3) EkkehartIV.,Mönch von St.
Gallen, geboren um 980,
Schüler von
NotkerLabeo, wirkte eine Zeitlang als Vorsteher der
Klosterschule
zu
Mainz, wo er auf Veranlassung des
ErzbischofsAribo den
»Waltharius« Ekkeharts I. in besseres
Latein brachte, sang 1030, als
KaiserKonrad II. das
Osterfest in derPfalz von
Ingelheim feierte, vor dem versammelten
Hof das
Hochamt und
kehrte später nach St.
Gallen zurück, wo er viele Jahre hindurch der
Schule vorstand und um 1060 starb. Er hinterließ:
»Liber
benedictionum«, eine Sammlung von
Gesängen zur Verherrlichung der
Kirchenfeste und St.
Galler Kirchenangehörigen; »Benedictiones
ad mensas« (Segenssprüche zu den Klostergerichten);
Glossen u. a. Am bekanntesten
ist er durch seine Fortsetzung
der vomMönch Radbert begonnenen
»CasusSanctiGalli«, welche die Klosterchronik von St.
Gallen bis 972 enthält (hrsg. von I.
^[Ildefons] v. Arx in den
»Monumenta Germaniae«, Bd. 2, und mit
Kommentar von
Meyer v. Knonau in »St.
Gallische Geschichtsquellen«,
Abt. 3, St.
Gallen 1877). Das Werk ist nicht
frei von historischen Irrtümern und tendenziösen
Schwächen, entschädigt aber
dafür durch eine überaus anmutige Darstellungsweise, eine
Fülle kulturgeschichtlicher
Überlieferung und zahlreiche köstliche
Geschichten und Einzelbilder aus dem Klosterleben. Hier findet sich unter anderm auch die
Episode des »Höflings« Ekkehart II. sowie
der SchwabenherzoginHadwig mitgeteilt, die
Scheffel (Ekkehart I. und Ekkehart II. in Eine
Person verschmelzend) in seinem bekannten
Roman
poetisch verwertet hat.
(griech.),Volksversammlung, besonders die in
Athen,
[* 5] wo sie als der versammelte
Demos die
volle Souveränität besaß. Jeder
Bürger, der 20 Jahre alt war, konnte daran teilnehmen und empfing am Eingang ein Täfelchen,
gegen dessen
Abgabe er seit
Perikles das Ekklesiastikon, den
Sold von 1, später 3 Obolen, ausgezahlt erhielt. Die Ekklesia wurde
auf dem
Markt oder in einem
Theater
[* 6] abgehalten, anfangs nach
Solon nur 4mal, nach
Kleisthenes 10mal, später 40mal im Jahr; außer
diesen ordentlichen Versammlungen
gab es noch außerordentliche.
Die Redner waren bekränzt zum Zeichen ihrer Unverletzlichkeit. Die
Abstimmung geschah durch Handaufheben oder durch Stimmtäfelchen
oder Steinchen; das
Psephisma (der Beschluß) wurde in das öffentliche
Archiv eingetragen, oft in
Stein
oder
Erz eingegraben. Die
Geschäfte der athenischen Ekklesia umfaßtem alle öffentlichen und Staatsangelegenheiten. Die Ekklesia in
Sparta, der nur die über 30 Jahre alten
Bürger beiwohnen durften, hatte weit beschränktere Befugnisse, indem sie die
Vorschläge
der
Könige oder der
Gerusia nur zu genehmigen oder zu verwerfen hatte.
Nach Vorgang der alexandrinischen Übersetzung, welche so die hebräische Volksgemeinde wiedergibt, brauchen die neutestamentlichen
Schriftsteller das
Wort Ekklesia (lat.
Ecclesia) für
Kirche (s. d.).
Daher die
Ausdrücke: Ekklesia filia (filialis), Tochterkirche;
in der griechischen
Kirche der Aufseher über die Kirchengebäude, auch der
Bruder in den griechischen
Klöstern, welcher alles zum
Gottesdienst Gehörige zu besorgen hat.
(griech.), eine
Krankheit des
Nervensystems, welche sich durch Krampfanfälle äußert, die mit
Bewußtlosigkeit
verbunden sind. Man unterscheidet zwei
Formen, nämlich die der
Kinder und die der Schwangern und Gebärenden.
Die der
Kinder (Eclampsia infantum) ist eine recht häufige
Krankheit und beruht auf mannigfachen
Ursachen. Eine gewisse
Disposition
dazu muß in der
Regel angenommen werden, und eine
Vererbung von den Eltern ist nicht abzuleugnen, indem
eine
Neigung zu
Krämpfen bei der
Mutter oder zur
Epilepsie beim
Vater in dieser Form auf das
Kind überzugehen scheint.
Vorzugsweise sollen
Knaben der
Krankheit unterworfen sein. Am häufigsten wird sie im Säuglingsalter, namentlich während
des Zahndurchbruchs, selten im spätern Kindesalter beobachtet.
Krankheiten des
Gehirns, der
Ausbruch vonScharlach,
Masern etc.,
Störungen der
Verdauung, anämische Zustände etc. können Eklampsie hervorrufen. Auch Wurmreiz
hat man als
Ursache der Eklampsie beobachtet. Zuweilen gehen dem
Ausbruch der
Krankheit Vorboten voraus. Die
Kinder sind unruhig, mürrisch,
ihr
Schlaf ist unterbrochen; sie träumen viel, schreien plötzlich auf und knirschen mit den
Zähnen; derAtem
ist ungleich, das
Gesicht
[* 8] wird verzerrt.
Oft aber bricht der eklamptische Anfall ganz plötzlich aus. Je nach dem
Alter des
Kindes sind die Zeichen der
Bewußtlosigkeit
mehr oder weniger erkennbar; der
Blick ist stier, die
Augen werden umhergerollt, das
Gesicht ist verzerrt und nimmt einen lächelnden
oder schmerzlichen
Ausdruck an; die Mundwinkel zucken, die
Zähne
[* 9] knirschen, und der
Körper ist vollkommen
unempfindlich. Gleichzeitig treten krampfhafte Zuckungen oder starrkrampfähnliche Zustände im ganzen
Körper auf.
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Infolge derselben werden die Atmung und der Kreislauf des Bluts
[* 11] beeinträchtigt, es entsteht eine blausüchtige Färbung des
Gesichts, der Finger und Zehen, Schaum tritt vor den Mund; die Hände und Füße sind dabei meist kalt, während sich Kopf und Leib
heiß anfühlen. Der Puls ist überaus schnell und klein. Zuweilen gehen Kot und Urin unwillkürlich ab.
Die geschilderten Erscheinungen, welche einen ausgeprägten Anfall charakterisieren, sind jedoch nicht immer gleichzeitig
vorhanden; manchmal beschränken sich dieselben auf krampfhafte Zustände, welche nur die Augen und das Gesicht betreffen oder
sich als Kontraktionen der Finger und Zehen darstellen.
Eine selbst geringfügige Veranlassung vermag aber oft den Anfall in seiner vollen Stärke
[* 12] hervorzurufen.
Die Anfälle währen meist nur kurze Zeit, von einigen Augenblicken bis zu fünf Minuten und selbst noch länger. Zuweilen
beschränkt sich die Krankheit auf einen oder wenige Anfälle; oft besteht sie aus einer ganzen Reihe von Anfällen, welche
dann mehrere Tage und sogar wochenlang periodisch wiederkehren. Die Eklampsie gehört zu den gefährlichern
Krankheiten des zarten Kindesalters, denn zuweilen führt schon der erste heftige Anfall zum Tod und zwar meist dadurch, daß
die Muskeln
[* 13] der Stimmritze diese krampfhaft verschließen und dadurch Erstickung veranlassen.
Oft aber, namentlich bei Gehirnkrankheiten, wird die die Anfälle hervorrufende ursprüngliche Krankheit
die Ursache des tödlichen Ausganges. Oft bleiben auch nachhaltige Störungen zurück, wie z. B. Schielen,
[* 14] das während der Anfälle
selten fehlt. Auch Blödsinn kann sich ausbilden, oder die Anfälle wiederholen sich fort und fort und gehen in wahre Epilepsie
über. Der häufigste Ausgang ist aber vollkommene Genesung, namentlich in den Fällen, wo nicht ein wichtiges
Organ, besonders das Gehirn,
[* 15] tiefer erkrankt ist.
Die Behandlung der Anfälle kann leider wenig eingreifen. Bricht ein eklamptischer Anfall aus, so muß vor allem jede festere
Bekleidung entfernt werden, besonders am Hals; man legt das Kind so, daß es sich keinen Schaden zufügen kann,
gibt reizende Klystiere, macht kalte Umschläge oder Begießungen auf den Kopf und gibt, sobald das Kind wieder schlucken kann,
Baldrianthee oder ähnliche nervenerregende ^[wohl: nervenberuhigende] Arzneimittel. Alles, was das Kind in Aufregung versetzen
könnte, muß vermieden werden. Im übrigen richtet sich die Behandlung nach der veranlassenden Krankheit. Behufs der Verhütung
neuer Anfälle nehme man auf angemessene körperliche Pflege des Kindes Bedacht, lasse Luftveränderung stattfinden, gebe lauwarme
Bäder und sorge besonders für Regulierung des Stuhlganges.
Die der Schwangern und Gebärenden, weit seltener als die vorher beschriebene Krankheit, befällt vorzugsweise Frauen, welche
zum erstenmal schwanger sind, und zwar selten vor dem sechsten Monat, meist erst während des Gebäraktes,
nur zuweilen auch während des Wochenbettes. In der Regel leiden nur kräftige, vollblütige, zugleich aber nervös reizbare
Personen an Eklampsie. Die Ursache dieser Krankheit ist nicht genügend aufgehellt. Auch bei dieser Form von Eklampsie gehen zuweilen Vorboten
voraus, namentlich heftiger Kopfschmerz, Flimmern vor den Augen, einzelne Zuckungen etc. Wenn der Anfall
ausbricht, was in der Regel plötzlich geschieht, so verliert sich das Bewußtsein oft so lange, daß Gebärende von dem ganzen
Geburtshergang nichts wissen, welcher sich während eines Anfalles vollzogen hat.
Gleichzeitig sind während dieser Zeit Zuckungen und krampfhafte Zusammenziehungen der Muskeln vorhanden;
Rücken und Kopf sind nach hinten
gebogen, die Daumen eingeschlagen. Auch hier stellt sich infolge der Atembehinderung Blausucht
ein, Schaum tritt vor den Mund, die Zähne sind übereinander gebissen, und wenn die Zunge zwischen denselben sich einklemmt,
wird sie gewöhnlich stark gequetscht. Der Puls ist überaus schnell und hart, die Kranke trieft von Schweiß,
Kot und Urin werden nicht selten unwillkürlich entleert.
Zusammenziehungen der Gebärmutter
[* 16] fehlen selten dabei, oft wird das Kind sehr schnell, zuweilen tot geboren; manchmal aber
tritt ein krampfartiger Zustand der Gebärmutter auf, ohne daß dadurch die Geburt in ihrem Verlauf befördert wird. Die Anfälle
währen verschiedene Zeit, von einigen Minuten bis zu einer Viertelstunde, und gehen in der Regel in einen
schlafsüchtigen Zustand über, der kürzere oder längere Zeit andauert. Selten bleibt es bei Einem Anfall, derselbe wiederholt
sich vielmehr, wenn er nicht gar schon zum Tod führt, in meist sehr kurzen Zwischenräumen, wodurch die Kräfte
der Patientinnen sehr geschwächt werden und der tödliche Ausgang beschleunigt wird.
Nur bei manchen gehen die Anfälle in ruhigen Schlaf über, aus dem die Kranken zuweilen erst nach längerer Zeit erwachen.
Die Eklampsie gehört zu den gefährlichsten Krankheiten, von welchen schwangere und gebärende Frauen befallen werden können; etwa
ein Drittel aller davon Befallenen sterben an dieser überaus schnell verlaufenden Krankheit. Die Behandlung,
da sie sich nicht gegen die noch unbekannten Ursachen richten kann, ist eine rein symptomatische. Bei heftigem Blutandrang
nach dem Kopf ist ein Aderlaß nicht zu versäumen; reizende Klystiere, Hautreize, sobald es geht, kräftige Abführungsmittel
müssen zur Anwendung kommen; in neuester Zeit hat man mit Glück die Anästhetika, vornehmlich Chloroform,
sowie die Opiate in Anwendung gebracht, um die Krampfanfälle zu verhüten und abzukürzen. Als Regel gilt, den Geburtsvorgang
so schnell wie möglich, unter Umständen durch Wendung und Extraktion des Kindes oder durch Anlegung der Zange,
[* 17] zu beendigen,
weil andernfalls auch das Leben des Kindes neben demjenigen der Mutter aufs äußerste bedroht ist, und
weil man beobachtet hat, daß die eklamptischen Anfälle häufig aufhören, sobald die Geburt erfolgt ist.