügellandschaften des südöstlichen und östlichen England gehören fast ausschließlich
zwei geologischen Formationen an, nämlich der Oolithenbildung und der Kreide.
Die oolithischen Kalksteinhügel erstrecken sich von der Küste Dorsets in nordnordöstlicher Richtung bis zum
Humber und treten nördlich desselben nochmals in dem »Moor« von Yorkshire (457 m) auf. Nach W. fallen sie steil ab, nach O.
haben sie eine sanfte Abdachung. Sie sind weidereich. Ihr wichtigstes Glied sind die Cotswold Hills (346 m), welche das bereits
erwähnte fruchtbare Thal von Gloucester überschauen. Östlich von dieser Kalksteinregion betreten wir
die Region der Kreide, welche sich von der Küste des Kanals bis an die Nordküste Norfolks erstreckt und jenseit der seichten
Meeresbucht the Wash noch abgetrennt in den Wolds von Lincoln und Yorkshire auftritt. Am massenhaftesten entwickelt ist die Kreidebildung
in der Ebene von Salisbury (180 m), von wo ein Hauptarm nach NO. ausläuft, während sich zwei Arme in östlicher
Richtung abzweigen.
Zum erstern gehören die Marlborough Downs, die Chiltern Hills (275 m) und die Ostanglischen Höhen (East Anglian Heights). Die
östlichen Arme bilden die North Downs (Inkpen, 305 m), die in den Felsen von Dover enden, und die South Downs
(Butser Hill, 296 m), die im steilen Beachy Head ihr Ende finden. Diese Kreidehügel sind mit zartem Gras bewachsen und nähren
zahlreiche Schafherden. Sie umschließen sowohl die sogen. Becken von London und von Hampshire, wo Kreide von Thon, Sand und Kalksteinen
jüngern Alters überlagert ist, als den reizenden Bezirk des Wälderthons (s. Weald), an dessen Nordrand
Leith Hill (295 m), der höchste Punkt des südöstlichen England, liegt.
Die Küsten haben eine Ausdehnung von etwa 3060 km, und kein Punkt des Landes ist über 110 km von der Küste entfernt. Ihre Natur
entspricht