Engerling
(auch Egerling), die Larve des Maikäfers und verwandter Käfer, [* 2] auch der Pferdebremen (s. Bremen, [* 3] S. 384).
(auch Egerling), die Larve des Maikäfers und verwandter Käfer, [* 2] auch der Pferdebremen (s. Bremen, [* 3] S. 384).
(Engergau), der mittlere Teil des alten Sachsenlandes, nördlich von der Eder, zwischen West- und Ostfalen, auf beiden Seiten der Weser, welche dasselbe in Westengern und Ostengern teilte, erstreckte sich bis zur Nordsee und erhielt seinen Namen von den Bewohnern, den Angrivariern, einem Hauptzweig des sächsischen Volksstammes. Als Engern unter fränkischer Herrschaft nicht mehr von seinen eignen Stammesherzögen, sondern mit West- und Ostfalen gemeinschaftlich von einem Statthalter oder Herzog regiert wurde, verlor es seine politische Selbständigkeit.
Als nach der Auflösung des Herzogtums Sachsen [* 4] einerseits ein neues, bis an das linke Weserufer sich erstreckendes Herzogtum Westfalen [* 5] für den Erzbischof von Köln [* 6] errichtet, anderseits aber die den östlichen Teil von Engern in sich schließenden welfischen Erblande ihren Besitzern zurückgegeben und ein neues Herzogtum Sachsen auf askanischem Gebiet geschaffen wurde, ward der herzogliche Titel von Engern nicht bloß von den Kurfürsten von Köln, sondern auch von den askanischen Herzögen von Sachsen und seit dem Aussterben von Sachsen-Lauenburg 1689 auch von den wettinischen geführt. Die ehemalige Hauptstadt von Engern war Enger (Engern).
(Kunostein-Engers, Zoll-Engers), Flecken im preuß. Regierungsbezirk Koblenz, [* 7] Kreis [* 8] Neuwied, am Rhein, Knotenpunkt der Linien Friedrich-Wilhelmshütte-Niederlahnstein und Engers-Siershahn der Preußischen Staatsbahn, mit einer kath. Pfarrkirche, einem von dem Kurfürsten Philipp von Walderndorf erbauten schönen Schloß (jetzt Kriegsschule) mit Park und (1880) 2118 meist kath. Einwohnern. Ehemals gehörte Engers zur Grafschaft Wied, und im 13. Jahrh. führten die Schenken von Engers davon den Namen. Im J. 1357 ward der Ort zur Stadt erhoben. Nachdem der Erzbischof Kuno von Trier [* 9] dem Grafen von Isenburg-Wied Engers abgenommen hatte, erbaute er hier 1368 zum Schutz des Rheinhandels ein festes Schloß (Kunostein), das 1632 von den Franzosen, 1633 von den Schweden, [* 10] 1635 von den Kaiserlichen erobert und 1758 niedergerissen wurde. Die sogen. Sandsteine von Engers werden aus einem Konglomerat von Bimssteinstücken geformt, das in 3 m Tiefe auf 6 m mächtigem Lager [* 11] mehrfach im Neuwieder Becken ausgebeutet wird.
Erasmus, Maler und Bilderrestaurator, geb. 1796 zu Wien, [* 12] studierte auf der dortigen Akademie, ging dann nach Italien [* 13] und führte nach seiner Rückkehr Bildnisse und historische Gemälde, auch Kopien älterer Meisterwerke aus. 1843 wurde er Kustos der Gemäldegalerie des k. k. Belvedere, in welcher Stellung er sich dem Restaurieren widmete. 1857 wurde er Direktor derselben Gemäldegalerie und veröffentlichte einen äußerst mangelhaften Katalog derselben.
Der Kaiser verlieh ihm den Rittertitel. Er starb
1) Wilhelm, Ritter von, Techniker, geb. zu Pleß in Schlesien, [* 14] widmete sich seit 1834 zu Wien erst dem Bau-, dann dem Maschinenfach und ging darauf als Architekt nach Galizien, wo er bald mit reichlichen Aufträgen betraut wurde. Er kehrte indes nach Wien zurück, um sich dem Maschinenfach zu widmen, wurde Assistent der Mechanik am Polytechnikum, dann supplierender Professor der darstellenden Geometrie und 1844 Professor der Mechanik und Maschinenlehre am Joanneum in Graz. [* 15]
Für den Bau der Semmeringbahn konstruierte er eine Tender-Lastzug-Lokomotive (Engerth, »Konstruktion der für den Betrieb der Semmeringbahn als geeignet angenommenen zehnräderigen Tender-Lastzug-Lokomotive«, in der »Zeitschrift des Österreichischen Ingenieurvereins« 1854), welche den Anforderungen so vollkommen entsprach, daß seitdem das Engerth-System mehrfach Anwendung gefunden hat. Engerth wurde 1850 zum technischen Rat bei der Generaldirektion für Eisenbahnen ernannt, übernahm später im österreichischen Handelsministerium das Referat für Maschinenwesen, trat 1855 bei der Staatseisenbahngesellschaft als Zentraldirektor ein und wurde später deren Generaldirektor. 1859 war er Mitglied der Zollenquetekommission, und 1860 verließ er den Staatsdienst. Er arbeitete mit großer Umsicht an der Organisierung der technischen Studien in Österreich [* 16] und war einer der eifrigsten Förderer der Donauregulierung. Er erfand ein Schwimmthor, durch welches der Donaukanal gegen das Eindringen der Eismassen geschützt wird. Bei der Wiener Industrieausstellung 1873 fungierte er als Chef des gesamten Ingenieurwesens. 1874 in das Herrenhaus des österreichischen Reichsrats berufen und 1875 in den Freiherrenstand erhoben, starb er
2) Eduard, Maler, geb. 1818 zu Pleß, Bruder des vorigen, studierte unter Kupelwieser an der Wiener Akademie, deren großen Preis er 1845 für ein historisches Gemälde erhielt, und ging 1847 nach Italien, wo er sich bis 1853 aufhielt und, wie auf spätern Reisen dahin, die alten Meister studierte. In Rom [* 17] malte er sein effektvolles Bild: die Gefangennehmung der Frau und Kinder Manfreds nach der Schlacht bei Benevent, jetzt im k. k. Belvedere. 1854 folgte er einem Ruf als Direktor der ständischen Kunstakademie nach Prag. [* 18]
Nebenbei vollendete er die unterdessen begonnenen Fresken in der Altlerchenfelder Kirche nach eignen und die des Presbyteriums nach Führichs Kompositionen und malte zahlreiche Bildnisse. 1865 kehrte er nach Wien als Professor der dortigen Akademie zurück. In demselben Jahr entstand sein figurenreiches und lebensvolles Gemälde: Prinz Eugen nach der Schlacht bei Zenta, und in den folgenden Jahren malte er den Freskencyklus aus Figaros Hochzeit und Orpheus [* 19] für das neue Hofoperntheater daselbst. 1871 wurde er Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie im Belvedere und veröffentlichte (1882 ff.) einen sehr gründlichen Katalog derselben. Engerth ist auch Kurator des Museums für Kunst u. Industrie.
(ital. Stretto), Bezeichnung der in der Fuge, gewöhnlich kurz vor dem Schluß derselben, auftretenden, einander schnell folgenden (kanonischen) Stimmeneinsätze, welche Dur, und Comes nicht nacheinander, sondern teilweise miteinander bringen.
Wie erwähnt, bildet die Engführung in der Regel das Schlußstück der Fuge;
doch bringt sie Bach auch in der Mitte, einmal sogar (im »Confiteor unum baptisma« der H moll-Messe) gleich zu Anfang. Vgl. Fuge.
Badeort im schweizer. Kanton Bern, [* 20] 703 m ü. M., mit Eisenquelle (13,9° C.);
in der Nähe das Rütihubelbad (736 m ü. M.).
Engherzig,
als Gesinnung s. v. w. eigennützig, im Gegensatz nicht zu weitherzig, welches Allerweltsfreundlichkeit, sondern zu großherzig, welches Opfermut ausdrückt.
(spr. anggäng), 1) Stadt in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Soignies, an der Marcq, Knotenpunkt an der Eisenbahn Braine-Gent; hat ein Schloß mit Park, einen großen botanischen Garten, [* 21] ein bischöfliches Seminar und (1884) 4187 Einw., welche Salzraffinerie, Bierbrauerei, [* 22] ¶
Fabrikation von Spitzen, Leinwand, Wollwaren und Handel treiben. Enghien gehört dem Herzog von Arenberg. - 2) (Enghien les Bains) Badeort im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Pontoise, im Thal [* 24] von Montmorency, an einem kleinen See und an der Nordbahn, 12 km von Paris, [* 25] von wo aus es viel besucht wird, mit zahlreichen Landhäusern, (1876) 1610 Einw. und fünf Schwefelquellen von 10-14° C., welche tonisierend und rekonstituierend, besonders auf die Luftwege und die Haut, [* 26] einwirken.
(spr. anggäng), Louis Antoine Henri von Bourbon, Herzog von, Sohn des Herzogs Louis Henri Joseph von Bourbon-Condé, geb. zu Chantilly, verließ im Juli 1789 mit seinem Vater und Großvater Frankreich, trat in das von seinem Großvater am Rhein gesammelte Emigrantenkorps und kommandierte 1796-99 die Avantgarde desselben. Nach der Auflösung des Korps zog er sich 1801 nach dem badischen Städtchen Ettenheim zurück, wo die Prinzessin Charlotte von Rohan-Rochefort lebte, für die er eine romantische Neigung hegte. Er bezog zwar eine englische Pension und war bereit, für die Sache seines Hauses und des Königtums das Schwert zu ziehen, hielt sich aber von allen Verschwörungen fern.
Als jedoch Napoleon nach dem Komplott von Cadoudal und Pichegru die Bourbonen durch einen Gewaltstreich einschüchtern wollte, befahl er, Enghien als das am leichtesten erreichbare Mitglied der Königsfamilie zu verhaften. Am ward der Herzog unter grober Verletzung des Völkerrechts in Ettenheim festgenommen, erst nach Straßburg, [* 27] dann nach Vincennes gebracht und hier 20. März sofort vor ein Kriegsgericht gestellt, welchem der General Hulin präsidierte. Mit stolzer Verachtung wies er jede Anschuldigung einer Teilnahme an einer Verschwörung gegen das Leben des Ersten Konsuls zurück und verlangte eine Unterredung mit demselben, die jedoch abgeschlagen wurde, da Napoleon die sofortige Vollstreckung des Todesurteils befohlen und sich überdies von Paris entfernt hatte.
Anfangs unschlüssig, fällten die Richter 21. März um 4 Uhr [* 28] morgens das Todesurteil über Enghien, welches eine halbe Stunde später im Graben des Schlosses mit Pulver und Blei [* 29] vollstreckt ward. Napoleon, auf dessen Rachsucht allein die schändliche That zurückzuführen ist, suchte später die Schuld auf den damaligen Polizeiminister Savary und auf Talleyrand abzuwälzen und behauptete in den »Mémoires de Ste-Hélène«, es sei ihm ein Brief des Herzogs erst zwei Tage nach dessen Tod von Talleyrand überreicht worden; Enghien hat aber gar keinen Brief geschrieben. Savarys Rechtfertigungsschrift »Sur la catastrophe de M. le duc d'E.« (Par. 1823) veranlaßte mehr als 20 verschiedene Schriften, die einen der Bände der »Collection de mémoires sur la révolution française« bilden, aber eben nur Napoleons Schuld konstatieren; auch Talleyrand wußte sich bei Ludwig XVIII. zu rechtfertigen. Dupin hat die Aktenstücke bekannt gemacht und das Gesetzwidrige in dem Verfahren gegen den Herzog aufgedeckt. Nach der Restauration ward Enghiens Leichnam ausgegraben und ihm von Ludwig XVIII. und den Kammern in der Kirche zu Vincennes ein Denkmal gesetzt.