der
Sekte mit
Bazard trennte sich von dem »Mann des
Fleisches«, während die soziale
Fraktion mit Enfantin zusammenhielt, der von nun
an »Le
[* 2]
Père« hieß und sich von seinen
Predigern für das »lebendige
Gesetz«, eine Art
Messias, erklären ließ. Als die
Gesellschaft
sich mit
Ekel von seinen neuen
Lehren
[* 3] abwandte, zog sich Enfantin mit einigen 40 ihm treu gebliebenen Anhängern
auf seine Besitzung in
Ménilmontant zurück und organisierte dort eine patriarchalisch-sozialistische
Gesellschaft nach seinen
neuen
Lehren.
in
Frankreich ehedem Bezeichnung der legitimen
Kinder und Enkel des regierenden
Königs, während die übrigen Verwandten desselben princes und princesses du sang
(»Prinzen« und »Prinzessinnen
von Geblüt«) hießen.
durch
Gesetz vom aufgehoben. Es erhalten jetzt die
Familien, deren
Söhne durch
eine
Kommission hierfür vorgeschlagen werden, Erziehungsgelder von 100-180
Frank jährlich;
im
Mittelalter und bis ins 17. Jahrh. leichte, mit
Arkebusen bewaffnete
Truppen, welche beim Sturmlauf
die ersten waren und deshalb für verloren galten.
Sie stand unter einem eignen Oberhaupt, das den
Titel »prince des sots«
(»Fürst
der
Narren«) führte, wurde aber wegen der zügellosen Rohheit, in die sie später verfiel, mehrmals unterdrückt und
fand 1659 ihr definitives Ende.
(spr. ennfihld),Stadt in der engl.
GrafschaftMiddlesex, 16 km nördlich von der Londonbrücke, mit (1881)
19,119 Einw., ehemals berühmt wegen seines wildreichen, jetzt längst vernichteten
Waldes.
(franz., spr. angfilad), in der
Baukunst
[* 8] eine Zimmerreihe in solchem Zusammenhang, daß bei geöffneten Mittelthüren
der
Blick durch alle
Zimmer geht;
militärisch: eine Truppenaufstellung,
Festungsfronte oder Festungslinien in der
Richtung ihrer größten
Länge beschießen, weniger um bestimmte
Punkte zu treffen,
als um größere Raumstrecken unsicher zu machen. Im
Festungskrieg (s. d.) legt dazu der Angreifer mit schweren
Geschützen
armierte Enfilierbatterien an.
sehr einfaches
Spiel mit Whistkarte, meist unter sechs
Personen, wobei jede acht
Blätter erhält.
Wer dem
Geber zur
Rechten sitzt,
spielt aus, und die andern müssen die gespielte
Farbe bedienen.
Hat jeder die
Farbe, so spielt der weiter,
welcher mit dem höchsten
Blatte den
Stich machte.
Hat aber jemand die
Farbe nicht, so »schwillt« er, d. h.
er muß alle
Blätter des unterbrochenen
Stiches zu den seinen einziehen. Der »Geschwollene« spielt aber wieder
an.
Wer zuerst aller
Karten ledig ist, hat die
Tour gewonnen.
(franz., spr. angflörahsch'),
Blumenduftgeben, s.
Parfümerie. ^[= (franz.), Industriezweig, welcher sich mit der Darstellung wohlriechender Präparate beschäftigt. ...]
(rätoroman. Engiadina,Engadina), Bergthal im schweizer. Kanton Graubünden,
[* 9] eins der höchstgelegenen bewohnten
ThälerEuropas und von mehr als 80 km
Länge, bildet die obere Thalstufe
des
Inn und zerfällt in zwei völlig verschiedene Hälften, das
Ober- und das Unter-Engadin, die durch die Puntauta (hohe
Brücke)
[* 10] getrennt sind. Das erstere, an Großartigkeit der Gebirgswelt und an
Umfang der Gletschermassen mit den besuchtesten
Alpengegenden wetteifernd, hat bei einer
Seehöhe von 160-1800 m ein ziemlich kaltes
Klima,
[* 11] so daß der
Winter fast zwei Drittel
des
Jahrs einnimmt;
Schnee
[* 12] mitten im Hochsommer fallen zu sehen, ist ebensowenig eine Seltenheit wie im
Winter eine
Temperatur
von -35° C. Aber an schönen Sommertagen ist die
Landschaft von anziehendem
Charakter. Den grünen Wiesengrund
des
Thals fassen beiderseits
Berge ein, hinter denen erst die Schneegipfel hervorschauen. Die Abhänge der südlichen
Berge
tragen vom
Fuß an Nadelwälder; über diesen folgt die
Stufe der obern Alpweiden, und man kann hier stundenweit die Grenzlinie
beider am Abhang wagerecht und scharf gezeichnet sehen. Das Ober-Engadin steht durch die
Pässe des
Bernina
und des
¶
mehr
Maloja mit Italien
[* 14] in Verbindung. Das Unter-Engadin ist weit stärker (von 1610-1019 m) geneigt, wird enger und wilder; der Fluß
rauscht über Felstrümmer und wühlt sich zwischen engen Wänden durch. Die wildeste seiner Schluchten ist die von Finstermünz,
wo er das Schweizer Gebiet verläßt. Das untere Engadin ist großartiger, romantischer, tannenschwärzer,
das obere freundlicher, behäbiger. Im Ober-E. liegen die Ortschaften in der breiten Thalfläche und zeugen durch ihr schmuckes
Aussehen von der Sauberkeit, dem Ordnungssinn und der Wohlhabenheit der Bewohner; die Dörfer des Unter-Engadin hängen an den
Bergböschungen hoch über dem Inn und sehen minder freundlich aus.
In den waldigen Seitenthälern hausen noch Bären, Lämmergeier etc. Für den Botaniker ist das Engadin eine unerschöpfliche
Schatzkammer, namentlich ist die Kryptogamenflora reich. Auch an nutzbaren Mineralien
[* 15] (Galmei, Bleiglanz, silberhaltige Bleierze,
Kupferkiese etc.) ist das Engadin nicht arm; aber noch größere Schätze sind die berühmten Mineralquellen von St. Moritz im Ober-
und Schuls-Tarasp im Unter-E. Ebenso eigentümlich wie das Land sind auch die Bewohner.
Die Engadiner, ein rätoromanisches Völklein, gegen 11,600 Köpfe stark, wandern, wie überhaupt die Graubündner, nach fremden
Städten, hauptsächlich als Zuckerbäcker, Cafétiers oder Handelsleute. Wer dann in der Fremde sein Glück gefunden, kehrt
aus tief gewurzelter Anhänglichkeit an die heimatlichen Gebirge in sein kaltes Hochthal zurück, um hier
den Rest seiner Tage zu verbringen. Das Engadin zählt im ganzen 21 Pfarrdörfer: im obern Engadin liegen Bevers, Silvaplana, St. Moritz,
Samaden, Zuz (Scuoz), Scanfs und Pontresina;
im untern Zernetz, Süß, Lavin, Tarasp, Schuls und Martinsbruck. - Ober-Engadin hatte
seine eignen Grafen.
Graf Dedalrich verkaufte 1139 sein Land an das BistumChur,
[* 16] von dem sich 1494 die Oberengadiner
frei kauften. Im Unter-E. führten die vielfach sich durchkreuzenden Herrschafts- und Lehnrechte der Besitzer zu langen Fehden.
Im VeltlinerKrieg wurde das Engadin von den Österreichern verheert und 1622 an dieselben abgetreten, jedoch schon
im folgenden Jahr an Bünden zurückgegeben. Die letzte österreichische Besitzung war Tarasp, das 1815 an Graubünden
kam.