Anfangs unschlüssig, fällten die
Richter21. März um 4
Uhr
[* 6] morgens das Todesurteil über Enghien, welches eine
halbe
Stunde später im
Graben des
Schlosses mit
Pulver und
Blei
[* 7] vollstreckt ward.
Napoleon, auf dessen Rachsucht allein die schändliche
That zurückzuführen ist, suchte später die
Schuld auf den damaligen Polizeiminister
Savary und auf
Talleyrand abzuwälzen
und behauptete in den
»Mémoires de Ste-Hélène«, es sei ihm ein
Brief des
Herzogs erst zwei
Tage nach dessen
Tod von
Talleyrand überreicht worden; Enghien hat aber gar keinen
Brief geschrieben.
Savarys Rechtfertigungsschrift
»Sur la catastrophe
de M. le duc d'E.« (Par. 1823) veranlaßte mehr als 20 verschiedene
Schriften, die einen der
Bände der »Collection de mémoires
sur la révolution française« bilden, aber eben nur
NapoleonsSchuld konstatieren; auch
Talleyrand wußte sich bei
Ludwig XVIII.
zu rechtfertigen.
Dupin hat die Aktenstücke bekannt gemacht und das Gesetzwidrige in dem
Verfahren gegen den
Herzog aufgedeckt.
Nach der
Restauration ward Enghiens
Leichnam ausgegraben und ihm von
Ludwig XVIII. und den
Kammern in der
Kirche zu
Vincennes ein Denkmal gesetzt.
Der größte Teil Englands hat eine leicht wellige Oberfläche, ein andrer ist völlig eben, im N. und SW. findet sich Gebirgsland.
Im allgemeinen ist der landschaftliche Charakter nicht großartig, aber lieblich und durch Abwechselung angenehm. Ebenen im
Schmuck des frischesten Grüns, von ansehnlichen, ruhig hinfließenden Strömen durchzogen, von bläulich
grünen Waldgruppen umsäumt und von zahlreichen Viehherden belebt, dehnen sich weit aus. Ohne große Wälder zu enthalten,
ist England doch gut bewaldet; charakteristisch sind die Hecken und Baumreihen, welche die gartenähnlichen Felder umgeben und dem
Fußreisenden die Aussicht oft entziehen; ferner die zahlreichen und prächtigen Landsitze des Adels, gewöhnlich von
unübertrefflichen samtartigen Grasplätzen und Gruppen mächtiger alter Bäume umgeben, zwischen denen sich malerisch geordnetes
Buschwerk und Unterholz hinzieht.
Nicht selten stößt diese englische Landschaft mit ihrem milden und zugleich luxuriösen Charakter unmittelbar ans Meer. Im
S. wechseln häufig schon höhere Hügel mit Thälern; im N. und W. aber ragt eigentliches Gebirgsland
kahl über die umgebende grüne Landschaft hervor. Wohl in keinem andern Land läßt sich die Abhängigkeit der Terrainformen
von der geologischen Beschaffenheit des Bodens mit mehr Vorteil studieren als in England, wo fast alle geologischen Bildungen, von
den ältesten bis zu den jüngsten, vertreten sind.
Von den Alluvialflächen an der Themsemündung in nordwestlicher Richtung fortschreitend, durchkreuzen
wir sie sämtlich der Reihe nach, bis wir von den kambrischen Felsen der InselAnglesey herab auf das Irische Meer blicken. Von
Schottland wird England durch die CheviotHills (s. Cheviots) getrennt, welche in ihrem Kulminationspunkt eine Höhe von 813 m erreichen.
Ihre Gipfel sind teilweise kegelförmig, felsig und kahl; die Abhänge, steil und durch tiefe Schluchten
und Thäler getrennt, bieten zahlreichen Herden eine fruchtbare Weide.
[* 12]
Diese aus den ältern Gesteinen bestehenden Bergländer Englands sind von Thälern oder niedern Tafelländern
begrenzt, durch die sie von den Hügellandschaften des südöstlichen England getrennt werden. Im N. liegt die fruchtbare
Thalebene von York, die in ausgedehnten, an der Verbindung von Ouse und Trent gelegenen Marschen ihre Fortsetzung findet. Die
Mitte des Landes nimmt das ausgedehnte Tafelland von Birmingham
[* 15] ein, 100-200 m hoch, mit dem Wrekin (400 m) als isoliertem Gipfel
nahe seinem Westrand. Im O. geht dieses Tafelland in den Distrikt der Fens (s. d.) über, ein kleines »Holland« mit zahlreichen
Kanälen und saftigen Weiden, während es im W. mit den Tiefebenen von Lancashire und Cheshire in Verbindung
steht.
Letzteres läßt sich in südlicher Richtung längs des Severn (als Thalebene von Gloucester) verfolgen und setzt sich als Thalebene
von Taunton etc. jenseit des Kanals von Bristol bis zur Südküste Devons fort. In diesen weiten Gebieten herrschen Sandsteine,
Kalksteine, Thon und Mergel der Trias- und Liasbildungen vor, und wellenförmige Wiesen wechseln mit ergiebigen
Ackerfeldern und Obsthainen ab. Die Hügellandschaften des südöstlichen und östlichen England gehören fast ausschließlich
zwei geologischen Formationen an, nämlich der Oolithenbildung und der Kreide.
[* 16]
Die oolithischen Kalksteinhügel erstrecken sich von der KüsteDorsets in nordnordöstlicher Richtung bis zum
Humber und treten nördlich desselben nochmals in dem »Moor« von Yorkshire (457 m) auf. Nach W. fallen sie steil ab, nach O.
haben sie eine sanfte Abdachung. Sie sind weidereich. Ihr wichtigstes Glied
[* 17] sind die Cotswold Hills (346 m), welche das bereits
erwähnte fruchtbare Thal von Gloucester überschauen. Östlich von dieser Kalksteinregion betreten wir
die Region der Kreide, welche sich von der Küste des Kanals bis an die NordküsteNorfolks erstreckt und jenseit der seichten
Meeresbucht the Wash noch abgetrennt in den Wolds von Lincoln und Yorkshire auftritt. Am massenhaftesten entwickelt ist die Kreidebildung
in der Ebene von Salisbury (180 m), von wo ein Hauptarm nach NO. ausläuft, während sich zwei Arme in östlicher
Richtung abzweigen.