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Hügelregion längs des Ostfußes der
Vogesen. Die weinreichste Gegend ist die von
Gebweiler
[* 2] abwärts bis zur
Zorn, d. h. die
Kantone
Rufach
(Kreis
[* 3]
Gebweiler),
Winzenheim
(Kreis
Kolmar),
[* 4]
Kaisersberg und
Rappoltsweiler
(Kreis
Rappoltsweiler) im
Oberelsaß,
Barr
(Kreis
Schlettstadt),
[* 5]
Molsheim und
Wasselnheim
(Kreis
Molsheim) im
Unterelsaß. In diesem
Distrikt sind die besten Weinlagen
bei
Kaisersberg,
Ammerschweier,
Reichenweier, Sigolsheim, Beblenheim, Hunaweier und
Rappoltsweiler, denen sich im S. noch
Gebweiler
und
Thann und im N.
Weißenburg
[* 6] u. a. O. anschließen. Im
Durchschnitt der bessern Jahre beträgt der jährliche
Gewinn an
Wein
in Elsaß
-Lothringen
[* 7] 1,050,000
hl. Die Ausfuhr (von Weißweinen, hauptsächlich aus den
Kreisen
Kolmar,
Rappoltsweiler und
Schlettstadt)
ist seit der
Annexion bedeutend gestiegen (durchschnittlich 80,000
hl). Ebenfalls von Bedeutung ist der Obstbau; es gibt Äpfel,
Birnen,
Quitten, Zwetschen, Pflaumen.
Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche, Walnüsse, Maulbeerbäume, selbst gute Kastanien und Mandeln. Dem Flachs und Hanf waren 1883: 3746 Hektar gewidmet, dem Tabak [* 8] 1884/85: 2432 Hektar, besonders zwischen Straßburg [* 9] und Schlettstadt, dem Hopfen [* 10] 4689 Hektar bei Bischweiler, [* 11] Hagenau [* 12] etc. Seit 1883 hat der Hopfenbau zu-, der Tabaksbau abgenommen. Endlich gibt es noch Ölfrüchte, Senf, Zichorie etc. neben einer großen Zahl von Gartengewächsen. Zur Hebung [* 13] der Landwirtschaft dienen ein ausgebildetes Vereinswesen, eine landwirtschaftliche Versuchsstation zu Rufach, eine landwirtschaftliche Schule daselbst, eine Obst- und Gartenbauschule zu Brumath, eine technische Winterschule zu Straßburg; für das Meliorationswesen sind vier Kulturingenieure und 13 Wiesenbaumeister angestellt.
Nach der Viehzählung von 1883
gab es in Elsaß
-Lothringen:
138,725
Pferde,
[* 14] 179
Maultiere und
Maulesel, 1332
Esel, 428,650
Stück
Rindvieh, 129,433
Schafe,
[* 15] 322,431
Schweine,
[* 16] 53,604
Ziegen und 56,661
Bienenstöcke. Die Zahl der
Pferde (hauptsächlich in
Lothringen,
wo man den
Bauer öfters mit sechs
Pferden am
Pflug
[* 17] den schweren
Boden bearbeiten sieht) ist bedeutender als in den meisten Teilen
des
Deutschen
Reichs, namentlich auch in dem benachbarten
Baden;
[* 18] dagegen bleibt der Rindviehbestand hinter dem der andern süddeutschen
Staaten zurück.
Schafe gibt es in Elsaß
-Lothringen
, wie in Süddeutschland überhaupt, nur wenige; die Zahl
der
Schweine ist aber größer als in allen süddeutschen
Staaten. Ein Landgestüt zu
Straßburg sorgt für die
Veredelung der
Pferde. In der Rindviehzucht tritt besonders der
Kanton
[* 19]
Münster
[* 20] im
Oberelsaß hervor, der auf seinen vortrefflichen Bergwiesen
eine Viehwirtschaft mit
Sennen und Sennhütten ganz nach
Schweizer Art hervorgerufen hat und von dem beliebten
Münsterkäse jährlich ganz bedeutende
Mengen erzeugt und ausführt.
Die Gewässer sind reich an Fischen, namentlich Aalen, Karpfen, Hechten, Aalraupen, Barschen, Barben, Schleien, Forellen, Weißfischen; im Rhein gibt es außerdem noch Salme, Lachsforellen etc. In der Gemarkung Blotzheim besteht eine nach Hüningen benannte und 4 km davon entfernte Fischzuchtanstalt, die bedeutendste ihrer Art überhaupt, deren Kosten in der Hauptsache vom Reiche getragen werden. Die Bienenzucht [* 21] wird ziemlich lebhaft betrieben, der Seidenbau nur noch in geringem Umfang.
Unter den Waldungen waren 1883: 132,310,8
Hektar oder 29,8 Proz. der Gesamtwaldfläche
Staatsforsten, 199,391
Hektar oder 44,9 Proz.
Gemeinde- und Stiftungsforsten, die ebenfalls der Beaufsichtigung durch die Staatsforstverwaltung
unterliegen,
16,748,2
Hektar oder 3,8 Proz.
Forsten; welche dem
Staat und den
Gemeinden als ungeteiltes
Eigentum gehören, und
95,594,9
Hektar oder 21,5 Proz. Privatforsten. Elsaß
-Lothringen
gehört
zu den am meisten bewaldeten
Ländern des
Deutschen
Reichs.
Bewaldet ist der größte Teil der
Vogesen mit Ausnahme der
Thäler, die infolge ihres Wasserreichtums vorzügliche
Wiesen enthalten,
und einiger bedeutender Weideländereien, namentlich zu beiden Seiten des Münsterthals. Auf dem nördlichen, niedern Teil
des
Gebirges findet sich eine zusammenhängende Waldung in dem
Dreieck
[* 22] zwischen
Zabern,
[* 23]
Bitsch und
Weißenburg, die
sich in die
Rheinpfalz fortsetzt. In der
Ebene des Elsaß
ist hauptsächlich von Bedeutung im S. der Hartwald zwischen
Rhein
und
Ill (60 km lang und bis 15 km breit);
im nördlichen Teil erfüllt der Hagenauer Forst [* 24] das Gebiet zwischen Hagenau, Sulz unterm Wald und Selz. Im hügeligen Teil von Lothringen ist die Bewaldung mehr zersplittert;
größere Wälder finden sich bei Finstingen, Dieuze und auf dem Jura der linken Moselseite etc. Der Hochwald umfaßt nahezu 58 Proz. des Gesamtwaldbestand es, der Mittelwald 34 Proz., der Niederwald 8 Proz.;
ersterer findet sich hauptsächlich im gebirgigen Teil des Landes;
auf der Platte von Lothringen herrscht fast ausschließlich der Mittelwald.
Beim Hochwald überwiegt das Nadelholz, namentlich im Oberelsaß. Unter den Staatswaldungen ist der Hochwald vorherrschend, Niederwald fast gar nicht vorhanden; bei den Gemeinde- und Institutswaldungen überwiegt gleichfalls noch, wenn auch in geringerm Grade, der Hochwald, bei den Privatwaldungen der Mittel- und Niederwald. Die Jagd hat sich dank der Fürsorge der deutschen Forstverwaltung gegen den Zustand, der bei der Besitznahme des Landes vorgefunden wurde, bedeutend gehoben; das neue Jagdgesetz von 1881, welches dem Grundeigentum das frühere unbedingt freie Jagdrecht als Regel entzogen und die Verpachtung durch die Gemeinde vorgeschrieben hat, wirkt in gleicher Richtung. Jagdtiere sind hauptsächlich: Hirsche, [* 25] Damhirsche, Rehe, Hasen, Kaninchen [* 26] etc., ferner Wildschweine, Wölfe (in Lothringen häufig), Füchse, Wildkatzen etc.;
an Vögeln: Auerhähne, Fasanen, Haselwild, Wildenten, Schnepfen, Feldhühner.
Unter den nutzbaren Mineralien [* 27] des Reichslandes stehen die Eisenerze, Steinkohlen, das Salz [* 28] (sämtlich 1885 nur in Lothringen ausgebeutet) und die Steine obenan. Die Eisenerze finden sich ganz besonders in dem Juragebirge auf dem linken Moselufer, also im äußersten Nordwesten des Landes. Sie bilden hier einen Teil der großartigen Eisenablagerung im Jura, die ganz besonders in Luxemburg, [* 29] aber auch in Frankreich entwickelt ist, und werden teilweise durch Tagebau gewonnen.
Besonders der Kreis Diedenhofen [* 30] ist an der Ausbeute dieser Lager [* 31] beteiligt, und in demselben wiederum sind es die Distrikte an der Orne (Groß-Moyeuvre) und Fentsch (Hayingen). Der Bergbau [* 32] in dieser Gegend reicht bis ins 13. Jahrh. zurück und fördert nur oolithische Brauneisensteine. Den Hauptabsatz finden die Produkte dieser Werke im Deutschen Reich. Die Hüttenproduktion zu Niederbronn und Umgegend im Unterelsaß und im angrenzenden Lothringen verarbeitet schlechte Erze der Gegend (Bohnerze etc.) in Verbindung mit Erzen aus dem Siegenschen, Nassauischen und selbst aus Frankreich. 1884 wurden 1,909,381 Ton. Eisenerze durch 2667 Arbeiter gefördert. Die Hüttenproduktion (20 Hochöfen im Betrieb) mit 8013 Arbeitern ergab 410,317 T. Roheisen, 31,869 ¶
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T. Eisengußwaren (45 Werke), 167,511 T. Schweißeisen (12 Werke) und 36,757 T. Flußeisen (3 Werke). Steinkohlen werden in schwachen Lagen mehrfach in den Vogesen, dagegen in starken Flözen im lothringischen Kreis Forbach [* 34] bei Saarbrücken [* 35] gefunden, sind aber hier von mächtigen Sandsteinlagern bedeckt und weniger gut als in den benachbarten preußischen Landesteilen. Von zwei Bergwerken wurden 1884: 594,597 T. durch 3211 Arbeiter gewonnen. Braunkohlen werden in geringer Menge (1881: 3206 T.) am östlichen Fuß der Vogesen in Verbindung mit Asphaltkalk (1883: 3949 T.) und Vitriol- und Alaunerzen (1881: 2419 T.) gefördert, Asphalt bei Lobsann nordwestlich von Sulz unterm Wald und Alaunerze etc. bei Buchsweiler.
In der Umgegend von Sulz unterm Wald werden auch Erdöl [* 36] und erdölhaltiger Sand (1883: 1193 T.) gewonnen. Lothringen besitzt Steinsalzlager und Salinen im Gebiet der Seille bei Dieuze, Chambrey etc. und an der Saar bei Saaralben. Eine Benutzung derselben fand bereits im 11. Jahrh. statt, der Steinsalzbergbau ist aber gegenwärtig (bei Dieuze seit 1864) eingestellt; die acht Salinen dagegen ergaben 1884 einen Gewinn von 44,337 T. Siedesalz. Der Steinbruchbetrieb ist sehr rege.
Die Zahl der Brüche betrug 1881: 1114, wovon über die Hälfte in Lothringen;
14 werden unterirdisch betrieben.
Von großer Bedeutung sind die Brüche im weiten Umfang von Metz, [* 37] an der Zorn bei Zabern, im Kronthal an der Mossig bei Wasselnheim (aus dem seiner Zeit das Material zum Straßburger Münster gebrochen wurde) etc. Gips [* 38] wird bei Mommenheim (unweit Brumath) etc., vortrefflicher Thon zu irdenen Waren insbesondere am Hagenauer Forst gefördert. Ganz unbedeutende Mengen Gold [* 39] führt der Rhein in seinem Sand mit sich. Bergwerke auf Silber-, Blei- und Kupfererze gab es ehedem in den Vogesen vorzüglich bei Markirch. [* 40]
Industrie und Handel.
Unter den Industriezweigen ist zunächst die Eisenindustrie von großer Bedeutung. Der hauptsächlichste Sitz derselben ist im NW. des Landes, im Kreis Diedenhofen und im Landkreis Metz. In den großartigen Werken zu Hayingen, Groß-Moyeuvre und Ars a. M., dann zu Deutsch-Oth, Öttingen etc., außerdem aber auch zu Stieringen-Wendel (Kreis Forbach), dann in den zusammengehörigen Werken von Mutterhausen (Kreis Saargemünd), Niederbronn, Merzweiler und Jägerthal (Kreis Hagenau) sind große Hochofenanlagen mit Gießereien, Walzwerken etc. in Thätigkeit; Maschinenfabriken finden sich in Reichshofen (Kreis Hagenau), dann zu Grafenstaden bei Straßburg, zu Mülhausen, [* 41] Gebweiler, Bitschweiler und Altthann im Oberelsaß; bedeutende Werkzeugfabriken namentlich in Zornhof bei Zabern und zu Mutzig.
Die gleichfalls erhebliche Glasindustrie wird hauptsächlich in dem waldreichen lothringischen Teil der Vogesen betrieben, so im Kanton Bitsch und Götzenbrück (Uhrgläser etc.), Meisenthal, Münzthal-St. Louis (Kristall) sowie zu Vallerysthal bei Saarburg (Hohlglas). Eine sehr bedeutende Porzellan- und Steingutfabrik ist in Saargemünd. Chemische [* 42] Fabriken gibt es in Dieuze (Soda, Sulfat, mit der Saline verbunden), Buchsweiler, Thann, St. Ludwig, Hüningen u. a. O., eine berühmte photographische Anstalt zu Dornach. Stearin- und Wachskerzenfabriken sind in Straßburg, Papierfabriken ebendaselbst, ferner zu Rixheim (auch Tapeten), Türkheim etc., eine Pappwarenfabrik zu Forbach, große Gerbereien zu Metz, Straßburg, Barr.
Von der hervorragendsten Bedeutung ist die Textilindustrie. Dieselbe hat ihren Hauptsitz im Oberelsaß, namentlich in Mülhausen, dann in Kolmar (Logelbach) und allen Thälern der Vogesen, wo sie in der reichlichen, teilweise durch Reservoirs künstlich geregelten Wasserkraft der zahlreichen Flüsse [* 43] und Bäche besondere Unterstützung findet; im Unterelsaß ist sie im Breuschthal bedeutend, in dessen Seitenthal, dem Steinthal, der Pfarrer Oberlin 1767-1826 durch Einführung von industriellen Anstalten mancherlei Art mit großem Segen gewirkt hat. Im Oberelsaß fanden sich geringe Spuren dieser Industrie schon im 17. Jahrh., aber erst seit der Mitte des 18. Jahrh. gewann dieselbe Bedeutung.
Zuerst ward 1746 die Kattundruckerei in Mülhausen eingeführt; aus dieser entwickelte sich zunächst die Baumwollweberei (erster größerer Betrieb 1750 zu Sennheim, erste mechanische Weberei [* 44] 1821), dann die Baumwollspinnerei (erste Fabrik 1803 zu Wesserling, erste Dampfmaschine [* 45] 1812 zu Mülhausen). Heute noch steht die Druckerei, welche nicht bloß die Mutter der ganzen übrigen Baumwollindustrie, sondern überhaupt fast der ganzen reichen Industrie des Oberelsaß (Maschinenfabriken, Druckwalzenstecherei, chemische Industrie) ist, in großer Blüte; [* 46] ihr Hauptsitz ist Mülhausen und das angrenzende Dornach, dann Thann, Wesserling etc. Sie hat 1885 etwa 100 Druckmaschinen im Betrieb, ihr Fabrikat genießt einen Weltruf und wird nirgends übertroffen.
Sehr bedeutend sind auch die Färberei und Bleicherei (Pfastatt, Dornach u. a.) und namentlich die Baumwollspinnerei und -Weberei. Beide Betriebe finden sich meistens vereinigt, hauptsächlich in Mülhausen, Dornach, dann (im Kreis Thann) in Thann, Bitschweiler, Weiler, Wesserling, Sentheim, Masmünster, ferner (im Kreis Gebweiler) in Gebweiler, Bühl, Sulz, (im Kreis Kolmar) zu Logelbach, Winzenheim, Münster, endlich (im Kreis Rappoltsweiler) in Rappoltsweiler und Markirch. Im Unterelsaß wird dieser Industriezweig besonders lebhaft im Breuschthal (Mühlbach, Lützelhausen, Rothau etc.), dann in Benfeld betrieben.
Die Baumwollzwirnerei hat ihren Hauptsitz in Dornach und Gebweiler. Im allgemeinen ist übrigens die Baumwollindustrie seit der Annexion nicht gestiegen, sie hat in neuerer Zeit eher eine Einbuße erlitten zu gunsten der Wollindustrie. Insbesondere die Wollspinnerei ist in bedeutendem Aufschwung begriffen, und allein in und bei Mülhausen gab es 1885: 164,000 Wollspindeln;
bedeutende Spinnereien sind ferner in Malmersbach bei St.-Amarin sowie zu Erstein im Unterelsaß;
Wollweberei und Tuchfabrikation werden in hervorragender Weise in Markirch und Umgegend, ferner in Mülhausen, in Bühl bei Gebweiler und in Bischweiler betrieben;
nur letzterer Ort hat durch den Anschluß an Deutschland [* 47] sehr verloren.
Die Seidenspinnerei steht gleichfalls im Oberelsaß in schwunghaftem Betrieb, die Plüschfabrikation zu Saargemünd und Püttlingen in Lothringen. Die Leinenindustrie ist im Oberelsaß ebenfalls nicht ohne Bedeutung, namentlich die Zwirnerei.
Von sonstigen Industrien sind hervorzuheben die Bierbrauerei [* 48] von Straßburg und Umgegend (großer Export nach Frankreich) und die weitberühmte Fabrikation von Gänseleberpasteten daselbst. Als neuer, den Zollerhöhungen von 1885 zu verdankender Fabrikationszweig ist die von französischen Häusern eingeführte Schaumweinfabrikation (Metz, Schiltigheim etc., mit Benutzung aus der Champagne eingeführter Weine) zu nennen.
Der Handel hat, entsprechend der industriellen ¶